Unlock! Legendary Adventures | Kooperatives Spiel | ab 10 Jahren | 1 bis 6 Spielende | Cyril Demaegd | Space Cowboys
Komischerweise haben wir in unseren Rezensionen bisher einen großen Bogen um die sehr beliebte „Unlock“-Reihe gemacht. Warum das so ist, kann ich euch nicht sagen. Nur einmal hat euch Jörg bei den Kinderspiel-Besprechungen die „Unlock!“-Kids-Ausgabe vorgestellt. Von den großen Boxen mit drei Rätselfällen fehlte aber bisher jede Spur. Und da sehe ich es als nun als meine Aufgabe an, euch die außergewöhnliche Idee hinter der Reihe und die drei kooperativen Fälle der „Legendary Adventures“ vorzustellen.

Bei „Unlock! Legendary Adventures“ warten sehr drei unterschiedliche Abenteuer darauf, gemeinsam erlebt und gelöst zu werden. Jedes Abenteuer besteht aus einem eigenen Kartensatz mit jeweils 60 Bild-Karten. Dabei hat jedes Set nicht nur unterschiedliche Kartenrücken, sondern auch immer einen individuellen optischen Stil, in dem es gestaltet ist. Selbst wenn die Karten verschiedener Sets mal durcheinander geraten sollten, kann man ganz schnell wieder Ordnung schaffen. Aber orientiert euch nur an den Rückseiten. Wer sich vorher die Karten anschaut, verdirbt sich den Spielspaß.
Oft findet man in einer Schachtel aber noch Kleinigkeiten, die für die Lösung eines Abenteuers notwendig sind. Hier sind es kleine Plastik-Füßchen, um Karten hinein zu klemmen und Papp-Lupe und zwei größere Poster. Natürlich verrate ich nicht, wozu ihr diese Extras brauchen werdet. Im Verlauf eines Zeitlimits lösen wir dann an unterschiedlichen Orten vielfältige Aufgaben und müssen uns auch so mancher Herausforderung stellen. Für jedes Abenteuer braucht es aber unbedingt die Unterstützung einer kostenlosen App, die man sich am besten auf sein Tablet lädt. Je größer der Bildschirm, desto besser. Handy geht aber natürlich auch.
Bei den „Legendary Adventures“ versuchen wir uns als Detektiv à la Sherlock Holmes um drei Morde in London aufzudecken, versuchen unser Glück auf der Suche nach dem englischen Volkshelden Robin Hood oder finden uns mir nichts, dir nichts in einer rasanten Verfolgungsjagd wieder. Welchen der Fälle wir zuerst spielen, ist vollkommen egal. Alle drei sind einzigartig und haben nichts miteinander zu tun. Wir persönlich achten aber auf die Schwierigkeitsbewertung und nehmen zum Einstieg in jede Box den leichtesten Fall. Bei den „Legendary Adventures“ heißt dieser ‚Action Story‘. Wer aber noch gar nichts mit dem Spielsystem am Hut hat, greift erst einmal zu dem Tutorial-Fall.
TUTORIAL FALL
Die Aufgabe des Tutorials ist es ausschließlich, euch die grundlegenden Spielmechaniken zu erklären und euch mit der Benutzung der App vertraut zu machen. Das geht am besten mit den 10 Karten und der schlanken Spielanleitung. Verwechselt sie aber nicht mit dem zweiten dickeren Heft, das in der Schachtel liegt. Um Verwechslungen auszuschließen, steht dort aber auch fett LÖSUNGSHEFT darauf.
Das Tutorial ist für jede Box der „Unlock!“-Reihe gleich. Wenn ihr also schon mal einen Teil gespielt habt, wisst ihr, wie alles geht. Das Spiel setzt auf seine einfache, aber sehr überzeugende Mechanik. Wenn euch das aber alles ganz neu ist, dann lernt ihr, den Umgang mit den Zahlenkarten, wie man Objekte miteinander kombiniert und wie man auf dem Tablet die besonderen Maschinen bedient. Das sind digitale und sehr oft auch interaktive Rätsel, bei denen man nie weiß, was genau von euch erfordert wird. Das können beispielsweise Logikrätsel sein oder ihr müsst versteckte Objekte finden. Und manchmal muss man wirklich ganz abgefahrene Sachen machen, denn die Köpfe hinter der „Unlock!“-Reihe geben sich immer Mühe, neue und kreative Aufgaben zu entwickeln. Und für mich persönlich zählen die Maschinen immer zu den Höhepunkten eines Falls – mehr sogar als die Story selbst.

Das Tutorial und auch die anderen Fälle arbeiten mit einem Zeitlimit. Doch keine Sorge, ihr könnt immer in Ruhe fertig spielen, selbst wenn die Zeit mal abgelaufen sein sollte. Lediglich für die Bewertung eures Spielerfolgs spielt die Zeit eine Rolle. Aber ihr wisst ja: Erlebnis geht immer vor Bewertung bei kooperativen Rätselspielen – zumindest für mich. Für das Tutorial habt ihr 10 Minuten Zeit, bei den anderen Fällen zwischen 60 und 90 Minuten. Plant nach hinten immer gerne einen Zeitpuffer ein. Wir kamen bisher selten in dem vorgegebenen Zeitfenster an.
Im Folgenden will ich euch ein bisschen mit den Fällen die Nase lang machen, aber ich gebe mir Mühe, dass ich nicht aus Versehen etwas Wichtiges ausplappere.
ACTION STORY
Noch schneller kann man nicht in eine Story einsteigen. Ihr sitzt in einem rasenden Fahrzeug, eure Hände klammern sich am Steuer fest und vor euch rast Stella mit Vollgas davon. Stella ist eine Diebin und hat einen wertvollen Edelstein gestohlen, verrät euch der kurze Intro-Text auf der ersten Karte. Seid auf einen actiongeladenen Fall gefasst. Macht euch aber auf jeden Fall auf viele Schmunzelmomente bereit, während ihr unermüdlich versucht, diese unbekannte Stella zu schnappen. Dieser Fall ist der leichteste, und mit ihm haben wir auch angefangen. Mensch, ich würde euch so gerne mehr erzählen.

ROBIN HOOD: TOT ODER LEBENDIG
Dieses Abenteuer greift die klassische englische Volkssage auf. Vertraute Gesichter aus der literarischen Vorlage begegnen euch, Orte werden euch bekannt vorkommen. Unterstützt Robin Hood in seinem Kampf gegen die Bosheiten von Prinz John. Aber zuerst müssen wir es mal nach Nottingham schaffen.
Was mir besonders gefallen hat, waren nicht nur die Anspielungen an die tolle Disney-Verfilmung, sondern eben auch wie das Tablet in diesem Fall genutzt wird. Ich würde euch so gerne mehr von der Orgel berichten oder von unseren Skills mit Pfeil und Bogen – aber das mache ich nicht. Auf jeden Fall fühlte ich mich doch gleich wie ein Held in Strumpfhosen – und ich hoffe, ihr versteht die Anspielung. Dieses Abenteuer ist von der Schwierigkeit als ‚mittel‘ eingestuft. Viel schwerer als das erste Abenteuer fanden wir „Robin Hood: Tot oder lebendig“ aber auch nicht.

SHERLOCK HOLMES: DER FALL DER FEUERENGEL
Die Figur Sherlock Holmes steht immer für Deduktion, also dem logischen Ableiten von Wissen durch Details. Und auch das steht bei „Der Fall der Feuerengel“ natürlich stark im Vordergrund. Wir heften uns an die Fersen eines Serienmörders namens Red Henry, der in der Millionenstadt sein blutiges Unwesen treibt. In den Fußstapfen des englischen Detektivs suchen wir kreuz und quer in London nach Indizien und Beweisen und wollen den Killer natürlich zur Strecke bringen. Dieses Abenteuer fühlt sich sehr anders an als die beiden anderen, und nicht nur, weil es der herausforderndste in der Schachtel ist. Wir suchen einen Mörder. Wir untersuchen zu Beginn drei Leichen mit unserer Lupe. Und wir könnten das mit Kindern ab 10 Jahren spielen, sagt die Schachtel. Das fühlt sich irgendwie falsch an. Für diesen Fall haben wir am häufigsten im Lösungsbuch nachgeschlagen. Zwar hatten wir stets den richtigen Riecher, doch selbst mit Lösung fanden wir nicht immer alles nachvollziehbar oder plausibel.

Fazit
Die „Unlock!“-Serie hat uns bisher immer gut unterhalten – und da machen auch die „Legendary Adventures“ keine Ausnahme. Wir staunen immer gerne, welches kreative Potential die Macher in die Fälle stecken und aus dem Tablet herauszaubern. Wagt gerne einmal den Schritt zum Spielerlebnis mit Smartphone oder Tablet und habt keine Angst vor der Technik. In der Regel sind die Maschinen intuitiv zu bedienen. Und wer Sushi in einem Restaurant mit Tablet bestellen kann, löst auch hier unproblematisch Rätsel.
Generationentauglich ist bei „Unlock!“ leider gar nichts. Die Texte auf den Karten sind viel zu klein, die Bilder müssen häufig nach kleinen Details abgesucht werden. Senior:innen sind da einfach nicht die Zielgruppe.
Nicht immer ist alles Gold was glänzt. Auch hier fanden wir einen Fall richtig gut, einen super toll und einer fiel dagegen ab. Aber bei drei Abenteuern in der Box ist das immer ein guter Mix, der uns unterhält, zumal auch die Fälle alle sehr unterschiedlich sind. Normalerweise spielen wir nur einen Fall, dann ist erst mal mindestens ein Tag Pause, bis wir uns den nächsten vorknüpfen. Und am Ende geben wir die Boxen weiter oder tauschen sie mit Freunden aus. Denn leider kann man sie nur einmal spielen. Unterschiedliche Ausgänge gibt es keine. Einmal gelöst ist alles erfahren.
Bewertung / Test
+ super kreativ
+ sehr unterschiedliche Fälle
+/- Einsatz eines Tablets
– einmal spielbar
– Sherlock-Fall für Kinder ab 10 etwas zu hart
(Eine Rezension von Oli Clemens)
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Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Kooperative Spiele”
Unlock! Legendary Adventures (2021)
Spielidee: Cyril Demaegd (et al.)
Grafik: Cyrille Bertin, Olivier Danchin, Arnaud Demaegd, Looky
Verlag: Space Cowboys (Asmodee)
Anzahl der Spielenden: 1-6 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 10 Jahren
eigene Altersempfehlung: Spielt den Sherlock-Fall lieber mal mit Erwachsenen oder Jugendlichen
Spieldauer: 60-90 Minuten pro Fall
Generationentauglichkeit: Leider überhaupt nicht.