Sei der beste Freund des Kanalbauers – Santiago von Trefl (Rezension)

Santiago | Familienspiel | ab 10 Jahren | 2 bis 5 Spielende | Claudia Hely & Roman Pelek | Trefl | generationentauglich

„Santiago“ ist ein Bietspiel, in dem es einzig und allein darum geht, euch das Wasser nicht abgraben zu lassen. Ihr seid gut damit beraten, euch den Kanalbauer zum besten Freund zu machen. Und ist er nicht willig, dann schiebt ihr einfach ein paar Escudos über den Tisch. Das hilft bestimmt!

 

Das Spiel
Santiago
 ist ein Familienspiel von Claudia Hely & Roman Pelek und bei Trefl erschienen. Es ist für 2-5 Spielende geeignet und kann ab 10 Jahren gespielt werden.

In „Santiago“ betreibt ihr Landwirtschaft und baut Bananen, Kokosnüsse, Paprika, Wassermelonen und Trauben an. Das Klima ist heiß und Bewässerung das A und O. Nicht bewässerte Felder vertrocknen und bringen keinen Ertrag. Daher ist es ratsam, sich mit dem Kanalbauer gut zu stellen oder sogar selbst der Kanalbauer zu sein.

Der Kanalbauer – er ist der Herr über das Wasser!

 

Legt das Spielbrett in die Tischmitte. Platziert die Wasserquelle und die Palmen beliebig auf dem Spielplan. Wählt eine Spielfarbe, nehmt euch das dazugehörige Material, einen blauen Kanal und 10 Escudos Startkapital. Die Feldfrüchte platziert ihr in 4 bzw. 5 Stapeln neben dem Spielplan. Deckt die obersten Plättchen auf. Daneben legt ihr das restliche Geld und die blauen Kanäle bereit.

Ihr beginnt die Runde mit der Auktion auf die offen ausliegenden Feldfrüchte. Alle dürfen einmal bieten. Es darf keine gleichen Gebote geben. Wer mag, kann passen. Und bereits hier beginnt das Taktieren. Das Geld aller Mitspielenden liegt offen auf dem Tisch. Alle wissen um die Finanzkraft des jeweils Anderen. Danach wird sich die Höhe eurer Gebote richten. Und soviel kann ich verraten: Finanznöte werden gnadenlos ausgenutzt!

Möchtet ihr ein bestimmtes Plättchen haben, werdet ihr versuchen das höchste Gebot abzugeben, um zuerst wählen zu dürfen. Wollt ihr hingegen lieber Chef über die einzige Wasserquelle werden, bietet ihr möglichst wenig oder passt und seid dadurch in dieser Runde der Kanalbauer. Der Nachteil dabei, ihr wählt zuletzt und müsst bei den Feldfrüchten nehmen was übrigbleibt.

Die Auslage dieser Runde.
Das aktuelle Auktionsangebot. Wieviel möchtet ihr bieten?

 

Wer am meisten bietet, wählt zuerst ein Plättchen, dann der Rest. Zahlt den gebotenen Preis und baut eure Feldfrüchte auf einem beliebigen freien Feld des Spielplans an. Legeregeln gibt es keine. Allerdings baut ihr am besten nah an einer Wasserquelle und versucht möglichst große Plantagen der gleichen Feldfrucht zu bilden. Dabei ist eine Plantage nicht an eine bestimmten Person gebunden. Es können sich immer auch mehrere an einer Plantage beteiligen.

Auf euer gerade angelegtes Feld schickt ihr Arbeitskräfte (=Holzwürfel in eurer Spielfarbe). Je nachdem, welches Plättchen ihr ersteigert habt, dürft ihr einen oder zwei Holzwürfel platzieren. Plättchen mit 2 Arbeitskräften sind wertvoller, denn am Spielende ist die Anzahl eurer Arbeitskräfte der Multiplikator für die Siegpunkte.

Habt ihr gepasst und damit kein Geld bezahlt, dürft ihr zwar ein Plättchen nehmen und anbauen, allerdings mit einer Arbeitskraft weniger. Mit der Passen-Aktion werdet ihr daher in den meisten Fällen nur euer Feld vergrößern, aber keinen Holzwürfel platzieren können.
Lohnend sind hingegen Palmenfelder. Könnt ihr eure Feldfrüchte auf einem Palmenfeld platzieren, wird die Palme wie eine weitere Arbeitskraft für euch gewertet.

Spielaufbau zu Beginn
Noch liegen die Felder leer vor uns.

 

Nachdem alle ihre Feldfrüchte angebaut und Arbeitskräfte eingesetzt haben, beginnt der Kanalbau. Reiche Ernte gibt es eben nur bei guter Bewässerung. Daher habt ihr sehr großes Interesse daran, dass eure Felder bewässert werden. Dumm nur, dass der Kanalbauer nur einen einzigen Kanal bauen kann! Den sollte er natürlich am besten entlang eurer Felder bauen. Ihr unterstreicht euren Platzierungsvorschlag daher mit ein paar Escudos. Damit fällt dem Kanalbauer die Entscheidung sicherlich etwas leichter! Auch Kombi-Angebote von mehreren Personen sind möglich. Und schon befindet ihr euch im nächsten amüsanten Bietwettstreit.

Der Kanalbauer kann euren Vorschlag annehmen, er muss aber nicht. Letzten Endes entscheidet er allein, wohin der neue Kanal gebaut wird. Nimmt er euren Vorschlag an, müsst ihr ihm die angebotene Summe bezahlen. Entscheidet er sich gegen eure Vorschläge und baut die Bewässerung an anderer Stelle, muss er den Kanal selbst bezahlen. Sein Preis liegt beim höchsten Gebot plus 1 Escudo. Wer gerne taktiert, hat dabei immer schon die Geldbestände des Kanalbauers im Blick und zwingt ihn mit einem entsprechend hohen Gebot vielleicht dazu einen Vorschlag annehmen zu müssen.

Sollte der Kanalbauer nicht auf euren Vorschlag eingegangen sein, habt ihr einmalig im Spiel die Möglichkeit einen eigenen Kanal zu bauen. Überlegt gut, wann ihr diese Möglichkeit nutzt.

Wer an der Kokosnussplantage beteiligt ist, kann sich über viele Siegpunkte freuen.
Die Bananenplantage bringt Grün und Gelb momentan 6 Punkte. Für Braun lediglich 3 Punkte.

 

Am Rundenende kommt die Dürre. Felder, die nicht am Wasser liegen, gelten als nicht bewässert und bringen weniger Ertrag. Auf das Spiel übertragen heißt das, eine Arbeitskraft verlässt das betreffende Feld. Ist keine Arbeitskraft mehr auf dem Feld, vertrocknet es gänzlich. Zusätzlicher Nachteil von vertrockneten Feldern kann sein, dass sie eine große Plantage zweiteilen und damit die Siegpunkte entsprechend geringer ausfallen.

Nach Abhandlung der Dürrephase endet eine Spielrunde. Mit 3 Escudos neuem Kapital starten alle in die nächste Runde. Nach 9 bzw. 11 Runden kommt es zur Endabrechnung. Wertet nacheinander jede Plantage. Multipliziert dafür die Anzahl der Arbeitskräfte einer Farbe mit der Anzahl Feldplättchen auf der jeweiligen Plantage. Jeder euch noch verbleibende Escudo ist ebenfalls einen Siegpunkt wert.

 

Fazit
„Santiago“ ist ein rundum gelungenes Familienspiel, das sehr gut zu unterhalten weiß. Der Spielspaß steigt definitiv mit der Anzahl der Spielenden. Ist das Spiel zu zweit eher langweilig und vorhersehbar, steigt die Interaktion und der Spielspaß mit jeder weiteren Person. Taktieren und sich im amüsanten miteinander gegenseitig ausstechen stehen hier im Vordergrund.

Der Bietmechanismus der zweimal pro Spielrunde zum Einsatz kommt, ist sehr gut ausbalanciert. Soll man wenig bieten, um der Kanalbauer zu sein? Er legt fest, welche Felder bewässert werden und kann für seine Dienste von den anderen immer ein paar Escudos abstauben. Kanalbauer sein heißt aber auch, man muss bei den Feldfrüchten nehmen, was übrigbleibt. Dann vielleicht doch lieber Meistbietende:r? Zu Beginn die Feldfrüchte aussuchen, hat eben auch seine Vorteile. Welche Rolle ihr in jeder Runde einnehmt wird zur Grundsatzfrage. Immer beeinflusst davon, welche Feldfrüchte ausliegen, ob noch freie bewässerte Felder vorhanden sind und vor allem wie viele Escudos ihr besitzt.

Der Spieleinstieg ist einfach und zusammen mit dem qualitativ hochwertigen und haptischen Spielmaterial ist „Santiago“ bestens für das generationsübergreifende Spielen geeignet. Auch Vielspielende hat das taktische und interaktive Spielgefühl angesprochen. Und spätestens, wenn euch der Kanalbauer eines eurer Felder hat vertrocknen lassen heißt es: ‚Na, warte‘!

 

Bewertung / Test
+ gut ausbalancierter Bietmechanismus
+ tolle Interaktion
+ qualitativ hochwertiges Material
– beim 2-Personenspiel zu vorhersehbar
– Zählleiste gewöhnungsbedürftig

 

(Eine Rezension von Monika Glashauser)


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Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Familienspiele”

  • ... Altersgruppe bis 12 Jahre
  • ... Altersgruppe 13 bis 49 Jahre
  • ... Altersgruppe 50 bis 70 Jahre
  • ... Altersgruppe ab 71 Jahre

Santiago (2022)

Spielidee: Claudia Hely & Roman Pelek
Verlag: Trefl
Grafik: Tomek Larek
Anzahl der Spielenden: 2-5 Spielende. Ich empfehle es erst ab 3 Spielenden.
Altersempfehlung Verlag: Ab 10 Jahren.
Spieldauer: 60 Minuten
Generationentauglichkeit: Ja, absolut.