Stunk in der Fantasywelt – Schattenreiche von Valeria von Schwerkraft (Rezension)

Schattenreiche von Valeria | Kennerspiel | ab 14 Jahren | 1 bis 5 Spielende | Stan Kordonskiy | Schwerkraft

So, es reicht! Die hochnäsigen Elfen und starrköpfigen Zwerge haben uns lange genug auf der Nase herumgetanzt. Sie haben uns Valeria Stück für Stück geraubt. Jetzt ist Zeit, den Spieß umzudrehen. Sammelt das Heer der Schattenreiche. Wir schlagen zurück!

Karten, Würfel und jede Menge Marker!
Karten, Würfel und jede Menge Marker – Schattenreiche von Valeria

Das Spiel
Schattenreiche von Valeria
ist ein Kennerspiel von Stan Kordonskiy und bei Schwerkraft erschienen. Es ist für 1-5 Spielende geeignet und kann ab 14 Jahren gespielt werden.

‚Schattenreiche von Valeria‘ ist ein eigenständiges Spiel aus dem gleichnamigen Fantasy-Universum. Diesmal tauschen wir die Seiten und stellen eine Monsterarmee auf die Beine. Dazu nehmen wir uns Würfel und setzen sie geschickt zu unserem Vorteil ein. Dadurch erspielen wir Siegpunkte. Wie immer gilt: Wer am Schluss die meisten hat, gewinnt.

Alles dreht sich um diese bunten, außergewöhnlichen Würfel. Sie gibt es in fünf verschiedenen Farben. Jeder Würfel liefert jeder seiner Seiten drei Informationen. Erstens gibt er einen Wert an, mit dem wir später die Stärke unserer Armee errechnen werden. Zweitens einen Rabatt in Goldmünzen, den wir in jeder Runde bei unterschiedlichen Aktionen wirksam machen können. Ein bisschen winzig geraten ist die dritte Information, nämlich zu welcher Monsterrasse der Würfel zugehörig ist. Ist aber nicht schlimm – einfach an den Farben der Würfel orientieren. Unterschiedliche Stärken oder Besonderheiten haben die Monsterrassen nicht.

Die Infos der Würfel sid teilweise sehr klein geraten.
Na, was ist das auf dem orangenen Würfel unten rechts?

Alle bekommen farblich abgestimmt ein Monster-Meeple und ein persönliches Spieltableau. Darauf kommen die dazugehörigen Eroberungsmarker-Marker, die darauf verteilt werden. Die blockieren am Anfang nützliche Boni und sind echt lästig. Drei weitere Marker zeigen den Goldvorrat, die Magiereserve und den aktuellen Einfluss an. Mit Gold kauft man, mit Magie manipuliert man die Attraktivität der Kartenauslagen und die Würfelzahlen. Der Einfluss ist eine Art Obergrenze, die angibt, wie viele Punkte ich maximal erreichen kann. Je höher der Wert, desto besser.

Komplettiert wird der eigene Spielbereich mit einem persönlichen Feldzugplan. Das ist ein 3×3-Felder großer Extraplan mit scheinbar unzähligen Symbolen. Auf diesem schaltet man dann später Boni frei, wie etwa Extra-Siegpunkte, zusätzlichen Einfluss oder das Recht, sich eine Karte oder einen Würfel zu schnappen. Das braucht schon ein bisschen Zeit oder Vorerfahrung, um da alles genau zu verstehen.

Overflow an Symbolen
Zu Beginn fordernd, dann sehr eingängig: die Symbolsprache

Wer am Zug ist, sucht für den putzig-grimmigen Monster-Meeple ein Einsetzeld auf dem Hauptspielplan. Dieser ist in fünf Gebiete unterteilt, die eigentlich Schreine heißen. Eben voll Fantasy! Einer der Schreine gibt uns Gold, einer Kristalle, mit denen wir Würfel manipulieren können, einer versorgt uns mit Magie oder lässt uns Extrapunkte schnappen. Immer nehmen wir auch einen der Würfel, die auf dem Feld, Verzeihung Schrein, liegen und horten ihn auf dem eigenen Spieltableau. Sind keine Würfel mehr vorhanden, kann ich das Einsatzfeld nicht nutzen. Sind die Würfelplätze auf meinem Spieltableau belegt, muss ein Würfel zurück in den Sack. Kurzfassung: Würfel nehmen, Aktion aktivieren, Würfel ablegen. So einfach ist es.

Würfel nehmen, Aktion ausführen. Mehr ist es nicht.
Würfel nehmen, Aktion ausführen. Mehr ist es nicht.

Ein weiteres Einsatzfeld dient dazu, sich Champion-Karten aus einer Auslage zu organisieren. Die kosten Gold und bringen entweder einen Sofort-Bonus, eine Fähigkeit für den Rest des Spiels oder sorgen für Zusatzpunkte bei der Schlusswertung. Die sind schon recht hilfreich und wichtig. Leider kann man vorerst nur maximal drei davon haben. Es können aber mehr werden, wenn diese fiesen Eroberungsmarker-Marker endlich verschwinden. Nur muss man dazu erst Schlachtplan-Karten abarbeiten.

Die organisiert man sich auf die bekannte Weise auf dem letzten Schrein des Hauptspielplans. Was martialisch klingt ist letztlich nur eine Auftragskarte, die wir erfüllen müssen. Die liegen offen aus, sind unterschiedlich teuer und unterschiedlich schwer zu erfüllen. Leider kann ich nicht unbegrenzt viele davon auf Vorrat hamstern, denn sie müssen an dem eigenen Spieltableau angelegt werden. Dazu gibt es zu Beginn auch nur einen freien Anlegeplatz. Aber auch das könnte sich ändern.

Damit ein Auftrag als erledigt gilt, müssen wir vorher die entsprechenden Würfel auf unserem Spieltableau gesammelt haben. Einlösen kann man sie dann in dem ‚Feldlager‘ auf dem eigenen Spieltableau, das sechste Einsetzfeld. Dort gebe ich die gesammelten farbigen Würfel ab und addiere ihre Augensumme. Je höher der Wert, desto mehr Siegpunkte bekomme ich. Ein bisschen der Magie, die wir vorher gesammelt haben kann helfen, die Augenzahl noch zu erhöhen. Leider muss ich dabei auch darauf achten, dass ich keinen Wert einreichen kann, der höher ist, als der aktuelle Einflusswert. Die erreichten Punkte werden auf einer Siegpunktleiste immer gleich abgetragen.

Die Würfel entscheiden, ob ein Schlachtplan abgearbeitet werden kann.
Die Würfel entscheiden, ob ein Schlachtplan abgearbeitet werden kann.

Ist der Schlachtplan abgearbeitet, also der Auftrag erledigt, wird er links neben dem Spielertableau gesammelt. Als Belohnung wählt man nun einen der nervigen Eroberungsmarker-Marker und setzt ihn auf eines der Felder des Feldzugplans. Sofort hagelt es Belohnungen, denn: Erstens greift man sofort den Bonus ab, der von dem Marker auf dem Feldzugsplan überdeckt wird. Beim richtigen Planen entstehen da übrigens sehr attraktive Kettenreaktionen. Zweitens wird ein Bonus auf der eigenen Spielauslage entsperrt. Ab sofort könnte man zum Beispiel mehr Champions einsammeln, mehr Schlachtpläne parallel vorbereiten, einen persönlichen Joker freischalten und, und, und. Und da genau liegt die Qual der Wahl, denn so entstehen viele strategische Möglichkeiten das eigene Spiel voranzutreiben.

‚Schattenreiche‘ endet, wenn eine der Personen sieben Schlachtpläne abgearbeitet hat. Dann werden noch die Champion-Karten abgerechnet und der General der Dunklen Armee steht fest – oder eben die Generälin! Das dauert so ein Stündchen, vielleicht auch länger, spielt sich aber absolut flott. So richtige bleierne Wartephasen, wie sie bei anderen Kennerspielen auftauchen können, gibt es eher nicht.

Fazit
Die ‚Schattenreiche von Valeria‘ sind absolut einen Besuch wert, wenn man einen leichten Einstieg in die Welt der Kennerspiele sucht. Die Regeln sind schnell verinnerlicht, bei den Symbolen holt man sich einfach Hilfe bei den anderen oder schlägt in der Spielanleitung nach. Die vielen Entscheidungen, die man fällen kann, wenn man einen Eroberungsmarker-Marker von dem einem auf das andere Tableau umsetzt, machen das Spiel aber dann doch recht komplex. So entsteht zumindest bei mir immer wieder Lust auf eine nächste Runde, in der ich etwas ausprobieren will. Mit der kleinen Prise Magie kann ich sogar nachhelfen, wenn die Auslage nicht passt – das kommt gut! Aber ja: Zufall und Kennerspiel – die alte Grundsatzdiskussion muss hier nicht aufgewärmt werden.

Der Aufbau einer Fantasy-Prügeltruppe holt mich voll ab, ist aber kaum das Wunschthema für alle Spielgruppen. Also vorher einfach selbst entscheiden, ob man Lust hat auf Gnolle, Schrate und andere Schergen hat. Das Spiel bietet für Tage ohne Spielgruppe auch einen sehr gut funktionierenden Solomodus. Unentschlossen bin ich bei der Frage der Generationentauglichkeit. Das Material lässt es sicher zu, aber vielleicht ist das Spiel dann doch zu komplex, um noch Spaß zu machen, wenn man mit so vielen Symbolen hantieren muss.

 

Bewertung / Test
+ sehr wertiges Spielmaterial
+ eingängiger Spielablauf
+ wenig Wartezeit in einem Kennerspiel
+ gut funktionierender Solomodus
– Symbolsprache braucht ein wenig Eingewöhnungszeit

 

(Eine Rezension von Oli Clemens)


Wichtige Informationen zu unseren Rezensionen (KLICK)

 

Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Kenner- und Expertenspiele”

  • ... Altersgruppe 12 bis 49 Jahre
  • ... Altergruppe 50 bis 70 Jahre

Schattenreiche von Valeria (2021)

Spielidee: Stan Kordonskiy
Grafik: Mihajlo Dimitrievski
Verlag: Schwerkraft-Verlag
Anzahl der Spielenden: 1-5 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 12 Jahren
Spieldauer: Je nach Personenanzahl 60 Minuten und länger

Generationentauglichkeit: Als Kennerspiel erfüllt es diesen Anspruch nicht.