„Round Two … Fight!“ – Vengeance: Roll & Fight – Episode 2 von Taverna Ludica Games (Rezension)

Vengeance: Roll & Fight – Episode 2 | Roll & Write Fight Spiel | ab 14 Jahren | 1 bis 4 Spielende | Gordon Calleja, Noralie Lubbers, Dávid Turczi | Taverna Ludica Games

Nur mal angenommen, wenn ich einen Würfelspielmuffel für Spiele, deren Kernelement aus Würfeln besteht begeistern wöllte, wie stelle ich es am besten an? Ein bisschen Story schadet da nicht, oder? Vielleicht auch andere Symbole auf den Würfeln als die bekannten durch Punkte dargestellten Zahlen von 1 – 6? Auch gut! Dazu noch eine oder mehrere Aufgaben in mehreren Runden erfüllen? Prima! Damit haben wir bereits den Kern eines Roll & Write zusammen. Was macht „Vengeance“ hier besonders? Lies unbedingt weiter!

Das Spielmaterial ist in der Draufsicht ausgebreitet für ein Spiel zu dritt
„Roll & Write“ war gestern – hier heißt es heute „Roll & Fight“

 

Das Spiel
Vengeance: Roll & Fight – Episode 2
ist ein Roll & Write Spiel von Gordon Calleja, Noralie Lubbers und Dávid Turczi und bei Taverna Ludica Games auf deutsch erschienen. Es ist für 1-4 Spielende geeignet und kann ab 14 Jahren gespielt werden.

Bis zu 4 Charaktere mit allerlei überwältigenden Fähigkeiten finden sich allein in einem Versteck eines Bosses wieder. Dieses wird von vielen Handlangern in vielen Räumen bewacht. Es gilt in der kurzen Zeit von 4 Runden einen Weg durch das Versteck zum Boss zu finden, diesen Oberschurken bestenfalls zu eliminieren und nebenbei noch Punkte für persönliche Ziele und Beute zu erhalten. Wem das am besten gelingt, gehört der Spielsieg.

Damit ist der Plot ganz gut umrissen, die Details entpuppen sich beim Spielen und auf den zweiten Blick. Doch der Reihe nach. Jede der 4 Runden ist in mehrere Phasen untergliedert: Rückblick-, Würfel-, Kampf- und Aufräumphase. Durch diese klare Struktur schafft es „Vengeance: Roll & Fight – Episode 2“ auch Personen anzusprechen, die bislang einen Bogen um einen Dungeoncrawler oder Rollenspiele gemacht haben. Einen Gamemaster benötigt es hier ebenfalls nicht.

Im Rückblick erhalten alle Personen die gleichen Startressourcen – ausgewürfelt mit 3 weißen Würfeln – sowie 1 zusätzliche beliebige Ressource. Hier werden Gegenstände erworben und Fähigkeiten trainiert oder Wunden geheilt. Daran schließt sich direkt die Würfelphase an, das Herzstück des Spiels.

Jede Person würfelt mit 4 Würfeln und legt die Symbole auf die vorhandenen Fähigkeiten auf dem eigenen Tableau. Ich benötige hier eine unterschiedliche Anzahl an Symbolen, mal darf ich aufteilen, manchmal erfordert die Fähigkeit alle 4 Würfel auf einmal zu platzieren. Eine Wunde – dargestellt durch einen schwarzen Tropfen – zwingt mich den Würfel liegen zu lassen und unter Umständen mit weniger Würfeln weiter zu spielen. Hier gibt es einen netten Mechanismus, der mich diesen Würfel freikaufen lässt – das kostet in der Regel einen Schadenspunkt und wird im Spiel als Wunde bezeichnet.

Viele rote Würfel liegen auf einer grauen Spielmatte
Die Würfel sind gefallen – und werden es gleich wieder tun – jede Person würfelt für sich, zur gleichen Zeit um die Wette und dann doch irgendwie gemeinsam.

 

Die folgende Würfelphase ist mitunter etwas hektisch, weil alle Spielenden sich gleichzeitig aus dem begrenzten Pool an roten Würfeln bedienen. Wer zu lange braucht, geht unter Umständen leer aus. Ich persönlich brauche dieses Echtzeitelement nicht, da es mir doch mehr Stress als Freude bereitet.

Anschließend folgt die Kampfphase. Hier kann ich nun meine 4 Fähigkeiten, egal ob aufgewertet oder nicht, in beliebiger Reihenfolge aktivieren. Wichtig ist, dass diese Fähigkeit in der Rückblickphase oder der Würfelphase für die einmalige Verwendung in dieser Runde aufgeladen wurde. Gegenstände, die jeweils den Charakteren fest zugeordnet sind, unterstützen dabei hervorragend.

So bewege ich meinen Charakter durch das Versteck und hinterlasse dabei eine mehr oder weniger große Schneise unter den Handlangern. Diese sind verschieden – entweder bewaffnet, oder robust, oder müssen ausgeschaltet werden, bevor ein Angriff auf den Boss erfolgen kann. Die Aktionen dieser Handlanger findet neben anderen Dingen in der Aufräumphase statt. Sämtliche Würfel wandern zurück in den Vorrat, Schaden wird addiert, Belohnungen und individuelle Ziele für befreite Räume werden aktiviert. Anschließend startet bereits die nächste Runde – passiert diese Aufräumphase das 4. Mal, ist „Vengeance – Episode 2“ bereits beendet.

Blick auf das Spielertableau mit den mittels Würfel aufgeladenen Fähigkeiten
Wie in einem Rollenspiel habe ich verschiedene Kampfaktionen, die ich mittels Würfeln aufladen und dann in der Kampfphase einmalig pro Runde nutzen kann.

 

Da nahezu alle Spielphasen simultan abgehandelt werden können ist die Wartezeit recht kurz und gleichzeitig wird deutlich: Die einzige Interaktion, wenn wir sie überhaupt so nennen wollen, findet beim Würfeln statt, wenn die roten Würfel knapp zu werden drohen und es am Ende dann tatsächlich auch sind.

Zum Ende einer Partie werden die Punkte gezählt, dabei wird ergatterte Beute, Training, Angriffe auf den Boss und der Fluchtweg ins Kalkül gezogen. Wenn ich Räume komplett befreit habe, schalte ich unter Umständen sogar noch zusätzliche Aufträge frei, für deren Erfüllung es weitere Punkte gibt. Da ist eine Menge los in den 4 Runden des Spiels, sodass sich bereits ab Runde eins wie ein Dungeoncrawler anfühlt, nur halt ohne Schwert und Schild.

Übersicht über das Versteck - hier finden die Kämpfe einer Person statt.
Schön verschieden – das Versteck bietet den Ort der Kämpfe und die aufgedruckten Handlager des Bosses – jeder Plan ist anders, jeder Schurke ebenfalls und so ergeben sich viele Kombinationen.

 

Allein das Thema, die sehr kleinen Texte auf den Plättchen und Karten und vorallem das Echtzeitmoment beim gemeinsamen Würfeln disqualifizieren es als generationentauglich in beide Richtungen. Aufgrund des Splatter-Themas ist die Altersempfehlung mit 14 Jahren nachvollziehbar, wenngleich der Mechanismus auch von deutlich jüngeren Spielenden verstanden werden kann.

Übersicht über das untere Ende des Spielertableaus, die Endwertung fiel mit 28 Punkten sehr gut aus!
Nach 4 Runden ist Schluss, neben den individuellen Zielen gibt es Punkte für, Training, Beute, den Angriff auf den Boss sowie das Bezwingen des Bosses. Schöne Idee: Der Fluchtweg – stehen hier noch Gegner, gibt es Punktabzug.

 

Da jeder mehr oder weniger für sich würfelt, ist Skalierbarkeit kein Problem bei „Vengeance Episode 2“: Es spielt sich alleine als auch mit 1, 2 oder 3 weiteren Mitspielenden flüssig runter. Fast schon unnötig zu erwähnen und dennoch für manche sicher nicht unbedeutend: Hinter dem Solomodus steht u. a. auch der berühmte Name Dávid Turczi.

 

Fazit
Ich bin angenehm überrascht, wie flüssig sich die komplexe Welt von „Vengeance Episode 2“ spielt. Die Gadgets der einzelnen Figuren wirken gut ausbalanciert und es bedarf einer Taktik, die sich sehr am vorgegeben Versteck und nicht zuletzt am Boss ausrichtet. Das im Spiel enthaltene Spielmaterial ist hochwertig, alle Plättchen und Tableaus sind mit spezieller Beschichtung beschreib- und abwischbar.

Toll ist das entstehende Gefühl, wenn ich alle 4 Aktionen in der Kampfphase ausführen darf, weil ich die passende Würfelwürfe hatte, und noch viel toller, wenn ich dadurch auch Punkte für das Spielende generiere. Ärgerlich hingegen ist das aus meiner Sicht unnötige Echtzeitmoment beim Würfeln – es hätten ein paar mehr Würfel sein dürfen und alle wären glücklich. Zur Stimmung für ein Thema dieser Art passt es jedoch ganz gut.

Aufgrund der oben genannten Einschränkungen ist es definitiv kein Generationenspiel – muss es jedoch auch nicht sein. Das Spiel darfst du auf jeden Fall näher betrachten, wenn dich Roll & Write fasziniert und du dir bei Spielen wie „Dungeons, Dice & Danger“ mehr Komplexität und weniger Monster und Schwerter wünscht.

 

Bewertung / Test
+ strukturierte Spielanleitung und hochwertiges Material machen den Spieleinstieg leicht
+ die Komplexität erschließt sich ab der 2. Partie, dem 2. Boss, dem 2. Versteck – Langzeitmotivation vorhanden
+ gute Unterhaltung in 4 Runden Spiel
+ Solomodus von Dávid Turczi hält was er verspricht
+/- Echtzeitelement beim Würfeln trifft nicht jeden Geschmack

 

(Eine Rezension von Tobias Mallock)


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Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Kenner- und Expertenspiele”

  • ... Altersgruppe 14 bis 49 Jahre
  • ... Altergruppe 50 bis 70 Jahre
  • ... Altersgruppe ab 71 Jahre

Vengeance: Roll & Fight - Episode 2 (2022)

Spielidee: Gordon Calleja, Noralie Lubbers und Dávid Turczi
Grafik: Axel Torvenius
Verlag: Mighty Boards | Taverna Ludica Games (deutsche Version)
Anzahl der Spielenden: 1 – 4 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 14  Jahren
Spieldauer: 30 Minuten

Generationentauglichkeit: IThema und Echtzeit – nein!