Floristik für Einsteiger – Blumengarten von Quality Beast (Rezension)

Blumengarten | Familienspiel | ab 14 Jahren | 1 bis 4 Spielende | Eduardo Baraf & Steve Finn | Quality Beast | generationentauglich | pädagogisch wertvoll

Der Spieleabend beginnt oder endet und irgendwie darf es für alle (noch) ein leichtes kleines Spiel sein? Wie schön wäre es, jetzt ein kleines und feines und beinahe schon intuitiv zu spielendes Spiel hervorzaubern zu können? Wenn ein Spiel den Untertitel „ein entspannendes Spiel“ trägt und das – anders als sein chronologischer Vorgänger „Kräutergarten“ – ganz ohne Lavendel schaffen mag, stelle ich mir die Frage: Schafft es das? Lies unbedingt weiter!

3 Kartenreihen der Blumenkarten liegen offen auf dem Tisch, darüber die Spielanleitung
Bunte Blumenpracht, klare Ikonographie – so übersichtlich und trotzdem detailliert präsentiert sich „Blumengarten“

 

Das Spiel
Blumengarten
ist ein Familienspiel von Eduardo Baraf & Steve Finn und ist auf deutsch bei Quality Beast erschienen. Es ist für 1-4 Spielende geeignet und kann ab 14 Jahren gespielt werden.

Blumengarten besticht vor allem durch schöne, detailverliebte Motive und tolle Farben und präsentiert sich damit bereits beim Spielaufbau. Je nach Anzahl der Mitspielenden werden eine verschiedene Anzahl an Reihen ausgelegt. Dann folgt das Spiel einer simplen Mechanik, die einfach zu erlernen und anspruchsvoll in ihren Auswirkungen ist: Von oben beginnend zieht die Person der entsprechenden Spielsteinfarbe den Spielstein eine Spalte nach rechts auf eine der wählbaren Karten und nimmt diese an sich. Dann folgen alle anderen Mitspielenden und stellen den eigenen Marker in eine freie Reihe der gleichen Spalte.

Dadurch ergibt sich Zug um Zug mitunter eine immer wieder andere Reihenfolge bis die letzte Spalte erreicht wird. Dann wird das gleiche wiederholt, nur dieses Mal nach links – von da wieder nach rechts und ein letztes Mal nach links zurück. In Summe wird jede Person dann 20 Karten gezogen haben. 20 Karten, die im größeren Format Blumen, Blumenvasen oder Skulpturen sind und im kleineren Format die Endwertung für die jeweilige Person vorgeben und somit dem Sammeln von Karten eine Richtung vorgeben.

Spielaufbau für 3 Personen mit Kartenreihen und Spielerfarben - alles bunt!
Blumengarten trägt den Untertitel „entspannendes“ Kartenspiel und das ganz ohne Lavendel! Hier der Aufbau für 3 Personen.

 

Am Ende des Spiels gewinnt die Person mit den meisten Punkten. Ein paar kleine Feinheiten gibt es beim Sammeln ebenfalls: Liegen Steine auf den Karten, symbolisiert durch Steinplättchen, werden diese in die persönliche Auslage gelegt. Jeder Stein zählt am Ende ein Punkt. Wer die Mehrheit hält, bekommt noch einen zusätzlichen Bonus, die Teetasse!

Ein kleines Geschwindigkeitselement ist ebenfalls dabei: Wer Blumensorten und Insekten in einer bestimmten Kombination gesammelt hat, darf eine Zielkarte erfüllen, je früher das gelingt, desto mehr Punkte gibt es dafür.

Die Wertungsziele, die nach Abschluss eines Tages gewertet werden. Blau ist hier bereits erfolgreich
Für bestimmte Sets gibt es bei Spielende Punkte – Geschwindigkeit zählt, je eher das gelingt, desto größer der Punktgewinn. Hier im Beispiel: Tulpe, Marienkäfer und Schmetterling – der Käfer ist hierfür nicht von Bedeutung.

 

Das Beste an der ganzen Sammelei ist die klare und gut strukturierte Ikonographie. Alle Symbole sind selbsterklärend und deutlich sichtbar auf den Karten angegeben. So können die Mitspielenden jederzeit sehen, wer was gerade sammelt oder zu erfüllen in der Lage sein wird. Die Punktekärtchen verwenden diese Symbolik ebenfalls und sind obendrein wie alle Karten des Spiels wunderschön anzuschauen. Für mein persönliches Empfinden fast noch einen Hauch besser als bei „Kräutergarten“ und da war Beth Sobel persönlich am Werk.

3 Wertungskarten ziegen verschiedene Sammlungen für die es am Spielende Punkte gibt.
Gewertet werden zum Beispiel 2 Punkte pro violetter Blume, oder eine Sammlung gleicher Blumen oder 2 Punkte für einen Blumentyp (hier Chrysanthemen).

 

Das Schöne an einer Runde „Blumengarten“ ist, das die Ankündigung eines entspannenden Spiels tatsächlich zutrifft. Ich finde hier ein Spiel bei dem ich nebenbei wunderbar erzählen und zuhören und gleichzeitig spielen kann. Es ist keines dieser „Wer ist eigentlich dran?“-Spiele, bei denen aufgrund der Wartezeiten zwischen den eigenen Zügen hin und wieder vergessen geht, wer nun eigentlich am Zug ist. Die mit 20 – 30 min angegebene Spieldauer trifft dabei auf viele Partien zu und das ganz ohne Eile! Da geht auch oft noch eine zweite Partie.

 

Fazit
Spiele, die von sich aus behaupten sich um das Wohl des Spielers zu bemühen sind mir sympathisch. Egal ob ich hier an „Chakra“ denke oder an den Vorgänger „Kräutergarten“ – Titel, die es schaffen, mich mit Freunden an den Tisch zu bringen und nach kurzer Erklärung direkt loszuspielen. Nebenbei finden meist schöne Unterhaltungen statt und beinahe selbstverständlich werden Hilfestellungen gegeben – wir verbringen eben eine schöne Zeit miteinander. Genau da setzt Blumengarten noch einen obendrauf und das vor allem in Sachen Harmonie. Auch wenn am Ende die Person mit den meisten Punkten gewinnt, wirklich kompetitiv fühlt es sich nur selten an und genau das macht den Reiz dieses Spiels für mich aus.

Dabei scheint es beinahe egal zu sein mit welchen Altersgruppen ich „Blumengarten“ spiele. Die Symbole sind relativ gut erkennbar – sie dürften vermutlich gerne noch etwas größer sein, nur verdecken sie dann die wunderschönen Illustrationen. Für mich eine klare Empfehlung zu generationenübergreifendem Spielen. Ein Wort an dieser Stelle noch zum Mindestalter, das mit 14 Jahren angegeben ist … bereits mit 8 Jahren stellen weder Mechanismus und schon gar nicht das Thema eine Hürde dar: Wer den Startspielermechanismus aus „Kingdomino“ (Kinderspiel des Jahres 2017) beherrscht, wird sich auch im „Blumengarten“ bestens zurecht finden.

Ich finde in „Blumengarten“ einen gelungenen Mix zur Vergabe des Startspielers wie ich es an „Kingdomino“ schätze und gleichzeitig ein entspanntes Sammelspiel (Set Collection) das mich in Ruhe sammeln lässt – klar wird mir die eine oder andere Blume oder Wertungskarte weggeschnappt nur finde ich immer wieder etwas anderes, was mindestens genauso wertvoll für meine Punkte am Spielende ist. Fürs Leben übersetzt finde ich hier die Botschaft: Wenn dir eine Blume vor der Nase weggepflückt wird, nutze die bessere Sicht auf die verbliebenen Pflanzen. Anders formuliert: Wenn sich eine Tür schließt, öffnet sich mindestens eine andere!

 

Bewertung / Test
+ einfache Spielregel, nach kurzer Erklärung direkt losspielen
+ wunderschöne Illustrationen und Farben
+ Wohlfühlspiel bereits ab der 2. Partie
+/- keine direkten Interaktionen zwischen den Spielenden

 

(Eine Rezension von Tobias Mallock)

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Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Familienspiele”

  • ... Altersgruppe bis 12 Jahre
  • ... Altersgruppe 13 bis 49 Jahre
  • ... Altergruppe 50 bis 70 Jahre
  • ... Altersgruppe ab 71 Jahre

Blumengarten (2022)

Spielidee: Eduardo Baraf, Steve Finn
Grafik: Clémentine Campardou
Verlag: Quality Beast
Anzahl der Spielenden: 1 – 4 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 14 Jahren
Eigene Altersempfehlung: Ab 8 Jahren
Spieldauer: 20 – 30 Minuten

Generationentauglichkeit: Das entspannte Spielen und Wählen der Karten gleicht einem gemütlichen Sammeln. Die Kartentexte und -symbole sind grenzwertig in der Größe.
Pädagogisch wertvoll: Sich spielerisch mit der Natur zu beschäftigen? Immer!