Balanceakt – Tangram City von Huch (Rezension)

Tangram City | Familienspiel | ab 8 Jahren | 1 bis 5 Spielende | Uwe Rosenberg | Huch!

Beim Namen Uwe Rosenberg denke ich an Polyominos oder an Tiervermehrung oder Familienzuwachs. So geht es sicher vielen. Tangram kannte ich als knifflige Puzzle, die nun nicht mehr der Form von vielen Quadraten folgen, sondern erst zusammen ein Quadrat bilden. Ob diese Änderung reicht, um ein neues Puzzlegefühl in ein Spiel zu bringen? Ich habe es getestet, lies nur weiter!

Zu sehen ist das Spielmaterial von Tangram City.

Das Spiel
Tangram City
ist ein Familienspiel von Uwe Rosenberg und bei Huch! auf deutsch erschienen. Es ist für 1-5 Spielende geeignet und kann ab 8 Jahren gespielt werden.

Das Prinzip der Planstädte findet in vielen Spielen immer wieder Anklang, so auch bei „Tangram City“, wo wir unsere eigene Stadt planen und puzzeln. Dabei spielen wir alle immer simultan. Jede Person erhält einen gleichen Satz an Puzzleteilen. Diese sind ganz in tangramüblicher Art und Weise in Formen vorhanden, die oft eine „schräge“ Kante haben. Schräg heißt hier, sie verlaufen nicht parallel zum aufgedruckten Bodennetz, das aus 7×7 Kacheln besteht.

Jede Person wählt also zu Spielbeginn eine Farbe und erhält einen klitzekleinen Haus- und Baummarker sowie einen fast noch kleineren Marker um Punkte auf einem zentralen Tableau zu zählen. Ein Kartenstapel, der jedes der vorhandenen Teile auf einer Karte genau 1x abbildet wird gemischt. Die erste Karte wird offen gelegt und jeder Person wird eine verdeckte Karte zugeteilt. Nun wählen alle das abgebildete Teil aus ihrem persönlichen Plättchenvorrat und puzzeln es auf den Plan. Dabei ist die Ausrichtung völlig egal, es muss lediglich passen und darf weder über den Rand hinaus ragen noch andere Plättchen überdecken – ganz wie in einem Tangram eben!

Dann deckt die erste Person ihre Karte auf, ein Plättchen kommt zum Vorschein und alle puzzeln dies auf ihren Stadtplan. Das geht so weiter, bis alle verteilten Karten aufgedeckt und das entsprechende Plättchen gelegt wurde. Zum Schluss darf jede Person noch ein Brunnenplättchen legen, das nimmt gerade mal ein halbes Planquadrat ein und ist mitunter enorm wichtig!

Zu sehen ist ein Spieltableau, dass bereits zur Hälfte vollgepuzzelt ist.

Denn jetzt folgt die 1. Zwischenwertung: Das größte zusammenhängende Rechteck ergibt die Anzahl der abgedeckten kleinen Planquadrate in Punkten, die sofort gezählt werden. Eine Fläche von 3×6 Feldern wie im obigen Beispiel erzielt 18 Punkte. Es erschließt sich hieraus, das zusammenhängendes Bauen absolut sinnvoll ist. Dieser Ablauf wiederholt sich je nach Personenanzahl mehrere Runden, bevor die finale Runde bereits das Spielende einleitet.

Nun wäre Städtebau ganz simpel, wenn die Art der Bebauung keine Rolle spielen würde und du hast es beim Betrachten der Bilder sicher längst bemerkt: Es gibt zwei Arten von Bebauung – Häuser und Parks. Hier ist nun das Gleichgewicht zwischen beiden Bauprojekten das Ziel aller Bestrebungen – denn nur wer am Ende der Partie die perfekte Balance findet, kassiert dafür ordentlich Punkte! Um hier den eigenen Bemühungen leichter und auf einen Blick folgen zu können, wird dafür ein Marker für die Häuser und einer für die Parkanlagen auf dem eigenen Plan verschoben. Es zählen dabei nur vollständige Quadrate – halb Haus halb Park zählt für keine Seite, unfertige Quadrate ebenso wenig. Der Brunnen dient als Joker, er vervollständigt ein Quadrat.

Zu sehen ist die Zählleiste für das Gleichgewicht von Parks und Häusern.

Puzzeln ist ja nun so eine Sache – die Puzzleteile sind weder zu klein noch zu groß, das sollte den Spaß für Jung und Alt nicht trüben. Hier an dieser Stelle jedoch ein ganz großes ABER: Die Holzfiguren, die die Anzahl der Gebäude- und Parkquadrate anzeigen sind wirklich winzig, ebenso die Plättchen, die auf dem Wertungstableau die Punkte anzeigen. Zudem verrutscht alles ziemlich schnell, wenn der Plan oder Tisch angestoßen wird. Im Falle der Balance ist es jederzeit nachvollzieh- und nachzählbar, die Punkte sind ab Runde zwei nicht mehr zu rekonstruieren. Hier würde es vielleicht Abhilfe schaffen, die Zwischenstände auf einem Zettel zu notieren – wie es bei Kartenspielen häufig der Fall ist.

Abgebildet ist das vollgepuzzelte Spieltableau.


Fazit
Puzzeln und Uwe Rosenberg sind durch viele erfolgreiche Titel eine starke Einheit geworden. Und so versuche ich mich in diesem Fazit nur auf Spiele des Erfolgsautors zu beziehen, mal schauen, ob das gelingt. Puzzeln in verschiedenen Kombinationen, das funktioniert oft richtig gut – mal als einziges Spielelement wie in „Patchwork„, mal als Teil eines Workerplacement-Spiels wie zum Beispiel in „Ein Fest für Odin“.

Oftmals muss das Rad gar nicht neu erfunden werden und ich kenne einige Spielbegeisterte, die einen ganzen Abend mit „Nova Luna„, „Sagani“ und „Framework“ verbringen können ohne von Wiederholungen zu sprechen. Alles sind prima Titel, doch den meisten von uns reicht vermutlich eines der 3 letztgenannten Spiele an einem Abend. „Tangram City“ macht hier doch einiges anders. Wie zum Beispiel bei „Second Chance“ sind alle Personen zeitgleich am Zug. Es gibt wenig Limitierungen beim Legen von Plättchen, das sinnvolle Puzzeln ergibt sich bereits durch die Zwischenwertungen.

Schön ist auch, dass die Kärtchen anzeigen, wenn es sich um ein für Verwechslungen anfälliges Teil handelt. Ich mag den Kniff, dass ich stets überlegen muss, ob ich das Risiko eingehe und das Teil besser passend anlege oder lieber auf die Balance achte. Oft kommt mir hierbei zugute, dass die Balance ja erst am Ende eine Rolle spielt und ich vorübergehend im Ungleichgewicht bin – ja nicht zu viel, denn das wird am Ende auch wieder schwer auszugleichen.

Vom Spielumfang ist „Tangram City“ eher an den Anspruch eines Familienspiel angelehnt, dabei stellt es sich leider selbst ein Bein, weil die Marker zum Punktezählen und zur Anzeige der Balance arg klein geraten sind. Der Begriff „fummelig“ drängt sich dabei immer wieder auf. Wer hier entweder einen Workaround findet – zum Beispiel mit größeren Markern, oder auf Papier notierten Punkten, der wird sicher lange Freude daran haben. Fans von Spielen von Uwe Rosenberg muss ich es nicht weiter empfehlen – ihr wisst, dass ihr ein solides Spiel spielen werdet, auch wenn es vermutlich nicht unter seinen Toptiteln rangiert.

 

Bewertung / Test
+ Wenig Spielregeln, schneller Einstieg garantiert
+ Puzzeln, diesmal jedoch als Tangram – das wirkt anfangs neu
+ Simultanes Spiel, keine langen Wartezeiten
– Sehr kleines Spielmaterial

 

(Eine Rezension von Tobias Mallock)

Tobias

 

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Tangram City (2024)

Spielidee: Uwe Rosenberg
Grafik: Makoto Takami
Verlag: Huch! (Original Korea Bordgames)
Anzahl der Spielenden: 1 – 5 Personen.
Altersempfehlung Verlag: Ab 8 Jahren.
Spieldauer: 10 – 40 Minuten.
Generationentauglichkeit: Puzzeln an sich ja – das kleinteilige Material des Wertungstableaus sowie zur Auswertung der Balance ist anstrengend klein.