Für die Artenvielfalt – Pura Vida von Piatnik (Rezension)

Pura Vida | Familienspiel | ab 8 Jahren | 2 bis 4 Spielende | Ralf zur Linde | Piatnik | generationentauglich 

In meinem Kopf steht das mittelamerikanische Land Costa Rica für weiß-glitzernde Strände, dichten Regenwald und eine betörende Artenvielfalt. Dort wird natürlich Spanisch gesprochen, doch ein lockeres ‚Wie geht’s?‘ heißt dort nicht ‚Que pasa‘, sondern „Pura Vida“. Hinter dem Ausdruck steht eine Lebenshaltung, in der die Dinge so belassen sein sollen, wie sie sind. Passt irgendwie zum Thema eines Familienspiels, wenn es dabei um die unberührte Artenvielfalt in den Regenwäldern Amerikas geht.

Schachtel und Spielplan

 

Das Spiel
Pura Vida
ist ein Familienspiel von Ralf zur Linde und bei Piatnik erschienen. Es ist für 2-4 Spielende geeignet und kann ab 8 Jahren gespielt werden.

In diesem Familienspiel übernehmen wir den Job eines:r Tierhüter:in und wandern immer im Uhrzeigersinn einen Urwald-Pfad entlang. Von dort sammeln wir Tiere ein, um ihnen ein sicheres Zuhause zu bieten. Zum Dank belohnen diese uns dann mit Siegpunkten. Dabei kommt es vor allem darauf an, die hübsch illustrierten Tierplättchen in bestimmten Mustern anzulegen. Das Schlagwort dabei ist Biodiversität, also die Artenvielfalt. Wer sich so die meisten Siegpunkte sichern kann, gewinnt.

Zu sehen sind 5 Tierplättchen und zwei Spielfiguren.

Auf unserem Weg durch den Regenwald treffen wir auf Schmetterlinge, Frösche, eine Schlange, einen Tukan und einen Frosch. Sofern sie es können, glubschen sie uns auf Knopfaugen freundlich an. Hinterlegt sind die Tiere mit einer von 5 Farben, nämlich Grün, Weiß, Gelb, Orange oder Blau. Um die Biodiversität zu gewährleisten, gibt es die meisten Punkte dafür, wenn unterschiedliche Tiere gleicher Plättchenfarbe oder gleiche Tiere unterschiedlicher Plättchenfarbe zusammengepuzzelt werden. Ein wildes Durcheinander wiederum bringt dir nichts ein. Deswegen prüfst du auf deinem Weg auf dem Pfad wirklich genau, wie du wo was anpuzzeln kannst.

Blick auf den Spieltisch.

Auf dem Pfad der Biodiversität darfst du abwechselnd mit den anderen im Uhrzeigersinn soweit vor laufen, wie du möchtest. Dazu nutzt du deine Spielfigur. Wo du stehen bleibst, nimmst du dir das entsprechende Plättchen und legst es in deine Auslage. Du musst aber wissen, dass du nicht mehr zurückgehen kannst. Tiere, die du ignoriert hast, können die anderen aber selbstverständlich einsammeln. So kann es durchaus sein, dass du in einem Durchgang weniger oder mehr Tiere in deine Auslage retten wirst, als die anderen. Am Ende des Wegs wartet aber auf jeden Fall immer das Camp. Wer dort zuerst landet, wird auch in der nächsten Runde wieder zuerst den Pfad betreten. Die anderen folgen dann wieder im Uhrzeigersinn. Aber jedes Mal, wenn ich „Pura Vida“ spiele, frage ich mich, ob ich nicht ein bisschen mehr Spannung verspüren würde, wenn die Reihenfolge der nächsten Runde sich daran orientieren würde, an welcher Position ich ins Lager komme. Bummele ich, habe ich vielleicht in der aktuellen Runde mehr Plättchen gesammelt, muss aber dann zuschauen, wie die anderen vor mir in der nächsten Runde die begehrten Frösche oder Schlangen einheimsen. Es wird nämlich immer aufgefüllt, wenn alle mit ihrer eigenen Figur das Camp erreicht haben.

Zu sehen sind die ausliegenden Tierplättchen eines Spielenden.

Beim Anlegen der Tierplättchen in deine Auslage bist du nicht frei, sondern musst dich an den Pfeilen am Rand des Plättchens orientieren. Sie sagen dir, von wo du das Plättchen in deiner Auslage anbauen kannst. So kann es sein, dass dir das Tier zwar wunderbar in die Reihe passen würde, du es aber gar nicht in der Reihe anlegen darfst, weil es ausschließlich in Spalten angelegt werden kann. Doch schon schwieriger als gedacht, diese Biodiversität. Und leider auch verwirrendend in der ersten Partie, denn oft musste ich schon erklären, dass nicht die bereits vorhandenen Pfeile in der Auslage bestimmen, wie ich was wohin legen darf, sondern das aktuelle Plättchen in meiner Hand.

Blick auf die Punkteleiste.

Ab dem dritten passenden Teil bekommst du Siegpunkte. Die werden mit deiner farblich passenden Holzscheibe direkt auf einer Punkteleiste festgehalten. Letztlich spielen wir bei „Pura Vida“ ein Wettrennen, denn wer zuerst die 20-Punkt-Grenze überschreitet, löst damit auch gleichzeitig das Spielende aus. Gehen unterwegs die Plättchen zum Nachlegen aus, kann eine Partie auch mal vorzeitig enden.


Fazit
Meine Spielerfahrungen mit „Pura Vida“ sind in den möglichen Personenkonstellationen sehr unterschiedlich. Zu zweit kann ich genau beobachten, was in der Auslage liegt, konkret planen und im entscheidenden Moment zuschnappen. Optimierst du gerne und planst auch mal gerne einen oder zwei Züge  voraus, kommst du da voll auf deine Kosten. Für jemanden, der Kennerspiele mag, bietet es zwar immer noch zu wenig Spieltiefe, bringt aber eine Auswahl an Entscheidungen mit sich. Mich unterhält „Pura Vida“ deswegen vor allem zu zweit.

Zu viert muss ich manchmal aus der Plättchen-Resterampe, die mir die anderen lassen, noch das Beste machen. Mit Planung ist da nichts, da lebt die Biodiversität quasi von der Hand in den Mund. Ich mag es aber auch dann, wenn ich in einem Generationenmix mit Kindern oder Großeltern spiele. Für mich unterstützt „Pura Vida“ als Familienspiel hervorragend das generationenübergreifende Spielen.

Spielbrett zu Spielbeginn.

Das Material lässt sich toll greifen, vielleicht mit Ausnahme der Punktescheiben, und die Plättchen sind nicht nur sprachneutral, sondern auch kontraststark dargestellt. Die wenigen Regeln übt man in einer ersten gemeinsamen Partie zusammen ein und kann dann ab der nächsten selbständig und selbstbestimmt an dem 20-Punkte-Wettlauf teilnehmen.

An ein paar Dingen könnte noch geschraubt werden. Zum einem habe ich keine Erinnerung, welche Spielfarbe ich gewählt habe. Es kann also vorkommen, dass mit dem falschen Spielstein oder Punktestein Züge ausgeführt werden. In diesem Zusammenhang habe ich ja bereits zu meinem Gedanken auf die Camp-Regelung zur nächsten Runde hingewiesen.

 

Bewertung / Test
+ farbenfroher Aufforderungscharakter
+ Artenschutzbewusstsein durch die Hintertür
+ klarer Spielablauf
+ testet es mal für euch auf Generationentauglichkeit
– Legeregeln mit den Pfeilen brauchen einen Moment, um zu sacken
– Reihenfolge im Camp könnte interessanter gestaltet werden
– welche Farbe war ich nochmal?

 

(Eine Rezension von Oli Clemens)


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Pura Vida (2025)

Spielidee: Ralf zur Linde
Grafik: Christine Alcouffe
Verlag: Piatnik
Anzahl der Spielenden: 2-4 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 8 Jahren.
Spieldauer: 20-30 Minuten

Generationentauglichkeit: Das sollte gut klappen. Das ist alles alles sprachneutral und kontrastreich dargestellt. Wenn die Feinmotorik noch mitspielt, sehe ich viel altersübergreifenden Spielspaß in „Pura Vida“.