Pyramidice | Kennerspiel | ab 14 Jahren | 1 bis 4 Spielende | Luigi Ferrini | Schwerkraft-Verlag
Ist dir „Pyramidice“ schon mal über den Weg gelaufen? Im Bereich der Kennerspiele habe ich hier eine Perle gefunden. Schaue Dir meine Rezension an, ob du meinem Urteil folgen kannst, vielleicht habe ich hier einen guten Spieletipp für dich:
Das Spiel
Pyramidice ist ein Kennerspiel von Luigi Ferrini und bei Schwerkraft-Verlag erschienen. Es ist für 1 – 4 Spielende geeignet und kann ab 14 Jahren gespielt werden.
Packt man die Schachtel aus und studiert das Material, schaut das erstmal ungewohnt und kompliziert aus. Das ist es aber nicht, zumal auf den Tableaus alle Abläufe in Symbolen abgebildet sind. Auf der Rückseite der Anleitung ist die Ikonografie übersichtlich aufgelistet. Alles halb so wild.
Zentral liegt die Sphinx mit der Punkteleiste. Darunter ist Platz für Ressourcenplättchen, deren Zahl hängt von der Personenzahl ab. Der Steg für die gelben Gebetswürfel wird entsprechend eingesetzt. Darunter werden Götterkarten ausgelegt. Drei offen liegende stehen aktuell zur Verfügung. Die Ressourcen sind Arbeiter, Katzen und Würfel. Da gibt es vier gelbe Gebetswürfel und eine Anzahl beiger Steinwürfel, die erst nach und nach ins Spiel kommen.
Auf das eigene Tableau kommen zum Start vier Arbeiter, eine Katze und ein Steinwürfel. Die Skarabäus-Karten zeigen individuelle Fertigkeiten für diese Partie. Zu Beginn bekommen wir davon zwei und suchen eine aus. Zudem bekommen alle eine Projektkarte zugeteilt, die die Punkteoption für das Ende der Partie zeigen. Diese halten wir geheim.
Wer an der Reihe ist, kann die obere, blau unterlegte Zeile nutzen, die „Erholen“-Aktion. Damit füllt man die eigenen Ressourcen auf, je nachdem, was das gewählte Plättchen unterhalb der Sphinx zeigt und so lange Platz auf dem Tableau frei ist. Ist der dritte Slot gefüllt, habe ich die Aktion also zum dritten Mal gewählt, werden die Plättchen zurückgelegt und stehen wieder zur Verfügung. Das erste Feld auf der blauen Zeile bezieht sich auf bestimmte Götterkarten. Ansonsten ist die Ikonografie doch sofort klar, oder?
Zur Sache geht es dann bei der Wahl mit der anderen Option, der „Arbeiten“-Aktion. Da werden zunächst die Steinwürfel in den allgemeinen Steinbruch gelegt. Die aktuelle Anzahl meiner Arbeiter bestimmt, wie viele Würfel ich nun nehmen und würfeln darf. Passt der Wurf nicht, darf ich beliebig viele der Würfel erneut werfen.
Durch Abgeben einer Katze kann man einen Würfelwert um 1 verändern. Sind es nun passende Würfel, um eine der Götterkarten zu kaufen? Diese können mehrmals Punkte bringen oder weitere Vorteile. Hier erinnert „Pyramidice“ von der Mechanik her an „Fantastic Factories„, das thematisch und grafisch völlig anders ist. Zu den Götterkarten gibt es in der Anleitung ein alphabetisches Register. Man braucht sich mit deren Bedeutung eigentlich erst befassen, wenn sie aufgedeckt sind. Nach ein paar Erklärungen sind die Symbole der weiteren Karten auch sogleich verstanden.
In der „Arbeiten“-Aktion werden dann auch die Effekte der eigenen Götterkarten ausgelöst. Nach Verwendung werden die Karten etwas schräg gestellt, das erleichtert den Überblick. Nun kommt aber ein entscheidender Punkt: Am Ende dieser Aktion wird die Anzahl an Karten mit der Anzahl der verbliebenen Ressourcen verglichen. Ist sie höher, muss eine Karte abgegeben werden. Es gibt zudem Götterkarten, die am Ende Siegpunkte ergeben abhängig von der gesammelten Anzahl. Da wird es dann schon tricky!
Was gut Punkte bringt, ist die Verwendung der Steinwürfel zum Bau der Pyramiden. Die Kosten an Arbeitern hängen von der Würfelzahl ab und auf welche Ebene ich ihn setzen kann. Neben der Pyramide auf dem Foto liegt die Spiel-Ende-Karte. Sie erinnert daran, dass wenn der letzte Steinwürfel aus dem Vorrat genommen wurde oder der Nachziehstapel der Götterkarten leer ist, das Ende der Partien eingeleitet wird.
Die im Laufe der Partie erhaltenen Punkte werden sogleich an der Leiste abgetragen. Hier kommt mein einziger Kritikpunkt: die Marker sind klein und für jede zweite Punktzahl muss der Marker auf den Kopf gedreht werden. Insgesamt etwas unpraktisch und leicht unübersichtlich.
Am Ende der Partie werden die Projektkarten aufgedeckt und die Punkte dafür verteilt. Dazu kommen noch die Siegpunkte, die durch Karten erzielt wurden. Das kann die Reihenfolge auf der Siegpunktleiste entscheidend verändern.
Die Anleitung ist vorbildlich. Auf der Vorderseite ist das Material aufgelistet und benannt. Das hilft beim Studium der Regeln. Natürlich sollte sich jemand da einarbeiten. Das Erklären am Tisch ist dann viel leichter, weil der Spielverlauf durch die logische Ikonografie unterstützt wird und Details erst geklärt werden müssen, wenn sie auftauchen. Da helfen die Register, sie schnell aufzufinden. Es ist doch oft so, dass eine Spielerunde keine lange Erklärung hören, sondern recht bald loslegen möchte. Das geht hier.
Das Material ist sehr schön und stimmig gestaltet. Einzig Punkteleiste und Marker hätten grösser sein können. Die Texte auf den Skarabäus-Karten sind zwangsläufig klein gedruckt. Generationentauglich will „Pyramidice“ gar nicht sein, die Altersangabe ab 14 Jahren empfinde ich als passend.
Fazit
Wie eingangs erwähnt, halte ich „Pyramidice“ für eine Perle. Der Einstieg ist nicht schwierig, die Ikonografie eingängig. Man kommt schnell ins Überlegen, welche Spielzüge Sinn machen. Vor allem das Management mit den Karten ist nicht so einfach, die erforderlichen Ressourcen zum Erwerben und zum Behalten bereitzuhalten. Und da sind die Steinwürfel, die klug eingesetzt, gut Punkte bringen. Hole ich welche ins Spiel, wenn die Mitspielenden dann davon profitieren werden?
„Pyramidice“ ist kurzweilig, hat durch das Material einen hohen Aufforderungscharakter und durch die Varianz auch Wiederspielreiz. Es funktioniert gut zu zweit, wird aber auch zu Dritt oder Viert nicht episch. Die Solovariante passiert auf der Rückseite der Tableaus, da gibt es vier Varianten, weil sie unterschiedlich sind. Besonders zuhause sind hier Personen, die mit dem Alten Ägypten etwas anfangen können. Alle Begriffe und vor allem die Götterkarten haben da einen Bezug.
Bewertung / Test
+ neuer Mechanismus in Kombination mit Würfeln
+ sehr schön und durchdacht gestaltet, Spieltiefe ergibt sich in der Praxis
– Punktleiste etwas unhandlich
(Eine Rezension von Paul Theisen)
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Pyramidice (2023)
Spielidee: Luigi Ferrini
Grafik: Quentin Regnes und Oscar Casel
Verlag: Schwerkraft Verlag
Anzahl der Spielenden: 1 – 4 Spielende
Altersempfehlung Verlag: ab 14 Jahren
Spieldauer: 30 – 60 Minuten
Generationentauglichkeit: Als Kennerspiel komplex, manches kleinteilig: eher nein.