Gärtnern ohne schmutzige Finger – Homefarming von Kosmos (Rezension)

Homefarming Das Spiel | Familienspiel | ab 8 Jahren | 2 bis 4 Spielende | Judith Rakers und Michael Kallauch | Kosmos | pädagogisch wertvoll

Wann pflanzt man was im Garten an und wann kann man was ernten? Diese Grundlagen hat Tagesschau-Moderatorin Judith Rakers in einem Buch erklärt und nun auch in einem Brettspiel. Funktioniert das und macht das auch Spaß?

Spielkarton und Inhalt

Das Spiel
Homefarming Das Spiel ist ein Familienspiel von Judith Rakers und Michael Kallauch und bei Kosmos erschienen. Es ist für 2 -4 Spielende geeignet und kann ab 8 Jahren gespielt werden.

Alle bepflanzen ihren eigenen Garten. Dafür stehen vier Arten von Karten zur Verfügung. Von jeder gibt es zu Beginn zwei Karten auf die Hand, die Hälfte darf man sich aussuchen. Bei jeder Pflanzenkarte ist vermerkt, in welchen Monaten man sie säen, bzw. einpflanzen kann und in welchen ernten kann. Die Obstarten sind mehrjährig, das heißt, dass die im ersten Jahr umgedreht gelegt werden und erst zum Jahresende wieder auf ihre Vorderseite gedreht werden und danach Ertrag bringen.

Alle bekommen je nach Anzahl der Mitspielenden Aktionsmarker. Bei vier Personen sind das 12, bei zwei Personen nur 8. Bin ich an der Reihe, darf ich auf der Zeitleiste auf dem zentralen Spielplan einen Aktionsmarker einsetzen. Alle weiteren müssen jeweils danach gesetzt werden, das kann man sich wie eine Zeitleiste vorstellen. Die zweite Regel lautet, dass nur freie Felder besetzt werden dürfen. Das macht je nach Personenzahl einen ziemlichen Unterschied. Zu Zweit gibt es weniger Marker, aber weniger Konkurrenz, zu Dritt und zu Viert wird es ganz schön eng.

Auszug vom Spielplan

Die Bedeutung der Aktionsfelder ist gleich verstanden: weiteres Saatgut kaufen, säen, ernten, sich kümmern und Hühner erhalten. Manche, stärkere Felder sind umrandet und verlangen somit zwei Aktionsmarker. Manche haben eine zusätzliche lila Markierung. Diese bedeutet, dass eine der Plagen-Karten gezogen werden muss. Das Ereignis gilt dann für Alle. Insgesamt gilt es zu überlegen, wie das erste von drei Gartenjahren aussehen könnte. Es ist sinnvoll, Obst jetzt schon zu pflanzen, dann bringt es in den beiden Folgejahren, die das Spiel bedient, auch gute Erträge in Form von Siegpunkten. Herzchen heißen Pflege und erhöhen den Ertrag.

Neben den Basisinformationen gibt es unten noch eine Farbmarkierung, wie sehr eine Pflanze den Boden beansprucht. Dies wird erst in der Profi-Variante wichtig. Dort kann man dann zudem Gebäude erwerben, die vor den Auswirkungen der Plage-Karten helfen können.

Beispiele für Pflanzenkarten

Die Hühner sind eine weitere Siegpunktquelle. Nach dem Erwerb werden sie auf die rechte Seite verdeckt gelegt. Hat man zwei und zudem ein Herz erworben, darf man sie umdrehen und sie liefern dann Siegpunkte zum Ende des Gartenjahres. Dann werden sie wieder auf die Rückseite gedreht.

Die Obstkarten bleiben, alle anderen Pflanzen verrotten und werden vom eigenen Tableau genommen. Die Punkte sind somit verloren, wenn man es nicht rechtzeitig geschafft hat, auch zu ernten. Da macht es oft Sinn, auf der Zeitleiste weit voranzuschreiten um den Mitspielenden zuvorzukommen. So oder so ist es wichtig, die Gärten der Anderen und deren mögliche Vorhaben im Auge zu behalten.

Tableau eines Spielenden, ein Obstbaum und drei Gemüse wurden gepflanzt

Hier sind die möglichen Plage-Karten. Natürlich bedienen sich Habicht und Fuchs an den Hühnern!

Die negativen Ereigniskarten

In der Profi-Variante gibt es noch die erwähnten Gebäude. Hier Beispiele dafür:

Beispiele für Ausbauten für die Variante für Fortgeschrittene

Meine Hauptkritik richtet sich auf das Material. Der Karton ist eingeschweißt, ansonsten ist alles plastikfrei. Gut so! Die beiden Papiertütchen eignen sich auch zum Aufbewahren, für die Karten nimmt man aber doch lieber einen Zip-Beutel aus dem eigenen Vorrat. Es ist viel Luft im Karton! Die Marker sind klein. Zur Verdeutlichung habe ich sie neben einer Streichholzschachtel fotografiert.

Größenvergleich des Materials mit einer Streichholzschachtel

Besonders die Herzchen-Marker sind unpraktisch klein. Ich erinnere ein Interview mit Frank Noack, Geschäftsführer der Spieleoffensive vor einigen Jahren, als die Preise prägnant nach oben gingen. Er sagte da, ein Familienspiel müsse unter 30 Euro kosten, damit es gekauft wird. Diese Grenze hat sich bereits nach oben verschoben, meine ich. Und ich denke, dass Spielende gern bereit sind, mehr auszugeben, wenn das Material hochwertig ist.

Hier habe ich den Eindruck, dass der Verlag dem günstigen Preis den Vorzug gegeben hat. Da hätte ich lieber entweder eine kleinere Schachtel mit einem gefalzten Spielplan gewünscht oder größeres Material insgesamt. Der ökologische Gedanke ist korrekt und davon unbenommen.

Die Anleitung ist hervorragend und hat auf der Rückseite einen Überblick, der den Einstieg oder Wiedereinstieg erleichtert. Die Ikonographie ist intuitiv zu verstehen, für den Einstieg braucht es keine lange Erklärung.

Fazit
„Homefarming“ spielt sich unterschiedlich je nach Personenanzahl. Zu Zweit gibt es weniger Aktionsmarker und somit weniger Konkurrenz, zu Dritt und zu Viert ist die Konkurrenz stärker und es wird schwierig, in den richtigen Monaten auch ernten zu dürfen und weitere Planungen umzusetzen.

Für den Punkteertrag ist es wichtig, bereits im ersten Gartenjahr Obst anzupflanzen, weil dies erst in den Folgejahren Erträge bringt. Die Siegpunktzahl bei den unterschiedlichen Pflanzen ist nicht ausgeglichen, da gibt es bessere und schlechtere. Letztlich schaut man dann doch eher auf den Punkteertrag als auf die Pflanze selbst. Bei der Profi-Variante kommt die Fruchtfolge hinzu, da wird die Auswahl der Pflanzen schon vielschichtiger. Mit den Gebäuden laufen in dieser Variante manche Plage-Karten ins Leere. Die Hühnerhaltung ist ein Nebenschauplatz, wo sich auch noch einmal Punkte generieren lassen, das ist aber meist nicht entscheidend.

Alles in Allem konnte „Homefarming“ nicht so wirklich fesseln bei allem ehrenwerten Herzblut, mit dem es erstellt wurde. Die Konkurrenz an Brettspielen mit Naturthema ist einfach zu groß. Sinnvoll ist es mit Kindern zu spielen, die keinen Zugang zu einem Garten haben. Da gibt es hier Einiges zu lernen. Die Finger voller Gartenerde zu haben, in der sich Regenwürmer kringeln, diese Erfahrung aber kann kein Brettspiel ersetzen.

Bewertung / Test
+ leichter Zugang, thematisch logisch
+ Hintergrundinformationen zum Thema aber ohne pädagogischen Zeigefinger
– Schwächen beim Material

(Eine Rezension von Paul Theisen)


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Homefarming (2024)

Spielidee: Judith Rakers und Michael Kallauch
Grafik: Michaela Kienle, Sandra Freudenreich, Oliver Freudenreich
Verlag: Kosmos
Anzahl der Spielenden: 2 – 4
Altersempfehlung Verlag: ab 8 Jahren
Eigene Altersempfehlung: ab 8 Jahren mit erwachsener Begleitung, sonst ab 10 Jahren
Spieldauer: 30 – 45 Minuten

Generationentauglichkeit:  Material zum Teil kleinteilig und schwierig zu greifen, ansonsten ja
Pädagogisch wertvoll: Kinder lernen Nutzpflanzen kennen und die Abläufe bei der Gartenarbeit. Auf den Rückseiten der Karten sind Hintergrundinformationen abgedruckt.