Wunderbares Wirrwarr – Krakel Orakel von Topp (Rezension)

Krakel Orakel | Familienspiel | ab 10 Jahren | 2 bis 8 Spielende | Die 7 Bazis | Topp 

Markus war ein guter Kumpel aus der Schulzeit. Er war meine letzte Rettung im Kunstunterricht. Weil ich schon damals zeichentalentfrei durch die Welt stapfte, rettete er mir meine Note immer noch auf ‚ausreichend’. Damals hätte ich mir sehr gewünscht, dass es einen Kunstunterricht für alle gibt, die nicht zeichnen können. Pech gehabt! Doch dafür gibt es jetzt „Krakel Orakel“, ein grandioses Zeichenspiel mit genau diesem Versprechen.    

Spielkarton und Inhalt

 

Das Spiel
Krakel Orakel
ist ein Familienspiel von Die 7 Bazis und bei Topp erschienen. Es ist für 2-8 Spielende geeignet und kann ab 10 Jahren gespielt werden.

In „Krakel Orakel“ ist alles, was du später zeichnen wirst, schon da. Du musst deine zukünftigen Bilder nur in einem scheinbar chaotischen Punkt-Linien-Wirr-Warr schwarz nachfahren. Das machst du auf abwischbaren Spieltafeln mit Folienstiften. Den Begriff, den du kritzeln sollst, bekommst du zufällig über Ausgabenkarten. Die gibt es in zwei Schwierigkeitsgraden. Startet eure ersten Partien auf jeden Fall mit den einfacheren, weißen Hintergründen. Eine Brille oder Flöte sind einfach einfacher zu krakeln als China oder Seuche. Pro Begriff, den es zu zeichnen gilt, haben alle ein Zeitlimit von 2 Minuten. Keine Sorge, das reicht immer, um die eigene Kreativität auf dem Liniengewirr auszudrücken. Dazu nutzt ihr am besten den Timer eures Smartphones. Und dann geht es los damit, in dem scheinbaren sinnlosen Punkt-Durcheinander den ersten Ansatz zu finden.

Beispiel Brille
Wenn du das nicht erkennen kannst, brauchst du eine!

 

Du darfst auf deiner Vorlage überall dort arbeiten, wo die grauen Punkte angedeutet sind. Habe Mut uns setze den Stift an. Gleich entstehen Linien, aus Linien werden Strukturen und aus Strukturen eine Brille. Vielleicht setzt nach einer ersten Phase der Unsicherheit auch deine Kreativität ein und du krakelst gleich mehrere Objekte, die sich einander bedingen. Sei doch einfach mal von dir selbst überrascht, wie viel Talent du loseisen kannst. Die allerwenigsten Personen brauchen die kompletten 2 Minuten. So könnt ihr auch gerne eurem Niveau entsprechend ein bisschen Zeit zu oder abgeben, wenn ihr euch eingegroovt habt.

Auswahl schwierige Begriffe
Hebt euch schwarze Begriffe für später auf.

 

Wer fertig gekrakelt hat, legt sein Kunstwerk in die Mitte, richtet es für die anderen ein wenig aus, damit sie zumindest verstehen, wo oben und unten ist, und legt die Karte mit dem eigenen Begriff wieder verstohlen und natürlich verdeckt auf einen Stapel. Für jede Karte, die dort landet, wird eine zusätzliche Wortkarte verdeckt hinzugefügt, und das ganze auch gemischt. So entsteht dann der Speicher, aus dem ihr gleich Begriffe eliminieren müsst, denn:

Nach dem Krakeln kommt das Orakeln. Jetzt werden die Kunstwerke in der Mitte rundum begutachtet, die ursprünglichen und Karten und die zusätzlichen Schummelkarten wahllos in eine offene Auslage gelegt und es beginnt eine Verlosung. Reihum musst du nun einen der Begriffe eliminieren, weil du glaubst, dass er nicht durch eins der  Kunstwerke dargestellt ist. Tja, lass dir einfach nicht anmerken, wenn niemand deine Brille erkennt. Denke an dein Pokerface und sei dir bewusst: auch im Scheitern liegt Würde. Im Anschluss werden die verbliebenen richtigen Karten euren Meisterwerken zugeordnet und ein paar Punkte ausgeteilt. Fertig ist eine Runde „Krakel Orakel“. Maximal spielt ihr 4 davon, außer ihr orakelt so schlecht, dass die Partie vorzeitig endet.

Fazit

„Krakel Orakel“ nimmt einfach herrlich alle Hemmungen, die du sonst verspürst, wenn du einen Stift in die Hand nimmst. Machen wir uns nichts vor: Malspiele haben eine große Hürde, weil man sich oft nicht bloßstellen will. Bei „Krakel Orakel“ sehen aber alle Ergebnisse wunderbar schief, krumm und minimalistisch aus, egal ob das Talent von Monet in die schlummert oder eine ausgeprägte Mal-Legasthenie. Und ganz ehrlich: so manches Talent entfaltet sich erst in der Krakel-Kunst.

Inhalt
Alles drin, was du für 8 Personen brauchst

 

Schon während der Zeichenphase kommt irgendwie eine gute Stimmung auf. Oft werden Selbstgespräche geführt, jemand jammert oder stöhnt vor sich hin, doch nie schlägt das in negative Energie um. Spätestens, wenn alle Kunstwerke gesichtet und mit den offen ausliegenden Begriffskarten im Kopf abgeglichen werden, hagelt es die ersten Komplimente, weil man sieht, wie klar und präzise manche Zeichnungen geworden sind, obwohl Minimalismus regiert. Aus dieser Stimmung heraus sorgt „Krakel Orakel“ einfach für viele Lacher und positive Momente. Und das nicht nur bei Familien, wie ich festgestellt habe, sondern auch bei Leuten, die sonst nur auf Experten-Niveau unterwegs sind.

Bleibt noch die Frage, ob ich das kooperative Spiel mit allen spielen kann? Das hängt sicher davon ab, wie gut ihr den doch recht kleinen Stift in der Hand führen könnt und ob die Darstellung der Punkte auf euren Maltableaus für euch ausreichend kontraststark ist. So richtig Fahrt nimmt „Krakel Orakel“ ab 5 Personen auf und passt damit eigentlich wunderbar auf jede Familienfeier bei Kaffee und Kuchen oder mit ausreichend Kaltgetränken.

 

Bewertung / Test
+ reißt Hürden ein
+ sorgt für Überraschungen
+ geschmeidiger Spielfluss
– testet mal, ob euch die Punkte kontrastreich genug sind

 

(Eine Rezension von Oli Clemens)


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Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Familienspiele”

Krakel Orakel (2024)

Spielidee: Die 7 Bazis
Grafik: ohne Angabe
Verlag: Topp (Frechverlag)
Anzahl der Spielenden: 2-8 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 10 Jahren
Eigene Altersempfehlung: 10 Jahre passt
Spieldauer: 15-25 Minuten je nach Personenzahl

Generationentauglichkeit: Das hängt sicher davon ab, wie gut ihr den doch recht kleinen Stift in der Hand führen könnt und ob die Darstellung der Punkte auf euren Maltableaus für euch ausreichend kontraststark ist.