Der Meister schlägt zu – Findorff von 2F-Spiele (Rezension, Test)

Findorff | moderates Kennerspiel | Friedemann Friese | 1-4 Spielende | 75 Minuten | ab 12 Jahren | 2F-Spiele

Spielbox mit Rückseite von Findorff

Eigentlich kennen wir ja schon zur Genüge: Produktionsstätten bauen, Arbeiter anheuern, Waren produzieren und damit Siegpunkte generieren. Das Ganze verpackt in ein Arbeiter-Einsetz-Spiel mit Rondell – klingt zuerst mal langweilig. Doch dann sollte man sich den Namen des Autors ansehen: Friedemann Friese. Und allein deswegen ist das Spiel doch einen Blick wert. Und „Findorff“ entpuppt sich als ein absolutes Top-Spiel. Da hat der Meister seine ganze Erfahrung eingebracht und ein spannendes, flüssiges und verzahntes Spiel geschaffen, dass für mich zu den Highlights des Jahrgangs zählt.

Spielaufbau für 4 Spielende von Findorff

Was macht „Findorff“ denn so anders als andere Warenwirtschafts-Spiele? Zum einen kann man sein persönliches Firmentableau individuell ausbauen. Steht einem zu Beginn zum Beispiel nur eine Kaufaktion zur Verfügung, kann man hier nachrüsten. Gleiches gilt für die Anzahl an Arbeitern, die man erhält, oder die Anzahl der Produktionsstätten, die man aktivieren kann. Und natürlich auch für die Anzahl der Verkäufe, die letztlich die dicken Punkte bringen. Beim Ausbau seines Firmentableaus steht man in direkter Konkurrenz zu den Mitspielenden. Denn es gibt nur eine begrenzte Anzahl an Ausbauten, und je später ich hier einkaufe, desto teurer wird das Ganze.

Bei der Produktion gibt es unterschiedliche Gebäude. Je mehr Personal ich einsetze, desto höher die Ausbeute. Aber ich kann mit jedem Gebäude nur einmal produzieren. Will ich wieder produzieren, muss ich erst das Personal wieder zurückholen. Das geschieht in der Bürokratiephase. In dieser Phase wird auch dem zeitlichen Ablauf von 1803 bis 1916 Rechnung getragen, indem jedes Mal eine Arbeitskraft stirbt. Das muss man einplanen.

Sppielertableau von Findorff

Wie man generell viel planen muss in diesem Spiel. Es ist ein Optimierungsspiel, um genug Geld und Waren zum richtigen Zeitpunkt zu erwirtschaften. Dass es dabei nicht in eine Denksportveranstaltung ausartet, liegt an den flüssigen und schnellen Spielzügen. Zugoptimierer finden immer wieder Gelegenheit, das Spiel zu verzögern, aber wirklich aufhalten können sie den Ablauf dadurch kaum.

Das Abarbeiten der einzelnen Möglichkeiten passiert in einer Art Rondell. So wandert meine Spielfigur von oben nach unten auf dem Firmentableau. Wie weit ist dabei mir überlassen, von keinem bis zu drei Felder weit. Unten angekommen und nach der Bürokratiephase beginne ich wieder von oben. So kann ich, wenn mir die Ausbauten fehlen, zwar in mehreren Zügen hintereinander alle meine Produktionsstätten aktivieren, aber ich verliere dabei wertvolle Züge.

Spielplpan und Auslage von Findorff

Apropos Züge: Im Spiel baue ich zwei Gleise. Ist das Zweite fertiggestellt, endet das Spiel. Dabei gibt unter anderem die Anzahl der gebauten Häuser in „Findorff“ und die Anzahl der Arbeiter das Tempo dieses Ausbaus vor. Das ist tricky. Denn hier kann man die Spiellänge beeinflussen, was zu spannenden Strategien führt. Und wenn man das nicht im Blick hat, wird man von einem plötzlichen Ende überrascht.

Was mir nicht so gefällt, ist die Auswahl der Bauwerke zu Beginn des Spiels. Da wird gedraftet, um den Zufall klein zu halten, was auch gut gelingt. Aber mit der Auswahl der Gebäude bin ich schon sehr fixiert. Denn der Bau der Gebäude ist entscheidend über Sieg und Niederlage und nur wenige Gebäude liegen zusätzlich zu den Handkarten offen aus. Verzocke ich mich hier und wähle falsch aus, kann ich das kaum aufholen. Darum sollte man das Spiel ein paarmal mit der empfohlenen Kartenverteilung spielen, bis man die Zusammenhänge kennt.

Gebäudekarten für Findorff

 

Fazit
„Findorff“ erfindet das Genre nicht neu, aber es mischt auf vorzügliche Weise einige sehr gute Mechaniken zu einem perfekten Spiel, das sich locker und schnell spielt und trotzdem viel Spieltiefe besitzt. Mehrere Siegstrategien bieten sich an und ohne den Blick auf die Mitspielenden wird man nur allzu schnell ausgebremst. Viel Interaktion, aber ohne zerstörerisch zu sein, viele Stellschrauben, die man in Einklang bringen muss, viel Spielspaß für ein recht schnelles Spiel von etwas mehr als einer Stunde.

Spielmaterial für Findorff

„Findorff“ ist ein moderates Kennerspiel, das auch spielerfahrene Familien nicht überfordert und die Spielenden mit viel Spielerfahrung trotzdem herausfordern kann. Das Material ist hochwertig, die Ausbau-Plättchen vielleicht etwas zu klein und die Grafik könnte etwas lebendiger sein, um mehr aufzufallen und mehr Spielende anzulocken. Hier versteckt sich eine Perle, denn das Spiel macht vieles richtig gut. Der Solo-Modus ist fordernd, wenngleich er an das Spielgefühl mit mehreren Personen nicht heranreicht. Meine Empfehlung: Unbedingt anspielen, gehört ins Regal.

Ist es generationentauglich? Ab der empfohlenen Altersgruppe bedingt ja, das Spielmaterial könnte zum Teil handlicher sein, die Spielhilfen, wenn man sie braucht, sind fast unleserlich klein.

Übersicht über das Spielmaterial von Findorff

 

Bewertung / Test
+ komplexes Spiel mit kurzer Spielzeit
+ flüssiges Spiel
+ sehr gutes Spielmaterial
+ mehrere Siegstrategien
– triste Grafik

 

(Eine Rezension von Gerhard Hany)

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Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Kenner- und Expertenspiele“

  • ... Altersgruppe 12 bis 49 Jahre
  • ... Altersgruppe 50 bis 75 Jahre

Findorff (2022)

Spielidee: Friedemann Friese
Grafik: Lars-Arne „Maura“ Kalusky
Verlag: 2F-Spiele
Anzahl der Spielenden: 1-5 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 12 Jahren
Spieldauer: 75 Minuten

Generationentauglich:  Ab der empfohlenen Altersgruppe bedingt ja, das Spielmaterial könnte zum Teil handlicher sein, die Spielhilfen, wenn man sie braucht, sind fast unleserlich klein.