Die Alchemisten | Expert:innenspiel | ab 13 Jahren | 2 bis 4 Spielende | Matús Kotry | CGE/Heidelbär Games | ca. 120 Minuten
Ich bin als riesiger Harry Potter-Fan schon früh mit berühmten Alchemisten, wie beispielsweise Nicolas Flamel, in Berührung gekommen. Genau so eine Bekanntheit wollen wir selbst in dem Spiel „Die Alchemisten“ werden und müssen dabei aber einige Hürden überwinden. Ob das Spaß macht, erfahrt ihr in der folgenden Rezension.
Das Spiel
Die Alchemisten ist ein Expertenspiel von Matús Kotry und bei CGE/HeidelbärGames erschienen. Es ist für 2-4 Spielende geeignet und kann ab 13 Jahren gespielt werden.
In die Alchemisten versuchen wir die Angesehensten unserer Zunft zu werden und das meiste Prestige, die beste Laborausrüstung und die qualiativ hochwertigsten Veröffentlichungen zu erlangen. Das Kernelement des Spiels ist dabei ein anspruchsvoller Deduktionsmechanismus, der aber gepaart mit vielen anderen Elementen, wie zum Beispiel Worker-Placement, ein für mich – so viel sei jetzt schon verraten – ganz besonderes Spiel ergibt, das mein Regal definitiv nie wieder verlassen wird. Aber jetzt einmal ganz von vorne.
In der Welt der Alchemisten gibt es verschiedene Zutaten wie Krähenfüße, Alraunenwurzel, blaue Blüten, Skorpione und weitere. Diese Zutaten enthalten genau ein alchemistisches Element. Die Zuteilung wechselt von Partie zu Partie, sodass es stets genug Wiederspielreiz gibt. Ein Element wiederum besteht aus 3 Teilchen, von dem jedes eine der drei Farben rot, grün oder blau sowie eine Ladung (positiv oder negativ) besitzt. Außerdem kann jedes der Teilchen groß oder klein sein. Das klingt jetzt erstmal wahnsinnig kompliziert und kann in den ersten Partien auch noch ein klein wenig für Verwirrung sorgen, aber sobald man einmal das Prinzip verstanden hat, ist es relativ leicht, durch das Brauen von Tränken die korrekten Elemente den Zutaten zuzuordnen.
Hier ein Beispiel:
Wenn ich Zutat A (rot +, grün -, blau +) mit Zutat B (rot -, grün +, blau +) mische, dann erhalte ich einen blauen positiv geladenen Trank, denn das sind die einzigen übereinstimmenden Teilchen der Elemente. Nun sehe ich im Spiel selbst aber ja nicht die Elemente sondern nur Zutat A + Zutat B = blauer + Trank. Daraus kann ich aber schlussfolgern, dass beide Zutaten kein negatives blau geladenes Element enthalten können. Diese Schlussfolgerungen sowie die Tränke kann ich auf der sogenannten Deduktionspyramide hinter meinem eigenen Sichtschirm eintragen.
Wie läuft das Spiel grundsätzlich ab? „Die Alchemisten“ geht über sechs Runden. In jeder Runde wird zu Beginn die Reihenfolge bestimmt. Ein späterer Platz in der Reihenfolge geht mit anderen Vorteilen einher, wie etwa wie mehr Ressourcen. Anschließend markieren wir alle in einer individuellen Spalte, welche Aktionen wir ausführen wollen. Das ist das taktische Workerplacement Element des Spiels. Denn die Aktionen finden in umgekehrter Reihenfolge zur Spielenden-Reihenfolge statt. Wenn ich als letztes meinen Zug durchführen werde, muss ich aber zuerst meine Steine setzen. Das heißt, ich weiß noch gar nicht so genau, wo meine Mitspielenden sich hin platzieren und ob an bestimmten Aktionsorten dann überhaupt noch Sinnvolles für mich zu tun ist.
Welche Aktionen gibt es denn überhaupt?
Als erstes starten wir immer mit dem Sammeln verschiedener Zutaten. Diese brauchen wir im Verlauf des Spiels um Tränke brauen zu können und darüber die Zuordnung der Elemente herauszufinden. Sollten wir aber mal knapp bei Kasse sein, könnten wir die Zutaten auch auf dem nächsten Aktionsort im allergrößten Notfall für bare Münze verkaufen.
Als nächstes steht das Verkaufen schon gebrauter Tränke auf der Tagesordnung. Gut zahlende Kunden haben aber gewisse Ansprüche und diese sollten wir dann auch erfüllen, damit das Geld dann auch den Weg in unsere Taschen findet. Denn mit eben diesem Geld gilt es dann, das eigene Labor mit mächtigem Equipment auszustatten und zu verbessern. Zum einen bringen uns manche der Karten für die Endwertung Prestige, zum anderen sorgen sie für gute Vorteile wie das Behalten von Zutaten und ähnlichem.
Anschließend können wir veröffentlichte Theorien unserer Mitspielenden widerlegen oder aber selbst welche aufstellen. Hier kommt nun ein weiteres Element ins Spiel, nämlich das Bluffen. Natürlich kann ich auch so lange mit dem Veröffentlichen einer Theorie warten, bis ich mir ganz sicher bin, welche Zutat, welchem Element entspricht. Aber dann könnten mir meine Alchemie-Kolleg:innen ja zuvorkommen. Und mal ganz ehrlich, was diese Stümper:innen können, kann ich selbst doch mindestens genau so gut! Also Mut zur Lücke und einfach mal ein nicht 100% richtiges Ergebnis veröffentlichen. Vielleicht ist es ja richtig? Oder noch besser, es ist falsch, aber meine Mitspielenden gehen mir auf den Leim und glauben doch tatsächlich, es sei richtig, hehe. Doch Achtung, in der Endwertung gibt es auch für das Veröffentlichen der Theorien abhängig davon, welche Siegel man der jeweiligen Theorie zugeordnet hat, Prestige alias Siegpunkte.
Die letzte Aktion ist dann das Brauen neuer Tränke. Hier kommt nun endlich die App ins Spiel, wobei diese nicht zwingend nötig ist. Falls jemand aus unerklärlichen Gründen Lust hat, sich mit einer Tabelle ca. 2 Stunden neben alle anderen zu setzen und den Part der App zu übernehmen, indem das Kombinieren der Zutaten manuell ausgewertet wird, kann man auf die App verzichten. Aber sorry, wer das tatsächlich für sich in Betracht zieht, der wird bei mir nur auf Unverständnis stoßen.
Immer wenn wir einen Trank brauen wollen, kombinieren wir zwei Zutaten aus unserer Hand, indem wir sie mit der App scannen. Diese erkennt die Zutaten und spuckt uns den Trank aus, den wir gebraut haben. Den entsprechenden Trank können wir in unseren Sichtschirm in die Spalte, in der sich die beiden Zutaten kreuzen, einklemmen. Ab jetzt gilt analytisches Denken und Deduktion auf höchstem Niveau. Dem Beispiel oben entsprechend, müssen wir erschließen, welche Elemente, einen solchen Trank ergeben haben könnten.
Es gibt Heiltränke (rot & positiv geladen), Schnelligkeitstränke (grün & positig geladen), Weisheitstränke (blau & positiv geladen), Gift (rot & negativ geladen), Lähmungstränke (grün & negativ geladen) sowie Wahnsinnstränke (blau & negativ geladen). Diese gebrauten Tränke müssen immer probiert werden. Dafür stehen uns ein:e Studierende:r zur Verfügung. Aber Achtung falls diese:r in der Runde schon einen negativen Trank ausprobieren musste , hilft nur noch Bezahlung weiter. Wir können die Tränke aber auch an uns selbst ausprobieren, sollten aber nie die negativen Konsequenzen, die uns in der folgenden Runde drohen könnten, außer Acht lassen.
Das Spiel endet wie schon gesagt nach 6 Runden und die Person mit dem meisten Prestige beherrscht die Alchemie am besten und hat das Spiel gewonnen.
Fazit:
Ich mag Social Deduction Spiele wirklich sehr gerne. Allerdings haben sie einen großen Nachteil. Falls eine:r meiner Mitspielenden oder ich selbst einen Fehler gemacht haben sollte, leiden alle anderen am Tisch darunter und im schlimmsten Fall ist die gesamte Partie zerstört. Das kann uns bei „Alchemisten“ mit der App-Umsetzung nicht passieren. Diese funktionierte in unseren Partien immer ausgesprochen gut und eignet sich auch für weniger Technik-Begabte. Wenn ich hier was falsch gemacht habe, dann liegt das an mir und nicht an möglichen Fehlern meiner Mitspielenden. Hier ist wirklich sauberes Arbeiten gefragt, denn nur ein kleiner Fehler kann zu gänzlich falschen Schlussfolgerungen für den gesamten weiteren Spielverlauf führen.
Das Spiel ist offiziell für 4 Spielende ausgelegt. Davon würde ich definitiv abraten. Ich fand es mit 2 Personen genau richtig und würde es maximal zu dritt spielen. Bei 4 Personen muss man sehr geduldig sein. Wenn man sich darauf einstellt, kann es aber in der richtigen Runde sicherlich auch Spaß machen, mir wäre es allerdings dann zu lang.
Die Kombination aus Strategie, Deduktion und Thema ist für mich hier perfekt umgesetzt. „Die Alchemisten“ kommt nicht so oft auf den Tisch, weil es schon einiges an Konzentration abverlangt, aber wenn wir es denn endlich schaffen diesen Mechanismen-Mix zu spielen, genießen wir es absolut. Von mir eine klare Empfehlung für dieses außergewöhnliche Spiel!
Bewertung/Test:
+ tolles Material
+ wunderschöne Optik & Gestaltung
+ gute Appeinbindung
+ anspruchsvolles Deduktionsspiel
+ leichter & schwieriger Spielmodus
(Eine Rezension von Sarah E.)
Wichtige Informationen zu unseren Rezensionen (KLICK)
Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Kenner- und Expertenspiel”
Die Alchemisten (2014)
Spielidee: Matús Kotry
Grafik: David Cochard
Verlag: CGE
Anzahl der Spielenden: 2-4 Spielende
Altersempfehlung Verlag: ab 13 Jahren
Spieldauer: 120 Minuten zu zweit , mehr bei mehr Spielenden
Generationentauglichkeit: Nein. Die Regeln sind wirklich anspruchsvoll und die Köpfe rauchen nach dem Spiel. Ein wirklich expertiges Deduktionsspiel, das aber nicht für jedes Alter geeignet ist.