Das mit dem schwer aussprechbaren Namen – The Vale of Eternity von Pegasus Spiele (Rezension)

The Vale of Eternity | Kennerspiel | ab 10 Jahren | 2 bis 4 Spielende | Eric Hong | Pegasus Spiele

Im Tal der Ewigkeit tummeln sich magische Kreaturen jeglicher Art. Das ist doch die perfekte Chance für uns! Lasst uns die mächtigsten Wesen dort bändigen und unter unsere Kontrolle bringen. Mal sehen, ob sie so handzahm sind, wie alle behaupten.

Material
The Vale of was?

 

Das Spiel
The Vale of Eternity 
ist ein Kennerspiel von Eric Hong und bei Pegasus Spiele erschienen. Es ist für 2-4 Spielende geeignet und kann ab 10 Jahren gespielt werden.

„The Vale of Eternity“ ist ein Wettlauf um den Sieg und wird solange gespielt, bis jemand die 60-Punkte-Grenze überschreitet. Klappt das nicht innerhalb von 10 Runden, ist dann aber auch Schluss. So bleibt „Vale of Eternity“ von der Spielzeit stets überschaubar. Rechnet mal eine knappe halbe Stunde für eine Partie ein, am Anfang eher bis 45 Minuten.

In seinem Herzen ist „Vale of Eternity“ ein Engine-Builder mit Karten. 70 schön illustrierte Karten gibt es insgesamt für uns zu entdecken. Sie alle sind mythischen Wesen aus verschiedenen Kulturen gewidmet. Da findet ihr den Djinn ebenso wie die Medusa, den Tengu, Hae Tae, oder Freyja. Das ist schon fast, wie ein Who-is-Who der Mythologie. Im Spiel gehört jedes Wesen zudem noch genau einer Farbe an, welche wiederum einem Element zugeordnet ist, und ja: Drachen gelten bei „The Vale of Eternity“ wie Wasser, Feuer, Erde und Luft als eigenes Element.

Detail des Spiels: der Pegasus
Zufall? Ich denke nicht 🙂

 

Der Spielablauf folgt einem sich immer wiederholenden Muster: Zuerst wählst du aus einer offenen Auslage zwei Karten aus. Dazu hast du hölzerne Auswahlmarker, die optisch was hermachen. Glaubt mir, richtige Handschmeichler sind das. Hast du dich für deine Karten entschieden, spielst du nacheinander deine Aktionen ab. Haben das alle getan, werden zu guter Letzt noch bei allen die ausliegenden Karten aktiviert. Dann endet eine Runde. An meisten Zeit verwendest du natürlich darauf, sinnvolle Aktionen zu spielen.

Reich wirst du, wenn du Karten aus der Auslage verkaufst. Dann bekommst du entsprechend ihres Platzes in der Auslage Runensteine. Diese gelten in „The Vale of Eternity“ als Währung und es gibt sie in den Werten 1, 3 und 6. Doch insgesamt darfst du nie mehr als 4 Runensteine besitzen. Der innere Drache in mir, der gerne Geld und Wertgegenstände hortet, schreit dabei immer laut auf. Diese Form des Geld-Managements ist aber überraschend clever, denn du musst genau planen und kalkulieren, in welcher Reihenfolge du deine Aktionen spielst.

Zu sehen sind viele Runenplättchen, die Währung des Spiels.
Du darfst wirklich nur 4 dieser schönen Steine besitzen, ich schwöre!

 

Natürlich kannst du die Karten aus der Auslage auch auf die Hand nehmen und dann von dort in deine Auslage ausspielen. Das kostet dich – wer hätte es gedacht – natürlich Runensteine. Beim Bezahlen gilt: es gibt kein Wechselgeld! Wer für den Waldgeist Runensteine im Wert von Zwei bezahlen muss, aber gerade nur Dreier- oder Sechser-Steine besitzt, gibt eben ein großzügiges Trinkgeld. Ausgespielte Karten können Sofort-Effekte haben. Die sind durch einen Blitz dargestellt. Gut, dass sich dieses Symbol als Universalzeichen mittlerweile durchgesetzt hat. Die einen bringen Siegpunkte, lassen dich zusätzliche Karten auf die Hand nehmen oder sorgen für einen kleinen Runenstein-Boost.

Spannender sind meiner Meinung nach aber die Karten mit der liegenden Acht, also dem Unendlichkeitszeichen. Sie gewähren dir einen dauerhaften Effekt für den Rest der Partie. Der Wasserspeier sorgt beispielsweise dafür, dass ich immer einen Siegpunkt bekomme, wenn ich mit einem Sechser-Runenstein bezahle. Der Hippogreif macht Wind-Kreaturen billiger. Hestia ist eine Regelbrecherin und sorgt ganz godlike sogar dafür, dass ich mehr Runensteine besitzen darf.
Karten mit dem Sanduhr-Symbol können für heftige Synergien am Ende einer Runde sorgen, wenn deine Karten aktiviert werden. Eine Traum-Kombi ist da zum Beispiel die Königin der Undinen und Charybdis. Die erste Karte gibt dir regelmäßig einen Dreier-Runenstein als Bonus, der zweite lässt dich den Stein für 5 Siegpunkte ablegen. Auch so kann man eine effiziente Punkte-Engine aufbauen. Die Symbolik dafür hat man sich ganz schnell angeeignet. Dazu lernt man noch die Bedeutung von ein paar Fachbegriffen während des Spielens, die aber eigentlich auch sehr selbsterklärend sind.

Symbole stehen für Boni
Hestia, du gehörst mir!

 

Beim Ausspielen einer Karte gibt es jedoch eine wichtige Einschränkung: Du darfst maximal so viele Karten in deiner Auslage haben, wie die aktuelle Rundenzahl beträgt. Gerade am Anfang des Spiels kann das wie Spielen mit angezogener Handbremse vorkommen. Klar darfst du auch Karten aus der Auslage schrotten. Insbesondere die Wesen mit Sofort-Effekten belegen ja nur wertvollen Platz, nachdem sie ausgespielt wurden, doch dafür musst du Runensteine im Wert der aktuellen Runde bezahlen. Das kann schon heftig ins Geld gehen. Darum prüfe wirklich ganz genau, ob du eine Karte auch wirklich spielen möchtest.

Und damit wird auch klar, dass die Auswahl ganz am Anfang deines Spielzugs wesentlich über deinen spielerischen Erfolg entscheiden wird. Leute, die schon ein paar Runden auf dem Buckel haben und die Karten kennen, sind deswegen Anfänger:innen ganz klar im Vorteil. Ist „The Vale of Eternity“ deswegen unfair? Nein, ich denke, es ist eher motivierend mit der besseren Kartenkenntnis das Spiel besser zu durchschauen. Seid euch aber auch darüber bewusst, dass Glück bei diesem Kennerspiel eine wichtige Rolle spielt. Zum einen trifft das auf die Reihenfolge zu, in der die Karten zu Rundenbeginn ausgespielt sind, zum anderen bist du über die Reihenfolge, in der ihr Karten nehmen dürft, manchmal zum Warten verurteilt. Dann schaust du nur noch wehmütig hinterher, wenn jemand deine Traumkarte mit seinem Spielstein markiert und sie dir wegschnappt. Deswegen ist mein Tipp: Mache das Beste aus dem, was dir in diesem Moment an Karten zur Verfügung steht!

Auslage einer Spielerin
Ein Wichtel neben der Königin.

 

Die Spielregeln sind schnell beigebracht und der Spielablauf wirklich flüssig. Und dennoch solltest du den anderen die Zeit geben, die sie brauchen, um am Anfang einer Runde die Karten in aller Ruhe zu scannen und auf ihren Nutzen in der eigenen Strategie zu prüfen. Das liegt auch daran, dass die Karten durch ihre Anordnung in der Auslage nicht von überall in eurer Runde gleich gut lesbar sind. Da muss man sich schon mal den Hals verrenken. Doch nach ein paar Partien siehst du dann ziemlich schnell, welche Karten du unbedingt haben möchtest. Leider sind Textgröße und Symbolgröße so gar nicht auf das generationsübergreifende Spielen abgestimmt und auch der Kontrast der Karten ist nicht sehr stark.

Die Illustrationen variieren zwischen westlichem Comic- und asiatischem Mangastil. Insgesamt wurden vier Künstler für „The Vale of Eternity“ engagiert. Dabei hat sich jeder einem Element gewidmet, nur die Drachen sind gemeinschaftlich entstanden. So kann man also gleich mehrere Stile in seinen Karten studieren, wenn man gerade mal am Warten ist. Die optische Gestaltung hat schon für die unterschiedlichsten Reaktionen gesorgt – von so cute bis ganz schrecklich. Insgesamt ist das Material sehr farbenfroh und mit Liebe zum Detail gestaltet. Das gilt sowohl für die Aktionsmarker, den Startstein und die beiden Boards. Sogar einen Papp-Aufsteller der Drachenkarte Eternity, die ihr auch auf der Schachtel sehen könnt, hat sich in das Material verirrt. Einen Nutzen hat sie nicht, sieht aber schön auf dem Tisch aus. Vielleicht mögt ihr sie ja als alternativen Startmarker nutzen.

 

Fazit
„The Vale of Eternity“ könnte im Deutschen auch „Das Tal der Ewigkeit“ heißen, tut es aber nicht. Vielleicht ja deswegen, weil sonst klar werden würde, dass nicht viel Thema auf den Knochen steckt. Macht aber nichts, denn so bleibt ein schönes Engine-Builder-Spiel übrig, bei dem jede Partie anders verläuft. Das Material aus Holz ist wirklich optisch auffordernd und angenehm gestaltet, die graphischen Stile der Karten eben Geschmackssache. Für das generationenübergreifende Spielen wählt ihr sicher andere Spiele, die weniger komplex und besser lesbar sind.

 

Bewertung / Test
+ leichte Regeln
+ spannende Kombos
– viele Zufälle im Spiel

 

(Eine Rezension von Oli Clemens)


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The Vale of Eternity (2023)

Spielidee: Eric Hong
Grafik: Jens Wiese et all
Verlag: Pegasus Spiele
Anzahl der Spielenden: 2-4 Personen.
Altersempfehlung Verlag: Ab 10 Jahren.
Spieldauer: 30-45 Minuten.
Generationentauglichkeit: Zu kleine Texte und die Komplexität der Synergien machen es zu keinem generationentauglichen Spiel.