Über den Wolken – Havalandi von Edition Spielwiese (Rezension)

Havalandi | Plättchenlegespiel | ab 8 Jahren | 2 bis 4 Spielende | Reiner Knizia | Edition Spielwiese | generationentauglich

Ballonfahrten faszinieren die Menschheit seit Anbeginn. Für Personen mit Höhenangst empfiehlt sich vielleicht ein anderes Spektakel am Boden, auch Ballonglühen genannt. In größeren Gruppen sind Ballons bereits in ihrer Urform ein echter Hingucker – all das mag „Havalandi“ zur Inspiration gedient haben. Was es sonst noch bereit hält? Lies doch einfach weiter!

Übersicht über das Spielmaterial. Ein zentrales Spielbrett und dazu eine Menge Pappmarker, die darauf platziert werden.
Die Gestaltung wirkt wie aus einer Traumwelt – der Stil von Lukas Siegmon passt hier thematisch sehr gut!


Das Spiel

Havalandi
ist ein Plättchenlegespiel von Reiner Knizia und bei Edition Spielwiese erschienen. Es ist für 2-4 Spielende geeignet und kann ab 8 Jahren gespielt werden.

Die Spielschachtel ist hübsch anzuschauen. Bereits das Cover wirkt wie ein Themenmix aus Steampunk und Gegenwart. Die Gestaltung gleicht einer Traumwelt und fast scheint es menschenleer auf dem Planeten und vor allem über den Wolken – nun will Reiner Knizias „Havalandi“ mit gut verständlichem und schlanken Regelwerk daran etwas ändern. Schon bald werden viele Ballons, dargestellt durch runde Plättchenmarker, das Spielfeld bevölkern. Doch zunächst einen Schritt zurück und der Reihe nach von vorn!

Eine Ballonminiatur umkreist den Spielplan und markiert somit 2 nutzbare Reihen
Volle Fahrt voraus! Blick über das farbenfrohe Spielbrett von einer der Randpositionen aus.

Wie spielt sich „Havalandi“ denn nun? Wir platzieren Ballons unserer Farbe auf dem Spielfeld und kassieren dafür bestenfalls Punkte. Wer davon am Ende am meisten hat, gewinnt. Das Platzieren der Ballons erfolgt nicht willkürlich: Ein großer Spielstein in Form eines Ballons gibt die jeweils aktiven Reihen vor. Vor jeder Spielaktion wirft die Person am Zug einen Würfel und rückt den Ballon um so viele Felder wie Würfelaugen vor. Dann darf ein Marker in der Farbe der Person am Zug in die aktiven Reihen gesetzt werden.

Dabei gilt es einiges zu beachten. Baue ich direkt an einen Pavillon, so erhalte ich sofort 4 Punkte. Gruppiere ich mindestens 3 Ballons zusammenhängend in das Gebiet einer Farbe, so erhalte ich pro Ballon einen Punkt. Wenn ich Ballons als Flotte aufsteigen lasse, so müssen diese zusammenhängen und mindestens einer muss auf dem Schotterweg stehen. Je mehr verschiedene Gebiete meine zusammenhängende Flotte umfasst, desto mehr Punkte gibt es.

Detailaufnahme des Spielbrettes mit einem Pavillon, an dem sofort Punkte erzielt werden können.
Pavillons – auch in anderen Spielen anzutreffen – generieren sofortige Punkte.

Seinen Reiz entfaltet „Havalandi“ ab 3 Personen, selbst wenn im Spiel zu zweit eine neutrale Farbe zum Abdecken genutzt wird, so ist das Zweipersonenspiel gut nebeneinanderher möglich. Oft stecke ich in Situationen, wo ich am liebsten gleich zwei Ballonchips platzieren möchte und einer schlicht zu wenig erscheint.

Um hier die eigenen taktischen Möglichkeiten etwas zu erweitern, habe ich „Sonderballons“ – so darf ich entweder auf ein besetztes Feld einen Ballon legen, oder ich darf einmal im Spiel ein beliebiges Feld wählen, oder einen zusätzlichen Ballon zum eben gelegten Plättchen angrenzend. Das schafft dann bereits eine Menge an Möglichkeiten, deren Verwendung gut im Blick behalten werden kann und sich keinesfalls zu viel anfühlt. Um einer anfänglichen Planlosigkeit beim Platzieren entgegen zu wirken, gibt es Endwertungsziele, die in Form von großen Karten von Partie zu Partie verschieden sein können und die Platzierungsbemühungen aller Personen beeinflussen.

Zwei Endwertungskarten werden zufällig gezogen.
Immer schön im Blick behalten: Die beiden Endwertungsbedingungen entscheiden am Ende vielleicht über die erfolgreichste Ballonfahrt.

Die gesamte Gestaltung von „Havalandi“ ist wunderschön gelungen – in verspielten Motiven und eher pastelligen Farbtönen lädt Lukas Siegmon hier zum Träumen in eine Welt über den Wolken ein. Der Blick ist dabei auf den Boden gerichtet und wird umrundet von einem schützenden Rahmen aus einer Herde Schäfchenwolken.

Der große Ballon, der das Spielfeld umrundet ist gut zu greifen, so dass hier wirklich viele Menschen gut mitspielen können. Wenn eingangs die Nomenklatur und der Unterschied zwischen einer Gruppe eigener Ballons und einer Flotte eigener Ballons gut erklärt und verdeutlicht wird, sind auch beinahe alle Regelhürden überquert und dem Spielspaß steht nichts im Wege.

Auf der Abbildung einer Strickleiter in der Luft werden die Siegpunkte abgetragen - schön anzuschauen!
Schicke Details: Die Strickleiter oben links ist die Zählleiste.


Fazit

„Havalandi“ ist eines dieser Spiele, die bereits durch eine gelungene Illustration das Interesse am Spiel zu wecken vermögen. Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist die niedrige Einstiegshürde beim Lesen, Verstehen und Vermitteln des Regelwerkes. Alles schafft „Havalandi“ auf hervorragende Art und Weise. Das Thema ist dabei eher der Magnet, der hier unentschlossene Personen neugierig macht. Denn Spiele aus der Feder von Dr. Reiner Knizia sind oft ein Garant für gute Unterhaltung. Das Thema hilft dabei, die sehr geradlinige Spielmechanik anschaulich zu vermitteln und würde vermutlich mit Häuserbau an der Sunrise Lane oder Machtkämpfen der Samurai ähnlich ansprechend umgesetzt werden können.

„Havalandi“ ist ein schönes Spiel für Familien und sehr gut generationenübergreifend spielbar – da sowohl Spielmaterial, als auch Regelwerk und Spielmechanik und nicht zuletzt auch die Spieldauer von durchschnittlich 45 min Jung und Alt an einem Tisch zusammenbringen. Die Gestaltung trägt die Stimmung sehr gut und lässt eine Atmosphäre am Tisch entstehen, die ich als sehr angenehm empfand – das Cover der Schachtel eignet sich aus meiner Sicht auch hervorragend als Poster.

Wer Expertenspiele sucht, wird bei Havalandi ebenso wenig dauerhaft glücklich, wie Personen, die gern vorausplanen und dabei möglichst wenig Interaktionen mit den Anderen am Tisch suchen. Allen Anderen lege ich eine Ballonfahrt in „Havalandi“ ans Herz – Gute und vor allem entspannte Reise!


Bewertung / Test
+ Sehr geradliniger Spielmechanismus
+ Kurze Wartezeit zwischen den Zügen und dadurch kurzweiliges Spielerlebnis
+ Schnell erlern- und auch vermittelbar
+ Wunderschöne Illustration – fehlen nur noch die Wolkenstädte!
+ Gutes Spiel für alle Generationen

(Eine Rezension von Tobias Mallock)

Tobias

 

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Havalandi (2023)

Spielidee: Reiner Knizia
Grafik: Lukas Siegmon
Verlag: Edition Spielwiese
Anzahl der Spielenden: 2 – 4 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 8 Jahren
Spieldauer: 45 – 60 Minuten
Generationentauglichkeit:  Ja! Niedrige Einstiegshürde. Spielregel mit einigen Beispielen. Keine Schrift nötig, um das Spiel zu spielen.