Swindler | Familienspiel | ab 10 Jahren | 2 bis 4 Spielende | Matthias Cramer | Edition Spielwiese im Vertrieb von Pegasus
Wir sind Diebe im viktorianischen London und stehlen im Auftrag. Mit unserer Beute erfüllen wir diese Aufträge oder bringen sie zum Hehler. Swindler heißt übersetzt Beutelschneider. Doch statt Taschen aufzuschneiden greifen wir die „reichen Säcke“ ab. Aber Vorsicht!
Das Spiel
Swindler ist ein Familienspiel von Matthias Cramer und bei Edition Spielwiese im Vertrieb von Pegasus erschienen. Es ist für 2 – 4 Spielende geeignet und kann ab 10 Jahren gespielt werden.
In der Tischmitte liegt der Spielplan, der Platz bietet für die Auftragskarten, die Hehlerplättchen, die Komplizenkarten und für die berühmte „Cramerleiste“, die Punkteleiste. Jede:r Spielenden bekommt einen Charakter mit männlicher oder weiblicher Figur, je nach Vor- oder Rückseite. Diese Charaktere unterscheiden sich nicht. Doch bekommt jede:r noch eine Meisterdiebkarte mit einer individuellen Fähigkeit, die erst nach einer Anzahl von erfüllten Aufträgen zur Verfügung steht.
Die Charakterkarte enthält zum einen eine praktische Rundenübersicht als auch eine Übersicht, welche Schätze sich in welchem farbigen Beutel befinden.
Mit den Markern des eigenen Charakters kann ich als Erstes maximal drei von den vier ausliegenden Aufträgen reservieren. Schaffe ich den Auftrag, kann ich so an die Karte und an die Siegpunkte kommen. Schaffe ich ihn nicht, kann es ein:e andere:r Spielende versuchen und meinen Marker zurückgeben. Das bedeutet für mich den Verlust von zwei Siegpunkten.
Meine Hauptaktion besteht darin, mir einen der fünf Säcke auszusuchen und unbesehen Beute daraus zu ziehen. Die Wahl des Beutels kann der Auftrag quasi vorgeben oder ich entscheide nach Risiko. Es ist für alle ersichtlich, welche Beutestücke bereits erfolgreich entnommen wurden und mit der Übersicht kann ich daraufhin mein Risiko abschätzen. In jedem Sack liegt ein Totenkopf, im schwarzen sogar zwei. Ich darf weiterziehen solange ich keinen Totenkopf ziehe. In dem Fall sind alle Beutestücke dieser Farbe (so sind sie leicht zu unterscheiden, in welchen Sack sie gehören), auch die aus meinen vorherigen Beutezügen wieder zurück in den Sack zu werfen.
Habe ich als erstes einen Totenkopf gezogen, bekomme ich zum Trost eine Münze. Diese Risikoabwägung beim Ziehen aus dem Beutel erinnert natürlich an die „Quacksalber von Quedlinburg“. Ansonsten ist Swindler ganz anders.
Nach dem Abarbeiten der wenigen Auftragskarten A kommen die Auftragskarten B ins Spiel. Nach beendetem Zug wird vom Nachziehstapel nachgelegt. Da gibt es leichtere und schwierigere Aufträge mit entsprechender Punktezahl. Einige davon geben neben der Punktezahl auch einen Steckbrief. Der spielt dann themengerecht eine Rolle wenn statt eines Auftrages eine Karte „Polizeirazzia“ gezogen wird. Diese sind unterschiedlich. Es kann passieren, dass ich Beuteplättchen abgeben muss oder bei entsprechender Anzahl an Steckbriefen für eine Runde in den Kerker muss, sprich aussetzen muss.
Doch zurück zur Beute: anstatt sie zum Erfüllen von Aufträgen zu verwenden -manchmal passt es halt nicht und die zu behalten ist ein gewisses Risiko- kann ich sie beim Hehler verkaufen. Die Angebote der Hehler zeigen drei Plättchen mit Beutemotiven und dem gebotenen Preis. Besonders lukrativ ist es, ein Hehlerplättchen abzuschließen. Selbst wenn die Beute vorher von anderen Spielenden stammt: wird ein Plättchen voll, gibt dies zwei Siegpunkte und es wird nachgelegt.
Einen weiteren Kniff bringen die Komplizenkarten. Am Ende meines Zuges habe ich die Möglichkeit, gegen eine Münze eine davon zu kaufen. Dafür kann ich auch Beuteplättchen mit Münzen verwenden. Die Komplizen bringen besondere Vorteile, manche sind recht stark.
Das Spiel endet ja nach Spielerzahl nach einer Anzahl von erfüllten Aufträgen, die jemand erreicht hat. Danach zählen übrige Münzen als Siegpunkte. Die Ausstattung mit insgesamt sechs Münzen kann zu knapp sein. Da muss man sich behelfen. Wer das Spiel beendet, erhält hier keinen besonderen Bonus, es zählt am Ende die Siegpunktzahl.
Fazit
Zunächst einmal: das Spiel ist sehr stimmig, ebenso stimmig ist die graphische Umsetzung und das Material. Das wurde mit Herzblut entwickelt und produziert. Natürlich ist es glückslastig. Das passt zum Thema und zum Spiel. Doch ist es kein reines Glücksspiel, die Risikoabwägung macht den Reiz aus. Es ist immer jemand dabei, der partout keinen Totenkopf zieht und jemand anders greift ihn spätestens beim zweiten Beuteplättchen. Das kann frustrieren oder anreizen, beim nächsten Zug ein höheres Risiko einzugehen um den Abstand auf der Siegpunktleiste aufzuholen.
Die Altersangabe mit „ab 10 Jahren“ ist richtig angesetzt. Es erfordert schon Frustrationstoleranz. Zudem sind die Texte nicht alle auf Anhieb verständlich. Man muss sie oft ein zweites Mal und langsam lesen. Es gilt im Kopf zu behalten, welche Möglichkeiten mir die Meisterdiebfähigkeit gibt und welche Möglichkeiten die Komplizenkarten auf der eigenen Hand. Hier wäre es zu Ungunsten der Graphik besser gewesen mit Ikonographien zu unterstützen.
Im Spiel zu Viert abends war es schwierig, die Spielfiguren als Punktemarker voneinander zu unterscheiden. Sie haben alle die gleiche Form und haben den gleichen dunklen Hintergrund. So waren auch die Auftragskarten nicht für alle gut lesbar, vor allem für den:die Spielenden welche die Karten kopfüber sehen. Auch hier wären zusätzliche Symbole hilfreich. Die Beuteplättchen sind hingegen gut zu unterscheiden.
Swindler ist witzig und macht Spaß. Es kann halt passieren, dass man mehrmals hintereinander Pech hat beim Ziehen und man somit abgeschlagen hinten liegt. Zudem kommen bei nicht erfüllten Aufträgen oft die Minuspunkte hinzu, wenn die Mitspielenden den gleichen Auftrag wollen.
Wegen der genannten Einschränkungen ist es weniger generationentauglich.
Bewertung / Test
+ witziges Thema stimmig umgesetzt
+ mehr Glück als Taktik, doch spannend
– kann bei permanentem Pech frustrierend sein
(Eine Rezension von Paul Theisen)
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Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Familienspiel”
Swindler (2022)
Spielidee: Matthias Cramer
Grafik: Lisa Forsch
Verlag: Edition Spielwiese im Vertrieb von Pegasus
Anzahl der Spielenden: 2 – 4
Altersempfehlung Verlag: ab 10 Jahren
Spieldauer: 45 Minuten
Generationentauglichkeit: spieltechnisch ja, doch sind die Schriften zumeist zu klein. Die Spielfiguren sind schwierig zu unterscheiden.
Pädagogisch wertvoll: