Da will ich leben – Schlauer Peter von R12524 nach Rom Spieleverlag (Rezension)

Schlauer Peter | Kartenspiel für Kinder | ab 4 Jahren | 2 bis 6 Spielende | Jürgen Gomeringer & Patrick von Rosen | R12524 nach Rom Spieleverlag | generationentauglich | pädagogisch wertvoll

Herzlich willkommen in Buntstadt. Dort leben Peter, Azra, Martin, den viele noch als Svenja kennen, und viele andere sehr unterschiedliche Menschen. In Buntstadt wollen Peter und seine Freunde dafür sorgen, dass ihr Ort jeden Tag ein bisschen farbenfroher und schöner wird. Aber wo sind wir hier gelandet? In einer Fantasie? In einer Utopie? Nein, wir sind in einem Kartenspiel für Kinder, das die Diversität des Lebens feiert. Willkommen bei „Schlauer Peter“.

Spielkarton und Inhalt
Was so ein bisschen Farbe ausmacht.

 

Das Spiel
Schlauer Peter
ist ein Kartenspiel für Kinder von Jürgen Gomeringer & Patrick von Rosen und im R12524 nach Rom Spieleverlag erschienen. Es ist für 2-6 Spielende geeignet und kann ab 4 Jahren gespielt werden.

„Schlauer Peter“ vertraut auf das Prinzip des bekannten Kartenspiels „Schwarzer Peter“, das noch aus dem 19. Jahrhundert stammt. Doch statt am Schluss zu verlieren, weil man die ‚böse‘ Karte auf der Hand hat, gewinnt man hier, wenn man den ‚schlauen Peter‘ am Schluss behalten darf. Der begegnet uns auch in dieser Überarbeitung als Schornsteinfeger. Aber jetzt trägt er eine coole Sonnenbrille, hat flachs-goldenes Haar und zeigt durch Schuhe und Schal in Regenbogenoptik klar seine Haltung zum Leben! Die damaligen Zeiten von Darstellungen fies-grinsender Katzen auf der Spiele-Schachtel, oder viel schlimmer noch fies-grinsender Menschen mit dunkler Hautfarbe, sind bei „Schlauer Peter“ definitiv vorbei.

Im Spielablauf bleibt auch in der neuen Ausgabe alles gleich. Wir starten mit 15 Karten-Pärchen und der ‚Schlauen-Peter-Karte‘. Die werden zusammen gemischt und zufällig unter den Mitspielenden verteilt. Habe ich schon direkt zu Spielbeginn Kartenpaare auf der Hand, darf ich die direkt ablegen. Ob zwei Karten ein Paar sind, erkennst du an den Symbolen im oberen linken Eck und natürlich an den sich ähnelnden Illustrationen. Bist du an der Reihe, ziehst du eine Karte bei den anderen. Entstehen so wieder Paare, wirfst du sie ab. Du gewinnst, wenn du alle deinen Kartenpaare losgeworden bist und nur noch ‚der schlaue Peter‘ auf deiner Hand übrig ist. Vielleicht fragst du dich jetzt, warum wir hier diesem Spiel so viel Aufmerksamkeit schenken?

Zwei Karten als Beispiel
Christians Lebensfreude steckt an.

 

Die Antwort ist die Idee hinter „Schlauer Peter“. In dem Kartenspiel treffen Empathie und Weltoffenheit auf Spielregeln und die Gelegenheiten, sich miteinander auszutauschen. Es ist der pädagogische Versuch Kindern einen entlarvenden Blick auf festgefahrene Rollenklischees zu bieten und sie dabei zu begleiten, offen und ohne festgelegte Ideen im Kopf heranzuwachsen zu dürfen. Und dabei spielen sie ein Kartenspiel mit simplen Regeln. Im Business-Deutsch ist das dann wohl eine Win-Win-Situation.

In Buntstadt grüßen sich Nonnen und Muslima freundlich beim Einkaufen und leben frei von religiösen Feindschaften friedlich miteinander. Wir lernen Christian kennen, der früher als Speerwerfer bei Olympia war, dann in einen Verkehrsunfall verwickelt war und heute selbstbestimmt im Rollstuhl lebt. Es gibt gute und böse Cops, Kinder in materieller Armut und Überfluss, Trans-Personen, Frauen in klassischen Männerberufen, Pop-Stars und Pop-Star-Betrüger, gleichgeschlechtliche Familien und eigentlich alles, was man sich in einer diversen, bunten und aufgeschlossenen Gesellschaft heute vorstellen möchte.

Kartenbeispiele
In Buntstadt gibt es sicher auch Platz für dich.

 

Wir lernen diese Personen, die alle eine Karte im Spiel verkörpern, in einem kleinen Buch kennen, das dem Spiel beiliegt. Und wer sogar noch mehr von den Lebensgeschichten dieser Figuren erleben möchte, kann sich mit oder ohne Eltern ein kostenloses Hörspiel im Internet anhören. Ihr merkt: Das Spiel rückt eigentlich freiwillig in den Hintergrund und macht Raum für die Gelegenheit, aus Kindern weltoffene Persönlichkeiten machen zu können. Dabei werden stereotype Rollen und Erwartungen mit neuen, diversen Konzepten getauscht. So muss das!

 

Fazit
Eine der bedeutsamsten Tendenzen in der modernen Brettspielwelt ist es spielend den Raum für Toleranz zu ebnen. „Bunter Peter“, die pädagogisch überarbeitete Fassung eines mittlerweile fragwürdigen Kartenspiel-Klassikers, der heute eigentlich niemand mehr hinter dem Ofen hervorruft, macht genau das! Menschen leben integriert, so wie sie sind, auf einem Raum miteinander. Dabei tauscht das Spiel schwarz gegen bunt! Aus negativ besetzt wird positiv besetzt. Und das Spielprinzip steht auch noch gleich auf dem Kopf! Wer den ‚Schlauen Peter‘ am Schluss noch hat, gewinnt!

Dabei machen wir uns nichts vor: Spielerisch bietet „Schlauer Peter“ keinen bedeutsamen Beitrag in der Kategorie „Einzigartigkeit von Spielkonzepten“, setzt aber ein fettes, dickes Ausrufezeichen, wie man Kindern schon im Kita-Alter eine bejahende weltoffene Perspektive auf unsere Gesellschaft vermitteln kann. Und das macht „Schlauer Peter“ mit den Spiel-Illustrationen seiner diversen Buntstadt hervorragend gut. Und noch besser wird dieser Ansatz, wenn sich die Menschen, die miteinander spielen, die Zeit nehmen, darüber zu reden. Denn eigentlich ist „Schlauer Peter“ eine pädagogische Brücke für den Dialog und den Austausch, wie wir divers leben können.

Um „Schlauer Peter“ im praktischen Einsatz noch generationentauglicher zu machen, würde ich die Symbole zum Erkennen der Kartenpaare erstens größer, sondern und auch in beiden oberen Ecken darstellen. So klappt sicher die Zuordnung für schwache Augen und Links-/Rechtshänder sicher besser.

 

Bewertung / Test
+ Spiel, Buch und Hörspiel in einem
+ Buntstadt ist ein toller Ort
– mehr Lehrmittel als originelles Spiel

 

(Eine Rezension von Oli Clemens)


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Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Pädagogische Spiele”

  • ... Altersgruppe bis 12 Jahre
  • ... Altersgruppe 13 bis 49 Jahre
  • ... Altergruppe 50 bis 70 Jahre
  • ... Altersgruppe ab 71 Jahre

Schlauer Peter (2022)

Spielidee: Jürgen Gomeringer & Patrick von Rosen
Grafik: Jürgen Gomeringer & Patrick von Rosen
Verlag: R12524 nach Rom Spieleverlag
Anzahl der Spielenden: 2-6 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 4 Jahren
Spieldauer: etwa 10 Minuten

Generationentauglichkeit: Macht die Symbole im Eck noch ein bisschen größer, damit sie sich deutlicher abzeichnen.
Pädagogisch wertvoll: Spielbare Anleitung für eine diverse Welt! Mehr „Schlauer Peter“ in die Kitas und Nachmittagsbetreuungen!