Excavation Earth | Expertenspiel | ab 12 Jahren | 1 bis 4 Spielende | Dávid Turczi, Way Lee & Gordon Calleja | Mighty Boards (Asmodee)
Oh weh, dieser Spielname geht ja mal so gar nicht leicht über die Lippen. „Excavation Earth“ bedeutet so viel wie Ausgrabung Erde und lässt uns zu Alien-Archäolog:innen werden. Weil auf der Erde die Zivilisation der Menschen mittlerweile untergegangen ist, gibt es dort reichlich Kunstschätze zu bergen. Und wie jeder weiß, kann man damit in den fernen Winkeln der Galaxie richtig Kohle machen.
Das Spiel
Excavation Earth ist ein Expertenspiel von Dávid Turczi, Way Lee & Gordon Calleja und bei Mighty Boards erschienen. Es ist für 2-4 Spielende geeignet und kann ab 12 Jahren gespielt werden.
Willkommen in der Welt der komplexen Expertenspiele, in der sich der Italiener Dávid Turci einen ruhmreichen Namen gemacht hat. Bei „Excavation Earth“ schöpft er mechanisch wieder aus dem Vollen und präsentiert ein Worker-Placement-Spiel, in dem Leute mit Liebe zum Optimieren und Planen ihren Spaß an der Jagd nach Siegpunkten haben werden.
Ihr verkörpert eine Fraktion von Aliens, die so gewöhnungsbedürftige Namen haben, wie etwa Kuti-Kuti-Union, Is’Sisinui oder Dal-Harraii-Konzern. Diese haben unterschiedliche Fähigkeiten. Diese Form der Asymmetrie und ist in Spielen dieses Anspruchsniveaus extrem beliebt. Welche Fraktion ihr anfänglich nehmt, solltet anfänglich ihr aus dem Bauch entscheiden. Was die wirklichen Vorteile für den Verlauf des Spiels sind, werdet ihr eh erst nach mehreren Partien „Excavation Earth“ richtig einschätzen können.
Habt ihr euch dann entschieden, nehmt ihr euch passend dazu ein Spielboard, die Archäologenfiguren und Crewmarker, ein Zugreihenfolgemarker und ein bisschen Klimpergeld als Startkapital. Auf die Hand bekommt ihr Aktions- und Reisekarten. Auf dem Hauptspielplan werden derweil Artefakte verteilt, die von euch ausgegraben werden wollen. Dazu kommen noch eine Schwarzmarktauslage, eine Nachfrageleiste und ein Käuferstapel und Kommandokarten. Vielleicht merkt ihr schon, dass wir uns wirklich tief in einem Expertenspiel befinden. Um später auf den Resten der Erd-Kontinente ordentlich und mit Freude mitmischen zu können, solltet ihr schon Erfahrung diesem Komplexitätsbereich haben – auch deswegen, weil euch wirklich nur eine begrenzte Zeit für den Erfolg zur Verfügung steht, nämlich nur drei Runden.
Jede Runde von „Excavation Earth“ gliedert sich in drei Phasen. Während der Vorbereitung werden Karten ausgelegt, Händlerschlangen gemanagt, Prognosen erfüllt und die Reihenfolge festgelegt. Dann gibt es noch Handkarten, die unter allen Spielenden gedraftet werden. Allein diese Einführungsphase und das Erhalten der eigenen Karten bestimmt schon einen Teil des eigenen Erfolgs mit.
Wenn wir in der Aktionsphase an der Reihe sind, stehen uns nicht weniger als 8 unterschiedliche Handlungen zur Verfügung. Dabei könnt ihr unter anderem Reisen, Ausgraben, Schmuggeln Marketing betreiben oder Forschen – ihr habt die Qual der Wahl. Gut, dass du gleich zwei Züge am Stück mit der gleichen oder unterschiedlichen Aktion ausführen kannst. So kannst du deinen individuellen Plan gezielt am Stück voran treiben. Vor allem der Aktion Kommandieren kommt hier eine besondere Bedeutung zu, denn dann darfst du nicht nur die entsprechenden Aktionen nutzen, sondern legst wiederum auch für die nächste Phase einen Grundstock zum Erfolg. Für die Aktionen müsst ihr eine eurer gedrafteten Karten aus der Hand abwerfen. Also musst du dich auch noch parallel um ein gelungenes Handkarten-Management kümmern. Ach ja, ein eigenes Tableau hast du ja auch noch, um das du dich kümmern musst. Dort sammelst du farbige Proben in deiner Galerie, welche dir am Spielschluss wieder Punkte bringen. „Excavation Earth“ fordert dich wirklich in allen Belangen. Und natürlich sollten wir auch immer ein Auge auf den Markt haben. Ihn zu unseren Gunsten zu verändern ist der halbe Weg zum Erfolg. Ich sag schon mal an dieser Stelle: Mir ist das fast ein bisschen zu viel, auf was ich alles achten muss. Meine Management-Skills sind brutal gefordert.
Der Rausschmeißer aus jeder Runde ist die sogenannte Mutterschiff-Phase. Dann wird die Kommandozentrale nach Mehrheiten gecheckt und Credits verteilt. Nach kompletten drei Runden wird dann noch euer persönliches Spieltableau ausgewertet. Wer dann die meisten Credits hat, gewinnt. Eine komplette Partie „Excavation Earth“ dauert laut Vorgabe gerne mal 2 Stunden – in unserer Realität mit Aufbau und Denkpausen aber deutlich mehr. Gut, dass auch noch ein Solo-Modus existiert, wenn man sich mal ganz alleine an den Wettstreit um die Alien-Artefakte machen möchte.
Fazit
„Excavation Earth“ hinterlässt bei mir ein durchmischtes Spielerlebnis. Thematisch gefällt mir die Idee eines Schrottwichtelns für Aliens sehr, vom Spielerlebnis her kam so eine richtig große Begeisterung nicht auf. Irgendwie war von allem zu viel, worauf ich achten und womit ich planen musste. Zwar passt alles mechanisch toll zusammen, aber ich bekam eben keinen guten Flow beim Spielen. Andauernd muss ich mich um meinen Hauptplan kümmern, der aber gleichzeitig durch einen Nebenplan abgesichert sein muss. Die Konkurrenz schläft nämlich nicht und das Manipulieren des Marktes, damit die eigenen Artefakte die meisten Credits bringen, hat natürlich auch die Konkurrenz verstanden. Interaktion ist ein wesentliches Merkmal von „Excavation Earth“.
Optisch gefällt mir alles richtig gut. Das Material ist bunt, außergewöhnlich und die Handkarten fast minimalistisch stilisiert. Und auch die Idee, die völlig kaputte Erde nach ihren kulturellen Schätzen auszuschlachten, hat was. Und trotzdem rettet mich dieser Mix nicht über die Tatsache, dass ich auf zu viele Dinge gleichzeitig achten muss.
Um der Chronistenpflicht noch Genüge zu tun, merke ich an dieser Stelle an, dass „Excavation Earth“ natürlich in keinster Weise der Idee der Generationentauglichkeit entspricht. Aber das will ein Spiel dieser Komplexität auch nicht, sondern es richtet sich an Leute, die mit Aufbau, Regelkomplexität und Wartezeit gerne mehrere Stunden am Tisch verharren und Freude haben, wenn sie auf bunte Flächen starren.
Bewertung / Test
+ ironisches Thema
+ bunte Optik
– Zeitfresser
(Eine Rezension von Oli Clemens)
Wichtige Informationen zu unseren Rezensionen (KLICK)
Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Kenner- und Expertenspiele”
Excavation Earth (2021)
Spielidee: Dávid Turczi, Way Lee & Gordon Calleja
Grafik: Philipp Kruse
Verlag: Mighty Board (Asmodee)
Anzahl der Spielenden: 1-4 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 12 Jahren
Spieldauer: 30 Minuten pro Person (oder länger)
Generationentauglichkeit: Das Spiel bietet sich in keiner unserer Kriterien dazu an, generationentauglich zu sein.