Klasse, knackig, kooperativ – „Last Bastion“ bietet großen Heldenspaß (Rezension, Test)

„Last Bastion“ von Antoine Bauza für 1-4 Spieler ab 14 Jahren, 45 Min Spieldauer, erschienen 2019 bei Repos/Asmodee ist ein spannendes kooperatives Spiel für alle Spielergruppen

Ich gebe zu, kooperative Spiele und ich sind keine dicken Freunde. Meist sind die Spiele so gestaltet, dass es den einen Alpha-Spieler gibt, der vorgibt, wo es lang geht. Es gibt ein paar gute Ausnahmen, die erforderlich machen, dass alle Mitspieler „mitspielen“. Dass ich trotzdem so manches kooperative Spiel mitmache, liegt an den Mitspielern. Eine gute Gruppe am Tisch – und eigentlich ist es egal, was für ein Spiel auf dem Tisch liegt. Naja, fast.

Dieses Mal ist es „Last Bastion“, das als kooperative Herausforderung vor uns liegt. Und auf den ersten Blick ein Augenschmaus. Tolles Material, fantastische Illustrationen und (in unserem Fall) handbemalte Heldenfiguren – da muss man mitspielen.

Kann das Spiel dieser opulenten Ausstattung gerecht werden? Ganz ehrlich, nach dem ersten Spiel machten wir vier Helden große Augen. War das einfach! Die Höllenbrut brandet an unsere Festung und wir erledigen sie quasi mit links im Stehen auf der Treppe. Und da waren schreckliche Dämonen und was weiß ich dabei. Und die Schergen des Oberbosses natürlich auch. Und trotzdem war das eher Kindergeburtstag. Machen wir es gleich nochmal, aber nur um endgültig sagen zu können „Ist das Spiel zu schwach, sind wir zu stark?“

Ups. Verloren. Nicht mal bis zur Hälfte des Kartendecks gekommen. War aber auch sehr unglücklich, wie die Monster an die vier Seiten unserer Bastion, unserer Festung herankamen. Wir nutzten die neun Gebäude innerhalb der Mauern und ihre Spezialfähigkeiten sehr gut, trotzdem reichte es diesmal nicht. Bei weitem nicht. Also noch einmal.

Verloren. Keiner kann sagen warum. Die Höllenbrut war einfach zu übermächtig. Haben wir denn geschlafen? Vielleicht lag es daran, dass die Gebäude, die bei jedem Spiel zu einem neuen 3×3 Raster zusammengelegt werden, nicht so optimal lagen? Müssen wir gleich noch einmal probieren.

Verloren. Gut, ok, wir haben gepennt. Es gibt Monster, die sind ziemlich fies. Zum einen können Monster (und jeder Spieler muss zu Beginn seines Zuges eine Monsterkarte ziehen) beim Auslegen eine Angriffsaktion ausführen. Aber so manches Monster muss auch aktiviert werden, wenn der Spieler an der Reihe ist, der für die eine Seite der Bastion zuständig ist. Liegen da gar zwei oder drei Monster mit solch einer Fähigkeit, sind das schonmal jede Menge Angriffe, die es zu ertragen gilt. Und dann sind da die ganz heimtückischen Monster. Denn wenn wir sie vernichten, richten sie noch einmal Schaden an. Da kann es leicht zu einem Pyrrhus-Sieg kommen. Monster tot, aber gleichzeitig Bastion gefallen. Es gilt immer, die Monster, die bereits an die Haustür klopfen, zu beachten und keine übermächtige Kombination zuzulassen. Gut, wir haben gelernt. Noch einmal.

Verloren. Langsam beschleicht uns der Verdacht, dass unser erster Sieg vielen, und zwar sehr vielen glücklichen Umständen zu verdanken war. Ja, der Glücksfaktor. Kommen die Monster schön der Reihe nach, ist es kein Problem. Aber manchmal hat man einfach Pech. Da kommen Monster gleich zu Beginn der Schlacht, die kaum schlagbar sind. Um ein Monster zu schlagen, muss man bestimmte Farbtokens abgeben bzw. erwürfeln. Aber mit nur drei Würfel und Monster, die bis zu fünf oder sechs Tokens brauchen, heißt es, vorher viel zu sammeln. Aber Zeit zum Sammeln hat man nicht wirklich. Wir geben uns nicht geschlagen. Ran an die nächste Partie.

Gewonnen. Uh, war das knapp. Aber es geht. Da muss die Gruppe aber wirklich gut harmonieren, da muss man die Fähigkeiten der Gebäude in der Bastion optimal nutzen und die vor der Mauer stehenden Monster sorgfältig analysieren.

Ich geb es zu. Dieses kooperative Spiel ist nach meinem Geschmack. Sehr fordernd, wenngleich auch der Glücksanteil manchmal spielentscheidend ist (man gewinnt oder verliert, ohne dass man wirklich etwas machen kann). Aber das ist zum Glück selten. Zumeist ist es ein wirklich fordernder Fight. Man wird ins Spiel hineingezogen und fiebert mit. Jedes aufgedeckte Monster wird gefürchtet, jedes geschlagene bejubelt und in den letzten entscheidenden Augenblicken des Gemetzels wird sich gegenseitig Mut zugesprochen. Das Gruppengefühl ist toll. Selbst weniger aggressive Naturen sind bei der Verteidigung dabei. Es gilt ja die Menschheit zu retten. Denn wir Helden sind „die letzte Bastion“ vor der Hölle.

 

FAZIT

Ein tolles kooperatives Spiel. Für (optimal) vier Mitspieler, funktioniert aber auch gut zu zweit oder dritt (und solo sowieso!). Es stellt Herausforderungen an die Gruppe, aber wenig Anforderungen an den Spieler. Selbst Gelegenheitsspieler können schnell mitspielen. Da das Spiel richtig knackig sein kann, sind auch Vielspieler gefordert. Wie gesagt, nicht mit der Spieldynamik, sondern mit der Suche nach einer optimalen Taktik gegen die Monsterhorden.

Opulente Ausstattung, stimmungsvolle Grafiken und ein spannendes Gameplay, was will man denn eigentlich mehr? Naja, nach mehreren Partien würde man sich nach etwas mehr Abwechslung bei den Monsterchen freuen (man spielt in jeder Partie fast das ganze Kartendeck durch), aber da könnte man ja mit einer Erweiterung was dagegen tun. Oder auch mit neuen Gebäudeplättchen. Wer weiß, was uns noch erwartet. Bei den Helden haben wir ja schon acht Helden für viel Abwechslung in der Schachtel.

Übrigens, wer das Spiel „Ghosts Stories“ kennt, den erwartet hier eine perfekt aufgebohrte Version. „Last Bastion“ hätte mich fast zu einem kooperativen Spieler bekehrt. Aber nur fast 🙂 Denn nur ganz wenige solche Spiele schaffen es, wirklich alle Mitspieler ins Spiel zu bringen. Meiner Meinung nach ein Spiel für jedes Spieleregal und für jeden Spielertypen.

 

BEWERTUNG

+ super Ausstattung
+ sehr spannend
+ tolles Gruppenerlebnis
+ viel Wiederspielwert
– sehr selten zuviel Glück/Pech

 

Hinweis zur Gender-Formulierung: Bei allen Bezeichnungen, die auf Personen bezogen sind, meint die gewählte Formulierung beide Geschlechter, auch wenn aus Gründen der leichteren Lesbarkeit nur die weibliche oder männliche Form verwendet wurde.

 

(Eine Rezension von Gerhard Hany)

Wichtige Informationen zu unseren Rezensionen (KLICK)

 

Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Kooperative Spiele” 

  • ... Altersgruppe 14 bis 49 Jahre
  • ... Altersgruppe 50 bis 75 Jahre
4.8

Last Bastion

Autor: Antoine Bauza
Grafik: Nastya Lehn, Pierô
Verlag: Repos / Asmodee
Spieleranzahl: 1-4 Spieler
Altersempfehlung Verlag: Ab 14Jahren
Spieldauer: 45 Minuten

Generationentauglich: geeignet, man kann sich gegenseitig helfen