Einfach weiterschwimmen – Australis von KOSMOS (Rezension)

Australis | Familienspiel | ab 10 Jahren | 2 bis 4 Spielende | Leo Colovini & Alessandro Zucchini | KOSMOS 

Ich möchte diese Spielvorstellung mit einer Lebensweisheit aus dem Film-Meisterwerk Findet Nemo starten.
„Wenn ich jemals eine Meeresschildkröte treffe, frage ich, wie alt sie ist“. Habe ich beim Familienspiel „Australis“ natürlich gleich gemacht, nachdem ich es aufgebaut und unsere Schildkröten an den Start des Ostaustralstroms auf das Spielbrett gesetzt habe. Die Antwort bleiben sie mir allerdings bis heute schuldig.

Cover

 

Das Spiel
Australis
ist ein Familienspiel von Leo Colovini & Alessandro Zucchini und bei KOSMOS erschienen. Es ist für 2-4 Spielende geeignet und kann ab 10 Jahren gespielt werden.

Bei „Australis“ schwimmst, äh spielst du 5 Runden lang um die meisten Punkte. Bist du an der Reihe, nimmst du reihum einen Würfel aus der Auslage. Die gibt es in verschiedenen Farben. Je nach Wahl rückst du Felder auf dem Strom vor, pflanzt Korallen auf Riffe, lässt deinen Fischschwarm wachsen oder versorgst dich mit dem ein oder anderen hilfreichen Bonus. Doch die Wahl der Würfel wird später noch eine andere Rolle spielen. Um nämlich herauszufinden, wer in der nächsten Runde vor allen anderen an der Reihe sein wird, würfelst du in einem Ausscheidungsrennen um deine Platzierung.

Schildkröten

Das erste was auffällt, ist das „Australis“ uns in eine unglaublich hinreißend-bunte Welt entführt. Dein Spielmaterial, die Würfelauslage, die Gestaltung des Spielplans – alles weckt die Lust auf Biodiversität, zumindest farblich. Du wirst einen Fischschwarm anfüttern, es entstehen bunte Korallenriffe entlang des Wegs und überhaupt ist die Erscheinung des Familienspiels wie ein Farbenfeuerwerk. Eben ganz so, wie ich mir intakte Unterwasserwelten vorstelle. Thematisch sind wir nämlich im Ostaustralstrom unterwegs, einer Meeresströmung, die sich im Pazifik von der Südostküste Australiens und zur Nordküste Neuseelands erstreckt. Dass die Realität unter dem Meeresspiegel anders aussieht, weiß ich. Aber ich lasse mich von der optischen Aufmachung von „Australis“ gerne in ein Heile-Meer-Szenario entführen.

Zusätzlich zu dem bunten Findet-Nemo-Erscheinungsbild mit australischen Feel-Good-Vibes, fühlt sich alles, was du tun wirst, belohnend an. Wenn du deinen Würfel ausgesucht hast, gibt es immer was zu tun. Blaue Würfel bewegen direkt deine Meeresschildkröte auf der Strömungsleiste nach vorne. Vorne ist gut, weil du dadurch Punkte ansammelst und in die Bereiche des Meeres vordringen kannst, wo die Korallen wertvoller sind. Die siedelst du an, wenn du einen violetten Würfel nimmst. Und wer die Korallen-Mehrheit am Ende einer Runde hat, belohnt sich wiederum mit Punkten.

Würfel

Gelbe Würfel lassen deinen Fischschwarm anwachsen. Das sind alles – wer hätte es gedacht – Clownfische, die so aussehen, wie bei Findet Nemo. Du musst dir jedoch bewusst sein, dass du ausreichend Futter haben musst. Das findest du auf deinem Weg durch die Strömung. Und mit den weißen Würfeln organisierst du dir Vorteilkarten. Die sind in der Regel so aufgebaut, dass sie dir einen Bonus bringen, der an das Nehmen eines farbigen Würfels gebunden ist. Der dicke, rote Würfel sorgt dafür, dass du in der nächsten Runde zuerst an der Reihe bist. Du kannst also eigentlich in „Australis“ nichts machen, was sich nicht auf Anhieb belohnend anfühlt.

Nachdem alle 4 Würfel in einer Runde ausgesucht und die damit verbundenen Aktionen ausgeführt haben, folgt stets ein schnelles Würfel-Duell. Dabei fliegt immer die Person raus, welche die kleinste Zahl würfelt. Wer am längsten aushält, sackt einen Bonus ein. Weil Würfel rollen, wie sie rollen, akzeptiere bitte achselzuckend, wenn die anderen immer den Bonus bekommen und du nicht. Dieser Würfelwettkampf wirkte anfänglich befremdlich auf mich, weil er thematisch so gar nicht ins Spiel passt. Das Duell entpuppt sich aber zu einem echt auflockerndem Zwischenspielchen, bevor es dann in die nächste Runde geht.

persönlicher Spielbereich

„Australis“ spielt sich die ganze Zeit angenehm flüssig und du hast immer das Gefühl, dass jeder Würfel bedeutsam ist. Minute für Minute gedeihen mehr Korallen, wachsen Fischschwärme und Schildkröten tummeln sich im Strom. So sollte es in den Ozeanen der Welt laufen, oder? Zum generationenübergreifenden Spiel möchte ich jedoch bei „Australis“ nur unter Vorbehalt raten. Es ist zwar durchgehend sprachneutral, dafür sind die Schildkröten, Steinchen und Fische einfach nicht groß genug. Die motorischen Fähigkeiten und das Sehvermögen müssen da noch sehr gut ausgeprägt sein. Übrigens unabhängig vom Alter: Bei den Fischen blickt kaum jemand durch, ob es die Kleinen oder die Großen sind. Da könnte in einer nächsten Ausgabe gerne entweder die Größenverhältnisse signifikant geändert werden oder einfach noch ein Dori-Paletten-Doktorfisch dazu kommen. Dann wäre die Findet-Nemo-Unterwasserwelt komplett.

 

Fazit
„Australis“ ist ein schönes Rund-um-Wohlfühl-Spiel mit Renncharakter! Spaß macht es am allermeisten zu viert, zu zweit begeistert es mich am wenigsten.
Bei Glück in Spielen scheiden sich ja die Geister, im Familienspiel „Australis“ passt es. Mit der Spielzeit von etwa 30 Minuten kann man dann einfach in eine nächste Partie starten.

 

Bewertung / Test
+ belohnend
+ farbenfroh
+/- glückslastig
– Anleitung nicht an allen Stellen 100% eindeutig

 

(Eine Rezension von Oli Clemens)


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Australis (2024)

Spielidee: Leo Colovini & Alessandro Zucchini
Grafik: Fiore GmbH
Verlag: KOSMOS
Anzahl der Spielenden: 2-4 Personen.
Altersempfehlung Verlag: Ab 10 Jahren.
Eigene Altersempfehlung: Das geht auch jünger. Haben meine Testspielkinder bewiesen.
Spieldauer: 30-45 Minuten

Generationentauglichkeit: Dafür sind die Materialien leider zu klein.