Staunen der Welt – Stupor Mundi von Pegasus Spiele (Rezension)

Stupor Mundi | Expertenspiel | ab 12 Jahren | 1 bis 4 Spielende | Nestore Mangone | Pegasus Spiele 

Hätte Kaiser Friedrich II. heute statt im 13 Jahrhundert gelebt, würde ihn man wohl den politischen GOAT nennen, den Greatest Of All Time. Die Fans des Staufers verehrten ihn als Friedensbringer und visionären Erneuerer alter Strukturen. Für seine Gegner im Vatikan war er schlicht der Anti-Christ auf dem Kaiserthron. Da aber damals der Begriff GOAT noch nicht existierte, nannte man Friedrich stattdessen „Stupor Mundi“, das Staunen der Welt. 

Box und Spielplan
Das Spiel
Stupor Mundi
ist ein Expertenspiel von Nestore Mangone und bei Pegasus Spiele erschienen. Es ist für 1-4 Spielende geeignet und kann ab 12 Jahren gespielt werden.

Bei „Stupor Mundi“ verkörpern wir die Gefolgsleute des Kaisers und spielen in einer unbegrenzten Anzahl von Runden um die meisten Siegpunkte. Dabei wechseln sich zwei Phasen stets miteinander ab, nämlich Reisen und Aktionskarte spielen.
Beim Reisen geht es mit einem hübschen Boot-Meeple von Rom auf 5 Etappen im Uhrzeigersinn in einem Rondell Richtung Barcelona und von dort aus zurück nach Rom. Dort, wo ich mein Schiff Anker wirft, kann ich in der darauf folgenden Aktionsrunde meine strategischen Planungen umsetzen und die dortigen Märkte besuchen, Verbündete anwerben oder neue Aktionskarten kaufen.
Parallel baue ich noch an meinem privaten Burgprojekt. Je weiter ich es vorantreibe, desto mehr Boni wirft es am Ende einer Runde für mich ab und am Spielende wirft meine Burg noch harte Siegpunkte wert. Und dann sollte ich mich auch noch an dem Bau des Kaisersitzes, dem Castel del Monte, beteiligen und nicht vergessen, meine Fachkräfte zu fördern. Ich sag euch, für euch als Friedrichs Gefolgsleute gibt es in diesem Eurogame reichlich zu tun. 

Eindruck Farbenvielfalt

Der Aufbau von „Stupor Mundi“ nimmt schon ein bisschen Zeit in Anspruch. Drei Spielbereiche müssen vorbereitet werden: die Baustelle des Castel del Monte mit seinen Ediktplättchen und die dazugehörigen Fortbildungstracks für eure Fachkräfte, das Reiserondell und die eigene Auslage. Schnell wird euer Auge sicher auf die tollen Bauklötze linsen, die Türme, Mauern und Hauptgebäude der Burgprojekte verkörpern. Alles ist aus Holz und lässt mein inneres Kind jubeln! So entsteht eine sehr bunte und überbordende Spiellandschaft zwischen euch, an die sich eure Augen erst einmal gewöhnen müssen. Zu den zahlreichen Symbolen, die ihr euch aneignen müsst, um die entsprechenden Spielmechaniken auszulösen, kommt noch die Lust am verschnörkelten Detail dazu. Der Aufbau von „Stupor Mundi“ nimmt schon ein bisschen Zeit in Anspruch. Drei Spielbereiche müssen vorbereitet werden: die Baustelle des Castel del Monte mit seinen Ediktplättchen und die dazugehörigen Fortbildungstracks für eure Fachkräfte, das Reiserondell und eure eigenen Auslagen.

Persönlicher Spielbereich

Schnell wird euer Auge sicher auf die tollen Bauklötze linsen, die Türme, Mauern und Hauptgebäude der Burgprojekte verkörpern. Alles ist aus Holz und lässt mein inneres Kind jubeln! So entsteht eine sehr bunte und überbordende Spiellandschaft zwischen euch, an die sich eure Augen erst einmal gewöhnen müssen. Zu den zahlreichen Symbolen, die ihr euch aneignen müsst, um die entsprechenden Spielmechaniken auszulösen, kommt noch die Lust am verschnörkelten Detail dazu. Da hat es der Illustrator vielleicht ein bisschen zu gut gemeint. Für mein Auge wäre weniger mehr gewesen. Aber fairerweise muss ich gestehen, dass die darstellende Kunst im 13 Jahrhundert wohl genau diesem künstelrischen Ideal gefolgt ist. Da kannte die Gotik keine Erbarmen. Also akzeptiert! Jedoch ist eigentlich jetzt schon klar, dass „Stupor Mundi“ alleine wegen des Materials als generationenübergreifendes Spiel ausscheidet. Die großen Mauerteile lassen sich zwar gut managen, die kleinen Ressourcensteinchen, die Botte und die Fachkraft-Figuten leider nicht. Dann kommt noch dazu, dass viele kleine Infos auf euch warten, die teilweise in einer Flut aus optischen Sinneseindrücken herausgefiltert werden müssen. Und ein Expertenspiel ist es zudem. Dafür ist es komplett sprachneutral.

Die wichtigste Phase eures Zugs passiert an eurem persönlichen Spieltableau, nachdem ihr euch entschlossen habt, ob euer Schiff auf dem Rondell weiterfährt oder an seiner aktuellen Position verweilt. Dann werdet ihr nämlich eine eurer Handkarten ausspielen und beim Einslotten unter eurem Tableau eine eine gewichtige Entscheidung fällen: offen oder verdeckt!
Spielt ihr die Karte offen aus, folgt ihr der aufgedruckten Aktion. Entweder gibt es dann Nachschub von einer der 3 Grundressourcen Stein, Getreide oder Geld, oder sie lässt euch Karten nachziehen. Zudem verfügt jeder von euch noch über zwei individuelle Karten, die euch etwas machen lassen, das die anderen nicht können. Immerhin verkörpert ihr ja auch unterschiedliche Familien. Statt stets in euer Lieblingsfarbe zu spielen, solltet ihr gerne auch mal durchtauschen. Jede Familie bringt nämlich eine ganz individuelle Stärke ein.

Aktionskarten offen und verdeckt

Spielt ihr die Karte aber verdeckt aus, löst ihr eine der fünf Hauptaktionen aus. So könnt ihr den Markt besuchen und dort Rohstoffe kaufen oder verkaufen zu können, euch bessere Handkarten organisieren, eure Fachkräfte befördern, um Boni zu aktivieren, Verbündete anwerben, um stetig Siegpunkte anzuhäufen oder eure Burg-Baustelle Stück für Stück voran zu treiben.
Dieser Mechanismus gefällt mir besonders gut. Die Karten zeigen nämlich auf der Rückseite zwei Soldaten mit gekreuzten Speeren. Jede Speerspitze deutet dann immer auf eine mögliche Hauptaktion. Genau diese kann ich spielen, nehme mir aber gleichzeitig die Flexibilität, die andere spielen zu dürfen. Auf diese Weise könnt ihr dann mal gleich unter Beweis stellen, ob ihr Multitasking über gleich mehrere geplante Züge betreiben könnt, denn bei „Stupor Mundi“ gilt: alles ist miteinander verwoben.

Steine und Getreide brauchst du, um den Bau deiner Burg voranzutreiben. Gleichzeitig kannst du aber nicht unbegrenzt Ressourcen anhäufen, die du dir auf dem Markt für Bares kaufen kannst. Dafür müssen nämlich erstmal Mauern gebaut werden, um freie Lagerplätze zu schaffen. Für punkteträchtige Verbündete hast du nur Platz, wenn du vorher Türme gebaut hast. Damit das alles aber günstiger und effizienter läuft, solltest du erst einmal deine Fachkräfte ausbilden.
Alle Leute, mit denen ich „Stupor Mundi“ zum ersten Mal gespielt hatte, machten in ihren ersten Zügen erstmal aus Überforderung dicke Backen, weil sie nicht einschätzen konnten, welche der Möglichkeiten sie zuerst nutzen sollten. Diese anfängliche Verunsicherung sorgt in der Regel dafür, dass dann auch mal ein Zug lange dauert. Entspannung kam aber stets zu Beginn der zweiten Runde, weil sich dann die Verkettung einzelner Aktionen und Effekte im Kopf festgesetzt hatte, und das spürst du dann auch deutlich am Tempo. „Stupor Mundi“ kann nämlich wunderbar vorausgeplant werden, wenn du dich erstmal in deinen Gedanken eingegroovt hast.

Castel del Monte Baustelle

Auch wenn du deine Züge eigentlich sehr solistisch planst und auch ausführst, habt ihr am Castel del Monte, Hof des Kaisers, die Gelegenheit, euch das Leben schwer zu machen. Eure Verbündete werfen nämlich ihre Punkte üppiger aus, wenn ihr für entsprechende Strukturen bei Friedrich II. sorgt. Beispielsweise gibt es Punkte, wenn die kaiserliche Baustelle möglichst weit fortgeschritten oder seine Geldreserve möglichst gut gefüllt ist. Andere belohnen dich, wenn du vielleicht mehr Gefolgsleute als er hast oder deine Fachkräfte besser ausgebildet sind als seine. Andere fordern dich knallhart dazu auf, erfolgreicher gewirtschaftet oder gebaut zu haben als Friedrich II. Da lohnt es sich bei dem Reisen mit dem Schiff an den passenden Häfen anzuhalten, um die potentiell attraktivsten Verbündeten in den eigenen Besitz zu überführen.

Über Edikte, die an den verschiedensten Stellen des Spiels erlassen werden können, kann ich Einfluss auf die  Infrastruktur des Kaisers nehmen, indem ich an dessen Hof etwas hinzufüge oder wegnehme. Natürlich fällst du deine Entscheidungen nicht aus dem hohlen Bauch, sondern schaust dir genau an, wie du am meisten und die anderen am wenigsten durch deine Entscheidung profitieren können. Da kommt es schon mal zu Geraune in der Runde, denn die Siegpunkte, die durch die Verbündeten ausgeschüttet werden, ist eure sicherste und wichtigste Quelle zum Sieg.

Eindruck Spieltisch

„Stupor Mundi“ entwickelt sich zu einem harten Wirtschaftsspiel, bei dem du dir Gedanken um deine Ressourcenknappheit machen musst. Gespielt wird solange, bis entweder jemand seine Burg fertiggestellt hat, keine Aktionskarten mehr auf dem Reiseplan aufgefüllt oder Edikte nicht mehr verfügbar gemacht werden können. In meinen Partien führt der letzte Umstand am häufigsten zum Spielende, denn Edikte sind im Gegensatz zu Aktionskarten und Burgteilen kostenlos und belohnen mich noch dazu mit Geld, Getreide oder Stein und auch mal mit einem Siegpunkt.

Auch wenn mir „Stupor Mundi“ als Gesamtpaket so richtig gut gefällt, ist es nach hinten raus vielleicht ein bisschen lang. Ich hätte mir gewünscht, dass die Anzahl der Edikte und Aktionskarten etwas reduziert wäre, um schneller zum Ende zu kommen. Mutig wie ich bin, habe ich das in Partien auch hausgeregelt, und siehe da: es war runder zum Spielende für mein persönliches Spielempfinden.

Detail Plättchen

Ist eine der drei Spielende-Bedingungen eingetreten, stoppt eure Partie „Stupor Mundi“ recht abrupt und ihr werdet noch für den Fortschritt eurer Baustelle und eure angesammelten Münzen belohnt. Dann wisst ihr, wer auf der Siegpunktleiste am weitesten vorne steht. In euren ersten Partien dauert das vielleicht 2 bis 3 Stunden, wenn aber alle wissen, wie sie zum Erfolg kommen, reduziert sich die Spieldauer deutlich.

Die Anleitung kann mit ihren 24 Seiten abschreckend wirken. Die extrem übersichtliche Gliederung mit Beispielen macht es aber leicht, mit ihr und ihren Regeln klarzukommen und entsprechend lässt sich „Stupor Mundi“ auch gut erklären. Außerdem sind 8 Seiten einem Anhang gewidmet, der jede Karte und jedes Plättchen erklärt. Und sie schenkt euch sogar noch kompakte Regeln für den Solo-Modus.


Fazit
Für mich kann es nie genug Eurogames mit Mittelalter-Thema geben. Entsprechend habe ich sehr schnell Gefallen an „Stupor Mundi“ gefunden., mehr sogar noch, als ich mit Hausregel gespielt habe. Unterm Strich spielt ihr eine harte Wirtschaftssimulation mit Ressourcenmangel, um euch über Siegpunkte für Kaiser Friedrich II. unverzichtbar zu machen.  Das macht euch dann vielleicht nicht zum Staunen der Welt, aber vielleicht zum Staunen unseres Spielecafés.

 

Bewertung / Test
+ durchgehend sprachneutrale Symbole und gut in Anleitung erklärt
+ Holzklötze mit hohem Aufforderungscharakter
+ motivierender Kartenmechanismus
+/- Artwork der Epoche entsprechend. überschwänglich gestaltet
+/- Interaktion im Castel del Monte nicht immer zielführend
– schüchtert anfänglich ein und braucht ein paar Züge, bis Zusammenhänge klar werden

 

(Eine Rezension von Oli Clemens)


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Stupor Mundi (2025)

Spielidee: Nestore Mangone
Grafik: Maciej Janik
Verlag: Pegasus Spiele
Anzahl der Spielenden: 1-4 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 12 Jahren
Eigene Altersempfehlung:
Spieldauer: 2 bis 3 Stunden

Generationentauglichkeit: Definitiv nein.