Rettet die Eisbären | Kooperatives Familienspiel | ab 10 Jahren | 1 bis 4 Spielende | Jog Kung & Huang Yi Ming | Kobold Spieleverlag | pädagogisch wertvoll
Wir leben im Bewusstsein, dass unsere Erde bedroht ist. Nicht durch Aliens oder okkulte Dämonen, sondern ganz konkret durch das Kollabieren unserer Ökosysteme und die daraus entstehende Klimakatastrophe. Das kooperative Brettspiel Rettet die Eisbären entführt uns thematisch an den Nordpol. Spielerisch sammeln wir dort mit unseren Rettungsschiffen hilfreiche Daten über den Klimawandel und bringen bedrohte Eisbären in Sicherheit – wenn wir genug Zeit dafür haben.
Das Spiel
Rettet die Eisbären ist ein kooperatives Familienspiel von Jog Kung & Huang Yi Ming und bei Kobold Spieleverlag erschienen. Es ist für 1-4 Spielende geeignet und kann ab 10 Jahren gespielt werden.
Wenn das Spielbrett aufgebaut ist, liegt vor den Spielenden eine Landschaft aus Eisschollenplättchen mit Eisbären und Wasserwegen. Die Temperatur beträgt angenehme vier Grad Celsius. Im Spiel ist das ökologisch betrachtet eine sehr gute Ausgangssituation. Alle übernehmen das Kommando auf einem der Rettungsschiffe, die auf den verschiedenen Startpositionen auf ihren Einsatz warten. Alle Schiffe verfügen über einen unterschiedlichen Mix aus Geschwindigkeiten und Lagerkapazitäten für gerettete Eisbären sowie einer Sonderfähigkeit.
Nacheinander arbeiten die Spielenden drei Phasen ab: Aktion, Vermehrung und Temperaturanstieg. In der Aktionsphase können sie sich mit ihren Schiffen über den Spielplan bewegen, Eisbären von Schollen retten oder gerettete Eisbären in die Sicherheit der Basislager ausladen. Ab und zu erscheint es auch sinnvoll, Eisschollen zu brechen. Im Gewirr aus Eis und Wasser können Datenmarker aufgesammelt und gesichert werden. Zwanzig davon müssen geborgen werden, um zu gewinnen. Leider stehen jeder Person nur drei Aktionen pro Zug zu Verfügung. Es gilt also die richtige Mischung zu finden.
In der Vermehrungsphase entwickeln sich entweder Jungtiere zu ausgewachsenen Bären oder ein Elternpaar bekommt Nachwuchs. Leider ist auf einer Eisscholle immer nur für maximal drei Tiere Platz. Sind es mehr, müssen sie auf die unmittelbar benachbarten Plättchen ausweichen. Ist dort auch kein Platz, hilft nur die Rettung durch einen Hubschraubereinsatz. Den Spielenden stehen aber nur sechs davon zu Verfügung. Kann ein Tier nicht in Sicherheit gebracht werden, ist das Spiel verloren.
Im Anschluss an die Vermehrung steigen die Temperaturen unausweichlich. Dazu wird ein Würfel geworfen. Sein Ergebnis wird auf einer Temperaturleiste nach oben angepasst. Dabei kann es vorkommen, dass Eisschollen schmelzen und die Bären ebenfalls in Sicherheit gebracht werden müssen. Wichtig ist aber, dass die Temperatur 20° Celsius nicht überschritten werden darf. Dann sind alle Mühen vergebens und das Spiel endet ebenfalls in der Niederlage. Das Brechen von Eis in der Aktionsphase wirkt diesem Umstand entgegenwirken und senkt die Temperaturen. Dafür geht aber wiederum Lebensraum für die Tiere verloren.
Insgesamt hat das Eisbären-Datenmarker-Rettungsteam eine schwierige Aufgabe zu lösen. Eisbären retten und in Sicherheit bringen muss mit dem Einsammeln der notwendigen Marker in einem Wettrennen gegen die Zeit koordiniert werden. Dabei fühlt man sich ständig von den steigenden Temperaturen gehetzt. Und tatsächlich ist das thematisch, denn je höher das Thermometer steigt, desto schwieriger wird das Unternehmen. Das fühlt sich bedrohlich an. Zudem sind die Eisbärenfiguren ab-so-lut niedlich. Da will man wirklich keiner etwas zuleide tun und am liebsten alle retten. Ob dazu aber die Zeit reicht?
Insgesamt spielt sich Rettet die Eisbären flüssig und spannend. Leider kommen in den Phasen Vermehrung und Temperaturanstieg jeweils Würfel zum Einsatz. Somit ist Glück eine ständige Unkonstante, die sich sehr wohl auf den erfolgreichen Ausgang des Spiels auswirken kann. Trotzdem hat man durch Spezialfähigkeiten der unterschiedlichen Schiffe und die Optionen, diese aufzurüsten genug Möglichkeiten effektiv am Erfolg zu arbeiten. Das Material sehe ich als eindeutig geeignet an, dass Jung und Alt miteinander spielen können. Und wenn sich im Anschluss an eine Runde noch ein Gespräch entwickelt, das zu einem wachsenden Umweltbewusstsein führt, sehe ich sogar einen pädagogischen Wert.
Fazit
Rettet die Eisbären widmet sich einem ernsten Thema, hebt aber nicht besserwisserisch einen mahnenden moralischen Zeigefinger. Das schöne Material macht Lust gespielt zu werden. Die Anleitung ist vielleicht etwas sperrig, aber die Regeln dann doch sehr klar und der Ablauf einer Partie äußerst spannend. Gemeinsam das Spielziel zu erreichen ist absolut kein Selbstläufer. Da muss die Truppe schon eine klare Linie fahren und sich gut absprechen und ergänzen. Im Vergleich zu anderen kooperativen Spielen sehe ich hier jedoch verstärkt die Gefahr, dass eine Person die anderen dominieren könnte, insbesondere dann, wenn sie oder er das Spiel schon öfter gespielt hat.
Bewertung / Test
+ Variabler Spielaufbau sorgt für hohen Wiederspielwert
+ Material geeignet für Jung und Alt
+ kann ökologisches Bewusstsein schaffen
+ knackiger Schwierigkeitsgrad
– Würfelglück beeinflusst Ausgang des Spiels
– Anleitung wirkt überfrachtet
(Eine Rezension von Oli Clemens)
Wichtige Informationen zu unseren Rezensionen (KLICK)
Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Kooperative Spiele”
Rettet die Eisbären (2017)
Spielidee: Jog Kung & Huang Yi Ming
Grafik: Lauren Hsiu & Collin Wang
Verlag: Kobold Spieleverlag
Anzahl der Spielenden: 1-4 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 10 Jahren
Spieldauer: ca. 45 Minuten
Generationentauglichkeit: Jung und Alt sollten es unbedingt miteinander spielen!
Pädagogisch wertvoll: Das Thema des Spiels schafft ein ökologisches Bewusstsein.