Abrakadabrien | Familienspiel | ab 8 Jahren | 2 bis 6 Spielende | Marc-Uwe Kling | KOSMOS
Liest man den Autorennamen, dazu den Spieltitel und betrachtet man das Cover weckt das Erwartungen und Assoziationen. Die werden so nicht erfüllt, trotzdem oder gerade deswegen ist „Abrakadabrien“ eine Perle. Was mich daran begeistert hat, lest ihr in dieser Rezension.
Das Spiel
Abrakadabrien ist ein Familienspiel von Marc-Uwe Kling und bei Kosmos erschienen. Es ist für 2 – 6 Spielende geeignet und kann ab 8 Jahren gespielt werden.
Aha, verdeckt Karten auslegen, also ist das Spiel ähnlich wie Skyjo? Eher nein! Die Rückseiten zeigen die Kartenart, aber nicht deren Wert. Die braunen Schatzkarten verraten nichts, erst beim Umdrehen sehe ich Wert und Kartenart. Es gilt durch Aufdecken, Austauschen und Verschieben bestimmte Konstellationen zu erreichen.
Wir spielen gleichzeitig und nehmen die Karten vom Ablagefeld der Person rechts von uns, nachdem wir unsere abgelegten Karten auf das linke Feld gelegt haben. Das sind im Normalfall zwei Karten, im Spiel zu zweit vier Karten. Nun wählen wir unsere Aktion:
- eine Handkarte mit einer Karte aus der eigenen Auslage tauschen und offen hinlegen
- eine verdeckte Karte aufdecken oder
- zwei orthogonal benachbarten Karten der eigenen Auslage tauschen
Ziel ist es, eine dieser Konstellationen offener Karten zu erreichen:
- die roten Karten (Wächter) in den Ecken, alles unterschiedliche Zahlen
- die grünen Karten (Wald) in einem 2×2-Block, ebenfalls unterschiedliche Zahlen
- die blauen Karten (Fluss) in einer Zeile in aufsteigender Reihenfolge
- die gelben Karten (Turm) in einer Spalte von oben nach unten in absteigender Reihenfolge
Dann erfolgt ein „Stopp!“-Ruf, nachdem alle ihre Handkarten weitergegeben haben. Das Bild wird dann in den eigenen Siegesstapel abgeräumt. Es zählen da die Münzen in der rechten unteren Ecke. Die braunen Schatzkarten zeigen dabei zwei Münzen. Nun wird vom Nachziehstapel nach fester Reihenfolge nachgelegt und je nach Bild gibt es einen kleinen Bonus. Bei dem gezeigten Beispiel mit den Wächtern heißt das, drei verdeckte Karten anschauen zu dürfen.
Das Spiel geht solange, bis der Nachziehstapel aufgebraucht ist. Je nach Personenzahl kommen mehr oder weniger Karten ins Spiel. Im Karton gibt es einen bestimmten Platz für die Stapel der entsprechend markierten Karten. Super!
Es spielt sich nach Personenzahl unterschiedlich. Zu zweit bekomme ich ja den abgegebenen Stapel beim übernächsten Mal wieder zurück um maximal eine Karte verändert. Somit lässt sich etwas vorplanen. Bei mehr Personen sind es ja nur zwei Karten, die weitergegeben werden, da kann ich nur die weiterwandernden Rückseiten der Karten beobachten und schauen, dass ich nicht gerade das sammle, was die Mitspielenden auch sammeln. Es kann ein Vorhaben auch daran scheitern, dass mögliche fehlende Karten gerade nicht im Umlauf sind. Also heißt es, flexibel bleiben und umschwenken.
Sind ein paar Partien gespielt, dürfte es Zeit werden für die beigefügten Erweiterungen. Da gibt es die vier Geisterkarten mit A- und B-Seiten in unterschiedlicher Version, die verschärfen den Wettlauf.
Die stärkste Erweiterung sind die Auftragskarten. Davon gibt es drei Stapel und wir bekommen von jedem Stapel eine. Die Erfüllung der Aufgaben ist nicht ganz einfach, sie korrespondieren oft nicht mit den regulären Aufgaben. Es reizt die Punktezahl und der aufgedruckte Bonus, doch manchmal dauert es einfach zu lange und man widmet sich lieber den regulären Aufgaben bis sich eine günstige Konstellation ergibt. Nach Erfüllung gibt es eine neue Aufgabenkarte der gleichen Kategorie.
So ist es mir passiert, das die passenden Karten für die angestrebte Aufgabe gerade gar nicht im Umlauf waren. Oder ich hatte eine Aufgabe mit Wächtern, die aber schon mehrmals gewertet waren, somit wurde es unwahrscheinlich, diese Aufgabe erfüllen zu können. Die Punkte aus den Auftragskarten sind oft siegentscheidend, müssen es aber nicht sein.
Wem das immer noch nicht reicht, kann die Ereigniskarten hinzunehmen, von denen drei nach vorgegebenem Schema in den Nachziehstapel einsortiert werden. Das bringt unangenehme oder angenehme Überraschungen. Um konfrontativer zu spielen lassen sich die Portale, die Ablagefelder auf die rote Seite drehen. Das verändert die Boni beim Erfüllen eines Bildes. Und zu guter Letzt ist noch eine Team-Variante und eine Stress-Variante in der Anleitung vorgeschlagen.
Die Qualität des Materials ist gut. Die für ein Kartenspiel eher große Schachtel bietet eine sinnvolle Innenunterteilung. Die Anleitung ist gut verständlich mit deutlichen Illustrationen und Tipps in Sprechblasen. Auf der Titelseite wird auf die Kosmos-Erklär-App hingewiesen. Dort findet man zahlreiche Spielanleitungen. Ich fand das Video zu „Akadabrien“ hervorragend. Man kann nach dem Anschauen sofort loslegen.
Fazit
„Abrakadabrien“ hat nichts mit Zaubern zu tun und hat nichts mir den Känguru-Blödeleien des Autors zu tun. Auch die anfängliche Assoziation mit „Skyjo“ verfliegt schnell. Das modulare System mit den beigefügten Erweiterungen erlaubt nach dem schnellen Einstieg dank einfacher Regeln ein Ausbau zum Kennerspiel. Dies braucht es aber nicht zwingend. „Abrakadabrien“ weiß auch in der Grundversion zu überzeugen.
Die Portalkarten sind nützlich als Feld für die weitergegebenen Karten, verdecken aber gleichzeitig die Ikonographie für die Boni. Das ist nicht weiter schlimm. Wichtiger sind sie für den Spielrhythmus. Kommt es zur Unterbrechung, weil jemand eine Aufgabe erfüllt hat, sollten alle ihre Karten auf das Portal gelegt haben. Ansonsten wird unklar, wer die Aktion bereits gemacht hat oder nicht. Auch bei gleichzeitigem Spiel sind ja nicht alle gleich schnell. Beachtet man den Rhythmus, die neuen Karten erst zu nehmen, wenn alle abgelegt haben und eine Wertung auch erst dann auszurufen, läuft das Spiel wunderbar. Diese kleine Disziplin einzuhalten ist wichtig. Bei der Stressvariante geht es indessen wild durcheinander, das geht nur mit den passenden Leuten.
Zu zweit ist „Akakadabrien“ taktischer, mit mehr Personen unplanbarer. Beides hat seinen Reiz, vor allem wenn man die Aufgabenkarten dazunimmt. Denn dann wird aus einem netten Familienspiel ein spannendes Rennen auf Kennerniveau. So oder so hat es mich überzeugt und ich freue mich darauf, es weiteren Spieleinteressierten zu zeigen. Gelernt ist es gleich!
Bewertung / Test
+ leichter Einstieg, interaktiv
+ enthaltene Module sind durchdacht und reizvoll
– der Ablauf erfordert etwas Disziplin, bzw. Einübung
(Eine Rezension von Paul Theisen)
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Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Familienspiele”
Abrakadabrien (2022)
Spielidee: Marc-Uwe Kling
Grafik: Johannes Lott und Katharina Fuchs
Verlag: KOSMOS
Anzahl der Spielenden: 2-6
Altersempfehlung Verlag: ab 8 Jahren
Eigene Altersempfehlung: die Erweiterungsmodule würde ich erst ab 10 Jahren hinzunehmen
Spieldauer: 20-30 Minuten
Generationentauglichkeit: im Grundspiel ja, bei den Erweiterungen könnte die Schrittgröße auf den Karten entgegenstehen.