Wer ist der Maulwurf? – Verrat am Boss von Obscourious (Rezension)

Verrat am Boss | Escapespiel | ab 16 Jahren | 1 bis 4 Spielende | Sarah Horny & Sarah Pluschke | Obscurious 

Achtung: Die folgende Rezension eines Rätselkrimis kann Spuren von Drogen und Kraftausdrücken beinhalten!
Was, das findest du gut? Dann lass dich mal von mir auf eine besondere Stadtführung durch die Pott-Metropole Bochum einladen.

Das Material steckt in einem etwa DIN-4 großen Pappumschlag
Keine Sorge, bleibt spoilerfrei

 

Das Spiel
Verrat am Boss
ist ein Escape-Spiel von Sarah Horny & Sarah Pluschke und bei Obscurious erschienen. Es ist für 1-4 Spielende geeignet und kann ab 16 Jahren gespielt werden.

Jemand hat den Boss an die Polizei verpfiffen. Einer seiner Schweren Jungs ist wohl nicht so loyal, wie er sich das dachte, und hat einen Deal mit den Bullen gemacht. Entschuldigt, das ist nicht meine Wortwahl, sondern das steht so hinten auf der Spielverpackung, gleich neben dem Warnungshinweis, dass „Verrat am Boss“ Gewalt, Sex und Drogen thematisiert. Warum ich das schreibe? Nun ja, habt da mal ein Auge darauf, wenn ihr in einer gemütlichen Runde mit Tochter und Opa spielen wollt. Auf jeden Fall sollen wir den Maulwurf, den unseren Boss verraten hat, aufdecken. Wir selbst sind innerhalb der Organisation über alle Korruptionsvorwürfe erhaben. Der Boss ist nun erstmal irgendwo in Bochum untergetaucht. Haben wir unsere Arbeit getan und den Verräter entlarvt, endet unser Auftrag. Den Rest macht dann der Chef selbst.

Beispiel eines Textverlaufs mit dem Boss
Darum geht’s. Dass es teilweise unscharf ist, ist ein Stilmittel. Spoiler dich nicht selbst.

 

Mit dem Boss stehen wir über einen digitalen Chat in Verbindung. Wir schreiben, er antwortet. Manchmal stellt er uns direkt Fragen, die wir dann über eine Auswahl beantworten können. Die Nutzung eines internettauglichen Endgeräts ist also dringend notwendig. Aber auch für anderen Zwecke solltet ihr schon mal mit eurem Smartphone oder Tablet-Computer vertraut sein. „Verrat am Boss“ lässt uns nämlich die Stadt Bochum in NRW ermitteln und legt besonderen Wert darauf, dass wir beim Spielen ein authentisches Gefühl für unsere virtuelle Umgebung bekommen. Das klappt über eine große Portion zotigen Ruhrpott-Humor, aber auch über reale Bochumer Straßen, Orte und Einrichtungen. Das hat schon Spaß gemacht, sich mit einer Karte durch die Stadt zu wühlen und Vermutungen anzustellen.

Das Material kommt vorsortiert in Umschlägen
Bestimme du, womit du anfängst

 

Für unsere Arbeit hat unser Boss die Spinde von 5 Jungs geplündert, die er im Verdacht hat der Maulwurf zu sein. Die Inhalte hat er uns fein säuberlich sortiert geschickt. Die notwendigen Polizeiakten gibt es auch noch dazu. Die Verdächtigen Simon, Enzo und Co. haben echt schon einiges auf dem Kerbholz. Aber warum sollten sie ihren Chef verraten? Das Material besteht zum aller größten Teil aus bedrucktem Papier. Lesen und Vorlesen helfen definitiv beim Verstehen. Dann wühlt man sich durch, kontrolliert Alibis, checkt Zeitpläne und prüft jedes Mitglied der Gang auf Herz und Nieren – bis man glaubt, den Maulwurf ermittelt zu haben. Über den Chat holt man sich dann den Boss wieder an die Leitung. Mal sehen, was er zu dieser Entdeckung sagt.

 

Fazit
So wie „Verrat am Boss“ darf ein Escape-Rätsel-Krimi für Zuhause sein. Das Material bleibt überschaubar, der Einsatz von digitaler Technik bietet sich quasi sinnvoll von selbst an und man hat das Gefühl, dass man wirklich Zusammenhänge herstellen kann. Natürlich liegen auf dem Weg zur Lösung auch ein paar Fallen für euch bereit und nicht jede Spur ist heiß. Aber aus dem zuerst unsortierten Chaos lässt sich doch schnell der rote Faden finden. Und machen wir uns nichts vor: Lieber löse ich einen Fall, als dass ich unzufrieden den Spielbereich verlasse.

Wer Hilfe braucht, findet diese auch auf digitalem Weg. Wir mussten sie auch in Anspruch nehmen, aber eher um einen kleinen Denkfehler zu korrigieren. Steckengeblieben sind wir auf der gesamten Strecke zwar nicht. Aber den falschen Typen hatten wir im Visier und mussten dann doch noch umdenken, als der Boss im Chat unsere Lösung digital abwinkte. Das klappte übrigens übrigens völlig unproblematisch ohne Strafen oder Spielabbruch. Spielt „Verrat am Boss“ einfach konsequent durch. Am Schluss bekommt ihr auch noch eine Bewertung für eure Spielleistung in Form von Punkten direkt mitgeteilt.

Wie immer geht es um Tatperson und Motiv.
Sieht so ein Maulwurf aus?

 

Wie so oft ist auch dieser Fall nur einmal spielbar, das Material bleibt aber unversehrt. So könnt ihr zum Ende alles wieder passend einräumen und den Rätselkrimi weitergeben. Um diesen aber erneut spielen zu können, muss sich das nächste Team einen neuen digitalen Zugangscode für den Plausch mit dem Boss leisten. Der kostet 1€. Kleines Geld an sich, aber ist das wirklich notwendig?

Auf den Warnungshinweis und die Sprache gehe ich noch kurz ein. Wir (Mutter, Vater, 15-jährige Tochter) fanden es passend und stimmig, dass versucht wurde ein zum Milieu passenden rauhen Alltags-Ton zu nutzen. Aber da hagelt es auch schon mal deftige Schimpfwörter wie Hurensohn und Wichser. Es wird auch zumindest auf Textebene gevögelt und gebumst. Und der erfundenen Namen eines Rotlicht-Etablissements ist sehr freizügig gewählt. Den Spaß lasse ich euch aber für eure eigenen Ermittlungen. Das solltet ihr wissen, wenn ihr euch die Leute aussucht, mit denen ihr „Verrat am Boss“ spielen möchtet. Es soll doch auch zarte Seelen in eurem Bekanntenkreis geben. Und Kindern dürft ihr sowohl die Ausdrücke als auch die durchaus gewaltbereiten Themen definitiv ersparen. Dazu kommt, dass das Material wegen der Fülle an Texten und der umgesetzten Größe nicht wirklich generationentauglich ist.

 

Bewertung / Test
+ klarer Fall motiviert bis zum Schluss
+ fühlt sich ein bisschen an wie eine Städte-Tour Bochum
+/- rauhes sprachliches Ruhrpott-Ambiente
– viele textbasierte Informationen und Themen verhindern generationenübergreifendes Spielen

 

(Eine Rezension von Oli Clemens)


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Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Escape”

  • ... Altersgruppe 13 bis 49 Jahre
  • ... Altergruppe 50 bis 70 Jahre
  • ... Altersgruppe ab 71 Jahre

Verrat am Boss (2022)

Spielidee: Sarah Horny & Sarah Pluschke
Grafik: Luisa Maraun & Ines Ulbrich
Verlag: Obscurious
Anzahl der Spielenden: 1-4 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 16 Jahren
Eigene Altersempfehlung: medienerfahrene Menschen ab 14 Jahren, die auch bei zotigen Inhalten nicht zusammenzucken, sollten mit einsteigen.
Spieldauer: 2 Stunden

Generationentauglichkeit: Dafür bietet sich das Material und die Inhalte echt nicht an.