Unangenehme Gäste | Deduktionsspiel | ab 12 Jahren | 2 bis 8 Spielende | Ron Gonzalo García | Taverna Ludica Games
Um einem Verdacht auf die Schliche zu kommen, der ihn um sein Leben fürchten lässt, lädt Mr. Walton 7 Personen auf sein Anwesen ein. Leider ist dabei etwas schief gelaufen, Mr. Walton ist jetzt tot. In seinem Nachlass begrüßt er uns als Ermittelnde und lässt uns vor einer Menge Fragen stehen. Mr. Walton wäre nicht Mr. Walton, wenn er nicht mit spitzer Zunge jede der verdächtigen Personen noch einmal kurz beschreiben und verdächtigen würde – helfen kann er nicht mehr, denn den Mord an ihm aufzuklären ist das Ziel. Vorhang auf und Bühne frei für die unangenehmen Gäste!
Das Spiel
Unangenehme Gäste ist ein Deduktionsspiel für Kenner von Ron Gonzalo García und bei Taverna Ludica Games erschienen. Es ist für 2-8 Spielende geeignet und kann ab 12 Jahren gespielt werden.
Nach kurzem Vorwort sind wir auch bereits auf dem Anwesen und starten unsere Untersuchungen. Wir nennen dabei abhängig von der Zahl der Personen eine Anzahl von Indizien, die unsere Mitspielenden dann mit Karten aus der eigenen Hand bedienen können, oder eben nicht. So kann eine typische Anfrage nach Greg Gaffney und dem Arbeitszimmer lauten. Als Information kommen jetzt alle Karten der Mitspielenden in Frage die oben rechts mindestens einen der beiden Begriffe aufgedruckt haben.
Dabei sind die Informationen unterschiedlich viel Wert: Während eine Karte mit der Behauptung über das mögliche Motiv einer mitverdächtigen Person oft den Wert „1“ erhält, sind Karten mit Aussagen des Gerichtsmediziners eine „3“ wert. Diese darf dann die fragende Person mit beliebigen Karten ihrer eigenen Hand bezahlen – so entsteht ein Informationsaustausch über getauschte Karten. Mit zwei Einschränkungen: Unter Umständen erfahre ich nichts, was mir weiterhilft weil ich es bereits kenne oder ich gebe keine Informationen preis, dann erfahre ich sehr wahrscheinlich auch nichts Neues.
Die erhaltenen Beweise trage ich mir dann in den hervorragend gestalteten Informationsbogen ein. Die vom Spiel empfohlene Erfassung und Eintragung der Informationen hat sich dabei in allen Partien sehr bewährt.
Mittels geschickter Fragen und ein wenig Glück bei der Sichtung der Hinweise, gelingt es mir dann über den Weg, den die Verdächtigen genommen haben (müssen) auch die Tatwaffe und somit den Täter zu ermitteln. Weiß ich dann auch noch um das Motiv, darf ich den Fall lösen.
Hier baut „Unangenehme Gäste“ ein zusätzliches optionales Feature mittels App-Unterstützung ein: Wird mit digitaler Unterstützung gespielt, so zwingt ein Fehlversuch lediglich zu einer Runde aussetzen. Spiele ich mit vorgegebenen Fällen aus der Spielanleitung, so kenne ich beim Überprüfen meines Verdachts die korrekte Lösung und scheide automatisch aus dem Spiel aus – entweder an Position 1 oder eben nicht. Die App ist also nicht Pflicht und macht das Spiel nochmal interessanter, da sie wesentlich mehr Fälle bietet als die Spielanleitung.
Das erklärt sich durch den Spielaufbau: Je nach Schwierigkeitsgrad und gewähltem Fall werden verschiedene Karten aus den knapp 250 durchnummerierten Karten ausgewählt. Mich verblüfft bei Deduktionsspielen dieser Art, wie modular der Aufbau ist und wieviele einzigartige Kombinationen sich daraus ergeben – vergleichbar mit „Cryptid“, das mich ebenso jedes Mal aufs neue staunend mit seiner Kombinationsvielfalt überrascht.
Das Schöne an einer Partie unangenehme Gäste ist der Bluff der hinter einzelnen Frage stecken kann. Vermuten die anderen einen vergleichbaren Tathergang wie ich selbst? Wissen meine Mitspielenden mutmaßlich mehr als ich? Wer gibt mir immer wieder Informationen, die ich bereits kenne? Sind die Berwick-Schwestern nun wirklich nicht über die Küche ins Schlafzimmer und von dort ins Arbeitszimmer gelangt? War Greg Gaffney wirklich im Billardzimmer? Jedes Spiel ist ein bisschen anders und bleibt seiner Mechanik immer wieder treu. Während manche Dinge ausgeschlossen werden können, warte ich bei dem einen oder anderem Hinweis gefühlt eine Ewigkeit, bis ich ihn endlich auf meinem Hinweiszettel durchstreichen und somit ausschließen kann.
In allen von „Unangenehmen Gästen“ ermöglichten Spielerzahlen macht das Spiel dabei Freude – egal ob zu zweit mit minimalen Regelanpassungen oder zu dritt bis zu acht – Unangenehme Gäste bleibt spannend bis zum Schluss und nicht selten enden Partien mit der Aussage: „Mir hat nur noch die Tatwaffe gefehlt um sicher lösen zu können“. In höheren Schwierigkeitsgraden können dabei auch noch Komplizen auftauchen, die ein plausibles Alibi geben und somit versuchen, bei der Frage nach den Schuldigen etwas zu verwirren.
Häufig finden nach den Partien dann noch individuelle Auswertungen im Sinne von „Da ich wusste, das der Weg nicht über die Küche geführt hat, konnte ich bereits … als Tatwaffe ausschließen …“ – da stört es nur wenig, dass nach einer Partie die Karten wieder in numerischer Reihenfolge wieder in ihre Stapel zurücksortiert werden müssen, schließlich ist nach dem Spiel schnell wieder vor dem Spiel … und so stirbt Mr. Walton an einem Abend wiederholt seinen unglücklichen Tod.
Fazit
„Unangenehme Gäste“ erhielt ich einst als Geheimtipp und probierte ihn sofort aus. Ich wurde nicht enttäuscht. Selten hat ein Spiel nach erstem Regelverständnis so viele Revanchepartien ausgelöst, wie „Unangenehme Gäste“. Der Stil der Illustrationen, eingebettet in die makabre Geschichte mit ihren schrägen Charakteren runden das Bild dabei hervorragend ab. Das Spielmaterial ist von guter Qualität – die Papierzettel werden beidseitig beschrieben und sind dabei so groß wie die ganze Schachtel. Etwas überfüllt erscheint er anfangs und entpuppt sich rasch als so wichtiges Zentrum der eigenen Informationen, in dem alles zusammenläuft.
Das Thema Gewalt wird nie direkt angesprochen und findet dennoch in den Tatwaffen seinen Platz. Klar sollte sein: Zu einem Mord gehört ein Werkzeug und das lässt im Spiel relativ wenig Spielraum wofür es verwendet wurde. Großer Pluspunkt: In keiner Weise wird das in schillernden Farben ausgemalt oder detailert bebildert – hier verhält sich „Unangenehme Gäste“ eben genau so wie der berühmte Vorreiter dieser Art von Spielen: „Cluedo“.
Ich halte es trotz der Freude, die es mir bereitet nur für bedingt generationentauglich, da die Kartentexte mitunter recht klein gehalten sind um auf einer Karte die Informationen unterzubringen. Diesem Anspruch will das Spiel meiner Meinung nach jedoch auch nicht gerecht werden. „Unangenehme Gäste“ solltest du auf jeden Fall ausprobieren wenn du an Spielen wie „Cluedo“, „Cryptid“ oder „Die Suche nach Planet X“ Freude hast oder wenn du in größeren Runden gerne Deduktionsspiele spielst.
Bewertung / Test
+ Tolles Material mit einer Fülle an Kombinationsmöglichkeiten
+ Spieldauer von unter einer Stunde lädt gerne zur zweiten Partie ein
+ Liebevolle Illustrationen hauchen dem Spiel eine besondere Atmosphäre ein
+ Hohe Wiederspielbarkeit, dank (freiwilliger) App-Unterstützung sogar noch erhöht
– Als Einstiegsspiel für Deduktionsspiele nur bedingt geeignet
(Eine Rezension von Tobias Mallock)
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Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Familienspiele”
Unangenehme Gäste (2016)
Spielidee: Ron Gonzalo García
Grafik: Samuel Gonzalo García, Laura Medina Solera
Verlag: Taverna Ludica Games
Anzahl der Spielenden: 2 – 8 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 12 Jahren
Spieldauer: 45 – 75 min
Generationentauglichkeit: Bedingt, da die Karten sowie die Spielhilfe recht viel klein geschriebenen Text enthalten.