Atiwa | Kennerspiel | ab 12 Jahren | 1 bis 4 Spielende | Uwe Rosenberg | Lookout Spiele | pädagogisch wertvoll
Am Spieleautor Uwe Rosenberg führt kein Weg vorbei, wenn es um Spiele mit dem Mechanismus Workerplacement geht. Für viele Spielende handelt es sich dabei meist um Spiele mit längerer Wartezeit und viel Grübelei zwischen den eigenen Spielzügen. Was Atiwa hier anders macht und wo es dem Genre treu bleibt, erfährst du hier!
Das Spiel
Atiwa ist ein Kennerspiel von Uwe Rosenberg und bei Lookout Spiele erschienen. Es ist für 1-4 Spielende geeignet und kann ab 12 Jahren gespielt werden.
Uwe Rosenberg und Lookout Spiele – das weckt in mir Erinnerungen an tolle Workerplacementspiele wie „Agricola„, „Le Havre“, „Ora et Labora“ und „Caverna“ – Spiele, die mich thematisch völlig in ihre Welt ziehen und mich meist zufrieden auf die nicht selten abendfüllend gespielte Zeit zurückblicken lassen. „Atiwa“ reiht sich hier nahtlos ein und versetzt uns dabei in den Westen Afrikas, genauer nach Ghana auf die namensgebende Atiwa-Range. Hier ist der Flughund, wie schon das Cover der Spielschachtel erkennen lässt, von zentraler Bedeutung. Oft wird er als Obstdieb angesehen und verjagt und auch gegessen. Die Erkenntnis, dass eine Flughundkolonie durch die Verbreitung der Samen bei der Aufforstung der Wälder einen entscheidenden Beitrag leistet, ist bei „Atiwa“ ein wichtiges Spielelement. Um den Tieren möglichst viel Lebensraum bieten zu können stehen den Spielenden 2 Möglichkeiten zur Verfügung: Landerweiterungen zum einen und zum anderen die Familien vor Ort zu unterrichten, dass der Flughund nützlich ist, nicht gegessen werden sollte und im Wohnhaus als Haustier leben darf.
Sämtliche Aktionen werden in einer Partie „Atiwa“ über Workerplacement-Felder ausgelöst. Dabei gilt die einfache Regel: Nur eine Spielfigur darf pro Feld stehen. In jeder Runde hat jede Person abwechselnd 3 Spielzüge. Aufgeteilt über 7 Runden entspricht das gerade mal 21 Aktionen. Eine entscheidende Rolle spielt dabei auch die Bildung unserer Familien. Während im Spiel als ungebildet bezeichnete Familien auf der Suche nach Gold wertvolles Land unbrauchbar machen und sogar Flughunde essen würden, erhalten wir für jede gebildetete Familie am Rundenende je 1 Gold. Wie bereits erwähnt werden ausgebildete Familien nun Symbiosen mit den Flughunden eingehen und gewähren sogar Platz für eines dieser Tiere, die sie nun niemals mehr essen würden.
Am Ende einer jeden Runde finden Rundenauswertungen statt, die Schritt für Schritt vorgenommen werden. Dabei simulieren wir den Kreislauf der Natur. Je mehr Buschtiere ich habe, desto schneller vergrößert sich mein Wald. Je mehr Bäume ich habe, desto mehr Obst steht mir zur Verfügung und viel Obst lockt dabei auch mehr Flughunde an. Doch Achtung: Ich kann nur behalten, was ich auf meiner Auslage in meinen Gebieten auch unterbringen kann, alles andere verbleibt auf dem Tableau.
Erfrischend anders ist dabei die Verteilung des Spielmaterials. Ich habe mein persönliches Tableau vor mir liegen und nehme Material von dort und lege es beim Bezahlen auch dorthin zurück. Dadurch werden Reihen von links nach rechts abgeräumt und geben Einkünfte fürs Rundenende und Siegpunkte fürs Spielende frei. Das Spielmaterial ist von guter Qualität, die Plättchen sind in ordentlicher Stärke sehr stabil und dennoch wird es dann recht eng auf den bis zu 8 Feldern je Plättchen.
So sind wir mitten drin in der Atiwa-Range und bemühen uns um die geschickte Verteilung der Ressourcen. Gelingt uns der Spagat zwischen Platzmangel und Ressourcenknappheit am besten und bauen Dörfer und bestenfalls sogar Kleinstädte werden wir durch viele Punkte am Spielende belohnt.
Fazit
Die Liste der vorhandenen Workerplacementspiele ist lang, die Thematik Tiervermehrung, Ernte und Ernährung für Spiele des Autors Uwe Rosenberg bestens bekannt. Schön ist es hier zu erfahren, wie „Atiwa“ ein gänzliches anderes Spielgefühl erzeugt als zum Beispiel große Erfolgstitel wie „Agricola“ oder „Caverna“ um nur zwei stellvertretend zu nennen. Das mag zum einen an den Ressourcen liegen, die ich niemals vor mir auf kleine Türmchen stapele, sondern immer direkt in meiner persönlichen Auslage unterzubringen habe. Es liegt sicher auch an der Begrenzung des Spielmaterials. Wenn ich alle Buschtiere platziert habe, bekomme ich nicht mehr. Jederzeit ist klar und deutlich, wohin sich meine Punkte entwickeln würden, wenn ich z. B. mehr Obst für die Ernährung verwende anstatt Buschtiere.
Besonders hervorheben möchte ich das belohnende Gefühl am Ende jeder Runde bei den Rundenauswertungen – ich erhalte gemäß dem Kreislauf der Natur Bäume, die mich mit Obst bereichern, was wiederum Flughunde anlockt. All das ist gut sichtbar auf dem Plan markiert, sodass ich hierbei auch ordentlich planen kann. Die liebevolle und detailierte Illustration macht neben der klaren Ikonographie Lust auf das Spiel. „Atiwa“ hält dabei was es verspricht – im Kennerspielniveau ist es gut aufgehoben und wiederholt den Kernmechanismus Runde für Runde.
Was dem Einstieg als Vorteil dient, bremst vermutlich auch die Erwartungen derer, die Expertenspiele bevorzugen. Das Spielprinzip ist schnell verstanden und braucht doch einige Partien um die eigene Punktzahl zu maximieren. So erscheint es anspruchsvoll alle Familien vom Tableau zu erhalten und möglichst viele davon zu überzeugen in Symbiose mit den Flughunden zu leben. Wem das dann am besten gelingt und wer die meisten Siegpunkte am Spielende generiert, gewinnt die Partie.
Kleiner Wermutstropfen: Atiwa fühlt sich mitunter solitär an und versucht längerfristig durch verschiedene Szenarien herauszufordern und so ein wenig Abwechslung in die Partien zu bringen. Auch wenn schön anzuschauen, so halte ich Atiwa allenfalls für eingeschränkt generationentauglich: Kleines Spielmaterial will auf quadratische Karten gestapelt werden und es geht mitunter recht eng zu. Wer sich davon nicht abhalten lässt, wird bereits nach nur kurzer Eingewöhnung mit einem tollen Spiel belohnt.
Der Gesamteindruck zum Spiel wird durch ein Begleitheft zur Recherche des Autors hervorragend abgerundet und so fällt es leicht, sich in das Ökosystem der Atiwa-Range zu stürzen. Wenn dir geradlinige Workerplacementspiele wie „Agricola“ und „Caverna“ gefallen und doch etwas zu umfangreich sind, findest du mit Atiwa vielleicht das Spiel was diese Lücke geschickt besetzt.
Bewertung / Test
+ Schöne und interessante Thematik, die sich absolut passend in den Mechanismen darstellt
+ Tolle Qualität des Spielmaterials, gute Haptik und eigenes Tableau
+ Tolles Belohnungsgefühl bei jeder Rundenauswertung
+ Niedrige Einstiegshürde durch sehr gute Anleitung und klare Ikonographie
– Bis auf blockierte Einsetzfelder keine Interaktionen zwischen den Spielenden
– Auf den kleinen Landschaftskärtchen wird es mitunter recht eng
(Eine Rezension von Tobias Mallock)
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Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Kennerspiele”
Atiwa (2022)
Spielidee: Uwe Rosenberg
Grafik: Andy Elkerton
Verlag: Lookout Spiele
Anzahl der Spielenden: 1-4 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 12 Jahren
Eigene Altersempfehlung: Ab 10 Jahren
Spieldauer: 30 – 120 min
Generationentauglichkeit: Eingeschränkt, da es mitunter doch recht eng auf der eigenen Auslage zugeht.
Pädagogisch wertvoll: Absolut – Uwe Rosenberg stellt zum Spiel sogar ein Begleitheft, wo seine Recherchen noch detailierter aufgeführt werden. Atiwa schafft es sehr gut, die Thematik in der Spielmechanik abzubilden.