Keine Ehre unter Dieben | Familienspiel | ab 10 Jahren | 2 bis 4 Spielende | Christine Alcouffe und Ludovic Maublanc | Game Factory | generationentauglich
Denken wir an Paris, so baut sich der Eiffelturm vor dem geistigen Auge auf. Bei Nacht sogar noch beleuchtet, zieht er wie ein Magnet die Menschen an. Paris bei Nacht lässt an die Katzen von Montmartre denken und auch ein Stück abwärts des Hügels der Sacre Coeur: An die Moulin Rouge!
Tageszeit stimmt, Ort auch – Rolle bisher nicht ganz: Weder als Katzen noch als Touristen – als Diebe sind wir unterwegs und versuchen, am besten mit einem Meisterstreich die Polizei an der Nase herumzuführen – sonst bleiben echte Geschenke liegen. Nur ob die anderen damit immer so glücklich sind? Finden wir es doch heraus!

Das Spiel
Keine Ehre unter Dieben ist ein Familienspiel von Christine Alcouffe und Ludovic Maublanc und bei Game Factory erschienen. Es ist für 2-4 Spielende geeignet und kann ab 10 Jahren gespielt werden.
In einer kompakten quadratischen Schachtel finden wir viele Spielkarten, 4 Charaktere durch Karten dargestellt und jede Menge Plättchen. Ein kleiner Spielplan und ein größerer Holzchip runden den Inhalt ab. Bereits die Aufmachung lädt sofort zum Spielen ein.
Die Spielregeln sind schnell erklärt: Es gibt 5 verschiedene Beutesorten – alle mit einer spezifischen Farbe und dem dazugehörigen Symbol. Ich sammle Beute und versuche dabei in so vielen Sorten wie möglich mehr als alle anderen Personen am Tisch zu ergaunern. Dabei löst so manche hinzugewonnene Beutekarte Effekte aus oder schlägt schlimmstenfalls Alarm und in einer Razzia verliert die betroffene Person alle Karten dieser Sorte und fängt von vorne an, sie zu sammeln.
Doch wie komme ich an die heiß begehrte Beute? Vom Nachziehstapel wird die oberste Karte aufgedeckt und ganz nach links auf die Dächer der Stadt der Lichter gelegt. Manche dieser Objekte lassen den Kommissar in Form der großen blauen Scheibe sofort gefährlich nah in meine Richtung ziehen, während andere Karten scheinbar unbemerkt aufgedeckt werden. Je mehr ich riskiere, desto mehr Beute steht mir zu Auswahl. Höre ich im richtigen Moment auf, bestenfalls sogar alles! Werde ich jedoch erwischt, so gehe ich leer aus. Die liegen gebliebene Beute muss nun so oder so von den anderen Personen genommen werden … Geschenke, die manchmal keine sind, wenn die 3-Glocke eine Razzia einläutet!
Ist der Kartenstapel aufgebraucht, endet die Partie wenn alle gleich oft am Zug gewesen sind. Dann werden die Mehrheiten gewertet und die Punktechips vergeben – Edelsteine werden am meisten belohnt, Halsketten nur recht wenig. Die Person mit den meisten Punkten gewinnt eine Partie „Keine Ehre unter Dieben“.
Beim Spielen entsteht dabei oft dieser „eine Karte geht vielleicht noch“ Gedanke und das ist nicht selten diese eine Karte zu viel. Es ist hier die Kunst, die eigene Auslage gut zu füllen, ohne dabei jedoch Gefahr zu laufen in eine Razzia zu geraten. Manchmal ist weniger dann vielleicht doch eben das bisschen mehr, und als ob das nicht alleine manchmal schon herausfordernd genug ist, kommen nun auch noch die anderen Personen am Tisch hinzu und lassen mitunter Beute liegen, die sehr wehtut wenn sie aufgenommen werden muss. Für Interaktion ist also definitiv gesorgt und die fühlt sich im Spiel zu zweit manchmal genauso gemein an wie im Spiel zu viert.
Die Karten im Spiel sind europäische Standardgröße. Sämtliche Farbsets sind mit einem Symbol am Oberrand der Karte versehen, die sie auch bei Farbfehlsichtigkeiten eindeutig identifizierbar machen. Aufgrund der einfachen Spielregeln ist die Einstiegshürde recht niedrig. Die Spielelemente sind groß genug, um gut gegriffen zu werden und bei einer kurzen Spieldauer von 30 Minuten steht hier zusammengefasst dem generationenübergreifendem Spielen nichts im Wege.
Fazit
Beim Spielen finde ich mich sofort im Vergleich mit Spielen vergleichbarer Spielelemente wieder – da ist zunächst der große Glücksfaktor, welche Karte ich aufdecke. „Push your luck“ wird dieser Mechanismus genannt und ist hier schön und vor allem simpel in Szene gesetzt. Das zweite Spielelement bedient sich am Element „Set Collection“ – wir sammeln also Gegenstände und versuchen ein Set aus 3 Glocken am linken oberen Kartenrand zu vermeiden. Beides sind gängige Spielmechaniken und die verknüpfen sich bei „Keine Ehre unter Dieben“ sehr gut.
Die Gestaltung ist sehr schön und die Ikonographie ab meinem zweiten Spielzug bereits verinnerlicht. Kommt doch mal ein bislang nicht aufgetauchtes Symbol beim Aufdecken der Beute hinzu, so verstehe ich es beim Erklären sofort und habe dennoch nichts verpasst. Durch diese niedrige Einstiegshürde und sich praktisch selbst erschließende Symbolik braucht es hier keine lange Erklärung oder Hinweise auf Ausnahmeregelung. Ich kann sofort losspielen und dabei erklären.
Ein weiterer großer Pluspunkt: Statt geheim und beinahe solitär vor sich hinzusammeln, findet „Keine Ehre unter Dieben“ direkt in der Tischmitte statt. So bekommen alle jederzeit mit, was passiert. Natürlich von den Personen am Tisch abhängig sind die Interaktionen und die werden stets von der Frage begleitet: Lieber was Gutes für mich oder vielleicht besser was Saures für meine Mitspielenden? Das geht ganz ohne lange Wartezeit wird dabei zu einem unterhaltsamen Streifzug durch die Pariser Nacht.
Die Einfachheit des Spiels und der sich stetig wiederholende Spielablauf sind es allerdings auch, was den Personen mit dem Anspruch ein Kennerspiel oder noch komplexer spielen zu wollen hier vermutlich schnell die Freude daran verlieren lässt. Für das Familen- und das generationenübergreifende Spiel ist „Keine Ehre unter Dieben“ hingegen hervorragend geeignet. Schön, dass Game Factory hier die Lokalisierung übernommen hat! Und nun ab zurück in die Pariser Nächte, es wird bereits schon wieder hell!
Bewertung / Test
+ Schönes Spielmaterial
+ Intuitive Symbolik
+ Einfaches Regelwerk
– (Sehr) repetitiv
(Eine Rezension von Tobias Mallock)
Wichtige Informationen zu unseren Rezensionen (KLICK)
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Keine Ehre unter Dieben (2024)
Spielidee: Christine Alcouffe, Ludovic Maublanc
Grafik: Christine Alcouffe
Verlag: Game Factory (KYF Edition im frz. Original mit dem Titel „Les Toits de Paris“)
Anzahl der Spielenden: 2 – 4 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 10 Jahren
Eigene Altersempfehlung: Ab 8 Jahren
Spieldauer: 30 Minuten
Generationentauglichkeit: Schneller Spieleinstieg, wenig Ikonographie und viel Spannung auf dem Beutezug – hier freut sich Jung und Alt gemeinsam!