Everdell: Bellfaire | Kennerspiel-Erweiterung | ab 10 Jahren | 1 bis 6 Spielende | James A. Wilson | Pegasus Spiele
Hier kommen gute Neuigkeiten aus unserem Brettspiel-Lieblingstal „Everdell“. Mit der „Bellfaire“-Erweiterung sehen unsere Tier-Meeple nicht nur herzzerreißend knuffig aus, sondern jede Art bekommt nun auch eine eigene Fähigkeit. Und auch der 3-dimensionale Immergrün-Baum, der für viele eher unnötig als hilfreich war, könnte mit der Erweiterung zukünftig im Regal stehen bleiben.
Das Spiel
Everdell: Bellfaire ist ein Erweiterung von James A. Wilson und bei Pegasus Spiele erschienen. Es ist für 1-6 Spielende geeignet und kann ab 10 Jahren gespielt werden.
„Bellfaire“ ist eigentlich nicht EINE Erweiterung, sondern gleich mehrere. Das liegt daran, dass wir gleich ein buntes Sammelsurium an Modulen zu Verfügung gestellt bekommen, mit denen wir das Grundspiel variieren können. Und natürlich passt auch alles zu den anderen Erweiterungen „Pearlbrook“ und „Spirecrest“.
Leute, denen Struktur wichtig ist, greifen sicher gleich dankbar zu einer der sechs Ablagetafeln. Deren Sinn und Zweck besteht darin, die Ressourcen geordneter lagern zu können und die 15-er-Kartenauslage gerade auszurichten. Das hilft bei der Ordnung in der eigenen Auslage, frisst aber Platz auf dem Tisch. Auf diesem Hinweis komme ich später nochmal zurück.
Vielleicht seid ihr eben bei der Zahl Sechs stutzig geworden? Zurecht, denn mit „Bellfaire“ kann man „Everdell“ nun auch mit mehr als vier Personen spielen. Die Regeln, die es für 5 und 6 Spieler braucht, stehen natürlich in der Anleitung. Die bedeutendste Änderung liegt sicher darin, dass man nur noch mit fünf Arbeitern durch das Jahr kommt. Plant ihr eine Partie „Everdell“ dann in Vollbesetzung, plant bitte auf jeden Fall deutlich mehr Zeit ein. Die vielen Möglichkeiten des Spiels laden einfach dazu ein, zu lange zu überlegen.
Neue Ereignis- und Waldkarten findet ihr natürlich ebenso in der Schachtel, wie zwei neue Arbeitertypen: die roten Kardinäle und dunkelgrünen Kröten. Kardinäle sind übrigens Vögel. Ich kannte die vorher nicht. Jetzt bin ich klüger. Das neue Material packt ihr einfach in das Grundspiels dazu, mischt alles kräftig durcheinander und schon ist die Auswahl beim Aufbau erheblich größer geworden. Das sorgt selbstverständlich für mehr Varianz und Wiederspielwert, weil die einzelnen Partien nun noch unterschiedlicher verlaufen können.
Apropos Arbeiter! Endlich ist es nicht nur eine Frage der Farbenvorliebe oder in welcher Tierart man sein inneres Krafttier am ehesten erkennt, wenn man nach einer Sorte Tier-Meeple greift. Mit der „Bellfaire“-Erweiterung bekommt jede Tiersorte eine individuelle Fähigkeit. Das Spiel wird also asymmetrisch, was ja eines der liebsten Adjektive in der Welt der Kenner- und Expertenspiele ist. Eichhörnchen sind ab sofort die Meister der Zweige, Eidechsen beginnen jede Jahreszeit mir einer zusätzlichen Karte und Schnabeltiere starten beispielweise mit einer kleinen Menge an Siegpunkten, die sie während des Spiels in Aktionen einlösen können. So kann jetzt jede der aktuell spielbaren Tierarten etwas Besonderes. Die asymmetrischen Fähigkeiten sind einerseits eine enorme Veränderung, andererseits aber der absolut richtige Schritt, ein intensiveres Spielerlebnis mit mehr taktischen Optionen zu ermöglichen.
Weiter auf unserer Liste der „Bellfaire“-Neuerungen geht’s mit drei Modulen. Auf dem Markt können in einem dynamischen Wechsel Ressourcen gekauft und verkauft werden können. Gleich daneben ist Platz für das Modul Königliche Auszeichnung. Dieses belohnt die Spieler mit zusätzlichen Siegpunkten, die zum Spiel-Ende die meisten Karten einer Sorte einer Art gesammelt haben. Und dann gibt es noch das Blumen-Festival. Das funktioniert auf die gleiche Weise wie andere Einfache Ereignisse aus dem Grundspiel und belohnt mit Siegpunkten, wenn du jeden Kartentyp mindestens einmal in deiner Stadt gebaut hast. Alle Module können natürlich zusammen oder einzeln in das Spiel integriert werden. Macht das einfach von eurer bisherigen Spielerfahrungen abhängig, und natürlich davon, wie viel Neues ihr auf einmal verkraftet.
Egal, wie ihr euch entscheidet, ihr habt zwei unterschiedliche Wege die neuen Module in das Spiel zu einzubauen. Die platzsparende Variante besteht darin, die entsprechenden Plättchen aus Pappe seitlich neben den bisherigen Spielplan zu legen. Alternativ entfernt ihr den 3D-Immerbaum. Dort, wo er stand, legt ihr den neuen „Bellfaire“-Spielplan an. Das Spiel wächst also nach oben. Für alle Module und für die Aktionsfelder des Baums findet ihr darauf Platz.
Und jetzt könnt ihr schon mal das Metermaß in die Hand nehmen und eure Spielfläche messen. Spielplan Brettspiel plus Spielplan „Bellfaire“ plus vielleicht sogar Spielpläne „Spirecrest“ und „Pearlbrook“, dazu die neuen Ablagepläne: Das Komplett-Erlebnis braucht Platz! Wer aber gerne „Everdell“ spielt, weiß ja, dass die die tolle Tischpräsenz ihren Raum fordert. Stellt Snacks und Getränke eh am besten auf einen Beistelltisch. Die Ablagepläne blieben bei uns nach der ersten Runde genau aus diesen Gründen in der Schachtel.
Fazit
„Bellfaire“ willst du unbedingt spielen, wenn du die asymmetrischen Tierfähigkeiten ausprobieren und durch die neuen Module ein großes Plus an spielerischer Vielfalt bekommen willst. Das sorgt für insgesamt mehr Tiefgang in dem Kennerspiel, das in Sachen Optik und Liebreiz immer noch einen Meilenstein in der Brettspielwelt darstellt.
Auch durch die Erweiterung ist „Everdell“ aber kein Stück generationentauglicher geworden. Die Texte auf den Karten sind immer noch sehr klein geraten, die Ressourcen klein und unhandlich. Aber die „Everdell“-Serie hat diese Zielgruppe gar nicht im Sinn, und das ist okay. Dafür können Familien gemeinsam den Schritt in Richtung Kennerspiel machen. Mutet euch aber nicht zu viel auf einmal zu! Eine Erweiterung auf einmal reicht aus. Wer irgendwann „all-in“ gehen will, muss dann aber viel Platz zum Spielen haben.
Ich glaube, dass ich mittlerweile meine Lieblingsreihenfolge bei den Erweiterungen kenne. Und da ist „Bellfaire“ sicher auf Platz 1! Endlich macht es einen Unterschied, welche Tiere ich spiele. Da kann ich sogar mal zu einer der unpopulären Farben greifen.
Unsere Rezensionen zu dem Grundspiel und den bisher erschienen Erweiterungen findet ihr übrigens hier:
Grundspiel „Everdell“
Erweiterung „Pearlbrook“
Erweiterung „Spirecrest“
Bewertung / Test
+ Asymmetrische Tier-Fertigkeiten
+ neue Spielmodule
– Platzmonster in der Kombination mit anderen Erweiterungen
(Eine Rezension von Oli Clemens)
Wichtige Informationen zu unseren Rezensionen (KLICK)
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Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Erweiterungen”
Titel (Jahr)
Spielidee: James A. Wilson
Grafik: Andrew Bosley
Verlag: Pegasus Spiele
Anzahl der Spielenden: 1-6 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 10 Jahren
Eigene Altersempfehlung: 10-jährige sollten schon Kennerspiele kennen, wenn sie in Everdell und seinen Erweiterungen erfolgreich sein wollen
Spieldauer: 120 Minuten (und möglich länger je nach Personenzahl)
Generationentauglichkeit: Darauf legt es Everdell mit seinen kleingedruckten Texten und Materialien sicher nicht an