Vilnius | Malte Meinecke | 2-3 Spielende | 90 Minuten | ab 12 Jahren | OSTIA Games | Kooperatives Kartenspiel mit Brettspieldimension und nach hoher Einstiegshürde viel Spielspaß und Spannung für erfahrene Spielende
Habe ich schon einmal gesagt, dass für mich die Spiele aus dem OSTIA Verlag zu den Top-Spielen gehören? Kleine Schachtel, meist wenig Material, aber wunderbare Spieltiefe und sehr viel Spielspaß irgendwo zwischen erfahrenem Familienspiel- und moderatem Kennerniveau. Nun setzt der Verlag mit „Vilnius“ die Serie mit den Städtenamen fort, bricht aber gleich zwei Gewohnheiten: Zum einen ist es ein kooperatives Spiel, und zum anderen hat es sehr viel Material, genauer gesagt 160 Karten.
Vilnius ist ein Kennerspiel von Malte Meinecke und bei OSTIA Spiele erschienen. Es ist für 2-3 Personen geeignet und kann ab 12 Jahren gespielt werden.
Die Tischauslage wirkt wie ein Heerlager, bereit zu Kampf. Und damit sind wir auch schon beim Thema. Die Kämpfer des Deutschritteroders greifen uns immer wieder an, genauer gesagt das Großherzogtum Litauen und die Stadt Vilnius. Das gefällt dem Großfürsten Algirdas nicht, der Bevölkerung irgendwie schon gleich gar nicht. Darum müssen wir ran, um die Stadt wieder aufzubauen, auszurüsten und gegen die heranstürmenden Heere des Deutschritterordens zu kämpfen.
Bis zum Aufdecken der Karte „Finaler Ansturm“ durchlaufen wir mehrere Runden, die jeweils vier Phasen haben. Zuerst gibt es Einkommen. Dazu ziehen wir entsprechend viele Karten. In der nächsten Phase bereiten wir den Angriff des Deutschritterordens vor und ziehen eine Karte vom feindlichen Stapel.
In der dritten Phase kümmern wir uns um die Stadt. Wir bauen Gebäude, bezahlen die mit Gold und Werkzeug, die wir auf den Provinzkarten finden oder wir rekrutieren Einheiten, auch diese werden entsprechend bezahlt.
Und schließlich kommen wir zur Sache, der Militärphase. Zunächst prüfen wir, ob die gelegte Karte uns überhaupt angreift oder noch (auf die nächste Runde und Verstärkung) wartet. Dann heißt es genug Symbole aufzubringen, um die angreifenden Einheiten abzuwehren. Und das können wir gemeinsam. Wir können also für die notwendigen Symbole unsere Karten zusammenlegen
Und genau da liegt der Spielreiz. Ich kann mich kaum gegen alle möglichen Angriffskarten des Gegners allein vorbereiten, dazu braucht es Spezialisierung. So konzentriere ich mich vor allem auf die eine Sache, die mitspielende Peron auf die andere, und gemeinsam schaffen wir es schon irgendwie. Und haben wir den Kampf gewonnen, können wir sogar noch Beute machen oder feindliche Gebäude angreifen, um Vorteile mitzunehmen.
Zwei Mal spielen wir den Nachziehstapel des Feindes durch, wobei beim zweiten Durchspielen die Karten deutlich stärker sind. Schließlich gibt es zum Spielende den finalen Ansturm. Den gilt es abzuwehren. Hat danach die Stadt Vilnius noch mindestens einen Lebenspunkt, haben wir das Spiel gewonnen.
Trotz der anfänglichen Reizüberflutung mit fast 50 ausliegenden Kartenstapeln, gewöhnt man sich mit der ersten Partie an die Karten. Man findet dann auch, was man sucht und kommt gut mit den Symbolen auf den Karten zurecht. Eine ausführliche Spielhilfe wäre wünschenswert, aber nach wenigen Spielzügen nicht mehr unbedingt nötig.
Nach der Eingewöhnungsphase und dem Zuordnen der einzelnen Aktionsbereiche spielt sich „Vilnius“ sehr flott und man kann sich auf das eigentliche Spiel konzentrieren. Und jetzt beginnt der Spielspaß. Sehr geschickt verzahnt ist der Aufbau der eigenen Auslage, die sich daraus ergebende Anzahl an Handkarten und dann die richtige Strategie, um Angriffe, die stärker und stärker werden, auch abwehren zu können. In Absprache mit seinen Mitspielenden errichtet man so ein Bollwerk, das hoffentlich – nicht immer – bis zuletzt standhält.
Das Spiel ist fordernd und verlangt gute Abstimmung untereinander. Und am Ende, wenn man wieder einmal verloren hat, weiß man auch, woran es gelegen hat und möchte sofort, mit verbesserter Strategie, den nächsten Kampf aufnehmen.
„Vilnius“ ist unterhaltsam, fordernd und belohnt mit eineinhalb kurzweiligen Stunden. Vorausgesetzt man mag diese Kartenmaterialschlacht und hat auch nichts gegen eher abstrakte Abläufe. Dank der Grafik wirkt das Spiel sehr ansprechend, die Symbolik ist schnell verinnerlicht und die vielen Möglichkeiten lassen einen schon mal ins Grübeln kommen, ohne aber den Spielfluss wirklich zu stören. Vieles im Spiel kann man gleichzeitig ausführen.
Fazit
„Vilnius“ ist ein Kartenspiel mit großer Auslage und viel Platzbedarf. Es spielt sich nach einer relaitv hohen Einstiegshürde flott und locker, bietet aber genug Spieltiefe, um 90 Minuten bestens zu unterhalten. Kooperativ kämpfen zwei oder drei Spielende gemeinsam und ein Sieg gelingt auch nur, wenn man sich gut abspricht. Schön zu sehen ist, wie die eigene Auslage wächst, die eigene Verteidung besser wird, aber auch Schäden hinnehmen muss, wenn man einen Angriff nicht abwehren kann. Wer keine Angst vor vielen vielen Karten in der Auslage hat wird hier bestens unterhalten.
Vielleicht ist „Vilnius“ nicht der Toptitel von OSTIA, aber ein Spiel, das seinen Platz im Regal verdient hat und – sollte keine volle Viererrunde zusammengehen – gern auf den Tisch kommt.
Generationenfreundlich ist es nicht, da die Karten nicht Standardgröße haben, sondern das kleinere Format und die Symbole darauf deswegen auch zu klein sind. Schade, aber mit größeren Karten hätte man auch einen zweiten Spieltisch dazu liefern müssen.
Bewertung / Test
+ Kleine Schachtel, großes Spiel
+ Sehr spannendes und forderndes Spiel
+ Kooperation der Spielenden notwendig
+ Gutes Spielgefühl beim Ausbau der Stadt und der Verteidigung
– Kleine Karten
– Hohe Einstiegshürde
(Eine Rezension von Gerhard Hany)
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Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Kenner- und Expertenspiele“
Vilnius (2022)
Spielidee: Malte Meinecke
Grafik: Fiore GmbH
Verlag: OSTIA Spiele
Spieler:innenanzahl: 2-3 Spielende
Altersempfehlung Verlag: Ab 12 Jahren
Spieldauer: 90 Minuten
Generationentauglich: Kleine Karten und dadurch kleine Symbole, deswegen nicht generationentauglich.