Von Bären und Raben – Der König des Waldes von Steinbock Brettspiele (Rezension)

Der König des Waldes | Familienspiel | ab 10 Jahren | 2 bis 4 Spielende | Louis Borchert | Steinbock Brettspiele 

„I bin so schön, I bin so toll. I bin der Anton aus Tirol!“ Wer sicht so schmerzfrei selbst charakterisiert, wie DJ Ötzi, geht mit gut ausgeprägtem Ego durch die Welt. Beim Kartenspiel „König des Waldes“ wollen wir das stärkste, das klügste, das schönste und nicht zuletzt das einflussreichste Tier im Wald werden. Und mit diesem Selbstanspruch hauen wir den anderen eine Intrige nach der anderen um die Ohren.

Spieleschachtel
Das Spiel
Der König des Waldes
ist ein Familienspiel von Louis Borchert und bei Steinbock Brettspiele erschienen. Es ist für 2-4 Spielende geeignet und kann ab 10 Jahren gespielt werden.

„König des Waldes“ ist ein Kartenspiel mit sehr hoher Interaktion, bei dem die Person gewinnt, die den meisten Einfluss sammelt. Gespielt werden dabei so viele Runden, bis jemand 42 Punkte erreicht hat. Dabei können die Regeln nicht leichter sein.

Passt die Karten auf die Anzahl der Personen an, die mitspielen, mischt den Stapel, legt welche zur Seite und verteilt den Rest passend an alle, die sich auf den Kampf im Wald einlassen. Karten werden deswegen unbesehen weggelegt, damit man nicht alles genau überblicken und berechnen kann. Gib der Unberechnbarkeit eine Chance! 2 Personen müssen es bei „Der König des Waldes“ mindestes sein, bis zu 4 können gegeneinander antreten. So kommst du je nach Zusammensetzung eurer Spielpartie auf 7 oder 8 Karten auf die Hand. Alle Infos, wie ihr was vorsortiert und weglegt, findet ihr auf Vorbereitungskarten. Und nach einer knappen Minute seid ihr auch schon bereit für eure Partie.

Vorbereitungskarten

Bist du an der Reihe, spielst du eine Karte aus deiner Hand aus. Die legst du entweder in deine eigene Auslage oder zu einer der anderen Personen. Jede Karte besitzt einen Einflusswert von 0-7 und eine einzigartige Fähigkeit. Dort, wo die Karte abgelegt wird, zählt am Spielende der Einflusswert. Lasst euch durch den Begriff Einflusswert nicht verunsichern. Letztlich müsst ihr nur die Zahlenwerte in den Wappen oben links addieren, um zu wissen, mit wie vielen Punkten ihr aus der Runde herausgeht.

Wappen nah

Viel spannender sind aber die Fähigkeiten deiner Karte. Sie aktiviert sich sofort, wenn sie ausgespielt wird, und zwar dort, wohin sie ausgespielt wird. Mit einer Attentäterin verdeckst du eine beliebige, vorher ausgespielte Karte. So klaust du entweder hohe Punktwerte bei den anderen oder eliminierst ungeliebte Effekte bei dir. Eine Priesterkarte lässt dich eine weitere Karte ausspielen, Wachen beschützen deine Auslage und Ritter lassen dich deine Handkarten tauschen. Insgesamt gibt es 10 dieser kartengebundenen Effekte, die du dir merken musst. Als Hilfe schenkt dir „König des Waldes“ eine Übersicht, auf der in Mini-Erklärung der Effekt aufgelistet ist. Die Rückseite der Anleitung schildert dann aber nochmal genauer, was du mit der Karte beim Ausspielen anstellen kannst.

Effekte im Detail

Karten, die den Hinweis INTRIGE im Text haben, dürfen zwar überall hingespielt werden, lösen ihren Effekt jedoch nur dann aus, wenn in eine andere Auslage gelegt. Wie es schon vermuten lässt, haben sie besonders fiese Auswirkungen auf die Auslage der anderen Person. Ja, das dauert ein bisschen, bis du alle inhaltlich drauf hast, und nochmal ein bisschen mehr, bis du verstanden hast, wie du sie taktisch sinnvoll ausspielen kannst. Und insbesondere in deiner ersten Partie werden dir dann doch ein paar Fragezeichen im Gesicht stehen. Dafür rast das Spiel quasi durch eine Runde, weil du wirklich nicht mehr zu tun hast, als eine einzige Karte gezielt auszuspielen.

Sind alle ihre Karten aus der Hand losgeworden, wird abgerechnet. Durch die Dynamik der Effekte kann es übrigens sein, dass du früher fertig bist als die anderen. Die spielen dann noch entspannt fertig, hauen sich oder dir Effekte um die Ohren und du schaust passiv dem Geschehen zu. Wenn sie dir dann noch in der Auslage rumdoktern, musst du das zähneknirschend hinnehmen und in den Bauch atmen. Zu schnell oder zu aggressiv spielen kommt bei „Der König des Waldes“ nicht gut. Addiert die Werte in den Schildsymbolen und schreibt sie auf. Stift und Papier schnappt ihr euch aus eurem Vorrat. Hat jemand 42 erreicht, endet die Partie. Wenn nicht, spielt ihr entsprechend lang weiter.

Die Karten, mit denen ihr euch gegenseitig um den höchsten Einfluss streitet, erinnern mich vom Stil sehr an den Disney-Klassiker „Robin Hood“. Das sieht schon ganz putzig aus. Zudem sind die Werte in den Schildern kontrastreich dargestellt, ebenso die Texte der Karten-Effekte. Für das generationenübergreifende Spielen sind sie vielleicht ein wenig zu klein geraten. Mit Sehhilfe könnte das aber gehen. Die Qualität des Papiers ist absolut okay und misst sich mit vergleichbaren Kartenspielen. Alles liegt in einer Schachtel, die genau so groß ist, wie sie sein muss. Da steht auch drauf, dass ihr mit Menschen spielen sollt, die mindestens 10 Jahre alt sind. Ich denke, wer gerne spielt, kommt auch mit 8 Jahren schon klar.

Was das Spielgefühl angeht, entwickeln sich die Partien zu zweit und zu dritt/viert sehr unterschiedlich. Im direkten 1-gegen-1 bin ich in Vollkontakt, muss täuschen und mir vor allem einen Eindruck über die Kartenhand gegenüber machen. Direkt fühle ich mich dabei an Spiele wie „Mindbug“ erinnert, aber auf einem leichter zugänglichen Niveau. Zu dritt und viert wird alles ein bisschen entspannter. Vielleicht habe ich Glück und lege unbemerkt meine Karten vor mir aus, vielleicht sorgt die Dynamik des Spiels, dass andere sich stärker gegenseitig ins Visier nehmen. Dann laufe ich unter dem Radar und bringe meine Schäfchen ins Trockene.  Läuft alles mies, habe ich vielleicht noch Schatzmeister in der Hand und ziehe mir irgendwo eine starke Karte. Unterm Strich: Je mehr Personen, desto mehr passiert, ohne dass ich vielleicht alles immer beeinflussen kann. Egal, mit wem ihr „Der König des „Waldes“ spielt: Achtet darauf, dass diese den hohen Grad der Interaktion heißer Ohren auch wertschätzen. Wer schlecht verlieren kann, wählt ein anderes Spiel.


Fazit
Neuer Verlag, neuer Autor, neuer Illustrator: Mit „König des Waldes“ bringt mit Steinbock Brettspiele, Louis Borchert und Roland Deaconu drei neue Player ihre Premiere in der Spiele-Welt. Zusammen haben sie ein Kartenspiel mit einfachen Regeln und hoher Interaktion auf die Beine gestellt. Dabei werden Leute, die Stichspiele mögen, eher mal denen von außen zuschauen, die gerne hart um Karten und Punkte kämpfen.

 

Bewertung / Test
+ einfache Grundregel: spiele eine Karte aus
+ schnelles Spielerlebnis
+/- unterschiedliche Spielerlebnisse in unterschiedlicher Besetzung
+/- taktische Tiefe entpuppt sich erst allmählich

 

(Eine Rezension von Oli Clemens)


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Der König des Waldes (2025)

Spielidee: Louis Borchert
Grafik: Roland Deaconu
Verlag: Steinbock Brettspiele
Anzahl der Spielenden: 2-4 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 10 Jahren
Eigene Altersempfehlung: versucht es gerne schon mal ab 8 Jahren
Spieldauer: etwa 20 Minuten

Generationentauglichkeit: Die Schriftgröße könnte das Problem sein.