Die Suche nach Planet X | Deduktionsspiel | ab 12 Jahren | 1 bis 4 Spielende | Matthew O’Malley und Ben Rosset | Schwerkraft Verlag | generationentauglich | pädagogisch wertvoll
„Seit 2016 suchen Astronomen nach einem weit entfernten Planeten, der die einzigartigen Umlaufbahnen einiger Objekte im Sonnensystem erklärt. Könnt ihr den mysteriösen Planet X finden?“ So werden wir relativ unverzüglich ins Spielgeschehen versetzt. Du weißt nicht, wie das gehen soll? Bei Zwergplaneten denkst du eher an Science Fiction als an Pluto? Ach so, Pluto wurde dir in der Schule noch als neunter Planet gelehrt? Dann wird es höchste Zeit, diese Lücke zu schließen!

Das Spiel
Die Suche nach Planet X ist ein Deduktionsspiel von Matthew O’Malley und Ben Rosset und beim Schwerkraft Verlag erschienen. Es ist für 1-4 Spielende geeignet und kann ab 12 Jahren gespielt werden.
Mit ein wenig Hintergrundinformation leitet die Spielanleitung zu „Die Suche nach Planet X“ in das überschaubare Regelwerk ein, und schon sitze ich mittendrin im Spiel. Nach der einfachen Entscheidung ob Standard- oder Expertenvariante startet auch schon die Partie. In der Standardversion wird in 12 Sektoren gesucht, in der Expertenversion sind es 18 Sektoren und quantitativ mehr Objekte. Wenn ich am Zug bin, wähle ich aus den folgenden Optionen:
- Zielsektor – ich erfahre, welches Objekt sich in einem der 12 Sektoren befindet. Diese Option ist limitiert auf 2x pro Person und Spiel und kann niemals Planet X verraten
- Durchmustern – ich darf den sichtbaren Sternenhimmel (6 Sektoren) nach einem Objekt meiner Wahl abscannen
- Forschen – ich erfahre speziell für diese Partie geltende zusätzliche Logikregeln – ich kenne die Kategorie und wähle aus
- Planet X lokalisieren – ich benenne den Sektor von Planet X sowie beide benachbarte Sektoren und löse das Spielende aus
Jede der 4 Optionen hat ihren Preis. Ich bewege mich je nach gewählter Option um eine definierte Anzahl an Sektoren weiter im Uhrzeigersinn. Die Person am weitesten hinten ist dabei als nächste am Zug. Gleichzeitig wird dadurch der sichtbare Himmel festgelegt. Durch die stetig wachsende Zahl an Informationen gelingt es im Laufe einer Partie immer mehr Rückschlüsse auf die noch unbekannten Objekte zu schließen und so schlussendlich Planet X zu finden.

Gelungen ist die Spielführung per App. Statt eine andere Person zu fragen, wähle ich meine Option und Frage auf einem mobilen Endgerät aus und erhalte direkt Feedback. Auch ist es möglich, dass mit unterschiedlich vielen Startinformationen begonnen wird – alles frei wählbar. Damit der Spielfluss nicht ins Stocken gerät, werden sogenannte Theoriephasen eingefügt. In regelmäßigen Abständen darf ich und alle Mitspielenden einen Theoriemarker in der geschlossenen Faust in die Tischmitte halten. Wenn ich einen Marker platzieren will, so wird dieser dann verdeckt in Zugreihenfolge in den entsprechenden Sektor gelegt. Mit jeder Theoriephase wandern diese Marker weiter nach innen. Dort angekommen wird der innerste Marker offengelegt und mittels Menüpunkt der App – ‚Peer Review‘ genannt – wird ausgewertet, ob die Theorie zum tatsächlichen Objekt im Sektor passt. Das gibt zum einen Punkte und Informationen für alle anderen.

A propos Punkte: In vielen Partien gewann die Person, die Planet X entdeckte, auch das Spiel, jedoch nicht immer. Denn wird Planet X entdeckt, wird das Spielende eingeleitet. Alle anderen Mitspielenden haben dann noch zwei Optionen zur Auswahl:
- Planet X ebenfalls lokalisieren
- Theoriemarker platzieren
Das wirkt ausgeklügelt und ist jedoch etwas gemein! Je größer mein Abstand zur vordersten Person ist, desto mehr Punkte erhalte ich für die ebenfalls richtige Lokalisierung von Planet X, bestenfalls genauso viele. Habe ich jedoch trotz angestrengter Überlegungen noch keine genaue Idee wo Planet X ist, so darf ich Theoriemarker legen und dafür ebenfalls Punkte ergattern – bei großem Abstand sogar 2 der begehrten Plättchen.
Ich finde es immer wieder spannend, wie überraschend früh sich der Zeitpunkt anfühlt, wenn ich die anderen sagen höre: „Ich möchte lösen“. Oder wenn ich in die teils entsetzten Gesichter blicke, weil ich bereits die erfolgreiche Lokalisierung verkünde. Spaß macht es jedes Mal und wenn ich dann damit auch noch gewinne erst recht!
Fazit
Die Liste der Deduktionsspiele ist lang, die Liste der Spiele mit App-Unterstützung wächst, und doch findet „Die Suche nach Planet X“ hier eine Nische, die es hervorragend besetzt. Auch wenn das Thema Astronomie nicht jeder auf der eigenen Wunschliste ganz oben hat, so findet sich bei „Die Suche nach Planet X“ ein Deduktionsspiel, was bei mir an die in meiner Jugend sehr beliebten „P.M. Logik-Trainer“ Hefte erinnert.
Deduktionsspiele spiele ich gern mit, bin hier aber selten die treibende Kraft um eine Partie eines Spiels dieses Genres vorzuschlagen. „Die Suche nach Planet X“ ist hier etwas anders. Oft wird gegrübelt und wenig gesprochen, teilweise steht die geistige Arbeit im Vordergrund. Die für mich tollen Aspekte eines geselligen Brettspiels am Tisch treten hin und wieder in den Hintergrund und doch bin ich immer wieder zu einer Partie „Die Suche nach Planet X“ bereit – dieses Mal mit noch weniger Hinweisen auszukommen und vielleicht dieses Mal vor meinen Mitspielenden Planet X lokalisieren zu können.
Das Spiel bietet die Möglichkeit, dass jede Person das eigene mobile Endgerät mit entsprechender App verwendet, synchronisiert wird dann über einen einzigartigen Code, so dass alle Beteiligten die gleichen Objekte im gleichen Sektor finden können. Dadurch erscheint es zumindest theoretisch möglich, eine Partie auch über Distanz zu spielen, vorausgesetzt eine Person hat den Spielplan aufgebaut und rückt die Züge entsprechend der gewählten Aktionen.
„Die Suche nach Planet X“ ist vermutlich ein Spiel für dich, wenn du Freude an logischen Rätseln hast und Interaktionen dabei eher unerwünscht sind. Magst du mehr Interaktionen, dann findest du möglicherweise an „Unangenehme Gäste“ oder „Cluedo“ etwas mehr Gefallen. Sind dir diese Spiele zu glückslastig und ärgerst dich über Mitspielende, die stets die gleichen Hinweise geben, dann findest du in „Die Suche nach Planet X“ eine sehr wertvolle Ergänzung für deine Spielesammlung.
Bewertung / Test
+ Schöne Umsetzung eines App-gesteuerten Spiels zu Tisch
+ Gute Skalierbarkeit des Schwierigkeitsgrades
+ Wohl dosierte Tipps und Hilfen im Spielverlauf (Forschung, Planetenkonferenz)
– Teilweise überraschendes Ende mit dann gefühlt stark limitierten Möglichkeiten um im letzten Zug noch Punkte zu sammeln
(Eine Rezension von Tobias Mallock)
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Die folgende Bewertung erfolgt innerhalb der Kategorie:
“Kenner- und Expertenspiele”
Die Suche nach Planet X (2022)
Spielidee: Matthew O’Malley, Ben Rosset
Grafik: James Masino, Michael Pedro
Verlag: Schwerkraft Verlag
Anzahl der Spielenden: 1 – 4 Personen
Altersempfehlung Verlag: Ab 12 Jahren
Eigene Altersempfehlung: Ab 10 Jahren
Spieldauer: 45 – 90 min
Generationentauglichkeit: Wer Spaß am Rätseln und Kombiniern hat, ist hier generationenübergreifend gut aufgehoben.
Pädagogisch wertvoll: Zumindest der Anfang ist mit diesem Spiel getan. Das Interesse für den Nachthimmel gilt es dann zu festigen – warum nicht mal in einer Sommernacht auf einer Wiese liegen und in die Sterne schauen?