Komm, ich zeig dir meine Briefmarkensammlung – Tausch Rausch von Feuerland (Rezension)

Tausch Rausch | Kennerspiel | ab 10 Jahren | 1 bis 5 Spielende | Paul Salomon | Feuerland 

Briefmarken sammeln als Spielthema – das ist definitiv neu! Haben es Briefmarken doch mittlerweile sehr schwer. Verdrängt von E-Mail, Social-Media und der Digitalisierung sind sie mittlerweile fast ein Relikt aus einer anderen Zeit und kaum ein Hobby ist so angestaubt, wie das Briefmarken sammeln. Umso verwunderlicher, dass es hier zum Thema gemacht wurde. Ob die Kombination zwischen modernem Brettspiel und den längst überholten Postwertzeichen trotzdem gelungen ist? Lies weiter!

Spielschachtel, mit einer Menge Briefmarken drum herum.

 

Das Spiel
Tausch Rausch ist ein Kennerspiel von Paul Salomon und bei Feuerland erschienen. Es ist für 1-5 Spielende geeignet und kann ab 10 Jahren gespielt werden.

Für „Tausch Rausch“ benötigt ihr einen großen Tisch. In der Mitte platziert ihr das allgemeine Spielbrett mit Punkteleiste und Wettbewerbskarten. Alle bekommen ein eigenes Album und das Spielmaterial ihrer gewählten Farbe. In der allgemeinen Auslage legt ihr Briefmarken, Event- und Teilnehmerkarten bereit.

Spielaufbau für 3 Personen.

Ihr spielt 3 Runden. Diese drei Runden entsprechen einem langen Wochenende von Freitag bis Sonntag auf einer Briefmarkenbörse. An jedem dieser Tage durchlauft ihr 3 Phasen: Sammeln, Tauschen und Präsentieren. Das Spiel endet am Sonntagabend mit dem Letzten Wettbewerb (=Endwertung).

Die Briefmarken, die ihr sammeln werdet, gibt es in 5 unterschiedlichen Farben und mit 5 unterschiedlichen Themen. Viele von ihnen haben einen Punktewert aufgedruckt, der in der Endwertung zum Tragen kommt. Auch die Form variiert: große Quadrate, kleine Quadrate und Rechtecke. Zudem gibt es besondere Marken, wie etwa die kleinen Dauermarken, hochwertige Raritäten, bereits entwertete Marken oder verblasste Marken (=Minuspunkte). Diese ganzen Merkmale sind für die Zwischenwertungen ausschlaggebend!

Zu sehen sind alle verfügbaren Briefartenmarken.
Eine Auswahl der enthaltenen Marken.

 

Zu Beginn jeder Runde deckt ihr so viele Eventkarten auf, wie Personen mitspielen. Legt sie überlappend aus, so dass nur auf der untersten Eventkarte eine Sonderregel zu lesen ist, die nur für diese Runde gilt. Daneben kommen teilweise offen, teilweise verdeckt die Marken und Teilnehmerkarten, wie auf den Eventkarten beschrieben.

Zu sehen ist die Auslage für diese Runde.
Diese Briefmarken und Teilnehmerkarten können in dieser Runde gesammelt werden.

 

Der Tag beginnt mit der Sammelphase. Nehmt euch reihum eines der in der Mitte ausliegenden Objekte und legt es in die Tagesausbeute auf eurem Spieltableau, bis diese mit 6 Objekten vollständig gefüllt ist. Verdeckt liegende Objekte, nehmt ihr verdeckt auf die Hand, seht sie euch an und legt sie dann verdeckt in eure Tagesausbeute. So bleiben sie für eure Mitspielenden weiterhin verdeckt. Wählt ihr Spezialisten (=Sonderfähigkeiten) sind diese aktiv, sobald und solange sie in eurer Auslage liegen.

Zu sehen ist meine Tagesausbeute am Ende der Sammelphase.
Meine Ausbeute des heutigen Tages.

 

Nach der Sammelphase beginnt die Tauschphase. Eines eurer Objekte dürft ihr für euch reservieren. Das darf allerdings keine der hochwertigen und begehrten Raritäten sein (auch nicht verdeckt!). Eure restlichen Objekte teilt ihr in zwei Angebote auf. Verdeckte Marken bleiben weiterhin verdeckt! Haben alle ihre Angebote festgelegt, bietet ihr sie nun euren Mitspielenden zum Tausch an.

Zu sehen ist ein Album, in das bereits ein paar Marken eingeordnet wurden.
Die ersten Marken sind in mein Album einsortiert.

 

Reihum wählen alle ein Angebot einer anderen Person aus und nehmen es sich. Das zweite Angebot verbleibt in der Sammlung des ursprünglichen Sammlers/Sammlerin. Da dir also nur eines deiner zwei Angebote bleiben wird, wirst du deine Angebote mehr oder weniger attraktiv gestalten, je nachdem, welches der beiden Angebote du gerne für dich behalten möchtest.
Was du gerne behalten möchtest, hängt von deinen Ausstellerkarten und den ausliegenden Wettbewerbskarten ab. Vielleicht möchtest du aber auch einfach nur die hochbepunkteten Raritäten sammeln? Da schlägt jedes Sammlerherz etwas anders.

Sind alle Angebote durchgetauscht, dürfen in der Präsentationsphase alle gleichzeitig ihre Marken in ihr Album einpuzzeln. Dabei solltet ihr immer auf die ausliegenden Wettbewerbskarten (=Wertungskarten) achten. Sollen bestimmte Marken in Gruppen liegen? Werden vollständige Ränder belohnt? Oder gibt es Punkte für leere Bereich in meinem Album?

Alles eingepuzzelt? Dann dürft ihr jetzt an der Wertung teilnehmen. Ihr habt 3 Tickets, eines für jeden Tag der Briefmarkenbörse. Insgesamt sind 4 Tageswettbewerbe ausgeschrieben. Mit euren Tickets könnt ihr an 3 der 4 Wettbewerbe teilnehmen und Punkte für eure Sammlung erhalten. Nach der 3 Wertung wird noch der Letzte Wettbewerb ausgewertet. Wer dann mit seinem Album die meisten Punkte erzielen konnte, gewinnt Tausch Rausch.

Blick auf das allgemeine Spielbrett auf dem die Wettbewerbskarten dieser Partie ausliegen.
Die Wettbewerbskarten. Sie zeigen an, welche Wettbewerbe ausgeschrieben wurden.

 

Fazit
„Tausch Rausch“ ist ein Sammel-, Tausch und Legespiel, welches selten nach Plan verlief. Meine Strategie, festgelegt an den Wettbewerbs- und Ausstellerkarten, ging nicht immer auf. Man bekommt nämlich nicht immer die Marken, die man gerne hätte. Entweder weil die gewünschten Marken nicht in der Auslage sind oder weil sie einem von den Mitspielenden „weggetauscht“ werden. Dies wiederum fördert aber den Widerspielzreiz.
Einzig der Letzte Wettbewerb ist gut beeinflussbar. Geht es doch hier weniger um die Marken selbst, als darum, wie ich sie in mein Album einpuzzle. Das Schöne, hier gibt es mitunter dann auch die meisten Punkte.

Um auf meine Einleitung zurückzukommen, dass Briefmarken ein eher angestaubtes Image haben: Das mag im wirklichen Leben so sein. Als Spielthema habe ich es aber als unverbraucht und erfrischend empfunden. Auch die gelungene Illustration unterstützt diesen Eindruck, von neu und ungewöhnlich.
Mitunter gab es bezüglich der Illustrationen leichte Schwierigkeiten, die Farben und auch die Themen gut auseinanderhalten zu können. Immer wieder gab es Rückfragen, ob das jetzt Weltraum oder Monument ist? Genauso bei den Farben. Es wurde zwar bei den Monumenten der Klarname klein aufgedruckt und bei den Farben wurde mit unterschiedlichen Rahmen gearbeitet, so dass eine klare Zuordnung bei genauerem Hinsehen immer möglich ist. Die Briefmarken werden aber auch dadurch leider nicht generationentauglich.

Die Ikonopraphie ist hervorragend umgesetzt. Man findet auf dem eigenen Spieltableau und auf dem allgemeinen Spielplan alles, was man zum Spielablauf und zur Wertung wissen muss. Zudem haben alle eine eigene Spielhilfe. Das Spiel macht mit jeder Personenanzahl Spaß. Mit steigender Personenanzahl wird das Angebot natürlich üppiger und die Tauschphase kommunikativer. Da in der zweiten und dritten Phase alle gleichzeitig agieren, gibt es kaum Wartezeiten. Selbst in Vollbesetzung entsteht ein guter Spielfluss.

„Tausch Rausch“ kann man solo spielen, muss man aber nicht. Der Automa-Modus hinterließ mit dem Bewerten der einzelnen Angebote eher das Gefühl von Verwalten statt Spielen. Lässt man aber den Solomodus aussen vor, erhält man mit „Tausch Rausch“ ein rundes Spielerlebnis, das vom Schwierigkeitsgrad her im unteren Kennerbereich anzusiedeln ist.

 

Bewertung / Test
+ unverbrauchtes Thema
+ tolle Ikonopraphie
+ kaum Wartezeiten, auch in einer Partie zu fünft
+ schöne Illustration und schönes Inlay für die Briefmarken.
– Farben und Thema auf den ersten Blick oftmals nicht klar zuordenbar

 

 

(Eine Rezension von Monika Glashauser)


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Tausch Rausch (2024)

Spielidee: Paul Salomon
Verlag: Feuerland
Grafik: Conner Gillette
Anzahl der Spielenden: 1-5 Spielende
Altersempfehlung Verlag: Ab 10 Jahren.
Spieldauer: Ca. 20-60 Minuten.
Generationentauglichkeit: Eher nein. Die Farben und die Themen der Briefmarken sind teilweise schwer zu unterscheiden.