Vampire Nights | Familienspiel | ab 10 Jahren | 2 bis 4 Spielende | David Ausloos | Ludolux
Vampire haben Saison, eigentlich immer und dann manchmal gegen Ende Oktober noch etwas mehr. Während es Geschichten gibt, wo sich Vampire verlieben oder als Freunde dargestellt werden ist die Grundhaltung meist eher von Gefahr und Weglaufen dominiert. Das ist im Spiel „Vampire Nights“ aus dem Hause Ludolux nicht anders. Wir alle fliehen aus dem Herrenhaus durch ein Labyrinth aus Türen – was steckt dahinter? Auf unserem Weg retten wir Dorfbewohner, finden Schätze und stellen uns dem, was eben hinter der Tür lauert. Komm mit und bleib dicht hinter mir – ich bin nun schon ein paar Mal gelaufen und kenne da einen Weg!
Das Spiel
Vampire Nights ist ein Familienspiel von David Ausloos und bei Ludolux erschienen. Es ist für 2-4 Spielende geeignet und kann ab 10 Jahren gespielt werden.
Bereits die Optik der Schachtel und ihre Farbgebung erinnern irgendwie an ein Märchenbuch für Kinder aus längst vergangenen Zeiten, der bedrohliche Vampir wird als Silhouette im Hintergrund erst auf den zweiten Blick wahrgenommen. Die Spielschachtel ist randvoll gefüllt mit Material für 2 – 4 Personen. Ausrüstungs- und Bisskarten, Plättchen aus Pappe, die Start und Ziel markieren sowie und davon eine ganz gewaltige Menge die Plättchen, die wir im Laufe einer Partie über 3 Runden aufdecken werden.
Zu Beginn einer Partie starten alle Personen in den Räumen des Herrenhauses und sind bemüht ihren Weg durch die Räume in den Garten zu finden. Die Zugmöglichkeiten sind dabei recht einfach: Nach links, nach rechts, nach vorne – jedoch niemals zurück. Stoße ich dabei auf einen leeren Raum so überspringe ich ihn. Wenn 1 Spielfigur mehr als Personen im Garten ankommt – denn in jeder Farbe gibt es zwei – oder wenn alle Personen gepasst haben endet ein Durchgang. Nach kurzer Beutezugphase wird die nächste Runde vorbereitet, in der alle 2 Ausrüstungskarten hinzugewinnen und schon startet die nächste Runde. Am Ende von Durchgang 3 werden Punkte gezählt und als ob dem Herrenhaus entkommen zu sein nicht schon Triumph genug wäre, gewinnt die Person mit den meisten Punkten.
Wann immer ich ein Plättchen mit einer Tür betrete, so decke ich es auf und stelle mich der Begegnung. So finde ich Dorfbewohner, die am Ende der Runde gerettet werden können. Mit der passenden Ausrüstung auch sofort. Decke ich hingegen ein Vampirplättchen auf, so stelle ich mich der Gefahr. Entweder es findet sich in meinem Rucksack etwas, womit ich ihn abwehren kann oder ich werde gebissen. Dann ziehe ich eine Bisskarte und muss dafür eines meiner Plättchen abwerfen. Ich habe keins? Glück gehabt! Gebissen werde ich trotzdem.
Hier kommt ein weiteres Spielelement hinzu – manche der Bisskarten verwandeln mich in einen Vampir wenn ich 2 oder mehr von ihnen im Laufe des Spiels gezogen habe. Und als Vampir gelten etwas andere Wertungsregeln für die Punkte bei Spielende. Diese Verwandlung halte ich jedoch geheim – niemand anderes erfährt, was meine Bisskarte mit mir gemacht hat.
So ziehen wir unsere Spielfiguren im Uhrzeigersinn stets ein Feld weiter, bis entweder eine Figur mehr als Personen am Tisch den Garten erreicht hat, oder mit allen Figuren gepasst wurde. Das löst dann sofort das Ende einer Runde aus. Da die Plättchen in Reihen gelegt wurden wird nun beginnend bei der ganz linken Reihe die Beute verteilt. Wer zuerst im Garten ankam, beginnt dabei in dieser Reihe zu wählen. Alle anderen der gleichen Reihe folgen gemäß ihrer Platzierung.
Dabei dürfen nur Plättchen ausgewählt werden, die die Spielfigur auch erreicht hat. Wer früher gepasst hat, um weniger Vampiren zu begegnen, hat eben auch weniger gesehen … So wandern die Plättchen Reihe für Reihe in die Beutestapel der Personen am Tisch. Womit spätestens ab jetzt klar sein dürfte, warum ein Biss schmerzhaft ist – im wahren wie im übertragenen Sinne – denn genau diese Plättchen verliere ich im Falle eines Bisses.
Das Zünglein an der Waage sind hier die Ausrüstungskarten. Als Salz in der Suppe geben Knoblauch, Holzpflock, Fackel und Co mir eine Vielzahl an Möglichkeiten, wenn ich ein Plättchen betrete: Entweder ich kann einen Schatz direkt aufnehmen, einen Dorfbewohner direkt retten oder einen Vampir blockieren oder sogar unschädlich machen, um nur mal 3 der Optionen zu nennen. Leider ist Ausrüstung – ganz anders als in so manchem Adventure der 90er Jahre – streng limitiert und mir stehen nur 3 Gegenstände zur Verfügung.
So bin ich stets ein wenig im Zwiespalt: Entscheide ich mich für A) ich renne vorneweg und decke Plättchen auf und laufe Gefahr wertvolle Beute zu verlieren um dann als erster im Garten zu sein oder bleibe ich B) kalkulierend einen Schritt dahinter in Reichweite und folge wenn die Luft rein ist, verliere nichts, gewinne dafür auch weniger. Und dann ist da noch die Option als Vampir dann noch die verfluchten Steine zu sammeln. Für Möglichkeiten ist also gesorgt. Überraschungen inklusive!
Das Spielmaterial ist weder zu klein noch zu groß. Das Thema „Vampire“ ist durch Buch, Film und nicht zuletzt Halloween keines, was man in einer Nische lange suchen müsste. Die Illustration und Gestaltung ist wunderschön und täuscht dadurch manchmal dahingehend, es könne sich um ein Kinderspiel handeln. Das Einstiegsalter ab 10 erscheint gerechtfertigt. Etwas hakelig ist es dann doch zu Beginn der ersten Partie, denn die Symbolik ist in der Form zwar gut gewählt und einleuchtend, jedoch ist es viel Neues zu Beginn. Spätestens gegen Ende der ersten Partie, die viele ja auch gern als „Lernpartie“ bezeichnen, sitzt die Ikonografie und einer zweiten Runde steht bei 30 – 45 Minuten Spielzeit nichts im Wege. Wenn das Einstiegsalter ab 10 Jahren dem nicht im Wege steht und die Ikonografie zügig verstanden wird, dann spielen hier Jung und Alt an einem Tisch mit viel Spannung.
Fazit
Weder begeistern mich Vampire, noch schrecken sie mich ab und so ist es auch als ein großes Plus für „Vampire Nights“ zu verstehen, dass ich hier darüber schreibe. Hier wirkt alles ein bisschen anders – die Optik der Schachtel ist bunt und doch irgendwie wieder anders bunt als ich es bisher wahrgenommen habe. Das Spieldesign selbst wirkt ebenso unverbraucht und ist dabei sehr eingängig. Beinahe in bester „Dungeons & Dragons“-Art erkunden wir die Räume und finden entweder Beute („Loot“) oder eben Widersacher.
Der Kampf ist dabei kinderleicht – entgegne was oder werde gebissen mit allen Konsequenzen – das wirkt mitunter etwas frustrierend, weil ich nicht immer mit der passenden Ausrüstung starte und auch kaum welche hinzugewinne. Was nützt meine Fackel, wenn ich vor einem Vampir stehe? Bevor du länger grübelst: In „Vampire Nights“ nichts – hier wurde zugunsten der Spielbarkeit auf Geradlinigkeit geachtet und genau die macht es so schön schnell mitgespielt und hält auch die Dauer einer Partie im angenehmen Rahmen.
Der Anspruch steht irgendwo beim gehobenen Familienspiel und wird stellenweise sogar im Einsteigerbereich des Kennerspiels gesehen. In den vielen Testpartien, die hier in diesen Text einfließen, stellte sich eine zunehmende Sicherheit im Umgang mit der Ikonografie ein. Die taktischen Möglichkeiten variierten zum Einen von der Anzahl der Personen am Tisch und auch der Spielweise der anderen. „Vampire Nights“ zeigt, wie vielfältig ein vergleichsweise kleines Spiel sein kann. Wer die erste Partie erfolgreich übersteht, wird auch hier ein kurzweiliges Spiel entdecken und vermutlich mit Freude weitere Taktiken ausprobieren.
Bewertung / Test
+ Spielmaterial und -gestaltung fordern zum Spielen auf
+ Einfache Spielregeln
+ Verschiedene Taktiken möglich
+/- Eindeutige und gute Ikonografie braucht einen Moment zum Verstehen
– Gefühl „abgehängt zu sein“ tauchte im 4 Personen Spiel häufiger auf
(Eine Rezension von Tobias Mallock)
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Vampire Nights (2024)
Spielidee: David Ausloos
Grafik: David Ausloos
Verlag: Ludolux
Anzahl der Spielenden: 2 – 4 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 10 Jahren
Spieldauer: 30 – 45 Minuten
Generationentauglichkeit: Das Spielmaterial erlaubt es, das Einstiegsalter und das Thema limitieren es evtl. geringfügig.