Gelungene Tetris-Variante – „Der Kartograph“ von Pegasus (Rezension)

„Der Kartograph“ von Jordy Adan, Grafiken von Lucas Ribeiro, 1-100 Spieler, ab 10, 40 min, 2019 Pegasus-Spiele ist ein gehobenes Familienspiel oder moderates Kennerspiel mit Anleihen bei Tetris und Co.

Mal ehrlich! Wer will mit 100 Personen ein Spiel spielen? Also ein Brettspiel? Und zwar eines, dass kein Partyspiel ist, sondern tatsächlich fordert, sich ein paar Gedanken zu machen?

Wenn es um „Der Kartograph“ geht, dann gerne. Denn eigentlich ist es ein sehr solitäres Spiel. Nur einmal kommt der direkte Nachbar ins Spiel, wenn der nämlich die Monsterhorden dirigiert. Sonst spielt man für sich und vergleicht am Ende die Punkte mit allen. Und egal ob es nur zwei oder acht oder gar 100 Mitspieler sind, es macht immer gleich Spaß.

Wir sind im Auftrag der Königin Gimnax unterwegs, um das unbekannte Land im Norden zu kartographieren. Dass Ihre Majestät immer wieder andere Ländereien bevorzugt, ist nunmal das Vorrecht der Königin. Wir müssen, wir sollten uns danach richten, denn es winken Ruhmespunkte. Für unser Unternehmen haben wir ein Blatt vor uns, auf dem wenige markante Landschaftsobjekte eingezeichnet sind (Berge), der Rest ist unbekannt. Nun geht es über vier Jahreszeiten. Jede dieser Jahreszeiten läuft gleich ab. Es werden der Reihe nach Karten vom Erkundungsstapel aufgedeckt. Befindet sich darauf eine Landschaft, muss ich diese, genau wie vorgegeben, in meinen Plan einzeichnen. Das ist wie Tetris.

Interessant sind die Karten, die mir erlauben, auszuwählen. Meist ist die nützlichere Figur aber mit zusätzlichen Kosten verbunden. Nach jeder Jahreszeit werden zwei Wertungskarten gewertet. Das weiß man vorher. So kann man im Frühjahr auch schon für den Herbst planen.

Interessant werden die einfallenden Monster. Denn taucht so eine Monsterkarte auf, gebe ich mein Blatt an den Nachbarn weiter, und der darf, egal wo, die Monsterhorden einzeichnen. Das kann schön fies sein. Monster müssen danach bekämpft werden, indem man alle leeren Felder um diese Monster herum füllt. Jedes leere Feld ist nämlich ein Minuspunkt. Nach dem Winter wird abgerechnet. Wer jetzt die meisten Punkte hat gewinnt.

Das ist wirklich ein herrlicher Tüftelspaß. Man weiß ja nicht, welche Karten, also welche Landschaftsplättchen kommen. Da heißt es sorgfältig planen für alle Eventualitäten. Und die Monster. Wer Tetris liebt, der hat hier ein toll aufgebohrtes Spiel vor sich. Mit Stift und Karte wird gearbeitet und man kann seinem eigenen Rekord jagen. Auch Solo richtig herausfordernd.

Ein Spiel mit sehr wenig Interaktion, man bekommt von den anderen 99 Spielern nicht viel mit. Man beschäftigt sich mit seiner eigenen Karte und versucht, alles optimal unterzubringen. Man freut sich, wenn genau die richtige Karte kommt, ärgert sich, wenn das letzte Fleckchen frei bleibt.

 

FAZIT

Alles drin in diesem „Bleistift und Papier“-Spiel und es macht Spaß. Für erfahrene Familien ebenso geeignet wie für Kennerspieler, die auch mal was moderates Spielen wollen. Dass auf der Schachtel „Kennerspiel“ steht, sollte Spielbegeisterte nicht abhalten. Ja, es sind viele Karten im Spiel, aber alle sind sehr gut erklärt und nach ein, zwei Spielen weiß man, wie das Spiel läuft.

Das Material ist sehr gut, die Illustrationen stimmungsvoll, die mitgelieferten Bleistifte etwas kurz aber immerhin, es sind welche im Spiel. Und der Spielblock ist wirklich dick. Da kann man lange spielen. Er hätte etwas größer sein können, dann wäre das Zeichnen in die kleinen Felder einfacher. Tipp: Spielt man mit älteren Personen, kann man den Block einfach auf A4 vergrößert kopieren.  Dann gefällt es auch dem Opa, der Oma.

Meiner Meinung nach ein sehr gutes Spiel für größere Gruppen, die auch mal was Anspruchsvolleres als nur ein Partyspiel machen wollen. Aber auch kleinere Gruppen und sogar Solo ist dieses Spiel auf alle Fälle wert, auf den Tisch zu kommen. Unbedingt spielen.

 

BEWERTUNG

+ spieleinladendes Material
+ einfache Regeln, Tetris lässt grüßen
+ auch für größere Gruppen perfekt, ohne Wartezeit
+ trotz „Kennerspiel“-Bezeichnung auch für spielerfahrene Gelegenheitsspieler
+/- mit größerem Block auch für ältere Mitspieler (selber kopieren!)
– wenig Interaktion

 

(Eine Rezension von Gerhard Hany)

Wichtige Informationen zu unseren Rezensionen (KLICK)

Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Kenner-Spiel” 

  • ... Altersgruppe bis 12 Jahre
  • ... Altersgruppe 13 bis 49 Jahre
  • ... Altersgruppe 50 bis 75 Jahre
4.5

Der Kartograph

Autor: Jordy Adan
Grafik: Luis Francicso, Lucas Ribeiro
Verlag: Pegasus Spiele
Spieleranzahl: 1-100 Spieler
Altersempfehlung Verlag: Ab 10 Jahren
Eigene Altersempfehlung: Ab 8 Jahren. Für geistig fit gebliebene Senioren auch bis 75 geeignet.
Spieldauer
: 40 Minuten

Generationentauglich: sehr geeignet, wenn man die Zeichenbögen größer kopiert. Regeln und restliches Material generationentauglich