Hof-Verrat | Familienspiel | ab 8 Jahren | 2 bis 5 Spielende | Romaric Galonnier & Anthony Perone | Huch! | generationentauglich
Die Königin bittet zum Bankett und hat uns dummerweise auf ihre Gästeliste gesetzt eingeladen. Wenn sie gewusst hätte, dass wir die anderen eingeladenen Familien so nach unseren Wünschen manipulieren, dass wir am Ende gut darstehen, hätte sie uns wohl ersatzlos gestrichen. Tja, persönliches Pech für Ihro Gnaden. Dann nehmen wir mal Platz an der Tafel und schmieden unsere Ränke bei „Hof-Verrat“.
Das Spiel
Hof-Verrat ist ein Familienspiel von Romaric Galonnier & Anthony Perone und bei Huch! erschienen. Es ist für 2-5 Spielende geeignet und kann ab 8 Jahren gespielt werden.
Das Kartenanlegespiel „Hof-Verrat“gehört zur Rubrik Spiele, die ihre eigene Tischdecke mitbringen. Konkret bedeutet das, dass wir in der Schachtel außer einem Satz Karten und der Anleitung auch ein ausrollbarer Textil-Spielplan liegt. Und hier kommt ein gleich zu Beginn ein Life-Hack: bügelt den Spielplan vor dem Spielen, zumindest einmal nach dem Auspacken. Der Platz im Inneren der Schachtel ist optimiert, entsprechend ist der Plan eng zusammengerollt und stark gewellt beim ersten Ausrollen. Mit einer 2-Minuten-Bügel-Aktion habt ihr ihn dann zum Spielen möglichst glatt vor euch liegen. Und auch wenn ihr ihn danach wieder einrollt, behält er (fast) seine neue Form.
Bei „Hof-Verrat“ spielst du Karten aus deiner Hand, um für dich am Ende des Spiels die bestmögliche Wertung in Siegpunkten zu erreichen. Diese gibt es in 6 verschiedenen Farben, die im Spiel Tier–Familien repräsentieren und somit das Problem der Farbfehlsichtigkeit elegant lösen. Hübsch sind die Karten auf jeden Fall. Da ist optisch aufwändig gearbeitet worden und sogar mit Gold-Nuancen sind eingearbeitet. Und auch bei der Größe geht man einen individuellen Weg und hat auf Tarot-Dimensionen gesetzt. Insgesamt wirklich ein edeles Entrée. Wir sind ja spielerisch auch am royalen Hof unterwegs, da macht man sich auch schick. Bei den Tier-Familien-Karten ist es zu Beginn des Spiels noch nicht klar, welche Farben dir Plus- und welche dir Minuspunkte geben werden. Das entwickelt sich erst im Verlauf einer Partie und kann bis zum Ende sehr häufig wechseln – auch gegen deinen Willen. Auf jeden Fall wirst du nach deinen Bedürfnissen kräftig daran rumschrauben, um Punkte zu bekommen. Zwei geheime Aufträge sorgen zudem dafür, dass du den anderen reichlich in die Suppe spucken kannst, um noch selbst ein paar Zusatzpünktchen zu bekommen.
Der Aufbau einer Partie „Hof-Verrat“ ist in Rekordzeit erledigt. Rollt den Textilspielplan aus, legt ihn in die Mitte, mischt die Karten und passt den Stapel je nach Personenanzahl an. Teilt dann an jede Person 3 Karten aus. Seid ihr an der Reihe, spielt ihr eure 3 Karten aus und zieht nach. Et voilà, so spielt sich „Hof-Verrat“. Was auf den ersten Blick sehr unspektakulär erscheinen mag, wird aber schnell zu einer Partie aus Geheimniskrämerei, falschen Masken und kleinen zwischenmenschlichen Pieksern in die Gemüter der anderen.
Euer Spielfeld ist sozusagen in 3 Bereiche aufgeteilt. Es gibt die Ablage vor euch. Jede Karte, die am Ende der Partie dort liegt, wird für euch gewertet. Im besten Fall wirst du da nur Farben haben wollen, die dir Pluspnkte bringen. Aber auch Miniuspunkte werden sich dort ansammeln. Dann gibt es die jeweilgen Ablagen der anderen Personen und es gibt den Hof der Königin, die Tischdecke in eurer Mitte. Dort entstehen nach und nach die Wertungen der einzelnen Farben. In jeden dieser Bereiche muss ich genau 1 Karte legen, wenn ich an der Reihe bin: eine zu mir, eine in den Bereich einer anderen Person, die ich frei wählen kann, und eine an den Hof der Königin. 1+1+1 macht drei, und leer ist meine Hand. Im Anschluss wieder auf drei nachziehen und du bist fertig mit deinem Zug.
Wenn ihr eure Karte an den Hof der Königin ausspielt, müsst ihr euch entscheiden, ob ihr sie oben oder unten anlegt. Oben bedeutet, dass du möchtest, dass die Farbe – und somit jede dieser Karten in deiner Auslage und in den Auslagen der anderen Personen – PLUSPUNKTE bringen wird. Entscheidest du dich dazu, die Karte am unteren Ende des Hofs auszuspielen, manipulierst du diese Farbe in den Bereich der MINUSPUNKTE. Auch das gilt wieder für dich und alle in der Partie. Sind alle Karten dann am Ende ausgespielt, wird im direkten Vergleich festgestellt, wo mehr Karten einer Farbe liegen. Da gilt die einfache Mehrheit. Entsprechend werten dann alle. Aber …
… natürlich gibt es auch Sonderkarten. Die mit x2-Markierung gelten in jeder Hinsicht wie 2 Karten dieser Farbe. Entsprechend bekommst du also 2 Plus- oder Minuspunkte für sie und auch bei der Feststellung der Mehrheiten gilt sie wie 2 Karten einer Farbe. Ein Dolch auf einer Karte erlaubt dir beim Ausspielen eine Karte aus diesem Bereich zu entfernen. Da geht dann bei dir mal eine ungeliebte raus, die dir sonst Minuspunkte bringt. Oder du nimmst eine x2 bei einer Person weg, die dir den Sieg gefährden könnte. Am wohlsten fühlen sich Dolche übrigens am Hof, weil dort mit ihnen mal schnell eine Wertung manipuliert werden kann. Karten mit Schild sind von Messerstechattacken allerdings unbeeindruckt, weil geschützt. Sie können nicht mehr entfernt werden. Und die Karten mit einer Maske werden umgedreht ausgespielt. So weiß niemand bis ganz zum Schluss, welche Farbe sie haben . außer natürlich die Person, die sie ausgespielt hat – sofern sie es nicht vergisst.
„Hof-Verrat“ ist nämlich das Spiel der schnellen Anpassung auf Spielsituationen. Wer hat mir gerade in der Auslage rumgedoktert, wie sind gerade die Wertungen am Hof verteilt, wer hat mir gerade missgünstig gerade eine x2-Karte weggestochen? Was lege ich jetzt am besten bei dir, in der Mitte und bei mir ab? Auch wenn ich im meinem Zug nur 3 Karten ausspielen werde, die ich mir die ganze Zeit angeschaut habe, kann ich doch viel erreichen – für mich und für und gegen andere. Da muss ich auch mal was bei dir ablegen, was ich gar nicht möchte, weil es für dich vorteilhaft sein wird. So entstehen beste Voraussetzungen für halbherzige Friedensabkommen und fadenscheinige Ausreden, der beste Nährboden für Trashtalk unter Menschen, die sich mögen.
Die beiden geheimen Aufträge geben mir eine zusätzliche Orientierung, wie ich taktisch spielen sollte. Für jeweils zusätzliche 3 Punkte sollte ich beispielsweise erreichen, dass bei dir mehr hellgrüne Karten liegen als bei mir. Oder vielleicht muss die rote Kartenfamilie für alle Minus-Punkte bringen. Oder vielleicht brauche ich drei Karten mit Schild mit meiner Auslage. Daran kann ich arbeiten, sollte aber niemand aus den Augen verlieren, dass die fetten Punkte durch die Mehrheiten am Hof entstehen.
„Hof-Verrat“ dauert etwa 10-15 Minuten, wenn alle eingespielt sind. Auch wenn das Spiel im Ablauf sehr einfach ist, führen die Regelerklärungen zu Beginn oft zur Unsicherheit, was denn wie am Ende gewertet wird. Da hilft aber eine Partie zum Kennenlernen. Danach ist klar, wie der Hase läuft und das Ränkespiel kann beginnen. Die Karten sind sprachneutral und kontraststark, sodass auch generationenübergreifendes Spielen klar geht, sofern die Motorik das Halten der 3 Karten zulässt.
Fazit
„Hof-Verrat“ ist herrlich interaktiv und flutscht, wenn alle verstehen, wie sie die Wertungen zu ihren Gunsten verändern. Die Partien laufen zwar stets gleich, aber durch die Interaktion untereinander im Ausgang stets unterschiedlich. Die schnelle Spieldauer fordert fast schon zu einer zweiten und dritten Partie am Stück auf.
Bewertung / Test
+ eigener Spielzug sehr einfach
+ attraktives Kartendesign
– Wertung ist oft erst nach der ersten Partie klar
– Tischdecke bitte vor Benutzung bügeln
(Eine Rezension von Oli Clemens)
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Hof-Verrat(2024)
Spielidee: Romaric Galonnier & Anthony Perone
Grafik: Noëmie Chevalier
Verlag: Huch!
Anzahl der Spielenden: 2-5 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 8 Jahren
Spieldauer: etwa 20 Minuten
Generationentauglichkeit: Sprachneutral und gute Kontraste. Klappt das Kartenhalten noch, steht nichts im Weg.