Nie war der Satz „man gewinnt, wenn andere verlieren“ richtiger als in diesem Spiel. Ist mal was anderes, wenn man in einem Spiel statt um den Sieg darum spielt, nicht zu verlieren. Denn das Spiel ist aus, wenn jemand verliert, und dann gewinnen alle anderen im Kartenspiel „Krass Kariert“. Das ist so gesehen nicht ideal, weil sich alle ein Opfer aussuchen könnten – was aber in dem Spiel nicht geht. Dafür ist Faktor Zufall zu groß und eine direkte Interaktion der Spieler ist nicht möglich.
Jeder Spieler hat 10 Karten auf der Hand und zusätzlich zwei Reservekarten offen vor sich liegen. Dann wird reihum ausgespielt. Man spielt eine Karte oder eine Kombination aus bis zu drei Karten, wobei die Karten auf der Hand direkt nebeneinander stecken müssen. Das Verschieben der Karten auf der Hand ist nicht erlaubt. Wer ausspielt, muss dabei immer eine höhere Kombination auslegen als der Spieler vor ihm. Kann oder will er das nicht, darf er eine der Reservekarten nehmen und sie beliebig in seine Kartenhand einstecken. Das geht aber nur, solange Reservekarten vor einem liegen. Kann man nicht ausspielen und müsste also eine nicht mehr vorhandene Reservekarte nehmen, hat man diese Runde verloren und muss einen Chip abgeben. Man startet mit einer bestimmten Anzahl an Chips, und müsste man einen Chip abgeben, hat aber keinen mehr, hat man das Spiel verloren und alle anderen damit gewonnen.
Man spielt mehrere Runden in einem Durchgang bis nur noch ein Spieler Karten auf der Hand hat, dann hat dieser Spieler diesen Durchgang verloren und gibt einen Chip ab. Und schon startet der nächste Durchgang, bis ein Gesamtverlierer feststeht. Oder mehrere, was auch vorkommen kann.
Ein paar zusätzliche Karten versüßen das Spielerleben, mit einer Stopp-Karte beende ich die Runde und alle nach mir kommen nicht mehr dran. Mit einer Nachziehkarte muss der Spieler, der in dieser Runde die höchste Kombination ausgespielt hat, drei Karten vom Stapel nachziehen. Und eine X-Karte dient als Joker.
FAZIT
„Krass Kariert“ von AMIGO ist ein sehr einfaches Kartenspiel für die ganze Familie. Hat man mal die Werte der einzelnen Kombinationen verstanden, spielt es sich flott und jeder kann mitfiebern, wie ein anderer verliert. Das ist nicht so schlimm, denn man spielt nicht gegen einen Spieler, um ihn gemeinsam aus dem Rennen zu werfen, das geht nicht. Also bestimmt vor allem Väterchen Zufall, ob ich gute Karten und vor allem in der richtigen Reihenfolge auf der Hand habe. Die Reihenfolge der Karten kann man nämlich nicht verändern. Ein bisschen Taktieren kann man durch die Reservekarten, denn die darf man beliebig einschieben und damit vielleicht gute Kombinationen erhalten. Aber man verliert nicht nur den Zug, sondern hat auch eine Karte mehr auf der Hand.
Die Stopp-Karte kann die nachfolgenden Spieler ärgern, die Nachziehkarte kann schon mal Spieler, die wenig Karten auf der Hand haben, böse treffen. Andererseits kann ich die nachgezogenen Karten wieder beliebig in die Kartenhand aufnehmen, was wiederum ein Vorteil ist.
Die Karten sind hochwertig, die Zahlen darauf sehr schön groß, die Regeln ausführlich und genau, und nur die Grafik auf den Karten hat etwas mit krass und kariert zu tun, sonst ist es ein einfaches Kartenspiel ohne viel Aufwand und ohne viel Anforderung an die Spielergruppe. Es gibt sicher bessere Kartenspiele als dieses, für mal schnell zwischendurch oder für Gruppen, die nicht immer einen Sieger ausspielen wollen, ist das Spiel aber gut. Denn schlechtere gibt es deutlich mehr.
Spaß kommt leider nicht viel auf, denn es ist doch alles sehr dem Zufall überlassen, welche Karten ich habe und wie ich spielen kann. Eigene Entscheidungen finden kaum statt und so zieht sich ein Spiel schon mal ohne sonderliche Motivation dahin. Es gibt dann aber auch Runden, wo es knapp zugeht, und dann wird gefiebert, leider sind solche Runden zu selten.
Hinweis für die ersten Runden: Unbedingt oft genug ansprechen, dass die Karten auf der Hand NICHT sortiert werden dürfen. Das macht das ganze Spiel kaputt. Und passiert aber ganz automatisch,wenn man es nicht oft genug wiederholt.
BEWERTUNG
+ sehr gute, klare Grafik
+ schnell erklärt
– sehr zufällig und glückslastig
– wenig eigene Aktion möglich
– ein paar mehr Sonderkarten wären gut
(Eine Rezension von Gerhard Hany)
Hinweis zur Gender-Formulierung: Bei allen Bezeichnungen, die auf Personen
bezogen sind, meint die gewählte Formulierung beide Geschlechter, auch wenn aus Gründen der leichteren Lesbarkeit nur die weibliche oder männliche Form
verwendet wurde.
Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Familienspiel”
Kurzfassung
Titel: Krass Kariert
Autor: Katja Stremmel
Grafik: N/A
Verlag: AMIGO
Spieleranzahl: 3-5 Spieler
Altersempfehlung Verlag: Ab 10 Jahren
Eigene Einschätzung: Ab 8 Jahre
Spieldauer: 10 Minuten
generationen-tauglich: alle Altersgruppen haben den gleichen Spaß an dem Spiel
jungundalt-tauglich: sehr gut spielbar für alle Altersstufen