Andenromantik – Sapa Inka von LuPri (Rezension)

Sapa Inka | Familienspiel | ab 8 Jahren | 2 bis 5 Spielende | Lukas Zach & Michael Palm | LuPri | generationentauglich | pädagogisch wertvoll

Das kulturelle Erbe der Anden ist enorm. Diese massive Klima- und Vegetationszone ist von einem ganz eigenen Geist umgeben und hat mich vor Jahren bereits in ihren Bann gezogen. Klar, dass ich an Sapa Inka nicht vorbeigehen kann ohne zumindest stehen zu bleiben. Egal ob nun Fan des südamerikanischen Hochlands oder nicht – ich erzähle dir, warum es auch für dich lohnt bei einer Partie Sapa Inka zu verweilen, doch Vorsicht, meist bleibt es nicht bei einer Runde!

Spielaufbau für 4 Personen - die Spielschachtel liegt auf dem Wertungsrad
Schnell aufgebaut und ebenso schnell erklärt – schon kann die Rangelei um den Sapa Inka beginnen

 

Das Spiel
Sapa Inka
ist ein Familienspiel von Lukas Zach und Michael Palm und bei LuPri erschienen. Es ist für 2-5 Spielende geeignet und kann ab 8 Jahren gespielt werden.

Die auffallend flache Schachtel ist schön anzusehen. Der Inhalt ist überschaubar und beim Lesen der Anleitung wird zügig klar, dass es sich um ein schnell zu erlernendes Spiel handeln muss. Wir treten zum Wettstreit an um Sapa Inka zu werden – die nächste über das Volk der Inka herrschende Person. Vor jeder wetteifernden Person liegen 3 Charakterkarten, die dem Vorbild der Kultur des Hochlandes entsprechen. Gemäß ihrer Ausbildung gewähren mir Steinmetze andere Vorteile als Kriegsherren, Baumeister oder Wahrsager. Die Vorteile einer jeden Charakterkarte sind gut ersichtlich am Unterrand der Karte abgebildet.

Bin ich nun am Zug, wähle ich aus einer der ausliegenden Karten – egal ob eine vor mir oder meinen Mitspielenden liegende Karte – und erhalte beide Vorteile. Das kann unter anderem Handkarten (Bauwerke) ziehen sein, Ressourcen erhalten oder Ressourcentausch. Lag die Karte vor einer anderen Person, dann erhält sie ebenfalls einen Vorteil und zwar genau 1 der beiden abgebildeten. Genutzte Charakterkarten lege ich auf den Ablagestapel. Anschließend darf ich als aktiver Spieler ein Bauwerk aus meinen Handkarten verwirklichen, in dem ich die benötigten Rohstoffe dafür bezahle und das Bauwerk vor mir ablege, dafür erhalte ich zunächst erstmal Punkte, die ich sofort auf dem Zählrad nach vorn rücke.

Nahaufnahme einer der Spielkarten im Spiel
Eine der vielen Personenkarten im Spiel – entweder ziehe ich Bauprojekte vom Stapel oder ich erhalte einmal Holz – am besten natürlich gleich beides zusammen.

 

Es liegen von Partie zu Partie verschiedene und zufällig bestimmte Trophäenkarten aus und zwar immer eine mehr als Mitspielende. Diese Trophäen erhalte ich durch Gebäude. Ein Bewässerungskanal zum Beispiel spendiert mir ein grünes Gefäß als Trophäe. Habe ich nach dem Bau eines Gebäudes die Mehrheit in einer der verfügbaren Trophäen, erhalte ich sofort die dadurch generierten Bonuspunkte. Achtung: Verliere ich die Mehrheit an eine andere Person, verliere ich auch diese Bonuspunkte und die andere Person gewinnt sie hinzu!

So spielen wir reihum, bis nur noch eine Person verfügbare Charakterkarten vor sich liegen hat. Diese darf sie jedoch nicht mehr spielen, sondern eröffnet eine neue Runde. Alle Charakterkarten wandern auf den Ablagestapel und alle Mitspielenden erhalten 3 neue dieser Karten. Zuvor werden noch die Boni der Gebäude aktiviert – das sind häufig Ressourcen oder eine zusätzliche Tauschaktion. Dann startet bereits die neue Runde. Wir wiederholen das Ganze bis die Punktzahl von 20 Punkten von einer Person geknackt und somit zum Sapa Inka gekrönt wird.

Zwei der Gebäudekarten in der Nahaufnahme
Übersichtliche Illustration – hübsch anzuschauen: Kosten und Nutzen auf einen Blick – dazwischen die liebevolle Gestaltung!

 

So simpel sich das Regelwerk auch darstellt, so knifflig sind mitunter die Entscheidungen in meinen kurzen Spielzügen. Wann wähle ich die Charakterkarte, die mir 2x Stein liefert? Wähle ich eher die vor mir liegende Karte um keine andere Person mit Vorteilen zu beschenken? Oder nehme ich doch die Charaktere meiner Mitspielenden? Spekuliere ich darauf, dass ich die letzte Person in diesem Durchgang werde, die noch Charakterkarten vor sich liegen hat? Fragen über Fragen und am Ende schnappe ich meinen Mitspielenden ein wertvolles Gebäude vor der Nase weg, oder es wird mir weggeschnappt – Grund für Trashtalk liefert „Sapa Inka“ also auch genügend.

Das Wertungsrad liegt mittig auf einem Tisch - darin befinden sich die zum Bau benötigten Ressourcen Holz, Stein und Gold
20 Punkte klingt nicht viel und dennoch sind sie manchmal beinahe unerreichbar fern. Sehr schön thematisch ein Rad zum zählen zu nutzen – die Autoren haben wirklich viel ans Thema gedacht.

 

Dass die Hochkultur der Inka in einigen Belangen ihrer Zeit voraus war, zeigen die wichtigen Rollen, die die Frauen unter den Charakterkarten einnehmen. Es fühlt sich keinesfalls erzwungen an sondern fügt sich thematisch passend und sehr stimmungsvoll in die gesamte liebevolle und detaillierte Gestaltung des Spiels ein. Beginnend bei der Kleidung der dargestellten Personen über kurze historische Ergänzungen zu einigen der Gebäuden bis hin zu einem runden Zählrad für die Siegpunkte – warum ich dabei auch an das Medizinrad des Schamanen denke? Das ist eine andere Geschichte …

 

Fazit

Seit meiner sehr intensiven Zeit als Student in Südamerika lässt mich der Kontinent nicht los. Mit seinen unzähligen Gesichtern waren es auch die Mythen und Erzählungen rund um die indigenen Kulturen, die mich fasziniert haben. Ohne jetzt vom Untergang von Atlantis und der Hochkultur der Maya sowie die Verlagerung spiritueller Zentren abendfüllend zu berichten, ist „Sapa Inka“ in vielerlei Hinsicht besonders. Es kommt als vollwertiges Spiel in einer sehr schmalen Schachtel daher, wie es andere Titel mit einer Erweiterung kaum schaffen. Das Material der Stanzbögen ist aus relativ dicker Pappe und wirkt sehr robust. Der „Rest“ des Spiels besteht aus Karten. Und damit haben wir auch eine weitere Besonderheit: Manchmal ist weniger eben doch mehr und das ist nicht nur auf den Familienspielaspekt bezogen.

„Sapa Inka“ lässt mich tatsächlich mit wenig Material und gelungenen Illustrationen ganz in die Zeit der Inka eintauchen und das ohne ein ganzes Volk zu führen wie in einigen abendfüllenden Zivilisationspielen. Bei Spielenden, die das Spiel kennen, dauert selbst eine Partie zu viert manchmal nur 30 Minuten. Der Ärgerfaktor ist da und hält das Gespräch zu Tisch hervorragend am Laufen. Die Freude über die eigenen Gebäude ist dann für mich doch größer als der Ärger über verlorene Mehrheiten. Schön finde ich gelöst, dass der Wettstreit nicht durch Sabotage stattfindet, sondern durch eigenes Wirken.

Das Autoren-Duo Lukas Zach und Michael Palm wurden mit der Auszeichnung „Spiel des Jahres 2023“ für ihr Spiel „Dorfromantik“ geehrt und sind derzeit in aller Munde. „Sapa Inka“ wird mit Sicherheit nicht mit den Erfolgen von „Dorfromantik“ mithalten, braucht sich jedoch überhaupt nicht zu verstecken!

„Sapa Inka“ ist ein tolles Spiel mit einem frischen Mechanismus der Aktionsauswahl ohne dabei kompliziert zu sein. Leicht zu lernen und schwer zu meistern trifft in entsprechenden Spielrunden sehr gut zu.  „Sapa Inka“ ergänzt die Runde der Familienspiele, die auch zu 5. solide funktionieren sehr gut und überzeugt mich dabei mit Qualität und Leidenschaft für das Thema. Wenn dir Spiele wie „Glasstraße“ gefallen, jedoch mitunter zu lange dauern oder einfach viel zu komplex sind – dann probier‘ doch mal „Sapa Inka“!

 

Bewertung / Test
+ einfaches Regelwerk
+ schöne Gestaltung des Spielmaterials
+ gut funktionierender Spielmechanismus bei allen empfohlenen Personenzahlen
+/- Größe der Ressourcenplättchen grenzwertig klein
– mitunter strafendes Gefühl im Rundenwechsel, weil es vorkommt, dass nicht alle gleich oft dran waren

 

(Eine Rezension von Tobias Mallock)

Tobias

 

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Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Familienspiele”

  • ... Altersgruppe bis 12 Jahre
  • ... Altersgruppe 13 bis 49 Jahre
  • ... Altergruppe 50 bis 70 Jahre
  • ... Altersgruppe ab 71 Jahre

Sapa Inka (2022)

Spielidee: Lukas Zach, Michael Palm
Grafik: Folko Streese
Verlag: LuPri
Anzahl der Spielenden: 2 – 5 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 8 Jahren
Spieldauer: 45 – 60 Minuten

Generationentauglichkeit: Schnell zu erlernende Spielregeln, einfaches Spielprinzip, Material in guter Qualität und Karten in ansprechender Größe – ich sehe hier Generationentauglichkeit!
Pädagogisch wertvoll: Die Spielanleitung gibt kurze Hintergrundinformationen zu den Gebäuden, ich verstehe es als Aperitif für den weiteren Wissenshunger.