Skyjo weitergedacht – Allegra Grande von Drei Hasen in der Abendsonne (Rezension)

Allegra Grande | Kartenspiel | ab 8 Jahren | 2 bis 5 Spielende | Ruettinger & Kappler | Drei Hasen in der Abendsonne 

Bei „Skyjo“ verdrehen Vielspieler gern mal die Augen, da es zu einfach erscheint. Mit „Allegra Grande“ gibt es nun eine überzeugende Weiterentwicklung gelungen, die auch Vielspieler überzeugen dürfte. Was hier anders ist und warum das gut ist, das erfahrt ihr hier:

Spielkarton und Inhalt

Das Spiel
Allegra Grande ist ein Kartenspiel von Ruettinger & Kappler und bei Drei Hasen in der Abendsonne erschienen. Es ist für 2 – 5 Spielende geeignet und kann ab 8 Jahren gespielt werden.

Das inzwischen weit verbreitete „Skyjo“ hat von uns das Siegel Generationenspiel bekommen. Vor drei Jahren brachte mit „Allegra“ der Verlag Drei Hasen in der Abendsonne“ eine Weiterentwicklung heraus, die mich weniger überzeugt hat, die aber bei Spielenden durchaus angekommen ist. Dabei wurde für die eigene Kartenauslage die rechte Spalte auch für den rechten Nachbarn verfügbar.

„Allegra Grande“ ist nun eine neue Weiterentwicklung des Spielprinzips von „Skyjo“, die ein paar neue Kniffe mit sich bringt. Wir haben wieder Zahlenkarten von -2 bis 13, nun aber auch 3 Jokerkarten bei den insgesamt 160 Karten. Die Auslage an verdeckten Karten ist nun größer: 4 x 4 statt 3 x 4. Zu Zweit kann man auch mit einer Auslage von 5 x 4 beginnen. Außerdem ermöglichen 3 Zahlenkarten Aktionen.

Auslage eines Spielende zu Partiebeginn

Zu Beginn dürfen alle Spielenden zwei Karten aufdecken. Welche, das ist ihnen überlassen. Wer an der Reihe ist, zieht nun 2 Karten. Entweder vom Ablage- oder vom Nachziehstapel. Es ist nicht erlaubt, zuerst eine vom Nachziehstapel zu nehmen und dann eine vom Ablagestapel, weil sie dann doch gut passen würde. Beginnt man beim Nachziehstapel, müssen beide Karten von dort genommen werden.

Die gezogenen Karten werden offengelegt und man kann nun frei entscheiden, in welcher Reihenfolge man sie spielt. Da gibt es nun folgende Möglichkeiten:

  • man tauscht die Karte gegen eine verdeckte oder offene Karte der eigenen Auslage
  • man wirft die Karte ab und dreht eine verdeckte eigene Karte um
  • man wirft die Karte ab und nutzt deren Sonderfunktion (später mehr dazu)

Alternativ: man nimmt keine Karten und darf nun bei zwei Karten die Plätze tauschen!

Erreicht man nun drei oder vier Karten der gleichen Zahl in einer Reihe oder Spalte direkt nebeneinander, werden diese entfernt. Sie kommen nicht auf den Ablagestapel und stehen somit dem nächsten Spielenden auch nicht zur Verfügung. Bei „Skyjo“ habe ich gern die gleichen Zahlen wie der Spielende rechts von mir gesammelt. Dann bekomme ich bei dessen Komplettierung eine dieser Karten. Das geht bei „Allegra Grande“ nicht.

So, hier war jemand so schlau, die 7 als 4er-Reihe vorzubereiten. Das greift jetzt:

Fortgeschrittene Spielsituation, Eine Reihe hat fast die gleichen Zahlen

Die vier 7er werden entfernt und die oberste Reihe rutscht runter. Nun liegen drei 10er übereinander und werden ebenfalls entfernt. Das schaut nun so aus und die rechte Spalte rutscht auf!

Die volle Reihe und drei gleiche Karten einer Spalte wurden entfernt.

Schlechter wäre es so geplant gewesen wie auf dem nächsten Bild: Die drei 7er werden abgeräumt und lassen lediglich eine Lücke. Da rutscht erstmal nichts nach.

Eine Variante der Spielsituation führt zu einem schlechteren Ergebnis

Gerade durch die Möglichkeit, Karten an ihren Plätzen zu tauschen, lässt sich so Manches vorbereiten und vorplanen. Das erinnert an das inhaltlich verwandte „Abrakadabrien“ von Marc-Uwe Kling. Und noch ein Element kennen wir aus einem anderen Spiel, nämlich „Cabo„: Karten lösen Sonderaktionen aus, wenn man sie zieht und wieder wegwirft. Hier die drei Karten dazu:

Die drei Karten mit Aktionsmöglichkeiten

-2 : man darf eine Reihe oder Spalte verdeckt anschauen und deckt anschließend eine beliebige Karte auf
5:  man darf eine beliebige Karte anschauen und deckt anschießend eine beliebige Karte auf
13: man tauscht eine offen liegende Karte mit einer verdeckten vom Stapel (vor allem gegen Ende einer Partie interessant)

Wie bei „Skyjo“ endet die Partie, wenn jemand die letzte Karte aufgedeckt hat. Dann sind die Anderen noch einmal dran. Wer das Ende ausgelöst hat, sollte die wenigsten Punkte vor sich liegen haben, sonst zählen diese doppelt. Man kann natürlich mehrere Partien spielen und eine Höchstpunktzahl für das Ende vereinbaren.

Die Schachtel enthält keine Luft, auch die Verpackung ist plastikfrei. Die Anleitung ist gut lesbar in hinreichend großer Schrift. Mit dem abgedruckten QR-Code kommt man ohne Umschweife auf eine Videoerklärung (das ist leider manchmal anders). Diese ist hervorragend gemacht und klärt alle möglichen Missverständnisse und Zweifelsfälle. Es wird langsam, klar und ohne Hintergrundmusik erklärt.

Die Karten sind eher dünn. Die Farben kennzeichnen die Zahlenbereiche. Das Design funktioniert auch kopfüber, bei 6 und 9 muss man zur Unterscheidung besser auf die gesetzten Punkte achten. Weil „Allegra Grande“ etwas komplexer ist, ordne ich es als nicht ganz generationentauglich ein. Bei der unteren angegebenen Grenze von 8 Jahren sollte man von spieleerfahrenen Kindern ausgehen. Ab 10 Jahren dürfte realistischer sein.

Fazit

Bei „Allegra Grande“ drängt sich der Vergleich mit „Skyjo“ geradezu auf. Letzteres ist sehr einsteigerfreundlich und begeisterte in meinen Runden häufig bei Wenigspielenden, auch bei Senioren. Vielspielenden bietet es meistens zu wenig Taktik und zu wenig Möglichkeiten. „Allegra Grande“ ist eine grandiose (Achtung Wortspiel, stimmt aber!) Weiterentwicklung. Es bietet mehr Taktik und Möglichkeiten ohne dass es „verkopft“ wird. Man kann sich immer noch dabei unterhalten. Ein Spaß für Fortgeschrittene!

Bewertung / Test
+ wer „Skyjo“ kennt, findet hier mehr
+ entspanntes Spielen mit etwas Interaktion, etwas Glück, etwas Taktik

(Eine Rezension von Paul Theisen)


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Allegra Grande (2024)

Spielidee: Ruettinger & Kappler
Grafik: n.n.
Verlag: Drei Hasen in der Abendsonne
Anzahl der Spielenden: 2 – 5
Altersempfehlung Verlag: ab 8 Jahren

Eigene Altersempfehlung: ab 10 Jahren

Spieldauer: 20 – 30 Minuten, als Turnier auch 60 Minuten

Generationentauglichkeit: weitgehend: es ist komplexer und taktischer als das mit dem Generationensiegel ausgezeichnete „Skyjo“, die Karten sind dünner, die Farben teilweise dunkel, 6 und 9 können eher nur durch den Punkt unterscheidbar.