Augen zu und durch – Itzamnas Auge von Jumbo (Rezension)

Itzamnas Auge | Exitpuzzle | ab 16 Jahren | 1 bis 4 Spielende | Jumbo

Mit „Itzamnas Auge“ ist ein nun ein zweites Puzzle-Escape-Spiel aus der Reihe Jonathan Eaton’s Houses of Treasure erschienen. Die Nachricht, dass der exzentrische Milliardär Jonathan Eaton aus dem Rampenlicht verschwinden will, stiftet weltweit Verwirrung. Und dann will er noch seinen Nachfolger in einer Art Schnitzeljagd bestimmen. Kommt, lasst uns zusammen teilnehmen. Ein paar Milliarden kann man ja immer im Geldbeutel gebrauchen.

Was steckt nur in dem Umschlag?

Das Spiel
Itzamnas Auge
ist ein kooperatives Exit-Puzzle-Spiel, das bei Jumbo erschienen ist. Es ist für 1-4 Spielende geeignet und kann ab 16 Jahren gespielt werden.

Unser Abenteuer beginnt mit einer langen Flugreise und stundenlangem Gerumpel in einem Jeep durch den Dschungel. Dann stehen wir vor den Ruinen eines von Pflanzen überwucherten Maya-Tempels. Das Päckchen mit dem Notizbuch und den drei Umschlägen haben wir bei uns. Irgendwie müssen wir ein Schloss knacken, in den Tempel gelangen und darin das Juwel mit dem außergewöhnlichen Namen Itzamnas Auge finden. Zumindest suggeriert uns das der Einleitungstext des Spielmaterials von „Itzamnas Auge“.

So läuft’s im Dschungel

Konkret bedeutet das, dass wir ein Poster aufschlagen dürfen. Im oberen Teil finden wir eine Collage mehrerer erfundener Zeitungsartikel. Da gibt sich das Spiel wirklich Mühe, ein thematisches Setting aufzubauen, das uns einen Gefühlsmix aus Abenteuer, Exzentrik und Vorfreude auf Rätsel verschaffen soll. In der Spieleschachtel finden wir auch wirklich das Notizbuch, drei Umschläge und einen Beutel mit Puzzleteilen. Diese sollen wir auf einer Art Maske im unteren Teil des Posters zusammensetzen. Okay, so machen wir das. Zusammen haben meine Frau und ich schon Puzzles mit 6000 Teilen zugemutet. Wir sind zuversichtlich und voller positiver Erwartung.

in Größe und Form außergewöhnlich.

Unsere Vorfreude steigt, als wir merken, dass die Puzzleteile unüblich groß und sehr unkonventionell gestaltet sind. Da sind Rundungen eingebaut und flache Kanten, die nicht zum äußeren Rand gehören. So etwas sehen uns puzzeln wir zwar nicht zum ersten Mal, aber es catcht uns gleich. Wir starten zu zweit, rufen aber schnell noch unsere 14-jährige Tochter zur Hilfe. Zusammen haben wir das Puzzle schnell zusammengesetzt. Nun werden wir aufgefordert, den ersten der drei Umschläge zu öffnen. Es stellt sich eine Logik-Aufgabe, die mit dem gepuzzelten Motiv zu tun hat. Diese wird uns von Milliardär Jonathan Eaton selbst als Nachricht in Reimform präsentiert. Noch lachen wir über den aus unserer Sicht missglücken lyrischen Versuch, in dem weder Reimschema, Versmaß oder Satzbau eine Rolle zu spielen scheinen. Wir wollen ja eh rätseln und nicht ein Gedicht analysieren.

Es stellt sich dann aber doch heraus, dass der Inhalt des Gedichts für die Lösung wichtig ist. Und ab nun beginnt unser spielerisches Dilemma. Der Zettel wandert von Hand. Wir haben zwar eine ungefähre Ahnung, was es zu tun gibt, finden ein Ergebnis und gleichen auch mit dem Notizbuch ab. Aber was genau ist denn jetzt unser Ziel? Zwei Tipps und eine Rot-Folien-Dechiffrier-Maske finden wir zum Glück auch noch. Die Tipps bestätigen unsere Annahme. Wir haben aber noch keine Lösung. Unserer Tochter reicht es schon. Sie zieht sich zurück. Wir konsultieren die Internet-Hilfe. Ein QR-Code wird gescannt und unser Smartphone auf eine hübsch gestaltete Seite mit den Lösungen weitergeleitet. Verschämt lesen wir den Abschnitt zum Rätselumschlag eins. Alles richtig gemacht. Aber immer noch eher verwirrt als erleuchtet.

Auf jeden Fall bekommen wir nun den Hinweis, dass wir den zweiten Umschlag öffnen können. Wieder liegt ein Reim-Rätsel drin, wieder finden wir Hinweise für den Fall, dass wir stecken bleiben, und einen weiteren Beutel mit Puzzleteilen. Okay, auf geht’s. Diese Teile sind diesmal aber sehr viel kleiner. Auf der Fläche, auf der wir die Teile zusammenlegen sollen, nehmen sich meine Frau und ich immer gegenseitig den Platz weg, wenn wir uns zum Einsetzen nach vorne beugen. Es kommt zu ersten Spannungen. Moment, von einem Spiel erwarte ich aber, dass es mich entspannt. Ich lasse also meiner Frau den Vortritt beim Puzzeln und hoffe dann wieder beim Lösen der Rätsel tatkräftig unterstützen zu können.

Ich sollte mehr Zeitung lesen.

Als sie fertig ist, habe ich nicht nur die Spülmaschine ausgeräumt, sondern auch das lyrische Werk mehrfach studiert. Natürlich habe ich schon versucht an ersten Lösungsansätze zu basteln. Ich komme aber nicht weiter. Wahrscheinlich muss ich die Zeitungsartikel auf dem Poster intensiver studieren. Auch kein Erfolg. Ich überlege, ob ich es meiner Tochter gleich tue. Aber nein, Zeit mit meiner Frau und einem Spiel ist wertvoll. Und sie löst die meisten Rätsel sowieso besser als ich. Ich bin noch zuversichtlich.

Nun ja, auch zusammen scheitern wir. Es bleibt erneut der Blick in die digitale Lösung. Wir lesen, wir erkennen – und dann fragen wir uns, wie wir darauf kommen sollen? Ums Eck denken ja, aber gleich seltsame Theorien entwickeln müssen? Ich weiß nicht. Wir machen Umschlag drei auf. Wieder Reim-Katastrophe, wieder Hinweis-Karten, wieder Puzzleteile. Wir schauen uns an, stecken alles wieder in den Umschlag und sind uns einig: Wir verzichten auf die fiktiven Milliarden und spielen etwas anderes. Später ertappe ich mich dabei, wie ich im Regal durch unsere Lieblingslyrik stöbere.

 

Fazit
Auch wenn wir „Itzsamnas Auge“ ungelöst abgebrochen haben, war es dennoch eine Erfahrung. Das Spiel investiert viel in das thematische Setting und versucht die passende Indiana-Jones-Stimmung aufzubauen. Das klappte aber für uns nicht. Das lag sicher daran, dass wir mit der Fülle an unterschiedlichen Informationen in der Regel gar nichts anzufangen wussten. Für uns bleibt nach etwa 90 Spielminuten die Erkenntnis, dass dieses Spiel nichts für uns ist, sicher aber andere Menschen sicher ansprechen wird. Alleine das Öffnen der Umschläge und die Arbeit mit dem Notizbuch haben einen hohen Aufforderungscharakter.

Objektiv betrachtet sind die Reime aber ein Verbrechen. Bei dem Titel der Reihe liegt der Gedanken nah, dass die notwendigen Gedichte erst in Englisch verfasst wurden und dann bei der Lokalisierung sprachlich angepasst werden mussten. Da lag sicher der Augenmerk auf Inhalt vor Ästhetik. Das Ergebnis ist dann leider doch leider ein übles Verbrechen an der Sprache.

Die Rätsel, denen wir uns stellten, waren in der Anforderungsspanne von einfach bis nicht nachvollziehbar. Leider unterstützte uns die optische Aufmachung des Spiels nicht beim Finden korrekter Lösungen. Da kam dann schon ein bisschen Frust auf, wenn wir in der digitalen Hilfe stöberten. Ich sag mal so: An uns lag es im ersten Rätsel nicht.

Guten Gewissens kann ich das Spiel für generationenübergreifendes Spielen nicht empfehlen, auch wenn es sich während der ersten Puzzle-Phase durch die ungewohnt großen Teile so anfühlte. Alles, was danach kommt, ist klein und fuddelig. Die Texte der gedruckten Unterlagen sind teilweise winzig. Auf die Frage, warum das Spiel ab 16 sein soll, habe ich übrigens keine Antwort. Jugendgefährdende Inhalte hat „Jonathan Eaton’s Houses of Treasure: Itzamnas Auge“ nämlich keine.

 

Bewertung / Test
+ motivierendes Material
+ digitale Lösungshilfe
– Rätsel teilweise nicht nachvollziehbar
– Optik unterstützt die Rätsellogik nicht

 

(Eine Rezension von Oli Clemens)


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Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Escape”

  • ... Altersgruppe 16 bis 49 Jahre
  • ... Altergruppe 50 bis 70 Jahre
  • ... Altersgruppe ab 71 Jahre

Itzamnas Auge (2021)

Spielidee: nicht benannt
Grafik: nicht benannt
Verlag: Jumbo
Anzahl der Spielenden: 1-4 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 16 Jahren
Eigene Altersempfehlung: Ich verstehe immer noch nicht, warum man 16 sein soll. Da ist thematisch nichts ansatzweise jugendgefährdendes beinhaltet.
Spieldauer:

Generationentauglichkeit: Das ist alles gar nicht für das generationenübergreifende Spielen gedacht.