Skandinavisch düster – 50 Clues: Tot oder lebendig von Game Factory (Rezension)

50 Clues: Tot oder lebendig | Kooperatives Krimispiel| ab 16 Jahren | 1 bis 5 Spielende | Jeppe Norsker | Game Factory

In diesem Spiel bist du der Kriminalbeamte Hans Petersen. Vor vier Jahren sind deine Kollegin und ihr Sohn durch eine Autobombe ums Leben gekommen. Alles deutete auf eine psychisch gestörte Frau namens Maria als Täterin hin, doch damals liefen die Ermittlungen ins Leere. Jetzt, Jahre später, taucht ihr Name wieder in deinem Leben auf und es scheint ein neues Licht auf das Verbrechen zu fallen. Du übernimmst die Ermittlungen!

Für 50 Clues: Tot oder lebendig Zusätzlich zu den 55 Karten braucht man einen Internetanschluss
Tot oder lebendig – hoffentlich gilt das nicht für uns?

 

Das Spiel
50 Clues: Tot oder lebendig
ist ein kooperatives Krimispiel von Jeppe Norsker und bei Game Factory erschienen. Es ist für 1-5 Spielende geeignet und kann ab 16 Jahren gespielt werden.

„Um 50 Clues: Tot oder lebendig“ spielen zu können, braucht das Ermittlerteam außer den 55 Karten auch einen Internetzugang. Moment mal, 50 Clues und 55 Karten? Keine Sorge, hier hat sich niemand verzählt. 5 Karten braucht das Spiel, um die Regeln zu erklären und die anderen 50 sind prall gefüllt mit Indizien, Hinweisen und Rätseln. Die Karten haben übrigens ein eigentümliches Format und erinnern in ihrer Größe an Tarot, aber eben nur in sehr schlank.

Um aber anfangen zu können, muss man auf der Internetseite 50clues.com den entsprechenden Fall auswählen und einen Code eingeben. Dann schaltet sich eine Maske frei, mit der wir im weiteren Verlauf arbeiten werden. Der notwendige Code steht im Inneren des Deckels und kann insgesamt für 30 Partien aktiviert werden. Das ist eine Menge. So kann man das Spiel selbst lösen und locker 29 Mal weiterverschenken. Aber bitte nicht die Schachtel verlieren!

Eine Karte zeigt das verzerrte Gesicht einer Frau. Darunter bekommen wir in einem Text Anweisungen, wie es weitergeht.
Nicht schön, aber stimmig.

Unsere eigentliche Ermittlungsarbeit leisten wir mit den Karten. Sie sind oben links durch nummeriert und illustriert. Durchgängig liegt ein Sepia-Filter über den Zeichnungen, was der Optik des ganzen Spiels einen eigentümlichen Charme verleiht. Schön ist was anderes, aber irgendwie kommt so auch optisch eine Beklemmung auf, die sich schon bald in dem Verlauf der Story widerspiegeln wird. „Tot und lebendig“ ist als Name nicht umsonst gewählt, versprochen! Ein kleiner Teil am unteren Rand der Karte ist für kurze Texte reserviert, die in Zusammenhang mit den Illustrationen stehen. Außerdem erhalten wir so auch Infos, welche Karten wir aufdecken sollen und welche wieder in die Schachtel wandern, wenn sie nicht mehr gebraucht werden. Die Illustration steht aber voll im Mittelpunkt.

Während unserer gesamten Ermittlungsarbeit sollten wir immer die Augen nach Zahlen aufhalten. Manche sind rot oder schwarz hinterlegt und fallen direkt ins Auge. Rote Zahlen können miteinander kombiniert werden. Dazu nutzen wir die Internetmaske. Schwarze Zahlen sind Teil eines Codes und helfen uns, die Rätsel zu lösen. Auch das geht über das Internet. Wie das alles funktioniert, erfahren wir direkt zu Beginn des Spiels. Das ist gut gelöst und intuitiv alles machbar. Spannend wird es immer, wenn wir blass-weiße Nummern entdecken, die sich irgendwo auf einer Karte versteckt haben können. Dann dürfen wir zusätzliche Karten umdrehen. Und die sind wichtig, um in der Story voranzukommen, also Augen auf!

Diese Karte zeigt drei Hilfsmittel. Rote Zahlen ermöglichen es, sie mit anderen Gegenständen zu kombinieren.
Soll ich mal ein Bild vom Schraubenzieher machen?

Gleich zu Beginn sitzt uns eine Augenzeugin gegenüber und liefert Hinweise auf die ominöse Frau Maria, von der alle glauben, dass sie eigentlich tot sei. Gut, dass wir direkt zu Spielbeginn ein Polizeifunkgerät, einen Fotoapparat und einen Schraubenzieher bekommen haben. Schon schnell grübeln wir auch schon über unseren ersten von etwa einem Dutzend Rätsel. Gesucht ist immer ein Code, den wir über die Internetmaske eingeben werden. Ist er korrekt, bekommen wir Anweisungen, wie es weitergeht und welche Karten wir nun sehen dürfen. Ist er nicht korrekt, können wir uns Tipps geben lassen, wenn wir der Lösung partout nicht auf die Spur kommen.

Im Vergleich zu anderen Spielen dieses Genres kämpfen wir aber nicht gegen die Zeit oder bekommen ein Feedback in Form von Punkten oder Sternen. Allein das Lösen des Falles ist unsere Belohnung. Und wisst ihr was? Das reicht auch absolut, denn die Story gibt sich wirklich alle Mühe, uns tief in ihre düsteren Abgründe zu ziehen. Unsere Gegenspielerin Maria entpuppt sich als Psychopatin von Hollywood-Qualität und dementsprechend sind ihre Taten abgrundtief und blutig. Dichte, dunkle Krimi-Geschichten spinnen, das können skandinavische Autoren im Genre Film schon lange. Nun dürfen wir das auch im Kartenkrimi erleben.

Was die Qualität der Rätsel angeht, kann ich sagen, dass ich sie durchaus herausfordernd fand. Durch die Bank weg setzen sie auf die Kunst der Logik. Das ist nicht meine Stärke und führt bei mir oft zur Versuchung, mir die Lösungen anzeigen zu lassen. Wie gut, dass ich aber nicht alleine war, sondern wir uns als Ermittlungs-Duo versuchten. Es hat sich wieder gezeigt, dass es gut ist, einen solchen Fall nicht alleine anzugehen. Vier oder sechs Augen sehen mehr, zwei oder drei Gehirne bringen mehr Neuronen zum Glühen. Ob eine Partie zu viert oder fünft aber noch Spaß machen würde? Dafür gibt es zu wenig Material, finde ich.

Fazit
„50 Clues: Tot oder lebendig“ ist der erste Teil einer Rätsel-Trilogie. Sein Ende kenne ich nun. Es reizt mich aber schon zu wissen, wie der Fall weitergehen wird, zumal er sich für uns eigentlich rund und abgeschlossen anfühlte. Aber ich würde ihn fast lieber als Roman lesen und die Rätsel weglassen. Die Story ist düster und erinnert an einen packenden Thriller in der Tradition skandinavischer Bestseller-Autoren, wie Mankell, Adler-Olsen oder Nesser. Somit ist die Altersangabe von 16 Jahren schon angemessen. Ich denke, je nach Medienerfahrung wären aber auch schon 14 Jahre zum Mitspielen angemessen.

Wir konnten den Fall in zwei Etappen an zwei Tagen lösen und haben aber schon mehr als die veranschlagten 90 Minuten gebraucht. Sehr oft hatten wir bei den Rätseln auf Anhieb den richtigen Riecher, aber scheiterten an der konkreten Lösung. Dann blieb uns doch nur der Griff zu den Tipps. Und nicht immer hatte ich danach verstanden, warum die Lösung so war, wie sie war. Das hat zumindest bei mir einen Beigeschmack hinterlassen. Alles in allen ist „50 Clues: Tot oder lebendig“ aber ein sehr gut erzähltes und thematisch dichtes Krimispiel für eine kleine Gruppe von Personen.

 

Bewertung / Test
+ spielt sich wie ein Psycho-Thriller
+ reduziertes Sepia-Farbschema unterstützt die Stimmung
+ Unterstützung durch die Internetseite ist tadellos
+ herausfordernde Logik-Rätsel
+ intuitive Spielregeln
+ kann 30 Mal gespielt werden
+/- kein Belohnungssystem wie in anderen Rätselkrimis

 

(Eine Rezension von Oli Clemens)


Wichtige Informationen zu unseren Rezensionen (KLICK)

 

Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Escape”

  • ... Altersgruppe 16 bis 49 Jahre
  • ... Altergruppe 50 bis 70 Jahre

50 Clues: Tot oder lebendig (2021)

Spielidee: Jeppe Norsker
Grafik: Jeppe Norsker
Verlag: Game Factory
Anzahl der Spielenden: 1-5 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 16 Jahren
Eigene Altersempfehlung: Auch wenn der Fall voller Gewalt steckt, kann ich mir vorstellen, dass auch schon Jugendliche ab 14 keinen emotionalen Schaden davon tragen. Aber Eltern kennen ihre Kinder besser.
Spieldauer: 90+ Minuten

Generationentauglichkeit: Nein, auf diesen Aspekt verzichtet das Spiel.