Schaffe, schaffe, Mauer baue – Walls of York von Cranio Creations (Rezension)

Die englische Stadt York wird von einfallenden Wikinger-Horden bedroht und muss deshalb von einem sicheren Wall umgeben werden. Als Spieler gilt es nicht nur, möglichst schnell die Vorgaben des Königs zu erfüllen, sondern auch möglichst viele Reichtümer anzuhäufen und die lästigen Überfälle der Wikinger abzuwehren.

Spielablauf:

Walls of York wird über zwei Runden (Zeitalter) gespielt. Vor dem Beginn der ersten Runde werden die Spielflächen vorbereitet. Dazu erhält jeder Spieler vier quadratische, beidseitig mit einem Raster von 8 auf 8 Feldern bedruckte Geländetafeln und vier Bauteile für einen entsprechenden Rahmen. Reihum sucht jeder Spieler eine der Geländetafeln aus, wählt eine Seite und bestimmt die Position sowie die Ausrichtung innerhalb des Rahmens. Am Ende müssen alle Spieler die Geländetafeln gleich angeordnet und identische Spielflächen vor sich haben. Farbige Symbole auf den Tafeln erleichtern dabei die Abstimmung.

Der sogenannte Königsturm – eine dekorative Würfelhilfe, die vor der ersten Partie zusammengebaut werden muss – kommt in die Tischmitte. Der große Bauwürfel, drei kleine Königswürfel, ein Vorrat an Münzen, Mauerstücken und Wikingerplättchen sowie der Königsschild werden in Reichweite aller Spieler bereitgelegt.

Los geht es mit dem sogenannten königlichen Erlass. Die drei blauen Würfel werden von oben in jeweils eines der drei Fächer des Königsturms geworfen. Die Augenzahl der Würfel bestimmt für diese Runde, wieviele Kirchen, Brunnen und Märkte die Spieler mit einer zusammenhängenden Mauer umgeben müssen.

Nun fängt der zufällig bestimmte Startspieler an, den rot-weißen Bauwürfel zu würfeln. Die rote Hälfte der oben liegenden Würfelseite gibt allen Spielern vor, wie viele Mauerstücke sie nehmen und in welcher Form sie sie auf ihrem Spielplan platzieren müssen. Alle Spieler setzen nun gleichzeitig die Mauerstücke auf die Straßen zwischen den Feldern ihrer Geländetafeln und zwar exakt so, wie sie der Bauwürfel vorgibt. Alternativ können sie jederzeit auch nur ein einzelnes Mauerstück nehmen und es nach Belieben platzieren.

Dabei versucht jeder, nicht nur die vorgegebene Anzahl an Gebäuden, sondern auch möglichst viele Münzsymbole und möglichst wenige Wikingersymbole in seine Mauer einzuschließen. Einmal platziert, dürfen die Mauerstücke für den Rest der Spielrunde nicht mehr verändert werden. Nun wird reihum gewürfelt und gebaut, bis der erste Spieler seine Stadtmauer als geschlossen erklärt und in einem komplett mit Mauerstücken umschlossenen Gebiet mindestens die vorgegebene Anzahl von Gebäuden umrandet hat.

Alle anderen Spieler müssen weiter würfeln und bauen, bis es ihnen ebenfalls gelungen ist, ihre Stadtmauer zu schließen und den königlichen Erlass zu erfüllen. Allerdings wird nun bei jedem Wurf des Bauwürfels auch dessen weiße Hälfte gewertet und jeder Spieler mit bereits geschlossener Stadtmauer erhält automatisch die darauf abgebildete Anzahl von Münzen. Die verbleibenden Aushilfsbaumeister tun also gut daran, ihr Gemäuer so schnell wie möglich fertigzustellen.

Nun werden die einzelnen Bauwerke gewertet. Für jedes Feld innerhalb der Stadtmauer, das eine oder zwei Münzen zeigt, erhält der Spieler die entsprechende Anzahl Münzen aus dem Vorrat. Für jeden Wikinger innerhalb der Stadtmauern erhält er eines der Wikingerplättchen. Der Spieler mit den meisten Wikingerplättchen wird von den Wikingern „überfallen“ und muss eines der Wikingerplättchen auf die Rückseite drehen. Dieses stellt ein Überfallplättchen dar und bringt am Ende des Spiels einen Verlust von 5 Münzen ein. Der Rest wandert zurück in den Vorrat. Alle anderen Spieler behalten ihre Wikingerplättchen für die zweite Runde.

Die Spielpläne werden geräumt und die zweite Runde beginnt. Diese läuft genauso ab wie die erste. Am Ende erhält der Spieler mit den meisten Wikingerplättchen wieder ein Überfallplättchen und der mit den wenigsten noch den Königsschild, der einen Bonus von drei Münzen einbringt. Wer die meisten Münzen hat, gewinnt das Spiel.

Spielgefühl:

Walls of York ist eine nette Tüftelei, deren Spielprinzip eigentlich wunderbar für ein kleines „Roll and Write“ – also ein Spiel, bei dem das Ergebnis des Würfelwurfs auf einem Blatt Papier eingezeichnet wird – gepasst hätte. Stattdessen wurde die simple Mechanik mit schickem Spielmaterial zur Schachtelgröße eines ausgewachsenen Familienspiels aufgebläht, was bei dem ein oder anderen Käufer die falschen Erwartungen wecken könnte.

Die Spieler puzzeln recht eintönig und eremitisch vor sich hin, bis es alle geschafft haben, ihre Stadtmauer zu schließen. Je nach Konstellation der Geländetafeln und der vorgegebenen Gebäudeanzahl kann dies angenehm schnell gehen aber auch quälend lange dauern. Einzig der Kniff mit den Münzen, die alle Spieler mit geschlossener Stadtmauer erhalten, so lange noch ein Baumeister mit der Vollendung seines Werkes beschäftigt ist, bringt etwas Zeitdruck ins Spiel und sorgt dafür, dass so etwas wie Spannung aufkommt.

Fazit:

In Anbetracht des Verkaufspreises steckt sehr wenig Spiel hinter den pompösen Mauern von Walls of York. Es ist ein kurzweiliges, hübsch anzusehendes Puzzlespiel für zwischendurch, das den Anschein von etwas viel Größerem erweckt, als es tatsächlich ist. Das tut sicher niemandem weh, übt aber auch keinen besonders hohen Wiederspielreiz aus und wird daher auch kaum jemanden nachhaltig beeindrucken.

Bewertung:
+ Tolle Ausstattung
+ Sehr schnell zu erlernen
– Eintönig
– Mitunter zu lang

Hinweis zur Gender-Formulierung: Bei allen Bezeichnungen, die auf Personen bezogen sind, meint die gewählte Formulierung beide Geschlechter, auch wenn aus Gründen der leichteren Lesbarkeit nur die weibliche oder männliche Form wurde.

(Eine Rezension von Marco Dirscherl)

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Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Familienspiele”

  • ... Altergruppe bis 12 Jahre
  • ... Altersgruppe 13 bis 49 Jahre
  • ... Altersgruppe 50 bis 75 Jahre
2.2

Walls of York (2018)

Autor: Emiliano Venturini
Grafik: Sabrina Miramon
Verlag: Cranio Creations
Spielerzahl: 2 bis 4
Altersempfehlung Verlag: ab 8 Jahren
Spieldauer: ca. 30 min