Clash of Decks: Starter Kit | Familienspiel | ab 8 Jahren | 1 bis 2 Spielende | Léander Proust | Grammes Edition
Lasst uns doch mal den Träum-Modus einschalten. Stellt euch vor, auf Kickstarter gäbe es ein Spiel kostenlos. Man müsste nur 2€ Porto zahlen. Dann würde es weltweit zugestellt und könnte alleine oder zu zweit gespielt werden. Traumhaft! Im Fall von „Clash of Decks: Starter Kit“ ist es genau so abgelaufen. Schauen wir doch mal, ob kostenlos auch was wert ist.

Das Spiel
Clash of Decks: Starter Kit ist ein Familienspiel von Léandre Proust und bei Grammes Edition erschienen. Es ist für 1-2 Spielende geeignet und kann ab 8 Jahren gespielt werden.
36 schlanke Karten in Standardgröße stecken in einem Schächtelchen. Das ist der komplette Inhalt von „Clash of Decks: Starter Kit“. Sogar auf eine Spielanleitung haben die Macher verzichtet. Die findet man dafür in 34 unterschiedlichen Sprachen auf der Internetseite des Spiels. Was auf den ersten Moment etwas befremdlich ist, stellt sich aber schon schnell als sehr hilfreich und umweltschonend heraus. Ob der Umgang mit Anleitungen unter dem aktuellen Eindruck von Rohstoffpreisen für Papier ein Trend werden wird? Aber kommen wir mal dazu, worum es in dem Kartenspiel eigentlich geht.
Als Hexenmeister wollen wir als einziger eine große Naturkatastrophe überleben, bei der alles überschwemmt wird. Die findet genau jetzt statt. Deswegen sammeln wir Monster um uns und bereiten mächtige Zaubersprüche vor. Man entscheidet zuerst, ob man jeweils mit einer vorgefertigten und auf einander abgestimmten Auswahl von acht Karten gegeneinander spielen möchte, nacheinander acht Karten ziehen möchte oder eine ganz eigene, von euch selbst ausgetüftelte Acht-Karten-Kombi wählt. Für Einsteiger empfiehlt das Spiel, auf die vorgefertigten Decks zurückzugreifen. Also machen wir das mal. Der Kampf ums Überleben kann losgehen, wenn mittig vor den beiden Hexenmeistern untereinander zwei Brückenkarten gelegt wurden. So entsteht der Spielbereich.

Trotz der unglaublichen Auswahl an Sprachen, in welche die Anleitung übersetzt wurde, tragen die Spielkarten ausschließlich englische Namen. In meinem Deck tummeln sich jetzt die Karten ANNIHILATION, BARON, BOOM!, BRUTE, CARAPACE, PARTISAN, REVENANT und TROLL. Wie gut, dass ich gar kein Englisch kennen müsste, um losspielen zu können. Die Namen sind nämlich vollkommen unwichtig. Die Karten sind im oberen Bereich mit Standard-Fantasy-Motiven illustriert. REVENANT ist so ein untotes Skelett, BRUTE ein muskelbepackter Schlägertyp und ein TROLL ist immer ein TROLL. Standards sind eben Standards.
Bei den eben genannten Karten handelt es sich um Creatures, also Lebewesen, BOOM! und ANNIHILATION sind Zaubersprüche. Das merke ich mir mal. In den Ecken der Karten sind außerdem noch Zahlensymbole angeordnet. Einige sind blau hinterlegt. Das ist der Mana-Wert. Im „Clash of Decks“ steht der für die Kosten, die ich bezahlen muss, um eine aus der Hand Karte auszuspielen. Der rot hinterlegte Wert steht für den Schaden, den eine Karte verursacht. Ein Wert in einem Schild sind die Lebenspunkte. Außerdem können noch kleinere Symbole auf den Karten sein. Ein Schwert, eine Lanze, ein Maul mit Zähnen und noch andere mehr. Das sind Sonderfähigkeiten, die sich beim Ausspielen aktivieren.

Tja, bisher steckt in dem Spiel jetzt nicht wirklich viel anderes, als das, was ich auch schon in anderen Spielen dieser Art kennenlernen durfte. Einerseits ist das ein bisschen ernüchternd, andererseits fühle ich mich natürlich sofort motiviert loszulegen. Ich mische jetzt meine acht Karten und stecke zusätzlich an den äußersten linken Rand eine Karte, die ich drehen kann. Oben steht das Wort Bastion, unten Fort. Diese Karte ist wichtig. Zu Beginn des Spiels drehe ich sie so in meiner Hand, dass das Wort Bastion mich anschaut. Sie wird bald auf der Hand wandern, sich wenden und anzeigen, wann das Spiel endet und wer letztlich gewonnen haben wird.
Die beiden Survival-Hexenmeister wechseln sich nun immer nacheinander in den Spielzügen ab. Wer an der Reihe ist, zählt zuerst das die blau hinterlegten Werte aller Karten auf der Hand zusammen und bekommt so einen Überblick über das Mana, das jetzt maximal ausgegeben werden kann. Mit dieser Währung kann man dann gleich die Kosten begleichen, um Kreaturen auszuspielen und Zaubersprüche zu bezahlen. Ausgespielt können aber immer nur die vier Karten werden, die direkt auf die Bastion/Fort-Karte folgen. Diese legt man dann links von einer der beiden übereinander liegenden Brückenkarten aus. Ob oben oder unten – das ist eher eine Frage der Strategie, die ich aber jetzt noch nicht checke.
Die neu ausgespielte Karte kommt immer ganz nach links an meine gewählte Reihen. Sie wird solange im Spiel bleiben, bis sie zerstört wird. Noch schlummert die Kreatur, aber im nächsten Zug wird sie angreifen. Zaubersprüche hauen gleich zu und machen direkten Schaden. Natürlich kann ich in meinem Zug auch mehrere Karten ausspielen – ich muss eben auf meinen Mana-Vorrat achten. Dann ist Hexenmeister zwei an der Reihe und spielt ebenfalls Karten von der Hand.

Ab der zweiten Runde kämpfen die vorher ausgespielten Karten nun auch miteinander. Dabei kommt es zu einem schlichten Abgleich von Werten. Von links nach rechts fügen MEINE Karten den Karten GEGENÜBER einmal Schaden in Höhe des Angriffswerts zu. Wenn eine gegnerische Kreatur in einem Zug insgesamt mindestens so viel Schaden erleidet, wie sie Lebenspunkte hat, wird diese Kreatur zerstört. Dann geht sie zurück auf die Hand, und zwar auf den äußersten rechten Platz. Reicht der ausgeteilte Schaden nicht aus, bleibt die Karte auf ihrem Platz neben der Brücke liegen.
Greift meine Kreatur an, aber es liegt gar keine feindliche Kreaturenkarte mehr aus, geht der Schaden direkt auf den gegnerischen Hexenmeister. Dann muss die Bastion-Karte in der Hand entsprechend um so viele Plätze nach rechts gerückt werden. Wenn eine Bastion-Karte den Platz ganz rechts erreicht, wird sie zerstört. Sie wird nun auf ihre Fort-Seite gedreht und rutscht wieder zurück an die Position ganz links auf der Hand. Sollte meine Fort-Karte dann irgendwann das Ende der Hand erreichen, endet das Spiel mit meiner Niederlage.
Natürlich sind die Spezialfähigkeiten der Kreaturen das Salz in der Suppe. Ein Schwert verletzt andere Karten in beiden Reihen, ein Speer durchbohrt zusätzlich noch die Karte dahinter. Eine Kreatur mit den gefletschten Zähnen muss nicht mit dem Angriff auf die nächste Runde warten, sondern schnetzelt gleich los. Insgesamt gibt es acht verschiedene Spezialfähigkeiten, die dann ein bisschen gepflegtes Durcheinander in den sonst sehr starren Ablauf bringen.
„Clash of Decks“ ist auch mit einer Solo-Variante spielbar, wenn mal kein zweiter Hexenmeister verfügbar ist.
Fazit
Einem geschenkten Gaul schaut man bekanntlich nicht ins Maul. „Clash of Decks: Starter Kit“ bietet schon puren Duell-Spielspaß und die Clash-Community feiert das Spiel. Wer den damaligen Kickstarter verpasst hatte, kann sich über die Homepage die kostenlosen Print and Play-Dateien zum Selbstausdrucken runterladen. Sogar eigene Karten können dort erstellt werden. Und in die digitale Boardgame-Arena hat es „Clash of Decks“ auch geschafft und kann dort kostenlos gespielt werden. Mehr kostenlosen Service am Endverbraucher geht einfach nicht. Dafür verdient der Klein-Verlag Grammes Edition meine höchste Anerkennung.
Aber es unterhält mich nicht besonders. Den Mechanismus mit der wandernden Bastion/Fort-Karte finde ich gelungen, aber letztlich ist „Clash of Decks“ auch nicht mehr als ein mechanisches Ausspielen von Karten. Das kenne ich schon so seit Hero Realms. Die vielen Spezialfertigkeiten machen den Spielablauf zudem manchmal unnötig schwierig. Wer hat jetzt den Schaden, welche Karten werden zusätzlich angegriffen, welche gehen raus, welche bleiben liegen? Wenn ich nicht immer weiß, was Sache ist, verliere ich irgendwann den Überblick und auch den Spaß.
Die Symbole sind leider nicht selbsterklärend und ich musste immer wieder prüfen, was sie nun eigentlich bedeuten. Immer noch zucke ich zusammen, wenn ich die Kreaturen-Karte PARASITE, die gleich vier Spezial-Attacken-Symbole hat, sehe. Mir ist das nicht schlüssig genug. Auch die Anleitung fand ich da nicht immer hilfreich. Sie versucht einzelne Schritte durch sekundenlange Videos visuell zu unterstützen. Das klappt so einigermaßen. Trotzdem erkenne ich an, dass es sich bei dem Projekt „Clash of Decks“ um etwas Großes handelt. Das doch recht schnelle Eins-gegen-Eins-Gefecht bringt sicher vielen Menschen Freude richtig viel Freude – nur eben mir nicht.
Bewertung / Test
+ kostenloses Spieleangebot
+ Solomodus
– Sonderfertigkeiten nicht immer schlüssig
(Eine Rezension von Oli Clemens)
Wichtige Informationen zu unseren Rezensionen (KLICK)
Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Familienspiel”
Clash of Decks: Starter Kit (2021)
Spielidee: Lándre Proust
Grafik: Studi Rexard
Verlag: Grammes Edition
Anzahl der Spielenden: 1-2 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 8 Jahren
Spieldauer: 15-30 Minuten
Generationentauglichkeit: Wenn man sich an die kleinen Symbole gewöhnt hat, kann das klappen.