Zählen kann auch Spaß machen – „Hadara“ von Hans im Glück (Rezension)

Wenn bei einem Spiel einfach nicht die richtigen Karten kommen wollen, dann hadert man mit seinem Glück, man wird zum Haderer, mundartmäßig gesprochen zum „Hadara“. Das kann man auch in diesen Spiel werden, wie ja schon der Titel „Hadara“ verrät.

Zugegeben, das war keine Einleitung für die Ewigkeit. Und der Titel „Hadara“ bedeutet sicher etwas ganz anderes. Dass man aber schon etwas Glück benötigt in diesem Spiel und man tatsächlich gerade zum Ende hin mit seinem Schicksal hadert, dass stimmt schon.

Aber damit ist eigentlich schon alles Negative über dieses Spiel gesagt. Hans im Glück bringt uns ein leichtes Kennerspiel auf den Tisch, das ebenso gut für etwas spielerfahrene Familien und auch für interessierte Gelegenheitsspieler locker spielbar ist. Man darf sich nicht abschrecken lassen über die Anzahl der verschiedenen Karten. Alle sind sehr eindeutig beschriftet und letztlich dank der einfachen Regeln locker spielbar ohne viel Regelwerk zu lesen. Die Spielregeln sind – typisch Hans im Glück – sehr ausführlich und lückenlos. Da bleiben keine Fragen offen.

Wie spielt sich das Spiel und wie gewinne ich? Das Spiel hat drei Runden mit je zwei Phasen. Beide Phasen laufen fast gleich ab, so dass man insgesamt sechs nahezu gleiche Abläufe hat. Man zieht zwei Karten, eine davon muss man in der ersten Phase für die zweite Phase ablegen, mit der zweiten Karte kann man arbeiten. Das heißt, entweder gegen Geld tauschen oder in seine Ablage legen. In letzterem Fall erhöht man eine oder mehrere der Leisten auf seinem Spieltableau. Es gibt vier Leisten (Einkommen, Militär, Kultur und Ernährung). Auf den Karten deutlich lesbar steht, auf welcher Leiste ich vorwärts ziehen darf.

Dabei ist jede Leiste irgendwie wichtig. Einkommen bringt Geld und Geld benötigt man, um die Karten bezahlen zu können, die ich anlege. Militär bringt mir Provinzen und die bringen Vorteile oder Geld. Kultur lässt mich Büsten meißeln, die bringen gute Vorteile oder Punkte. Ernährung schließlich bestimmt, wieviele Karten ich in meiner Ablage haben darf. Am Ende jeder Phase kann ich dann noch Siegel gegen Geld kaufen, die mich erreichte Ziele am Ende doppelt werten lassen.

Das Spiel dreht sich darum, diese Leisten mitsamt ihren möglichen Vorteilen so geschickt zu kombinieren, dass man am Ende die meisten Puntke erreicht. Und Punkte gibt es für alles mögliche. Das ist gut, denn dadurch ergeben sich unterschiedliche Siegstrategien. Und das ist schlecht, denn man kann während dem Spiel kaum abschätzen, wer wieviel vorne liegt. Man hat vielleicht seine eigenen Punkte im Überblick, aber die aller Spieler zu zählen, ist zu aufwändig. Denn zählen und rechnen muss man viel in dem Spiel. Wieviel kostet eine Karte, abzüglich der Ermäßigung, wenn ich bereits Karten auf der gleichen Leiste liegen habe? Wieviele Schritte brauche ich auf den Leisten noch, um bestimmte Boni zu erreichen? Wieviel Geld brauche ich am Ende der Runde, um mir die wertvollen Siegel kaufen zu können?

Viel Rechnerei, aber auch nicht zu viel, als dass der Spielspaß dadurch geschmälert wird. Denn Spaß macht das Spiel. Weil es so locker zu spielen ist. Der Ablauf ist übersichtlich und geradlinig. Nur grübeln muss man immer wieder. Welche Karte wähle ich, nehme ich Geld oder lege die Karte an, auf welche Leiste konzentriere ich mich, lege ich eine Karte für die zweite Phase zum Nachziehen ab, dann bekommt sie vielleicht einer meine Mitspieler, oder werfe ich sie lieber ab und damit raus aus dem Spiel? Spannende Entscheidungen sind zu treffen. Aber selbst Zugoptimierer können den Spielfluss nicht wesentlich stoppen.

Das Spiel ist für zwei bis vier Spieler, je mehr aber mitspielen, desto besser wird das Spiel. Da man die jeweils erste Phase gleichzeitig spielen kann, ergibt sich auch eine sehr intensive Spielzeit, denn man ist eigentlich ständig am Zug. In der zweite Phase, in der nacheinander Karten von den Nachziehstapeln gezogen werden, die in der ersten Phase abgelegt werden, kann es schon mal zu Grübelanfällen kommen, die man aber gerne nutzt, um seinen eigenen Zug vorzubereiten.

Zwar sind alle drei Runden gleich, es kommen in jeder Runde neue teurere und mächtigere Karten dazu, der Ablauf bleibt aber derselbe und man konzentriert sich auf die Weiterführung seiner Strategie. Für Kennerspieler auf die Dauer etwas zu wenig, da freut man sich auf eine Erweiterung, wenn denn eine kommt. Für erfahrene Familienspieler aber genau richtig.

Wiederspielreiz ist geboten, denn die Kartenstapel sind jedesmal neu gemischt und an welchem Startort man beginnt, bestimmt meist auch die eingeschlagene Strategie. Nach ein paar Spielen kann man bereits gut abschätzen, welche Leiste einem wann im Spiel richtig hilft, und so kann man Spiel für Spiel seine eigene Strategie verfeinern oder Neues ausprobieren. Schnell gespielt lädt es zur sofortigen Wiederholung ein.

 

FAZIT

Hadara von Benjamin Schwer, Grafiken von Dominik Mayer, für 2-5 Spieler ab 10, erschienen 2019 bei Hans im Glück, ist ein Kartenspiel, mit dem man seine Auslage erweitert und so auf vier verschiedenen Leisten Fortschritte macht. Viele Möglichkeiten, Punkte zu sammeln, ermöglichen sehr unterschiedliche Spielweisen. Da das Spiel sehr übersichtlich ist, kann es locker gespielt werden, der Spielfluss wird kaum durch Grübler gebrochen.

Viel Rechnen schmälert den Spielspaß kaum und für erfahrenere Gelegenheitsspieler und Kennerspieler, die mal leichtere Kost auf dem Tisch haben wollen ein schönes lockeres Kartenspiel, das aber ein paar Partien braucht, um in die Tiefe vorzudringen. Dank des tollen Spielmaterials, der wirklich übersichtlichen Gestaltung, ein Spiel für alle Altersgruppen. Großes Lob an die Grafik im Spiel: So gestaltet man ein schön anzuschauendes, zum Spielen einladendes Spiel UND trotzdem sind die spielentscheidenden Informationen klar und deutlich sichtbar.

Meiner Meinung nach ein Spiel, das sich in der eigenen Sammlung gut macht und gerne und oft auf den Tisch kommen darf.

 

BEWERTUNG

+ absolut gelungene Spielgrafik, schön und spielunterstützend (vorbildlich!)
+ perfektes Material
+ einfache Spielregeln, schnell gelernt
+ auch bei Grüblern schnell und locker gespielt
+ hoher Wiederspielreiz
+ Glücksanteil vorhanden (genau im richtigen Maß)
– immer wieder zählen und rechnen kann lästig werden

 

Hinweis zur Gender-Formulierung: Bei allen Bezeichnungen, die auf Personen bezogen sind, meint die gewählte Formulierung beide Geschlechter, auch wenn aus Gründen der leichteren Lesbarkeit nur die weibliche oder männliche Form verwendet wurde.

(Eine Rezension von Gerhard Hany)

Wichtige Informationen zu unseren Rezensionen (KLICK)

 

Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Kennerspiel” 

  • ... Altergruppe bis 12 Jahre
  • ... Altergruppe 13 bis 49 Jahre
  • ... Altergruppe 50 bis 75 Jahre
4.8

Hadara

Autor: Benjamin Schwer
Grafik: Dominik Mayer
Verlag: Hans im Glück
Spieleranzahl: 2-5 Spieler
Altersempfehlung Verlag: Ab 10 Jahren
Eigene Altersempfehlung: Jederzeit auch ab 8 (für spielerfahrene Kids) spielbar
Spieldauer
: 60 Minuten

Generationentauglich
: sehr geeignet dank der übersichtlichen Grafik. Zählen und Rechnen im Spiel kann weniger spielerfahrene Spieler fordern.