Pirate Tales | Familienspiel | ab 8 Jahren | 2 bis 4 Spielende | Benno Thönelt | Skellig Games | generationentauglich
Piratengeschichten, Seemannsgarn – der Bezeichnungen gibt es gar viele und immer wieder faszinieren sie in der romantischen Welt der Literatur. Die Schiffe, die Schätze und natürlich die Abenteuer der Freibeuter selbst werden in allen Farben dargestellt. Echte Piratengeschichten eben und genau in diese Welt hat mich „Pirate Tales“ entführt. Ich bin zurück und kann von meiner Reise über die Weltmeere so einiges berichten, kommt nur näher und hört zu!
Das Spiel
Pirate Tales ist ein Familenspiel von Benno Thönelt und bei Skellig Games erschienen. Es ist für 2-4 Spielende geeignet und kann ab 8 Jahren gespielt werden.
Die Spielschachtel im quadratischen Format kommt mit viel Inhalt daher. Edelsteine, Dublonen, Karten, Würfel, Holzschiffe und sogar eine Spielmatte finden sich in der für jeden erhältlichen Version von Pirate Tales. Die Spielanleitung ist toll geschrieben und mit Beispielen gut erklärt, da fällt jeglicher Spieleinstieg leicht.
Worum geht es? Jede Person übernimmt ein Piratenschiff, erhält einige (wenige) Startdublonen, eine geringe Anzahl Würfel und Abenteuerkarten – die wir im weiteren Sinne als Mannschaft und Ressourcen verstehen können. Schon geht es los. Die aktive Person deckt Abenteuerkarten nacheinander auf und legt sie auf die dafür vorgesehenen Felder der Spielmatte. In Form eines Totenkopfes auf der Spielkarte unten mittig wird zunächst die Gefahr dargestellt. Das Ziel einer jeden Reise ist eine der Schatzinseln – die gibt es in unterschiedlichem Level, das bezieht sich sowohl auf die Anforderung als auch auf die Belohnung. Diese Karte markiert das Ende einer Reise und wird verdeckt gelegt, die Belohnung also noch verborgen. Ist die Reise geplant, so dürfen alle Mitspielenden nun auf den Ausgang des Abenteuers wetten – „Aye!“ oder „Ney!“ – klar, oder?
Nun würfelt die aktive Person sämtliche ihr zur Verfügung stehenden Würfel. Generell gilt: Je mehr Totenköpfe gewürfelt werden, desto besser. Ich kann einen Würfel beiseite legen – er ist für den Rest der Runde inaktiv – um eine beliebige Anzahl an Würfeln erneut zu werfen. Achtung, dies reduziert gerade am Anfang schmerzlich die Anzahl der zur Verfügung stehenden aktiven Würfel!
Pro Abenteuerkarte, die auf dem Weg zum Schatz passiert werden muss, wird mindestens ein Würfel benötigt und entsprechend die Anzahl der Totenköpfe unten mittig auf der Abenteuerkarte. Dies kann durch weitere gewürfelte Totenköpfe, oder durch Karten aus der Hand geschehen. Eventuelle Belohnungen sind sofort verfügbar. Schon geht es weiter auf die nächste Karte, die in gleicher Manier gelöst wird.
Im Falle eines Scheiterns, und dabei ist es egal ob die Würfel auf dem Weg zum Ziel ausgehen oder einfach nicht genug Totenköpfe bezahlt werden können, ist die Reise beendet und die aktive Person zieht eine Kenterkarte. Je nach Schwierigkeitsgrad werden hier die Wunden versorgt und Trost gespendet oder es gibt noch eins mit ’nem Knüppel hinterher. Im Falle eines Erfolges rückt das eigene Schiff auf der Seekarte die angegebene Anzahl an Feldern nach vorne und der Schatz wird ausgezahlt. Das können Würfel, Dublonen oder Edelsteine sein.
Die Wetten der Mitspielenden werden aufgelöst indem sie bestraft oder eben für ihr Urvertrauen belohnt werden. Die aktive Person reduziert die Anzahl der eigenen Würfel auf 7 und das durch einen Aufwertungsprozess der Würfel: Zwei weiße Würfel können nun in einen roten Würfel umgewandelt werden, zwei Rote in einen Schwarzen. Der Unterschied besteht in der Anzahl der zu würfelnden Tötenköpfe. Ein schwarzer Würfel beispielsweise kann bis zu 3 Totenköpfe erzielen und garantiert immer mindestens 1 Totenkopf, leere Seiten wie bei den weißen Würfeln gibt es nicht. Achtung: Auch hier unbedingt darauf achten, nicht zu wenig Würfel für die nächste Runde zu haben!
Nun beginnt der Zug der nächsten Person und alle verfolgen die Piratengeschichte gespannt und hoffen auf ihren richtigen und lohnenden Wetteinsatz. Das geschieht so lange, bis das erste Piratenschiff vom letzten Spielfeld aus weiter segelt und somit das Spielende auslöst. Somit sind alle anderen noch genau einmal am Zug bevor mit dem Beute zählen begonnen werden kann. Siegreich ist die Person, die am Ende den größten Schatz angehäuft hat, sie gewinnt eine Runde „Pirate Tales“.
Diesem runden Spielgefühl und dem ständigen Abwägen, ob Würfel neu gewürfelt werden oder nicht setzt „Pirate Tales“ noch einen oben drauf: mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden in Form von härter bestrafenden Kenter- oder die im fortgeschrittenen Verlauf der Reise erscheinenden Krakenkarten ist das Spielgefühl durch den Schwierigkeitsgrad gut anpassbar. Für die eher seichtere Fahrt mit der ganzen Familie im knietiefen Wasser bis hin zur Fahrt bei Windstärke 10 und sämtlichen Gefahren der Weltmeere ausgesetzt. Letzteres für alle die, die es gern schwierig mögen. „Pirate Tales“ ist ein tolles Beispiel dafür, wie ein Spiel zum generationenübergreifenden Spiel einladen und gleichzeitig an die Spielgruppe angepasst werden kann, um am Ende doch die Tür in Richtung Kennerspiel aufzuschieben ohne zu anspruchsvoll zu werden.
Das Spielmaterial ist wie zu Beginn angedeutet von guter Qualität und hübsch anzuschauen. Wie gern habe ich die Edelsteine in der Hand und wenn die Dublonen noch klimpern würden, fehlt nur noch der Papagei auf der Schulter oder der Geruch salziger Meeresluft. Und schon schließe ich mich dem nächsten Abenteuer an – wer wissen will, wie es weitergeht, kommt am besten jetzt gleich mit!
Fazit
Mit „Pirate Tales“ ist Autor, Illustrator und Redakteur eine wunderschöne Unterhaltung für die ganze Familie gelungen. Zugegeben, das Spielthema „Piraten“ zu mögen macht es noch einfacher, dieses Spiel toll zu finden. Bereits bei der Spielanleitung, die wunderbar durch das Spiel führt und gut und übersichtlich erklärt, beginnt der Spielspaß und wird durch tolles Spielmaterial und unterhaltsame, detailreiche Illustrationen großartig getragen. Das Spiel fühlt sich, je nach gewähltem Schwierigkeitsgrad, fair oder auch bestrafend an und das dann eben auch für alle. Die Möglichkeit auf den Segelerfolg der Mitspielenden zu wetten, verschafft ein wenig Unterhaltung zwischen den eigenen Spielzügen, denn es kann schon einen Moment dauern bis die anderen 3 Piratenschiffe ihre Abenteuer absolviert haben. Langweilig wird es jedoch nie!
In den Partien, die zu diesem Text führten, sind wir allzu lustigen und teils bösartigen Kenterkarten begegnet. Das Würfelglück war dabei mal mehr mal weniger am Tisch präsent und die Option es durch Handkarten auszugleichen, macht Taktieren im gewissen Rahmen möglich. Die Symbolik ist gut zu erkennen, Würfel und Karten sind auch dank der Spielmatte leicht zu greifen, so dass „Pirate Tales“ nicht nur inhaltlich sondern auch durch qualitatives Spielmaterial generationenübergreifend Spaß macht und ein sehr gut geeignetes Spiel für Jung und Alt ist.
Für mich ist „Pirate Tales“ eine der Überraschungen am Rezensionstisch, bei der ich immer wieder gefragt wurde, wann wir es denn erneut spielen und das ist ein weiteres Indiz für die Güte eines Spiels – ich habe immer wieder Freude daran es zu erklären, zu spielen und eine schöne Zeit auf den sieben Weltmeeren zu verbringen! Komm doch einfach mit, das nächste Schiff legt sicher bald ab.
Bewertung / Test
+ Spielanleitung und Spielmaterial vermitteln bereits vor Spielstart Freude am Spiel
+ Einfach zu erlernende Spielregeln
+ Gute Skalierbarkeit im Schwierigkeitsgrad
+ Ein Würfelspaß, der sich selbst nicht ganz so ernst nimmt und Fehler verzeiht oder eben bestraft
(Eine Rezension von Tobias Mallock)
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Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Familienspiele”
Pirate Tales (2023)
Spielidee: Benno Thönelt
Grafik: Roman Kucharski
Verlag: Skellig Games
Anzahl der Spielenden: 2 – 4 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 8 Jahren
Spieldauer: 45 – 60 Minuten
Generationentauglichkeit: Aye! Spielmaterial, Spielmechanik und Spielinhalt sind sehr gut für das Spielen durch Jung und Alt geeignet. Daumen hoch!