Black Friday | Kennerspiel | ab 12 Jahren | 2 bis 5 Spielende | Friedemann Friese | 2F-Spiele | pädagogisch wertvoll
Der Black Friday ist vielen als der Tag im Jahr bekannt, an dem scheinbare Tiefstpreise zum Schnäppchenkauf animieren sollen. Mit dem schwarzen Freitag wird jedoch auch der weltweite Börsencrash im Oktober des Jahres 1929 bezeichnet und genau dieses Auf und Ab im Wertpapierhandel ist inhaltlicher Gegenstand von „Black Friday“. Wie sich diese überarbeitete Neuauflage des 2010 bereits erstmalig erschienenen Spiels spielt? Lies weiter, ich habe es getestet.

Das Spiel
Black Friday ist ein Kennerspiel von Friedemann Friese und bei 2F-Spiele erschienen. Es ist für 2-5 Spielende geeignet und kann ab 12 Jahren gespielt werden.
Grün und 2F-Spiele – das gehört einfach zusammen und genau so kommt auch die Spielschachtel zu „Black Friday“ daher: Grün! Das Spielmaterial besteht aus Holzteilen, die die verschiedenen Aktien symbolisieren und in einem schwarzen Stoffbeutel Platz finden, Geldmarker aus Pappe sowie Goldbarren aus Holz, ein funktionaler und anfangs sehr nach Mathematik anmutender Spielplan rundet das Ganze ab. Mehr braucht es dann auch nicht um sich bereits beim Lesen der Anleitung in seiner Schlichtheit auf der einen und dabei auch Komplexität auf der anderen Seite zu entfalten.

Warum „Schlichteit“? Das ist ebenso einfach erklärt: Bin ich am Zug, so kaufe ich Aktien oder Gold oder ich verkaufe Aktien und wenn im Spielverlauf der Goldpreis 100 Dollar erreicht, dann endet eine Partie „Black Friday“ bereits. Es gewinnt dann die Person, die durch Barvermögen, Aktienwert und Goldwert das meiste Kapital angehäuft hat. Klingt einfach, oder? Was „Black Friday“ dann widerum komplex macht, sind die ständig ausgelösten Kursänderungen – eben habe ich Aktienfarbe Gelb noch für 25 Dollar das Stück gekauft, schon ist der Wert gefallen und nun werden sie für 12 Dollar nahezu verramscht. Angebot und Nachfrage sind hier deutlich spürbar, teilweise wie auf einer Schiffsschaukel.

Jetzt kommt der Haken an der Sache – habe ich nicht genug Geld, so bin ich wohl oder übel gezwungen zu verkaufen und das tut mitunter sehr weh. Aus taktischen Gründen ist es auch möglich, mit einer Aktion „Verkaufen“ auch 0 Aktien zu verkaufen und alternativ mit einer Aktion „Kaufen“ auch 0 Aktien zu kaufen um eventuell eine Kursänderung auszulösen, oder den Goldpreis zu erhöhen. Ein gewisser Bluff gehört auch dazu – denn so sehr ich auch versuche die Absichten meiner Mitspielenden zu erahnen. Aufgrund des Sichtschutzes vor jeder Person kann ich das teilweise nur raten und werde öfter überrascht als mir lieb ist.

In Partien zu zweit kommt der MIBS ins Spiel – MIBS steht als Akronym für den minimal intelligenten Brokerservice, in anderen Spielen würde dieser virtueller Part vermutlich Automa heißen oder einen menschlichen Namen tragen, hier ist es schlicht der MIBS. Dieser MIBS ist stehts vorhersehbar und kauft oder verkauft nach strengen Regeln. Das Minimalziel sollte sein: Bei Spieleende nicht weniger Geld (und damit Siegpunkte) als der MIBS angehäuft zu haben. Problem hierbei: Eben dieser MIBS räumt mitunter ordentlich ab! Da er jedoch Aktien bevorzugt und wir menschlichen Spieler doch auch auf Gold setzen, gelingt es, diese geringe Hürde zu überqueren.

Ein paar Worte zum Gold: „Investiere in Gold!“ haben sie gesagt. „Der Goldpreis überdauert jede Krise!“ haben sie ergänzt. In „Black Friday“ kann ich das ähnlich sehen, denn klar ist, zu Anfang gekauftes Gold hat die größte Wertsteigerung – denn wir starten bei einem Preis von 20 Dollar – bei Spielende wird der Goldbarren 100 Dollar wert sein. Das ist soweit richtig zu verstehen und dennoch: Einmal in Goldbarren investiertes Geld wird als sichere Siegpunkte zur Seite gelegt und steht damit nicht mehr zu Verfügung. Verschiedene Spielweisen sind also möglich und auch dringend nötig um hier zur erfolgreichsten Person am Spieltisch zu avancieren.

Das Einstiegsalter ab 12 Jahren ist treffend gewählt, wobei es dann mit dem Thema möglicherweise nicht unbedingt alle abholt. Spielerfahrene Kinder sind hier auch ab 10 Jahren gut mit in der Partie und multiplizieren beinahe ganz nebenbei im Zahlenraum bis 100 sicher im Kopf. Ich sehe in „Black Friday“ nicht die Absicht ein Generationenspiel sein zu wollen und sehe die Beschränkungen vorallem im vielen Kopfrechnen und im Thema an sich. Dabei stört dann auch keine Geschichte hinter den Aktien oder direkte Bezüge zur realen Welt. Wir handeln mit Aktien 5 verschiedener Färbungen und eben Gold – fertig.
In Unkenntnis der Auflage aus 2010 spielt sich die aktuelle Neuauflage recht flüssig – eine kurze Recherche im Internet zeigt Unterschiede, deutlich sichtbar im Spielmaterial und der Übersicht auf dem Spielplan. Hinzu kommen noch Regelanpassungen und natürlich der MIBS. Alles in allem also eine Überarbeitung, die ich als durchweg positiv sehe, da sie die Übersicht und den Einstieg fördern.

Fazit
„Black Friday“ schafft es, ein eher trockenes Thema sehr greifbar in ein Spiel zu verwandeln. In gewohnt funktionaler Optik begeistert es vorallem interessierte Personen, die Freude am Rechnen mit Geld und Zahlen überhaupt haben. Die Mechanik, an welcher Stelle ein Goldkauf die Aktienpreise beeinflussen kann und was ein Verkauf auslöst ist mit guten Beispielen recht eingänglich erklärt und auch die Verwaltung des MIBS im 2er Spiel hält sich vom Aufwand her im Rahmen. Wobei jeder echte Mensch am Tisch dem MIBS zu bevorzugen sein sollte, denn das wahre Potential erreicht Black Friday mit 4 – 5 Personen. Für ein 2er Spiel finde ich mittlerweile genügend andere Titel.
Die für 2F-Spiele und aus der Hand von Harald Lieske typische Gestaltung trägt zum Spielverständnis dabei – mit einer frischen Ikonographie und zum Teil als Formeln dargestellte Verwaltungsaktionen lässt den Aktienmarkt in kürzester Zeit anpassen. Das finde ich sehr gut gelöst und erfreut mich bei „Black Friday“ wie in jedem anderen Spiel: Wenn ich die Endwertungen oder meine Zugmöglichkeiten oder Verwaltungsaktionen zu bestimmten Phasen im Spiel einfach auf dem Spielmaterial erkenne und dort jederzeit „nachschlagen“ kann. Vielen Dank dafür!
Ich sehe in „Black Friday“ ein gut verschlanktes Spiel, das auf anschauliche und spürbare Art und Weise eine Simulation des Börsenhandels darstellt. Damit ist auch die Zielgruppe bereits grob umrissen – auch wenn ich mich nicht vollständig darin sehe, so hatte ich in den Testpartien zu „Black Friday“ mehr Spaß als anfänglich erwartet. Eine kleine Lernkurve gab es auch, so wirkte die 1. Partie zu zweit und bekanntermaßen mit MIBS zäh und irgendwie „kaputt“, als am Spielende alle Aktienpreise im Keller waren und alle kein Barvermögen hatten. In weiteren Partien und mit flexiblerer Reaktion auf den Markt verliefen die Partien anders und mit besserem Gefühl.
Bewertung / Test
+ Schön auf’s Wesentliche reduzierter Spielfluss
+ Tolle Übersicht in vorallem funktionaler Illustration
+ Das ständiges Auf- und Ab der Preise ist bedingt steuerbar
+/- Lernkurve vorhanden, manche hält eine „missglückte“ Partie vom erneuten Spielen ab
– Thema bleibt bei vielen Personen eher im Regal stehen
(Eine Rezension von Tobias Mallock)
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Black Friday (2023)
Spielidee: Friedemann Friese
Grafik: Harald Lieske
Verlag: 2F-Spiele
Anzahl der Spielenden: 2 – 5 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 12 Jahren
Eigene Altersempfehlung: Ab 10 Jahren
Spieldauer: 45 – 60 Minuten
Generationentauglichkeit: Nicht beabsichtigt.
Pädagogisch wertvoll: Ja, weil die Multiplikation hier spielerisch angewendet wird und ein Einstieg in Angebot und Nachfrage vermittelt wird.