Adagio für die Ohren – Echoes: Die Violine von Ravensburger (Rezension)

Echoes: Die Violine | Kooperatives Spiel | ab 14 Jahren | 1 bis 6 Spielende | Matthew Dunstan & Dave Neal | Ravensburger | generationentauglich

Willkommen in Wien. Es ist das Jahr 1788 und Menschen strömen auf das Hoftheater zu. Sie sind festlich gekleidet und freuen sich auf die neue Symphonie des musikalischen Wunderkinds Stefan Balsano. Im Orchestergraben stimmen sich die Instrumente für die Uraufführung ein. Wie wir knapp 250 Jahre später durch diesen Umstand eine sehr intensive Hör-Stunde erleben können, erfahrt ihr hier.

Ein Blick auf die kleine Schachtel und die Bildkarten
In der Schachtel sind nur Bildkarten. Das Spiel steckt in der App.

 

Das Spiel
Echoes: Die Violine
ist ein kooperatives Spiel von Matthew Dunstan & Dave Neale und bei Ravensburger erschienen. Es ist für 1-6 Spielende geeignet und kann ab 14 Jahren gespielt werden.

Der fünfte, und damit neuste Fall aus der Echoes-Reihe trägt den Titel „Die Violine“. Auch dieses Mal werden wir wieder einzelne Soundschnipsel aus der Vergangenheit den ausliegenden Bilderkarten zuordnen, um Stück für Stück eine spannende Geschichte voller Intrige, Rebellion und Verrat zu erleben – gewürzt mit einer großen Portion Klassischer Musik. Entsprechend der Epoche und des Themas sind auch die Karten gestaltet. In den Darstellungen werden wir 200 Jahre in die Vergangenheit gezogen, sehen Fragmente von Notenblättern, Instrumente, aber auch Orden, Abzeichen und Landkarten.

Auch bei „Die Violine“ geht nichts ohne die Unterstützung einer kostenlosen App, die vor dem Spielen auf das Smartphone geladen werden muss. Wie schon bei dem Fall „Die Tänzerin“, von dem ich euch berichtet habe, scannen wir Bildkarten und hören dadurch kurze Audiofragmente. Auch bei „Die Violine“ müssen wir dann wieder drei Karten einem Kapitel zuordnen. Die App sagt uns, ob wir richtig liegen. Mit jeder korrekten Zuordnung erfahren wir ein bisschen mehr von den Zusammenhängen. Im Finale Furioso hören wir dann noch einmal lückenlos und zusammenhängend die ganze Geschichte, die sich 1788 in Wien abspielte.

Ein Interface mit Text und Bildern leitet uns durch die appbasierte Geschichte
Nun drück schon auf den Play-Knopf!

„Echoes: Die Violine“ bleibt sich und seinem Konzept eines spektakulären Ohren-Kinos treu. Wir spielen völlig ohne Zeitdruck, können uns die Soundfragmente der einzelnen Karten beliebig oft anhören und somit in unserem Tempo den Zusammenhängen auf die Schliche kommen. Die App arbeitet gewöhnt zuverlässig und die Soundqualität der Sprecherinnen und Sprecher, der Geräusche und der Musik sind eine Oberklasse. Aber was machen wir mit dem Thema?

Die Handlung kombiniert Momente einer modernen Agentengeschichte und taucht dabei sehr, sehr tief in den Bereich der Klassischen Musik ein. Das Ergebnis ist absolut stimmungsvoll, aber ich weiß auch von Menschen, die mit dem Musik-Setting gar nichts anfangen konnten. Es ist für „Die Violine“ also wichtig, dass man sich thematisch einlassen kann – und wer ein bisschen Kenntnisse von Musik mitbringt, wird sich beim Kombinieren leichter tun.

Die Endstatistik zeigt, wie lange wir gebraucht haben und wie oft wir falsch lagen.
Kein schlechtes Ergebnis.

 

Den ganzen Fall löst man in etwa einer Stunde. Natürlich könnte man aber auch jederzeit eine Pause einlegen. Die App vergisst nichts und speichert den eigenen Fortschritt. Natürlich ist das Ganze ein lineares „One-Time-Wonder“, denn wer einmal den Fall durchgespielt hat, kennt die Lösung. Da gibt es keine variablen oder unentdeckten Erzählstränge. Aber sicher habt ihr Menschen im Freundeskreis, denen ihr damit eine Freude macht, wenn ihr die kleine Kiste mit der großen Geschichte weiterverschenkt.

 

Fazit

Die Echoes-Reihe funktioniert! „Die Violine“ reiht sich nahtlos mit seinem Hörerlebnis in die vorherigen Fälle ein. Das Spielkonzept legt nahe, dass bis zu sechs Personen sich an den Fall wagen können. Das wäre mir aber definitiv zu viel. Für mich lebt das Hör-Erlebnis auch von der Intimität, in der man zusammensitzt und lauscht. Störgeräusche oder Nebengespräche von Personen, die nicht ins Spiel finden, wären da absolut kontraproduktiv für das, was das Spiel erreichen will, nämlich in eine andere, uns fremde Epoche und Thematik einzutauchen. Meine Empfehlung ist da zu zweit oder zu dritt – oder auch ganz allein.

Ich halte auch diesen Fall für durchaus generationentauglich, wenn das eigene Gehör noch so arbeitet, dass man die Soundfragmente gut verstehen kann. Auch vor einer technischen Überforderung beim Scannen der Bildkarten muss sich niemand fürchten. Die App macht diesen Vorgang sehr einfach. Wer das trotzdem nicht mag, gibt die Aufgabe an jemand anderen. Interessanterweise legt der Verlag das Mindestalter auf 14 Jahre fest. Das halte ich für sehr hochgegriffen. Schon mit 12 sollte man mit den Inhalten in „Die Violine“ emotional gut umgehen können – mit dem Spielprinzip sowieso.

 

 

Bewertung / Test
+ atmosphärisches Erlebnis für die Ohren
+ unproblematische App-Integration
+ Illustrationen regen zum Nachdenken an
+ kein Zeitdruck
– Klassik-Thema holt nicht alle ab

 

(Eine Rezension von Oli Clemens)


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Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Kooperative Spiele”

  • ... Altersgruppe 14 bis 49 Jahre
  • ... Altergruppe 50 bis 70 Jahre
  • ... Altersgruppe ab 71 Jahre

Echoes: Die Violine (2022)

Spielidee: Matthew Dunstan & Dave Neale
Grafik: unbekannt
Verlag: Ravensburger
Anzahl der Spielenden: 1-6 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 14 Jahren
Eigene Altersempfehlung: Ich kann mir vorstellen, dass auch schon Kinder ab 12 mit dem Spielprinzip und den Inhalten der Violine gut zurechtkommen.
Spieldauer: etwa 60 Minuten

Generationentauglichkeit: Lasst jemand mit dem Smartphone das Scannen managen, der sich vertraut fühlt. Dann sollte das ein Spiel sein, das Jung und Alt gerne zusammen erleben können.