Sherlock Holmes: Die Nachwuchs-Investigatoren | Kooperativer Kinder-Spielecomic | ab 8 Jahren | 1 bis 4 Spielende | Cédric Asna | Pegasus Spiele | pädagogisch wertvoll
Sherlock Holmes darf sich eine Pause gönnen, die Nachwuchs-Investigatoren übernehmen. Mit dieser Spielecomic-Box erhält jeder Mitspielende sein eigenes Comicbuch, in dem er einen Charakter mit speziellen Fähigkeiten verkörpert. Wir lesen zusammen, lösen Rätsel und ermitteln verdächtige Personen. So wird das gemeinsame Leseerlebnis zu einem kooperativen Detektiv-Abenteur.

Das Spiel
Sherlock Holmes: Die Nachwuchs-Investigatoren ist ein kooperativer Kinder-Spielecomic von Cédric Asna und bei Pegasus Spiele erschienen. Er ist für 1-4 Spielende geeignet und kann ab 8 Jahren gespielt werden.
Bereits in der Vergangenheit durften wir euch immer wieder sogenannte Spiele- oder Rätselcomics vorstellen. Ich verweise hier gerne nochmal auf die Rezensionen von Paul zu „Hokus & Pokus“, „Mystery“ und „Ritter – Die verlorene Stadt“, von Monika zu „Sherlock Holmes – Die vier Fälle“ und von Nicole zu „Kuala“.
Wie in all diesen Büchern finden wir auch bei „Sherlock Holmes: Die Nachwuchs-Investigatoren“ einen bzw. vier Comics als Herzstück in der Spielebox. Dieser ist jedoch nicht linear von vorne nach hinten durchzulesen, sondern bietet uns in jedem Abschnitt Entscheidungsmöglichkeiten, wodurch wir die Geschichte beeinflussen können. Dies funktioniert ähnlich wie bei Abenteuerspielebüchern, in denen am Kapitelende Seitenzahlen neben den Auswahlmöglichkeiten stehen, wodurch wir dann wissen wo wir weiterlesen müssen. Analog dazu sind im Spielecomic die einzelnen Comicpanele durchnumeriert und wir finden Zahlen an Straßenabzweigungen und Türen, um Orte zu wechseln, an Gegenständen, um diese zu untersuchen, oder in Sprechblasen, um zu wählen, was wir sagen möchten. An manchen Stellen gilt es auch Rätsel zu lösen und wir erhalten dadurch die Panel-Nummer zum Fortlauf der Geschichte.

„Sherlock Holmes: Die Nachwuchs-Investigatoren“ ist jedoch nicht (nur) ein solitäres Lesevergnügen. Nein, wir dürfen den Comic (ähnlich wie beim oben erwähnten Spielecomic „Kuala“) gemeinsam mit bis zu drei weiteren Personen lesen. So liegen der Box vier nahezu gleiche Comics bei. Allerdings unterscheiden sich die Bücher leicht voneinander, da jedes einem von vier möglichen Charakteren zugeordnet ist, den die Mitspielenden während des Spiels verkörpern. Natürlich sind die Fälle auch einzeln lösbar, es hilft jedoch oft gemeinsam unterwegs zu sein, um die Stärken der einzelnen Charaktere zu nutzen. So ist Wiggins ein herrvorragender Beobachter, und kann oft mehr Dinge untersuchen als die anderen. Dadurch bekommen wir mehr Informationen. Vicky, als flinke Akrobatin, hat die Möglichkeit an Seilen, Fenstersimsen oder durch kleine Öffnungen zu klettern und so Dinge zu sehen, die den anderen verborgen geblieben wären. Ike ist stark und kräftig und kann dadurch Bösewichte leichter überwältigen oder Hindernisse aus dem Weg räumen. Myrtle ist eine Schauspielerin, die es schafft sich täuschend echt zu verkleiden. Dadurch kann sie Personen ablenken oder sich als jemand anderes ausgeben.

Generell lebt das gemeinsame Lesen und Rätseln natürlich von der Kommunikation: wir sprechen darüber, was wir beobachtet haben, diskutieren über unsere Vermutungen und knobeln gemeinsam. Und wenn zudem jeder seine eigene Rolle liest, wirkt die Geschichte natürlich nochmals lebendiger, als beim alleinigen Comic-Lesen.
Insgesamt enthalten die Comics 3 (1/2) Fälle mit unterschiedlichen Schwierigkeiten:
In Fall 1 müssen wir ein Telegramm überbringen um eine Schlägerbande zu stoppen. Dieser ist am einfachsten und beinhaltet neben zwei leichteren Rätseln vor allem die Dechiffrierung von Morse-Texten. Zudem machen wir uns hier auch mit dem Stadtplan und der Navigation durch die Straßen vertraut.
In Fall 2 untersuchen wir eine geheimnisvolle Villa. Dieser enthält viele Rätsel. Der Clou dabei ist, dass wir uns zeitweise als Gruppe aufteilen, unterschiedliche Informationen erhalten und uns gegenseitig von diesen erzählen müssen, um Erfolg zu haben. In manchen „Räumen“ darf sogar sogar nur eine Gruppe sprechen, die anderen dürfen nichts sagen und müssen das Gehörte mit dem Gelesenen kombinieren.
Fall 3 letztlich ist weniger linear: Hier gilt es das Rätsel um ein verschwundenes Buch zu lösen und wir können uns ziemlich frei zwischen allen Verdächtigen hin und her bewegen. Der Fokus liegt hier im Sammeln von Informationen und deren Kombination. Wir entscheiden am Ende selbst, wann wir uns bereit fühlen, das Geschichtenende einzuläuten und unsere Verdächtigen zu beschuldigen.
Haben wir all dies geschafft, dürfen wir uns nochmals durch die Straßen schlagen: als „Bonusfall“ ermitteln wir die Panel-Nummern aller auf dem Stadtplan markierten Kreuzungen und erhalten wenn wir erfolgreich waren eine kleine Belohnung auf der Pegasus-Homepage.
Fazit
Comics gemeinsam lesen? Zunächst mag es eigenartig erscheinen, sich mit mehreren Personen an den Tisch zu setzen, um in nahezu identische Comic-Bücher zu starren.
Uns hat dies jedoch eine Menge Spaß bereitet. Durch das gemeinsame Lesen in verteilten Rollen, das Diskutieren, wie wir weitermachen wollen oder das Tüfteln an den Rätseln sind wir schnell in die Geschichte eingetaucht und hatten ein Spieleerlebnis, wie man es aus vielen Exit- und Escapespielen kennt.
Dabei richten sich die Comics – wie der Name schon sagt – vor allem an die „Nachwuchs-Investigatoren“. Eingefleischten Fans von Spielecomics und Escape-Spielen werden viele Rätsel bekannt vorkommen. Andererseits eignet sich die Box hervorragend, um Kinder an das Genre hinzuführen. Hierfür kann die Lese- und Rätsel-Begleitung durch einen Erwachsenen sicherlich hilfreich sein.
Gelungen fanden wir, dass die drei Fälle sich von ihrer Art her recht stark voneinander unterscheiden. Zwar gefiel uns Fall 2 aufgrund der Eindeutigkeit der Rätsel besser als beispielsweise Fall 3, bei dem wir nie sicher waren, tatsächlich alles entdeckt zu haben. Dennoch erhält man so einen Einblick in verschiedene Rätselgenres. Auch die einzelnen Charaktere unterstützen das Spielgeschehen. Hier hätten wir uns sogar noch mehr Fokus auf die Spezialfähigkeiten oder sogar individuellere Comicpanele gewünscht.
Die Qualität der Comics und deren Gestaltung gefällt uns wie bei allen bisherigen Pegasus-Spielecomics sehr gut. Wie in allen Spielen dieser Art ist aber leider kein Wiederspielreiz gegeben. Hier bieten die einzelnen Charaktere dann doch zu wenig Unterschiede, um alleine deswegen die bekannten Geschichten nochmals erleben zu wollen. Da wir kein Spielmaterial zerstören und verbrauchen, kann das Spiel jedoch problemlos an andere Spielende weitergegeben werden.
Bewertung / Test
+ Gemeinsames Lesevergnügen
+ Spannend Fälle
+ Altersgerechter Genre-Einstieg
– Nur einmalig spielbar
– Charaktere könnten noch unterschiedlicher sein
(Eine Rezension von Jörg Hübner)
Wichtige Informationen zu unseren Rezensionen (KLICK)
Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Kinderspiele”
Sherlock - Die Nachwuchs-Investigatoren (2020)
Spielidee: Cédric Asna
Grafik: Grelin
Verlag: Pegasus Spiele
Anzahl der Spielenden: 1-4
Altersempfehlung Verlag: ab 8 Jahren
Spieldauer: 45 bis 90 Minuten
Generationentauglichkeit: Explitiz an Jüngere gerichtet, die Texte des Comics sind z.T. recht klein geraten. Dennoch können Mitspielende allen Alters Spaß beim gemeinsamen Abenteuer haben.
Pädagogisch wertvoll: Gemeinsames Lesen und Rätsel lösen