Neues vom Städtebauamt – Urbify von Looping Games (Rezension)

Urbify | Kennerspiel | ab 12 Jahren | 2 bis 4 Spielende | Kalle Malmioja | Looping Games

In deiner Heimatstadt ist alles kunterbunt bebaut? Dein Bauantrag wird aus deiner Sicht nicht schnell genug bearbeitet? Du verstehst nicht, weshalb deine Gemeinde keine neuen Bauplätze freigibt? Was würdest Du nun dafür geben, einmal selbst in die Rolle des Städteplaners zu schlüpfen? Finde es mit „Urbify“ heraus und lies weiter, wie es mir dabei erging.

Spielmaterial für 3 Personen liegt auf dem Tisch
Der Aufbau für den Wettstreit zu dritt

 

Das Spiel
Urbify
ist ein Kennerspiel von Kalle Malmioja und bei Looping Games erschienen. Es ist für 2-4 Spielende geeignet und kann ab 12 Jahren gespielt werden.

Städtebau – das hat am PC vor mehr als 30 Jahren bereits sehr gut funktioniert und kommt scheinbar nie aus der Mode. Der hierzulande noch etwas wenig bekannte spanische Verlag Looping Games hat mit „Urbify“ dieses Thema erneut aufgeriffen und anders als andere Spiele, hier eher die planerische Seite als die Funktionalität der fertigen Stadt in den Vordergrund gestellt. Wir spielen im weitesten Sinne Parteien und platzieren unsere Spielfiguren, die fortan als Politiker bezeichnet werden in die verschiedenen Ressorts, die mit Tourismus, Finanzen, Kultur und Transport übersetzt werden können.

Solange wir Politiker an unserem Aktionstableau verfügbar haben, müssen wir diese in jene Bereiche einsetzen oder Gebäudepläne verwirklichen. Gebäude werden durch Einfluss aus den 4 genannten Planungsbereichen sowie eigene verfügbaren Spielfiguren bezahlt und somit realisiert. Die Spielfigur steht dabei auf dem Gebäude in der Stadt und erzielt beim Bau direkt Siegpunkte. Erst bei der Zurücknahme wird ein Bonus ausgelöst.

Erst wenn wir keine Politiker mehr zur Verfügung haben, dürfen wir eigenen Spielfiguren eines bereits realisierten Gebäudes oder von einem der 4 Planungsbereiche entfernen und so Effekte auslösen, die uns Einfluss, Siegpunkte oder andere einmalige Boni zur Verfügung stellen. Wenn nur noch 6 Gebäude der Stufe II zur Verfügung stehen, wird das Spielende eingeleitet – 2 zusätzliche Runden werden noch gespielt, dann gewinnt die Person mit den meisten Punkten.

Ein kleiner Teil des Spielbretts mit ausliegenden Stufe 1 Gebäuden
Hübsch gestaltet und alle Vorraussetzungen und Belohnungen in der gelungenen Ikonographie ausgedrückt – prima!

 

Gerade dieser Mechanismus hat es in sich! Ich würde allzu gern eine meiner Spielfiguren zurücknehmen, muss aber erst alle eingesetzt haben. Mitunter noch ärgerlicher ist, wenn eine mitspielende Person in einem der 4 Planungsbereiche (eben jene in Tourismus, Finanzen, Kultur oder Transport) eine Planungssitzung einberuft, werden die Politiker aller Mitspieler dieses Ressorts mit Einfluss oder Siegpunkten zurückgeschickt. So kommt es sehr häufig vor, dass ich eben noch gedanklich davon ausgehe im nächsten Spielzug einen Politiker zurückzurufen um einen Effekt auszulösen, nur um dann im nächsten Zug durch eben jene Planungssitzung eines Mitspielenden wieder einsatzbereite Politiker zu haben.

Das Spielertableau im Überblick. Würfel geben den Ressourcenstand an.
Übersichtlich und kleinteilig. Die Ressourcen heißen hier „Einfluss“ in den Kategorien: Tourismus, Wirtschaft, Kultur und Transport sowie Entwicklung, für die es jedoch keine Planungsgruppen im Stadtrat gibt.

 

Die realisierten Gebäude liegen dabei um ein zentrales Stadtfeld in einem Raster von maximal 6 x 6 Planquadraten herum und haben neben verschiedenen Baukosten auch unterschiedlich viele Siegpunkte beim Bau sowie verschiedene Effekte beim Zurückholen der Spielfiguren. Während manche Gebäude mich den Effekt von unbesetzten Stadtbauten wiederholen lassen, geben mir andere Bauwerke Einfluss in verschiedenen Ressorts oder lassen mich Einfluss gegen Siegpunkte eintauschen. Ein entscheidender Unterschied zu anderen Spielen: Die realisierten Gebäude können nicht in bester Manier eines Workerplacement erneut genutzt werden, außer ein Bauwerk gestattet mir dies explizit. Der Wunsch einen Politiker in bestimmtes Gebäude zu entsenden wurde immer mal wieder geäußert – Nein, keine Option!

Die quadratischen Gebäudeplättchen formen im Laufe des Spiels ein 6 x 6 Raster
Die Stadt wächst und gedeiht – viele der Gebäude wurden bereits aktiviert, andere beherbergen noch Spielfiguren und warten auf ihre Aktivierung.

 

Das Spielmaterial ist schlicht und zweckmäßig, die Farben der Gebäude gut voneinander trennbar und alles ist hübsch illustriert. Auf hohem Niveau geklagt: Der Hintergrund des Ressorts Tourismus hätte etwas mehr die Farbe von eben einem Tourismussymbol haben dürfen – so schauen gleich zwei Felder beinahe wie gelb aus, während eines für Gelb und eines für Rot/Rot-Orange steht. Das kleine Icon in der oberen linken Ecke verrät es zwar und dennoch sind diesem Farbenspiel einige Platzierungen von Politikern zum Opfer gefallen. Während Spielmechanik und Inhalt aus meiner Sicht völlig generationentauglich sind, so ist die Kleinteiligkeit des Spielmaterials nebst den relativ klein bedruckten Gebäudeplättchen möglicherweise ein Hindernis im Alter.

 

Fazit
„Urbify“ ist für mich eines dieser Spiele, wo alles recht übersichtlich in der Schachtel seinen Platz findet. Mit dem gesamten Material entfaltet es sich dann bereits nach ein zwei Runden zu einem Spiel mit vielen Aha-Momenten relativ schnell wird der Wunsch nach einer zweiten Partie laut. Die Gemeinheit liegt in der Zurücknahme der Spielfiguren, denn hierdurch entstehen genau diese Interaktionen, die auf einem gut erträglichem Maß die nötige Würze einbringen.

Oft kalkuliere ich, ob ich eher ein Gebäude baue, oder doch noch einen Politiker in den Stadtrat entsende. Denn wenn eine mitspielende Person dann eine Planungssitzung einberuft, erhalte ich Einfluss des entsprechenden Ressorts und auch meine Spielfiguren zurück – ich kann bestenfalls also gleich wieder bauen. Des einen Freud, des anderen Leid: Denn wenn ich einen Politiker von einem Gebäude an mein Spielertableau zurücknehmen möchte, so geht das eben nur, wenn ich keine mehr verfügbar habe. Wenn jetzt eine mitspielende Person kurz vorher ein Ressort aktiviert und ich Spielfiguren zurückerhalte. Ist es nötig weiterzuschreiben?

Das Thema ist schön und passend umgesetzt, das in Spanien produzierte Spiel „Urbify“ verspricht für mich Spielspaß in mehreren Partien, die Varianz ergibt sich hier in der Reihenfolge in der die Gebäudeplättchen im Spiel erscheinen. Durch die Anordnung im Stadtraster und sich dadurch ergebende Verkettung bei der Aktivierung erhöhen die Abwechslung mittelfristig. Langfristig wird es vermutlich doch repetitiv, weil die Gebäude eben immer die gleichen bleiben.

„Urbify“ ist in meiner Wahrnehmung ein Spiel, das aufgrund seiner Zuordnung in den Übergang von Familien- zu Kennerspiel eine große Zielgruppe bedienen möchte und das bei kurzer Spieldauer auch durchaus schaffen kann. Mit grundsoliden Spielaktionen sowie dem recht unverbrauchten Einsatz- und Zurücknahmemechanismus gefällt mir „Urbify“ sehr gut und ich bin gespannt wann auch du den Weg ins Bauamt einmal wagst – du wirst es nicht bereuen!

 

Bewertung / Test
+ toller Workerplacement-Mechanismus
+ Spieldauer und Interaktionsgrad angemessen
+ gelungene Symbolsprache macht es jederzeit gut verständlich
– farbliche Gestaltung mit kleinem Schönheitsfehler auf dem Einsatzplan

 

(Eine Rezension von Tobias Mallock)

Tobias

 

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Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Kenner- und Expertenspiele”

  • ... Altersgruppe bis 12 Jahre
  • ... Altersgruppe 13 bis 49 Jahre
  • ... Altergruppe 50 bis 70 Jahre
  • ... Altersgruppe ab 71 Jahre

Urbify (2023)

Spielidee: Kalle Malmioja
Grafik: Jesús Gutiérrez Llorente – „Grizz“
Verlag: Looping Games
Anzahl der Spielenden: 2 – 4 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 12 Jahren
Eigene Altersempfehlung: Ab 10 Jahren
Spieldauer: 30 – 45 Minuten

Generationentauglichkeit: Inhalt und Mechanismus sprechen dafür, Kleinteiligkeit eher dagegen.