Generationenspiel, mit diesem Siegel zeichnet das Spielecafé der Generationen, Jung und Alt spielt e.V. Gesellschaftsspiele aus, die besonders geeignet sind, mehrere Generationen spielerisch an den Tisch zu bringen.
Mit einer Online-Gala unter der Schirmherrschaft der Bayerischen Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales Frau Carolina Trautner wurden diesmal vier Spiele mit dem Siegel Generationenspiel ausgezeichnet.
Die Idee zu diesem Siegel, so Vereinsvorsitzende Petra Fuchs, kam aus der Praxis des Spielecafés. Dort fanden sich immer wieder generationsübergreifende Spielerunden. Die vorhandenen Spiele eigneten sich unterschiedlich gut dafür. Das liege am Material, das gut unterscheidbar und griffig sein sollte, an den verwendeten Schriftgrößen, der Verständlichkeit und nicht zuletzt am Spielspaß. Das Siegel solle auf diese Aspekte aufmerksam machen, Verlage animieren, schon bei der Produktion diese Faktoren zu berücksichtigen und Spielenden einen Leitfaden geben beim Kauf. Die Auszeichnung erweckt zunehmend Interesse bei Verlagen und Spielenden. Bei Nachauflagen wird das Siegel als Qualitätsmerkmal mit auf die Packung gedruckt.
Auch der Kreis der Beratenden hätte sich mit der Zeit erweitert. Derzeit sind beteiligt: Das Nürnberger Spielearchiv, der Ali Baba Spieleclub, der Youtube Kanal Meeple Queen, das Institut für Ludologie, das Sächsisches Spieleinstitut und das Spielezentrum Herne. Zudem sind weiterhin Vereinsmitglieder , die sich durch ihre Rezensionsarbeit gezielt mit neuen Spielen beschäftigen, im Expertengremium beteiligt.
Die Online-Gala wurde aus dem Haus des Spiels, des Pellerhauses in Nürnberg live übertragen. Genutzt wurde der Twitch-Kanal der Spiele-Offensive, beides zeigt die breite Unterstützung der Initiative in der Spiele-Szene.
Ein Grußwort sprach die Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales Carolina Trautner als Schirmherrin. Sie betonte, dass das Spielen miteinander mehrere Generationen an einem Tisch bringe, das Gespräch und die Gemeinschaft fördere und lobte die Idee und auch die Initiative, das gemeinsame Spielen zu fördern.
Mit dem Siegel „Generationenspiel“ wurden ausgezeichnet: „Heckmeck am Bratwurmeck“ (Zoch Verlag), „Detective Club“ (Huch!), „Qango“ (Qango Verlag) und „Juicy Fruits“ (Deep Print Games)
Das sind sehr unterschiedliche Spiele, die aber zugleich ein wenig die Bandbreite zeigen, welche die moderne Brettspielwelt bietet. „Heckmeck am Bratwurmeck“ ist ein geselliges Würfelspiel, wo es gilt bestimmte Summen zu erreichen. Damit erlangt man Punktesteine, die man sich aber wieder gegenseitig abluchsen kann. „Detektive Club“ ist auf Kommunikation angelegt und braucht mindestens vier Spielende. Es bietet assoziative, phantasievolle Bildkarten, die man Begriffen zuordnet und dabei herauszufinden versucht, welcher Spielenden diesen Begriff gar nicht kennt.
„Qango“ ist ein reines 2er-Spiel, bei dem abwechselnd Spielsteine gesetzt werden und jeder Spielende versucht, eine bestimmte Konstellation zu erreichen. „Juicy Fruits“ ist ein Familienspiel. Jeder Spielende hat eine Art Schiebepuzzle um Früchte zu bekommen, mit denen sich wiederum Aufgaben erfüllen lassen.
Ausführlichere Informationen und barrierefreie Regelerklärungen sind zu finden hier auf unserer Homepage.
Zu den prämierten Spielen wurde jeweils Autoren, Illustratoren und Verleger zugeschaltet und interviewt. Am längsten auf dem Markt ist „Heckmeck am Bratwurmeck“. Sehr erfreut über die Auszeichnung zeigte sich Autor Reiner Knizia. Dabei habe er die Generationenfrage bei der Entwicklung des Spiels gar nicht im Blick gehabt. Ihm ginge es darum, einfache Mechanismen zu erfinden, die gut funktionieren und Spaß machen.
Nils Beus vom Verlag Deep Print nahm das Siegel für „Juicy Fruits“ ganz besonders erfreut entgegen. Deep Print ist ein junger Verlag, noch nicht lange auf dem Markt. Das Generationensiegel ist die erste Auszeichnung für ihn. Autor Christian Stöhr erzählte von der langen Entwicklung von „Juicy Fruits“. Zunächst hätte er eine Alchemistenwerkstatt als Thema für die Abläufe gehabt, doch hätte seine Frau das so partout nicht spielen wollen. Mit dem Früchtethema mache es ihr nun Spaß. Die Entwicklung geschah, wie es meistens ist, mit Verlagsredakteuren, der Illustratorin und Testspielenden in einem längerem Prozess. Stöhr sei es wichtig, einen leichten Einstieg zu bieten, doch taktische Tiefe für langfristigen Spielspaß.
Petra Fuchs berichtete, dass die Wahl zu „Juicy Fruits“ im Entscheidungsgremium diskutiert worden sei, weil es eben schon ein komplexeres Spiel ist. Doch die Anleitung erlaube einen leichten Zugang und die Bandbreite, was auch ältere Menschen an Komplexität mögen sei erfahrungsgemäß groß. Somit war dann die Entscheidung des Gremiums einhellig gewesen.
An der anschließenden Podiumsdiskussion nahmen teil: Christina Valentina-Brandt (Brettspielakademie), Julia Schneider (YouTuberin), Uwe Mölter (Sozialpädagoge) und Petra Fuchs (Spielecafé der Generationen)
Alle vier Teilnehmenden haben beruflich mit Spielenden zu tun und verfügen über eine langjährige Erfahrung. Zum Thema Komplexität von Spielen beobachtet Christina Valentina-Brandt eine Tendenz bei den Neuerscheinungen zu immer umfangreicheren, komplexeren Spielen. Dabei liege die Genialität oft eher in der Einfachheit. Gerade generationenübergreifend zünden Spiele besonders gut, die leicht zugänglich und leicht gespielt sind. Uwe Mölter pflichtet mit einer lustigen Erfahrung bei: in seiner Kneipe wurde „Tempo, kleine Schnecke“ angeschafft, weil das bei Erwachsenen mit großer Begeisterung als Trinkspiel umfunktioniert wurde.
Vom kreativen Umgang mit Regeln berichtete Christina Valentina-Brandt aus ihrer schulischen Praxis: Kinder hatten bei 6-nimmt, das als Klassensatz angeschafft worden war, die Siegbedingungen einfach umgedreht, weil sie lieber Belohnungs- als Strafpunkte haben wollten. Wenn alle sich darauf verständigen, sei das völlig in Ordnung und ein kreativer Prozess. Viele Spiele funktionierten ja erst richtig mit Hausregeln, siehe Monopoly, ergänzte Moderator Sebastian Pfaller.
Petra Fuchs erzählte von ihren Erfahrungen aus dem Spielcafé und dem dortigen Seniorentreff. Für sie sei es völlig in Ordnung, wenn nur die bekannten Klassiker gespielt werden. Hauptsache, man spiele miteinander. Um für neue Spiele zu begeistern, sei es nützlich, an bekannte Mechanismen anzuknüpfen. Sie kenne aber auch bei Senior:innen eine große Bandbreite: das Beschränken auf das Altbekannte, auf der anderen Seite auch die Neugierde auf das Neue.
Was verhindere, was spricht gegen ein Spiel, das es nicht für das Siegel in Frage kommt, wollte Moderatorin Christine Lumme (Deutsches Spielearchiv) von den Beteiligten wissen. Julia Schneider, die Mitglied des Entscheidungsgremiums ist, erzählte aus ihrer Praxis als Rezensentin. Von Seiten der Verlage werde noch zu wenig berücksichtigt, dass es Menschen mit Einschränkungen gibt. Es gibt einzelne Spiele, bei denen einer Farbe ein Symbol zugeordnet ist, was Farbblinden ein Spiel überhaupt erst ermöglicht. Ein weiteres Beispiel für Zugangsprobleme sei die häufig zu kleine Schrift.
Weitere Hindernisse gerade für Ältere seien, ergänzte Petra Fuchs, eine hohe Komplexität, wenn Feinmotorik oder eine ruhige Hand erforderlich sei, Spielen unter Zeitdruck wie z.B. bei Echtzeitspielen. Und wenn größeres Wissen abgefragt würde, das schließe auf der anderen Seite eher die Kinder aus.
Ein Wunsch für die Zukunft? Für Petra Fuchs wäre es perfekt, wenn es das Siegel nicht mehr bräuchte, wenn alle Spiele in Hinblick auf Generationentauglichkeit produziert würden. Ein Schritt wären ganz einfache Dinge wie größere Schriften und bessere Unterscheidbarkeit von Farben.
Das Siegel wird einen Beitrag dazu leisten, dass Spielende aus der großen Auswahl die für sie richtigen Spiele finden und Verlage das Bedürfnis nach generationentauglichen Spielen besser wahrnehmen.
Wer die Veranstaltung verpasst hat, kann sie jetzt hier auf YouTube ansehen:
Ein Bericht von Paul Theisen