Identität: unbekannt | Wohnzimmer-Escape-Spiel | ab 14 Jahren | 2 bis 4 Spielende | Living Room Escape
Es klingelt. Drei Freundinnen trudeln zum Spieleabend ein. Heute sind sie jedoch nicht „nur“ Lisa, Christiane und Monique, sondern stellen sich mir als Kryptologin, Kartographin und Informatikerin vor. Wir treffen uns nämlich bei uns, um im eigenen Esszimmer die wahre Identität eines skrupellosen Kriminellen zu ermitteln. Die Polizei tappt bisher im Dunkeln. Jetzt übernehmen wir. Also Vorhang auf für den Escape-Room zuhause.

Das Spiel
Identität: unbekannt ist ein Wohnzimmer-Escape-Spiel und bei Living Room Escape erschienen. Es ist für 2-4 Spielende geeignet und kann ab 14 Jahren gespielt werden.
Ich muss zugeben, wir sind alle ein bisschen aufgeregt. Die Vorfreude auf unser heutiges Treffen ist riesig. Wir alle sind große Fans von Escape-Rooms und Exit-Rätseln. Meine Frau Andrea wuselt zwischen uns umher. So richtig Zeit für uns hat sie gerade nicht. Immer wieder verschwindet sie im Esszimmer. Für diesen Raum haben wir striktes Betreten-Verbot. Dort hat sie als Spielleiterin nämlich alles für uns vorbereitet. Also nehmen wir erst einmal ein kühles Getränk im Wintergarten und stellen wilde Vermutungen an, was jetzt gleich passieren wird.
Dann ist es soweit! Die Spielleiterin ruft uns und stellt sich als Chefermittler Klaus Gruber vor. In einem kurzen Briefing erfahren wir, dass wir gleich in die Wohnung eines Kriminellen einbrechen werden. Dort sollen wir Informationen organisieren, um herauszufinden, wer der Kopf der berüchtigten Gangster-Organisation Hondras ist. Eine Stunde haben wird Zeit, dann müssen wir verschwunden sein. Damit öffnet sich die Tür und wir betreten unseren Escape-Room!
Hier sieht es eigentlich aus wie immer. Der Tisch und die Stühle laden uns zum Sitzen ein. Hübsch sieht es heute aus. Moment, hübscher als sonst! Gekühlter Weißwein und die passenden Gläser stehen bereit, eine Schale mit Blüten aus dem Garten dient als farbenfrohe Deko. Snacks zum Zugreifen sind auch da. Sogar Kerzen brennen und sorgen für wohlige Atmosphäre. Jetzt werden wir stutzig. An der Wand sind doch sonst andere Bilder. Und warum hängt hier plötzlich eine große Europakarte? Und warum ist die kleine Holzbox, in der wir Schnickschnack aufbewahren, mit einem Zahlenschloss gesichert?
Sofort werden wir aktiv. Das Esszimmer verwandelte sich in einen komplett anderen Raum, weil wir ihn plötzlich mit anderen Augen wahrnehmen konnten. Und wir sind neugierig. Also nehmen wir die Gegenstände in die Hand, drehen, wenden, untersuchen und stellen Vermutungen an. Ein IPad auf dem Tisch erinnert uns daran, dass wir wirklich nur eine Stunde Zeit haben, denn gnadenlos tickert ein Timer runter. Während unsere Kryptologin schon was zu tun hat, schenke ich mir erst einmal ein Glas Wein ein. Und währenddessen fällt mein Blick auf ein kleines Detail, das uns bisher ganz verborgen geblieben ist. Ich merke, wie ich immer aufgeregter werde, und zeige es meinen Mit-Ermittlerinnen. Ein Raunen geht durch den Raum, während wir immer tiefer und tiefer in das Spielerlebnis gezogen werden.
Fazit aus der Sicht des Ermittlungsteams
Was hatten wir einen Spaß mit „Identität: unbekannt“. Wir starteten mit großer Vorfreude und endeten nach knapp 50 Minuten mit einem Gefühl großer Zufriedenheit. Manche Entdeckungen in dem Raum lösten richtige „Aha-Erlebnisse“ in uns aus. Da ich den Raum am besten kannte, sprangen mir natürlich sofort die krassesten Veränderungen ins Auge. Da bedarf es einer gewissen Selbstkontrolle, um nicht sofort auf alles hinzuweisen. Also lieber bei Heimvorteil die Klappe halten, die anderen entdecken lassen und das eigene Alpha-Tier bewusst zügeln.
Die Spieldauer für das Erlebnis geben die Macher mit 50-70 Minuten an. Da lagen wir mit unserer Zeit ja klasse im Soll. Nur leider kam der Lieferservice mit der Pizza früher als geplant. Da hätten wir uns eine Pause-Funktion beim Timer gewünscht, denn wir futterten lieber heiße, statt kalte Pizza. Dadurch verloren wir 32 Minuten der Spielzeit und landeten letztlich bei einer Stunde und 22 Minuten. Das ist eigentlich kein großes Ding. Aus unserer Erfahrung mit anderen Escape-Spielen wissen wir, dass die Zeit, die wir brauchen, für unser persönliches Spielerlebnis absolut zweitrangig ist. Hier wäre es aber schön gewesen, eine Pause zu aktivieren, zumal die Macher des Spiels eine Zeit-Bestenliste auf ihrer Homepage veröffentlichen.

Sehr gelacht haben wir ganz am Schluss unseres Erlebnisses. Natürlich konnten wir die wahre Identität des Ganoven ermitteln, immerhin sind wir ja Profis, und es stellte sich heraus, dass unsere Spielleiterin den Namen unseres Chefs da reingemogelt hatte. Besser geht es nicht! Wir waren uns einig: Wir hätten in diesem toll vorbereiteten Raum auf jeden Fall noch Lust auf mehr Rätselspaß dieser Art gehabt. Die Rollen, die uns am Anfang zugewiesen wurden, haben zwar spielmechanisch nur kleine Auswirkungen gehabt, aber thematisch für ein dickes Plus gesorgt.
Fazit aus der Sicht der Spielleiterin
Durch den Erwerb eines Codes bekam ich den Zugang zu einer Downloadseite. Dort konnte ich mir alle Spiel relevanten Dinge herunterladen und mich an die Vorbereitung des Abends wagen. Mein Ziel war es ja, aus dem vertrauten Raum etwas Neues zu zaubern. Ich war gespannt, wie mir das gelingen sollte. Zuerst musste ich mir mal knapp 30 Seiten ausdrucken. Das habe ich in Farbe gemacht, damit die Spielmaterialien schöner aussahen.
Dann machte ich mich ans Basteln. Alles, was ich so für das Erlebnis brauchte, hatte ich zum Glück zuhause. Als erstes füllte ich die Einladungen für die Teilnehmerinnen aus. Darin standen Uhrzeit und Adresse sowie ein Hinweis, welche Charakterrolle sie verkörpern werden. Das kam wohl gut an, denn als die Gäste eintrafen, stellten sich als Kryprologin und Kartografin vor, obwohl sie im richtigen Leben seit Jahren miteinander arbeiten. Danach musste ich viel schneiden, kleben und Gegenstände vorbereiten. Kurz vor Eintreffen der Gäste gab ich dem Raum noch den finalen Schliff.

Die PDF-Dateien halfen mir ein Gefühl und Verständnis für das Rätsel zu bekommen. Ich konnte mit dem Durchspielbuch die Geschichte selbst im Vorfeld erleben und somit für die anderen entsprechend vorbereiten. Das hilft beim Verstecken der Hinweise und Rätsel, aber auch, wenn ich dem Team Tipps geben soll, wenn sie mal feststecken.
Mit der Aufbauanleitung war die Vorbereitung einfach, dauerte aber doch länger, als ich dachte. Eigentlich soll in „Identität: unbekannt“ der Aufwand für die Spielleitung gering sein; das Symbol zeigt zwei von fünf möglichen Schlüsseln. Ich brauchte aber doch knappe drei Stunden. Vielleicht hing das auch daran, dass ich mir viel Mühe gegeben habe, die vorgeschlagenen Mittel aus der Aufbauanleitung ein bisschen zu pimpen. Schade ist aber schon, dass die Vorbereitung damit fast dreimal so lange dauerte, wie das Spielerlebnis selbst. Passt das als Relation? Irgendwie schon, denn immerhin verwandelt man einen Raum in ein Abenteuer und es bereitete mir diebische Freude, die anderen zu beobachten, wie sie sich an manchen Stellen im Kreis drehten und an anderen problemlos Eins und Eins zusammen zählen konnten.
Die PDFs und das ganze digitale Material, auf das ich in meiner Rolle Zugriff hatte, machten die Umsetzung dieses Escape-Rooms für die Spielleitung einfach super! Wie ich mich in dieser Rolle verhalte, hat meiner Meinung nach schon Einfluss auf das Spielerlebnis. Je kreativer der Raum vorbereitet ist, desto mehr kommt Stimmung beim Rätselteam auf. Außerdem sollte man auch immer Abwägen, wann die Ermittler einen Tipp brauchen, um voran zu kommen, oder einfach noch ein bisschen Zeit, um selbst die Lösung zu finden.
Schade fand ich, dass ich zwar ein Laptop oder IPad zur Durchführung gebraucht habe. Das Gerät hat aber fast nur als Timer funktioniert und sonst eine untergeordnete Rolle gespielt. Ich hätte mit ein bisschen mehr technischem Schnickschnack gerechnet, wie etwa stimmungsvolle Audio-Dateien, Rätsel mit Geräuschen oder zumindest eine drohende Stimme, die dem Team beispielsweise mit Zeitansagen ein bisschen zusätzlichen Stress für die Ermittlungen macht.
Bewertung / Test
+ sehr immersives Erlebnis in den eigenen vier Wänden
+ gut lösbare Rätsel
+ durch Anleitungen prima vorzubereiten
+/- benötigt ausgewiesene Spielleitung zur Vorbereitung und Durchführung
– digitales Potential verschenkt
– Verhältnis zwischen Vorbereitung und Spielerlebnis
(Eine Rezension von Andrea Reich & Oli Clemens)
Wichtige Informationen zu unseren Rezensionen (KLICK)
Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Escape”
Identität: unbekannt (2021)
Spielidee: Living Room Escape
Grafik: Living Room Escape
Verlag: Living Room Escape
Anzahl der Spielenden: 2-4 Personen plus Spielleitung
Altersempfehlung Verlag: Ab 14 Jahren
Eigene Altersempfehlung: Das kann sicher auch schon ab 12 Jahren gespielt werden.
Spieldauer: 50 bis 70 Minuten
Generationentauglichkeit: Ich denke, es spricht nichts dagegen, wobei die Altersvorgaben Kinder eigentlich ausschließen.