Kronologic: Paris 1920 | Deduktionsspiel | ab 10 Jahren | 1 bis 4 Spielende | Fabien Gridel und Yoan Levet | Pegasus Spiele
Du kennst beide im Titel genannten Spiele? Falls nicht, „Cluedo“ ist das Spiel mit Oberst von Gatow, dem Heizungsrohr und dem Arbeitszimmer – „Turing Machine“ ist das Spiel mit dem Lochkarten-Code und TRUE or FALSE als Antwort auf Muster-, Zahlenfolgen- und Farbfragen. Stellen wir uns nun mal vor, beide hätten zusammen Nachwuchs und nur das Beste an das eigene Kind weitergegeben … ob da „Kronologic: Paris 1920“ herausgekommen wäre? Ich habe es getestet, lies weiter und finde es selbst heraus!

Das Spiel
Kronologic: Paris 1920 ist ein Deduktionsspiel von Fabien Gridel und Yoann Levet und bei Pegasus Spiele auf deutsch erschienen. Es ist für 1-4 Spielende geeignet und kann ab 10 Jahren gespielt werden.
Herzlich Willkommen an der Pariser Staatsoper – hier finden sich gleich 3 Geschichten rund um mysteriöse Morde. Die Verdächtigen? Immer die gleichen 6 Personen – auch wenn kein Gärtner im Spiel ist, denn der war es ja bekanntlich häufig – hätten alle ihre Motive. Das Schöne am Spiel ist: Das Warum? wird durch die kurze Geschichte aufgelöst und ist nicht Ziel unserer Ermittlungen. Uns trifft allein die Frage nach „Wer war es?“ und „Wann passierte es?“ mitunter auch das „Wo passierte es?“ Eine Menge Informationen, die wir durch geschickte Fragen herausbekommen.
Ganz anders als in Cluedo habe ich hier keinen Handkartenvorteil, wenn ich zum Beispiel viele Personen, Tatwaffen oder Orte auf der Hand hatte. „In Kronologic: Paris 1920“ sind alle Informationen für jeden zugänglich, die entsprechende Frage vorausgesetzt. An dieser Stelle kommen nun die Lochkarten endlich ins Spiel. Bin ich am Zug, so darf ich genau 1 Frage zu einem der 6 Orte stellen – dabei frage ich entweder nach einer bestimmten Zeit an diesem Ort oder ich frage nach einer bestimmten Person an diesem Ort.

Die Antwort liefert mir nun die entsprechende Lochkarte (Person oder Zeitpunkt), wenn ich sie auf den entsprechenden Ort lege. Dabei halte ich die Karte so vor mich, dass nur ich die gewonnenen Informationen sehen kann. Es werden in der Regel 2 Informationen enthüllt: eine „öffentliche“ Information, die fortan alle Personen am Tisch wissen und eine „persönliche“ Information die zunächst nur die fragende Person kennt. Diese Informationen werden auf dem übersichtlich gestaltetem Bogen eingetragen, die Anleitung gibt hier gute Hilfestellung.
Nun ist die nächste Person an der Reihe und stellt die eigene Frage. Es darf dabei die gleiche Frage wie die der Person zuvor sein um ebenfalls die gleiche „persönliche“ Information zu erhalten, nur wer wandelt schon mit Vorliebe in ausgetretenen Pfaden den Anderen hinterher? Die setzt sich nun so lange fort, bis eine Person meint, lösen zu können. Ist die Vermutung richtig, ist das Szenario gewonnen. Lag die Theorie jedoch daneben, so bedeutet es das Ausscheiden aus dem Spiel.

Wichtig ist hierbei das Verknüpfen der Informationen, so kann eine der 6 gewählten Personen immer nur von einem Raum in einen benachbarten Raum ziehen und in keinem Raum von einem Zeitpunkt auf den nächsten verweilen. Dabei gilt es die gesammelten Informationen zu berücksichtigen: Wenn die Abenteuerin 3x im Musiksaal gewesen ist (und in persönlicher Information 1x davon zum Zeitpunkt 3) – so ist zumindest klar, wo sie zum Zeitpunkt 2 und 4 nicht gewesen sein kann …
Die eigene Freude über Rückschlüsse ist in „Kronologic: Paris 1920“ mindestens genau so hoch wie in anderen Deduktionsspielen. Gelingt es mir so, durch die „öffentliche“ Information anderer Personen am Tisch meine Vermutug zu formulieren ist es genau das, was Deduktionsspiele wie „Kronologic: Paris 1920“ so spannend macht. Ein großartiges Gefühl! Für Abwechslung ist gesorgt: Gleich 3 verschiedene Kapitel mit jeweils 5 verschiedenen Szenarien bietet das Grundspiel. Da die ersten 5 Szenarien jedoch derart schnell und beinahe einfach sind, ist der Schwierigkeitsgrad ab dem 2. Kapitel deutlich fordernder. Zwischenzeitlich stellte sich kurz das Gefühl ein, nur nicht zu schnell sämtliche Szenarien zu spielen und sich noch etwas Spiel aufzuheben.

Da es keinerlei manuelle Geschicklichkeit benötigt und auch kein kleiner oder umfangreicher Text gelesen werden muss steht dem Generationenspiel hier nicht viel im Wege, oder? Ein Satz der so beginnt birgt jedoch meist ein „ja aber …“ und das ist auch hier der Fall: Das Einstiegsalter mit 10 Jahren ist in meiner Wahrnehmung ambitioniert angegeben. Trifft es für die ersten 5 Szenarien sicher noch zu, so wird spätestens ab dem 2. Kapitel doch etwas mehr von den Spielenden verlangt. Aus meiner Sicht ist „Kronologic: Paris 1920“ zwar ein schönes Spiel für die Familie jedoch nur bedingt generationentauglich. Der Spielfreude schadet es nicht, vorallem wenn sich die Jung und Alt gegenseitig unterstützt – zum Beispiel durch Teambildung.

Fazit
„Kronologic: Paris 1920“ ist für mich ein gelungener Beweis dafür, dass ein Mix aus verschiedenen Spielen und ihren Genres zu einem unterhaltsamen Spiel führen kann. War mir „Turing Machine“ doch etwas zu theoretisch und mitunter auch etwas zu grübelig um nicht zu sagen schwer, so findet sich die Verwendung von Lochkarten in deutlich abgespeckterer Variante hervorragend im Spielkonzept wieder. Dass „Cluedo“ mit seinem Thema als zeitlos einzustufen ist, beweisen meiner Meinung nach die vielen Iterationen die es davon gibt sowie sämtliche Krimi-Dinner-Spiele und Escape-Spiele, bei denen wir Informationen sammeln und durch cleveres Komibinieren eine Lösung finden.
War ich früher eher zögerlich Deduktionsspielen gegenüber so sind sie seit ein paar Jahren für mich solide Spiele, die ich gerne mitspiele. „Kronologic: Paris 1920“ setzt hierbei noch einen drauf, denn mich unterhält es vom Anfang bis zum Schluss. Klar wäre ein bisschen mehr Story für das Eintauchen ins Thema noch etwas schöner, auch eine App-Unterstützung erscheint mir hier gut realisierbar gewesen, doch im Kern bleibt es ein Deduktionsspiel. Hier ist „Kronologic: Paris 1920“ sehr geradlinig, sehr klar in der Anleitung und so spielt es sich. Stets ein spürbares Wettrennen um die wertvollen Informationen, die sich im Laufe einer Partie – die kaum länger als 20 min dauert – zu einem „runden“ Bild zusammenfügen.
Für einen relativ geringen Preis bringt „Kronologic: Paris 1920“ einige Stunden Rätsel- und Spielspaß. Für alle die, die gerne mal ein bisschen ermitteln oder es einfach lieben mit Logik den anderen am Tisch einen Schritt voraus zu sein ist es eine Herzensempfehlung. Wer sich am Thema stört – dem sei versichert, „Kronologic: Cuzco 1450“ und „Kronologic: Babylon 2500“ sind bereits angekündigt und bestätigt. Auch wenn bisher nur der Name Rückschlüsse auf den Inhalt liefert – scheint auch hier für spannende Unterhaltung gesorgt.
Bewertung / Test
+ Geradliniges Spiel, Klare Struktur
+ Schön gestaltetes Material
+ Anleitung gibt gute Beispiele, wie die Informationen notiert werden können
– Thema zwar schön, jedoch beliebig tauschbar
– 3 Kapitel mit je 5 Spielen wirkt phasenweise etwas „wenig“
(Eine Rezension von Tobias Mallock)
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Spielecafé der Generationen – Jung und Alt Spielt – YouTube
Kronologic: Paris 1920 (2024)
Spielidee: Fabien Gridel, Yoann Levet
Grafik: Arch Apolar, Yann Valéani
Verlag: Pegasus Spiele in der deutschen Lokalisierung
Anzahl der Spielenden: 1-4 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 10 Jahren
Eigene Altersempfehlung: Ab 10+ Jahren
Spieldauer: 30 Minuten
Generationentauglichkeit:
Pädagogisch wertvoll: